Trinkgeld

Trinkgeld

Trinkgeld (auch Douceur, Pourboire (französisch) oder Tip (englisch)) ist die Bezeichnung für eine Barzahlung, die entweder als Zuzahlung für eine Dienstleistung (z. B. bei Kellnern, Pizzafahrern, Taxifahrern, Reiseleitern oder Zustellern) oder aber auch als eigenständiges Entgelt (z. B. als Toilettengroschen) gezahlt wird.

§ 107 Abs. 3 der deutschen Gewerbeordnung in der Fassung vom 7. Juli 2005 zum Trinkgeld: „Trinkgeld ist ein Geldbetrag, den ein Dritter ohne rechtliche Verpflichtung dem Arbeitnehmer zusätzlich zu einer dem Arbeitgeber geschuldeten Leistung zahlt.“

Im Gastronomiegewerbe hat es sich im deutschsprachigen Raum eingebürgert, etwa 5 bis 10 % des Gesamtbetrages als Trinkgeld zu geben, wenn man mit Speisen, Getränken und Bedienung zufrieden war. Bei Kreditkartenbezahlung wird es geschätzt, wenn das Trinkgeld bar gegeben wird, damit das Trinkgeld nicht um die Provision der Kreditkartengesellschaft geschmälert wird. In Nordamerika, wo das Trinkgeld Teil des Gehaltes der Angestellten ist, gelten 15 bis 20 % als angemessen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Ende des Mittelalters und noch im 16. Jahrhundert erbat sich der Meister, der ein größeres Werk vollendet hatte, für seine Gesellen, aber auch für seine Frau, ein Trinkgeld; so etwa Albrecht Dürer in einem Brief vom 26. August 1509 an den Frankfurter Handelsherrn Jakob Heller, für den er einen Altar gefertigt hatte[1].

Aber auch die Beamten, deren festes Gehalt meist nicht sehr hoch war, waren teilweise auf Trinkgelder angewiesen. Eine ähnliche Einrichtung bestand früher im so genannten Badegeld, das die bayerische Landesordnung 1553 ebenso wie den Blauen Montag abgeschafft haben will.

Ende des 19. Jahrhunderts scheint in Deutschland das Trinkgeld in Dienstleistungsberufen (Kellner, Pagen, Kutscher usw.) oft an Stelle eines Lohnes gegeben worden zu sein. So schreibt Meyers Konversations-Lexikon von 1888: „In Folge dessen kommt es sogar vor, dass Leute, die Trinkgelder empfangen, […] für ihre Stellen eine Art Pacht entrichten“. Des Weiteren erwähnt Meyers, dass der Begriff Trinkgeld in jener Zeit auch „für Bezahlungen angewandt“ wurde, „die aus Gründen der Moral nicht angeboten und angenommen werden sollten“.

Im englischsprachigen Raum musste einer Legende zufolge das Trinkgeld früher im Voraus bezahlt werden, to insure promptness, also „um schnelle Bedienung zu gewährleisten“. Zu diesem Zweck habe am Eingang von Restaurants eine Schachtel für den Tip gestanden. War der Tip zu gering, sei man vom Kellner gar nicht bedient worden. Später habe man erkannt, dass es nicht sinnvoll war, für gute Bedienung zu bezahlen, bevor man wusste, ob die Bedienung tatsächlich gut war, und es habe sich die Methode durchgesetzt, das Trinkgeld erst nach dem Essen zu geben.

Russland war im 19. Jahrhundert das klassische Land der Trinkgelder, dort Teegeld genannt. Bei den Türken verabreichte man Badegeld, bei den Chinesen Teegeld.

Das Trinkgeld wird oftmals auch mit dem Korkengeld verwechselt, jedoch wird das Korkengeld von Gästen verlangt, die mitgebrachtes Essen oder Getränke im Restaurant oder während einer Veranstaltung verzehren.

Die Croupiers eines Casinos finanzieren ihr Gehalt meistens durch die Trinkgelder ihrer Gäste. Beim Roulette geschieht dies durch den sogenannten Tronc, dessen Inhalt jedoch rechtlich kein Trinkgeld ist.

Wortherkunft

Das Wort taucht gedruckt bereits im 14. Jahrhundert auf („trinckgelt“). Das große Wörterbuch der Brüder Grimm, dem wir diesen Hinweis verdanken, definiert auch, was Trinkgeld meist war: „Kleinere Geldsumme für außer der Regel geleistete Dienstverrichtung, ursprünglich zum Vertrinken (bibale), auch Biergeld genannt.“

Steuerliche Behandlung

Deutschlandlastige Artikel Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern.

Trinkgelder, die anlässlich einer Arbeitsleistung dem Arbeitnehmer von Dritten freiwillig und ohne dass ein Rechtsanspruch auf sie besteht, zusätzlich zu dem Betrag gegeben werden, der für diese Arbeitsleistung zu zahlen ist, sind in Deutschland gemäß § 3 Nr. 51 EStG steuerfrei. Dagegen sind „Trinkgelder“, die ein selbständiger Unternehmer von seinen Kunden erhält, Teil des Entgelts für die erbrachte Leistung und sowohl umsatz- wie auch einkommensteuerpflichtig.

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Trinkgeld – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Brockhaus 14. A., Bd. 15
Rechtshinweis Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Trinkgeld — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Tipp • Hinweis • Ratschlag Bsp.: • In den USA wird für die Bedienung ein Trinkgeld von 15 % erwartet …   Deutsch Wörterbuch

  • Trinkgeld — Trinkgeld, ein kleines Geldgeschenk, welches man geringen Personen für Leistung unbedeutender Dienste gibt, welche man nicht von ihnen fordern konnte, od. auch für bes. gute u. schnelle Arbeit außer dem bedungenen Lohn bezahlt. In den meisten… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Trinkgeld — Trinkgeld, Extravergütung für Dienstleistungen, die an Kellner, Dienstboten, Kutscher etc. gezahlt wird. Schon zu Ende des Mittelalters erhob der Meister für seine Gesellen, auch für seine Frau ein T., und die Beamten waren teilweise auf T.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Trinkgeld — ↑Bakschisch …   Das große Fremdwörterbuch

  • Trinkgeld — Trink|geld [ trɪŋkgɛlt], das; [e]s, er: [kleinere] Geldsumme, die jmd. für eine von ihm erbrachte Leistung zusätzlich zum eigentlichen Preis bekommt: ein großes, kleines, fürstliches Trinkgeld; der Kellnerin ein Trinkgeld geben; viele Trinkgelder …   Universal-Lexikon

  • Trinkgeld — *1. Das Trinkgeld1 ist verdient. 1) Das kleine Geschenk, das Dienstboten, Arbeitsleuten u.s.w. gegeben wird. Ein alter Reim fragt: »Wie kompt s, dass der gemeine Mann um Trinkgeld pflegt zu bitten? Auf Essegeld begehrt er nichts? Es sind noch… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Trinkgeld — das Trinkgeld, er (Grundstufe) ein kleiner Geldbetrag, den man einem Kellner gibt Beispiele: In diesen Lokal darf man kein Trinkgeld geben. Er bekam ein hohes Trinkgeld …   Extremes Deutsch

  • Trinkgeld — das Trinkgeld, er 1. Ich habe dem Kellner zwei Euro Trinkgeld gegeben …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • Trinkgeld — (schweiz.): Service; (scherzh.): Bakschisch; (veraltend): Douceur; (veraltet): Gratial. * * * Trinkgeld,das:1.〈freiwilligfüreinenerwiesenenDienstgegebenekleineGeldsumme〉Bakschisch(scherzh)–2.⇨Pfennig(II,1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Trinkgeld — Trịnk·geld das; eine relativ kleine (Geld)Summe, die man z.B. einem Kellner oder einem Taxifahrer zusätzlich gibt <(ein) Trinkgeld geben> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”