Barockschloss Delitzsch

Barockschloss Delitzsch
Schloss Delitzsch

Als Beispiel des frühen sächsischen Barock steht das Schloss Delitzsch mit seinem großen Garten nördlich von Leipzig. 16891691 erbaut, diente es dem Fürstentum Sachsen-Merseburg als Witwensitz und Reiseresidenz. Noch heute zeugt der mächtige Turm von den mittelalterlichen Ursprüngen des Gebäudes: 1390 entstand an dieser Stelle auf Geheiß Markgraf Wilhelms I. (des Einäugigen) eine mächtige Wasserburg.

Baugeschichte

Das mittelalterliche Bild der Altstadt von Delitzsch wird heute vor allem durch das Schloss bestimmt. Auf diesem Fleck siedelten schon im neunten Jahrhundert die ersten Delitzscher. Es waren Slawen, die auf einem Hügel (= delice) eine Burg errichteten. Im 13. Jahrhundert fanden, wahrscheinlich auf einer um- oder neugebauten Burganlage, landesfürstliche Versammlungen der Markgrafen von Meißen statt. Und um 1390 schließlich entstand auf diesem Siedlungspunkt eine Wettinerburg. Ihr Graben war mit dem Wall- und Wassergraben der Stadt verbunden, der Teil der Wehranlage aus dem 14. Jahrhundert war. Diese besteht noch heute mit zwei Stadttürmen aus dem 14. Jahrhundert, der 1,4 Kilometer langen Stadtmauer und eben dem wassergefüllten Wehrgraben. Zwischen 1550 und 1558 baute man die Burg Delitzsch zu einem Renaissance-Wohnschloss um; erhalten blieben aus dem Mittelalter die unteren Keller- und Turmgeschosse.

Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg erkor Delitzsch schon 1657 zur Reiseresidenz und bestimmte es zum Witwensitz. Nach seinem Tod sollte Gattin Christiane, eine in Kopenhagen geborene Prinzessin von Holstein-Glücksburg, Urenkelin von Christian III. König von Dänemark und Norwegen, in das Schloss Delitzsch ziehen. Um das Gebäude repräsentativ herzurichten, waren umfangreiche Änderungen in der Bausubstanz nötig. Von 1689 bis 1696 wurde das Schloss um- und ausgebaut. 1692/93 legte man einen barocken Schlossgarten an, dessen heute zu sehender Nachbau über von Buxbaumhecken eingefasste Ornamente verfügt, im Original waren hier wohl aber eher Beerensträucher verwendet worden, da aufgrund mangelnden Platzes Zier- und Nutzgarten zu einer Einheit verbunden worden waren.

Nächste Bewohnerin war ihre Schwiegerenkelin Henriette Charlotte von Sachsen-Merseburg, die zwar nicht so bedeutend wie sie selbst war, das Schloss aber aufgrund der Entscheidung des debilen Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg beziehen durfte. Nach dessem Tod lebte die kunstsinnige und hochintelligente Henriette recht kränklich auf dem Schloss, wo sie im Alter von 40 Jahren schließlich starb.

Nach wechselvoller multifunktioneller Geschichte im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte 1860 die Umnutzung als Frauenzuchthaus. Nach der Auflösung der Strafanstalt 1926 erwarb die Stadt Delitzsch 1929 den gesamten Schlosskomplex. Das im Jahre 1900 gegründete Museum erhielt darin 1929 sein neues Domizil. Zwischen 1974 und 1993 war das Schloss wegen baulichen Schäden nicht zugänglich. In den letzten zwölf Jahren konnte es im Innen- und Außenbereich saniert werden.

Das Museum im Barockschloss Delitzsch

Barockgarten Delitzsch

Höhepunkt der musealen Ausstellung sind – neben der historischen Schlossküche und dem Barocksaal – die rekonstruierten fürstlichen Gemächer, die den Besucher des Schlosses in die Zeit des Barock zurückversetzen. Mit originalem Plattenparkett (1696), unikalem Interieur und eindrucksvollen Wandfresken sind diese Räume einzigartig in der Kulturlandschaft Sachsens. Der Schlossturm zeigt auf den Etagen die wichtigsten Epochen der Stadtgeschichte und bietet als Aussichtspunkt einen herrlichen Blick in die Umgebung. In weiteren Dauerausstellungen informiert das Museum über die Burg-, Schloss- und Residenzgeschichte und über die gewerbliche Entwicklung der Stadt. Die zweietagigen Schlosskeller, die für geführte Gruppen zugänglich sind, zeigen das harte Leben der gefangenen Frauen im 19. Jahrhundert. Außerdem wird die Geschichte der Gerichtsbarkeit in Sachsen vor Augen geführt. Ständig wechselnde Sonderausstellungen arbeiten Themen der Kultur- und Kunstgeschichte auf. Das Museum wurde bis zum 31. Juli 2008 vom promovierten Historiker Manfred Wilde geleitet, der danach die Stelle des Oberbürgermeisters von Delitzsch antrat.

Barockgarten Delitzsch

Der Lustgarten des Schlosses Delitzsch ist eine der frühesten barocken Gartenanlagen Sachsens. Schon 1692 ließ ihn die fürstliche Witwe Christiane von Sachsen-Merseburg durch den Hofgärtner Andreas Gotthard Carl nach französischen Vorbildern anlegen. Damals entstand in Delitzsch eine sogenannte parterre de broderie, also eine flache Gartenanlage mit ausgesprochenem Ziercharakter. Die kronenähnlichen Ornamente, die einer Stickerei (Broderie) gleichen, formte man aus niedrigen Buchsbaumhecken und farbigem Ziegelbruch. Typisch für eine derartige barocke Anlage ist ihre strenge Symmetrie, welche durch die Achsen der Haupt- und Nebenwege betont wird. Für die weitere Gestaltung ließ man für den historischen Delitzscher Schlossgarten von Steinmetzen mehrere Dutzend Statuen und Bänke aus Sandstein anfertigen. Letztere luden die adligen Besucher zum Verweilen ein. Zweckmäßig war die asymmetrische Lage des Gartens zum Schloss, wodurch dieser vom fürstlichen Appartement überschaubar war. Der Platz direkt vor dem Schloss war für Ankömmlingen und Wirtschaftsfahrzeuge gedacht. Durch die kunstvoll angelegten Wege des Lustgartens zu wandeln war als Vergnügen ausschließlich der fürstlichen Hausherrin und ihren Gästen vorbehalten. Heute dagegen steht der Barockgarten des Delitzscher Schlosses allen Besuchern offen.

51.52343333333312.3288861111117Koordinaten: 51° 31′ 24″ N, 12° 19′ 44″ O


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