Delitzsch

Delitzsch
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Delitzsch
Delitzsch
Deutschlandkarte, Position der Stadt Delitzsch hervorgehoben
51.52638888888912.342594
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Leipzig
Landkreis: Nordsachsen
Höhe: 94 m ü. NN
Fläche: 83,57 km²
Einwohner:

26.344 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 315 Einwohner je km²
Postleitzahl: 04509
Vorwahl: 034202
Kfz-Kennzeichen: TDO
Gemeindeschlüssel: 14 7 30 070
Stadtgliederung: Kernstadt sowie 5 Stadt- und 10 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 3
04509 Delitzsch
Webpräsenz: www.delitzsch.de
Oberbürgermeister: Manfred Wilde (parteilos)
Lage der Stadt Delitzsch im Landkreis Nordsachsen
Arzberg Bad Düben Beilrode Belgern Cavertitz Dahlen Delitzsch Doberschütz Dommitzsch Dreiheide Eilenburg Elsnig Großtreben-Zwethau Jesewitz Krostitz Laußig Liebschützberg Löbnitz Mockrehna Mockrehna Mügeln Naundorf Neukyhna Oschatz Rackwitz Schildau Schkeuditz Schönwölkau Sornzig-Ablaß Taucha Torgau Trossin Wermsdorf Wiedemar Zinna Zschepplin ZwochauKarte
Über dieses Bild

Delitzsch (ˈdeːlɪtʃ, vom slawischen delč für Hügel) ist eine Große Kreisstadt und ein Mittelzentrum im Freistaat Sachsen. Mit mehr als 26.300 Einwohnern ist sie die größte Stadt im Landkreis Nordsachsen. Sie gehört zum Ballungsraum Leipzig-Halle und ist ein Teil der Metropolregion Mitteldeutschland.

Erste Siedlungsspuren im Stadtgebiet sind über 1000, die erste urkundliche Erwähnung der Stadt 845 Jahre alt. Vom Reichtum der Stadt im Spätmittelalter zeugt vor allem die sehr gut erhaltene Altstadt, die mit ihren vielen Plätzen, Bürger- und Patrizierhäusern, Stadttürmen, dem Barockschloss und der Stadtbefestigung zu den am besten erhaltenen Sachsens gehört.

Durch die gute Verkehrsanbindung auf Straße und Schiene ist Delitzsch einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte für den Landkreis Nordsachsen. Aufgrund der Nähe zu den Erholungs-, Naturschutz- und Seengebieten nördlich und südlich der Stadt ist Delitzsch ein beliebtes Sport- und Freizeitzentrum.

Geographie

Delitzsch in der Metropolregion Sachsendreieck

Lage

Delitzsch liegt nahe der sächsischen Nordgrenze zu Sachsen-Anhalt auf einer Höhe von 94 m ü. NN. Die Stadt bildet als Mittelzentrum im Verdichtungsraum den nördlichsten Rand des Landkreises Nordsachsen und der Leipziger Tieflandsbucht und grenzt dort an das Heide-, Seen- und Erholungsgebiet Goitzsche. Östlich von Delitzsch befindet sich die Dübener Heide im Elbe-Mulde-Tiefland. Weiter südlich grenzen die durch den Braunkohleabbau entstandenen Werbeliner und Schladitzer Seen an das Gebiet der Stadt Delitzsch, westlich der Stadt liegt der Saalekreis. Durch Delitzsch fließt aus südlicher Richtung der ca. 30 Kilometer lange Lober, der von mehreren städtischen Gräben (beispielsweise dem Wallgraben) gespeist wird und in die Mulde mündet.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Das Stadtgebiet von Delitzsch misst in der größten Nord-Süd-Ausdehnung 11,1 Kilometer und in der Ost-West-Ausdehnung 12,4 Kilometer. Die Gesamtfläche der Stadt beträgt 83,57 Quadratkilometer und setzt sich aus den Gemarkungen Delitzsch, Beerendorf, Benndorf/Rödgen, Brodau, Döbernitz, Gertitz, Kertitz, Laue, Poßdorf, Selben/Zschepen, Schenkenberg, Spröda, Storkwitz und Werben zusammen. Davon sind 3550 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 845 Hektar Wald. Gewässer bedecken 825 Hektar, öffentliche Verkehrsflächen 475 und die Erholungs- und Grünflächen 210 Hektar.

Geologie

Die Delitzscher Landschaft entstand im Zeitalter des Tertiärs. Als sich das Erzgebirge und das Vogtland erhoben, bildete sich als Ausgleich eine flache Ebene, in der sich Verwitterungsmaterial der Gebirge ablagerte. Dadurch entstand auf dem heutigen Gebiet der Altstadt eine Bodenerhebung als eiszeitlicher Sandrücken inmitten der alten Loberaue westlich des Schlosses.[2] Durch Moorbildung und Überflutungen lagerte sich organisches Material ab, das von Sedimenten überlagert wurde. Aus diesen Ablagerungen bildete sich Braunkohle, überdeckt mit Schichten aus Sand und Löss.[3] Durch die Rekultivierung alter Braunkohleabbaustandorte und deren Umwandlung in Erholungsgebiete, vor allem nördlich und südlich der Stadt, entstanden in der Delitzscher Region viele Seen, die allmählich das Gesicht der Landschaft verändern. Durch die Flutungen der Tagebaulöcher ist der Grundwasserspiegel schon bei sechs bis acht Metern erreicht.

Die Höhenlage Delitzschs variiert im Stadtgebiet um etwa 14 Meter, wobei die höheren Teile im Süden und die tieferen im Norden der Stadt liegen. Sie reicht von 88 Meter über Normalnull am tiefsten Punkt am Neuhäuser See bei Petersroda bis zu 102 Meter an der Lober bei Brodau, der höchsten natürlichen Lage der Stadt Delitzsch.

Nachbarstädte und -gemeinden

An Delitzsch grenzen die Städte Sandersdorf-Brehna und Bitterfeld-Wolfen im zu Sachsen-Anhalt gehörenden Landkreis Anhalt-Bitterfeld im Norden sowie die zum Landkreis Nordsachsen gehörenden Gemeinden Löbnitz im Nordosten, Schönwölkau im Osten, Rackwitz im Süden und Neukyhna im Westen.

Nachbarstädte sind Leipzig, etwa 20 Kilometer südlich, Halle, etwa 30 Kilometer westlich, Bitterfeld-Wolfen, etwa 15 Kilometer nördlich, Bad Düben, etwa 20 Kilometer nordöstlich und Eilenburg, etwa 25 Kilometer südöstlich.

Stadtgliederung

Delitzsch gliedert sich in die Kernstadt, 5 Stadt- und 10 Ortsteile. Zur Kernstadt gehört neben der historischen Altstadt auch die Neustadt, die sich besonders östlich um die Altstadt ausbreitet. Die Stadtteile sind historisch gewachsen oder wurden als vorher selbstständige Gemeinden bis 2004 eingegliedert. Aufgrund der naturräumlichen Gliederung ist das Delitzscher Stadtbild deutlich zweigeteilt. Etwa 25 Quadratkilometer entfallen auf Wohnbebauung und Gewerbe, die übrigen 59 Quadratkilometer sind Wald-, Gewässer-, Grün- und landwirtschaftliche Flächen. Da sich die zirka 26.300 Einwohner auf rund 83.57 Quadratkilometer verteilen, hat Delitzsch die dritthöchste Einwohnerdichte in Nordsachsen. Sie liegt mit 315 Einwohnern pro Quadratkilometer nicht nur über dem nordsächsischen Durchschnitt, sondern auch über dem des Freistaats Sachsen (227 Einwohner pro km²) und der Bundesrepublik (229 Einwohner pro km²). Dicht besiedelt sind neben der Kernstadt vor allem die Stadtteile Schenkenberg und Döbernitz und die Ortsteile Selben und Zschepen. Die anderen Stadt- und Ortsteile sind dünner besiedelt und teils deutlich von der Landwirtschaft geprägt.

Goitzsche
Stadt-/Ortsteil Einwohnerzahl
(2009)
Fläche in km2
Delitzsch (Kernstadt mit Werben und Gertitz) 23.539 15,30
Beerendorf 182 1,11
Benndorf/Rödgen 255 1,83
Brodau 154 0,52
Döbernitz 1.271 1,22
Schenkenberg (mit Kertitz und Storkwitz) 690 2,18
Selben und Zschepen 198 1,38
Spröda (mit Laue und Poßdorf) 252 0,98
Insgesamt 26.532 24,52

Klima

Delitzsch liegt in der gemäßigten Klimazone, im Übergangsbereich vom Seeklima aus Westeuropa zum Kontinentalklima aus Osteuropa. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,4 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 516 mm. Die wärmsten Monate sind Juli mit 18 und August mit 17 Grad Celsius, die kältesten Dezember bis Februar mit Temperaturen zwischen −1 und 1 Grad Celsius Durchschnittstemperatur. Der meiste Niederschlag fällt in den Sommermonaten Juni bis August mit einem Spitzenwert von 72 mm im Juli. Im Februar fällt der geringste Niederschlag mit 27 mm, in den anderen Wintermonaten liegt er etwa bei durchschnittlich 30 mm. Die Zahl der durchschnittlichen Sonnenstunden pro Tag schwankt zwischen einer (November/Dezember/Januar) und sieben Stunden (Juni/Juli). Im Jahr 2010 war Delitzsch mit insgesamt 1768 Sonnenstunden der sonnigste Ort im gesamten Freistaat Sachsen.[4]

Der Regenschatten des Harzes erreicht im Delitzscher Stadtgebiet seine südöstliche Grenze. Nach Süden schließen sich die Regenstaulagen des Erzgebirges an. Dies äußert sich in einem bedeutenden Niederschlagsgradienten in der Umgebung der Stadt, aber auch innerhalb des Stadtgebietes. Die tiefste bisher gemessene Temperatur war −26,3 Grad Celsius am 7. Januar 2009, die höchste 38,2 Grad Celsius während der Hitzewelle 2003. Die nächstgelegene Wetterstation befindet sich im südlich benachbarten Leipzig und weist ähnliche Wetterverhältnisse auf. [5]

Geschichte

Von den Anfängen der Besiedlung bis zum Spätmittelalter

Der älteste Überrest menschlicher Kultur im Raum Delitzsch ist ein Fragment eines Idols aus der Zeit vor 5100 v. Chr., das einer frühbäuerlichen Kultur entstammt und im Jahr 2003 am Ortsausgang von Zschernitz gefunden wurde.[6] Die ältesten Baufunde in der Gemarkung von Delitzsch stammen aus der spätrömischen Kaiserzeit im 4. Jahrhundert. Belege dafür sind archäologische Funde alter Keramikkacheln und Schalen in der Badergasse und der Beethovenstraße. Im 8./9. Jahrhundert wurde unterhalb des heutigen Burgberges eine frühstädtische slawische Sorbensiedlung angelegt und eine Wasserburg errichtet. Durch günstige Geländebedingungen und eine von West nach Ost führende Fernhandelsstraße siedelten sich Franken und Hessen in unmittelbarer Nachbarschaft an. Markgraf Albrecht der Bär erließ 1159 einen Aufruf an die Niederlande, dass sich Siedler entlang der bevölkerungsarmen Elbe-Mulde-Region niederlassen sollten. Daraufhin kamen die Flamen oder Fläminger in Massen. Im Schutz der erweiterten Burg wurde die Siedlung planmäßig angelegt und mit dem Gelände an der heutigen Ritter-, Halleschen, Schloss-, Mühl- und Pfortenstraße vergrößert. Durch die Salzstraße von Halle erlangte der Handelsposten zunehmende Bedeutung.

Erstmalig urkundlich erwähnt wurde der Ort am 20. August 1166 in einer Urkunde Friedrichs I.[7]. Um 1200 wurde die befestigte Burganlage Sitz eines unteren Gerichtsbezirks. Zugleich diente sie als Verwaltungs-, Vogtei- und Gerichtssitz sowie als Reiseresidenz der Wettiner. In der Folgezeit erlangte der Ort aufgrund seiner großen Anzahl von Hausstellen und der wachsenden Bevölkerung erweiterte Rechte und Qualitäten. Dazu zählten zum Beispiel das Marktrecht ab 1291, das Bürgerrecht ab 1364 und die hohe Gerichtsbarkeit ab 1423. Um 1375 entwickelte sich die erste Neustadt, die sich von der Pfortenstraße über Schulstraße und Breite Straße bis zur Zscherngasse erstreckte.

Karte der wettinischen Ländereien nach der Leipziger Teilung

Als wirtschaftliche Grundlage der Bürger galten damals neben der Landwirtschaft die Herstellung und der Verkauf von Bier. Nach der Sicherung des Rechtes der Biermeile im Jahr 1390 wurde der seit 1350 Delc genannte Ort zu einer Wirtschafts- und Finanzmacht, die durch den Ankauf von nichtstädtischen Gemeinden und Dörfern zum Grundherrn über die Region wurde.[8] Den wachsenden Wohlstand und die Wirtschaftskraft der Stadt und ihrer Bürgerschaft galt es nun zu wahren und nach außen hin symbolhaft zu zeigen. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt erstmals mit einem sieben Meter hohen Mauergürtel, dem Breiten und dem Halleschen Tor und drei Türmen gesichert. Der Bau dieser Wehranlage und des dazu parallel verlaufenden Wassergrabens mit Wall und Zwinger vollzog sich in mehreren Abschnitten und fand erst 1457 seinen vorläufigen Abschluss. Der Umfang der Altstadt betrug etwa 1500 Meter und sie hatte eine Fläche von 18 Hektar.

Bedeutend für die Stadtentwicklung waren die Errichtung der Stadtkirche St. Peter und Paul von 1404 bis 1496 im mittelalterlichen Zentrum und die Grundsteinlegung der Kirchen St. Georg und Marien in den Jahren 1516 und 1518 außerhalb der Altstadt. Mit der Leipziger Teilung gelangte die Stadt Delitzsch (früheres Gebiet des Osterlandes um Leipzig) im Jahr 1485 an den albertinischen Zweig der Wettiner und deren Residenz in Dresden.[9] Die wohl bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadt Delitzsch waren die Gebrüder Brandis. Im Jahr 1481 druckte der aus Delitzsch stammende Marcus Brandis das erste nachweisbare Buch Sachsens in der 20 Kilometer entfernten Messestadt Leipzig. Sein Bruder Lucas druckte 1473 in Merseburg das erste Buch Sachsen-Anhalts. Matthäus war als Wanderbuchdrucker im mitteleuropäischen Raum unterwegs und druckte ab 1506 Bücher in Kopenhagen.[10]

Delitzsch um 1650, Kupferstich von Matthäus Merian, veröffentlicht in der Topographia Superioris Saxoniae
Delitzsch um 1650, Kupferstich von Matthäus Merian, veröffentlicht in der Topographia Superioris Saxoniae

Das Kurfürstentum Sachsen-Merseburg

Durch die sächsischen Kurfürsten unterstützt, wurde die Reformation bereits 1539 in Delitzsch eingeführt. Mit der Neuordnung des albertinischen Territoriums durch Kurfürst Moritz in den Jahren 1546 und 1547 kam die Stadt zum Leipziger Kreis des Kurfürstentums Sachsen.

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch in Delitzsch seine Spuren. Von 1636 an wurde die Stadt direkt in den Krieg einbezogen und zum Ziel von Attacken der Schweden, die im Spätwinter 1637 mordend und brandschatzend über den gesamten mitteldeutschen Raum herfielen. Sie brannten fast die gesamte Neustadt nieder; die Altstadt belagerten sie jedoch vergeblich. Einer Sage nach rettete im Jahr 1637 die Türmerstochter, die mit ihrem Vater im Breiten Turm lebte, die Delitzscher vor dem wohl schlimmsten Angriff der Schweden. Nachdem sie im Osten eine meterhohe Staubwolke aufsteigen sah, griff sie zu ihrer Trompete und blies die bekannten Warnsignale, die ihr Vater sie gelehrt hatte. Damit wurden die Bürger gewarnt, die entsprechende Maßnahmen ergriffen. Durch das Verhalten der Türmerstochter wurden Ausschreitungen der Schweden vermieden, die daraufhin abzogen. [11]

Als 1656 der sächsische Kurfürst Johann Georg I. starb, wurde nach seinem Testament von 1652 eine faktische Landesteilung Sachsens durchgeführt. So gab es neben dem weiter bestehenden Restkurfürstentum noch drei so genannte Sekundogenituren, wozu auch das Herzogtum Sachsen-Merseburg gehörte, zu dem das Gebiet um Delitzsch kam. Unter der Herrschaft von Herzog Christian I. wurde das Schloss in Delitzsch zum künftigen Witwensitz seiner Gemahlin um- und ausgebaut. Bereits am 31. Mai 1692 bezog die inzwischen verwitwete Herzogin Christiane von Sachsen-Merseburg mit ihrem Hofstaat von 28 Personen das Schloss und ließ noch im selben Jahr den heutigen Schlossgarten nach französischen Vorbildern in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss anbauen.[12] Zur größten Feuersbrunst in der Geschichte von Delitzsch kam es 1661, dabei fiel fast der gesamte Westteil der Neustadt den Flammen zum Opfer. Knapp 200 Menschen verloren dabei ihr Leben und fast 75 Häuser wurden zerstört.

Nach dem Tod der Herzogin Christiane im Jahr 1701 nutzte das Merseburger Herzoghaus das Schloss nur noch ab und zu als Reiseresidenz. Erst von 1731 bis 1734 wurde mit dem Einzug der Herzogin Henriette Charlotte, Witwe des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg, das Barockschloss wieder regelmäßig als Residenz genutzt. Nach dem Tod des Herzogs im Jahr 1731 und der Herzogin im Jahr 1734 fiel die Sekundogenitur Sachsen-Merseburg 1738 wieder an das Kurfürstentum Sachsen zurück, da Herzog Moritz Wilhelm keine männliche Nachkommen hatte. Zwischen 1728 und 1810 war Delitzsch Garnisonsstandort für die Kursächsische Armee.

Nach der Niederlage Napoleons bei der Leipziger Völkerschlacht im Jahr 1813 gehörte Delitzsch zur Provinz Sachsen, die das Kurfürstentum Sachsen nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses von 1815 an das Königreich Preußen abgeben musste.

Delitzsch als preußische Provinzstadt

Delitzsch um 1839
Gut Döbernitz um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Mit der Zugehörigkeit zum fortschrittlichen und modernen Preußen wurde Delitzsch zur Kreisstadt erhoben und bildete den gleichnamigen Kreis. Bestimmend für die Wirtschaft blieb nach wie vor das städtische Innungshandwerk. Allein die Strumpfherstellung begann sich aus der individuellen Produktion im Familienbetrieb bereits in neu errichteten Manufakturen zu etablieren. In dieser neuen Produktionsform mit freien Lohnarbeitern kam es zur Gründung neuer Unternehmen. Dazu zählten neben der Tabakherstellung auch die Chemie-, Textil- und Lebensmittelindustrie. Begünstigt von einem dichten Städte-, Straßen- und Wassernetz, den Rohstoffvorkommen an Kohle, Ton, Salz und Erz sowie der relativ großen Bevölkerungsdichte, bot die Region für Investitionen weiterhin gute Ausgangsbedingungen. Dafür stand auch die Entstehung eines sehr dichten Eisenbahnnetzes um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Berlin – Magdeburg – Leipzig mit dem Haltepunkt Unterer Bahnhof im Jahr 1858 und der Eisenbahnstrecke Halle – Eilenburg – Sorau mit dem Haltepunkt Oberer Bahnhof im Jahr 1872 hatte Delitzsch nun Anschluss an das überregionale Eisenbahnnetz.

Das sich am nordwestlichen Ende der Altstadt befindliche Barockschloss nutzte nach sehr wechselvoller Geschichte im 18./19. Jahrhundert nur noch das preußische Militär bis 1849 als Garnison eines preußischen Landwehrregiments und bis 1860 als Artillerieschule, der größte Teil aber stand leer. Deswegen beschloss die Regierung in Merseburg 1855, die Umnutzung zum Zuchthaus, das bis zu seiner Auflösung im Jahr 1926 bestand.[13] Im ausgehenden 19. Jahrhundert konnten erstmals innerhalb weniger Jahrzehnte zahlreiche öffentliche Bildungs-und Sozialeinrichtungen entstehen und sich noch heute bestehende Traditionsunternehmen bilden.

Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges ließen auch die Entwicklung der Stadt stagnieren. Zu dieser Zeit lebten schon über 13.000 Menschen in Delitzsch. Der größte Teil der wehrfähigen Männer wurde zum kaiserlichen Heer eingezogen. Die Stadt Delitzsch blieb wie fast ganz Deutschland größtenteils von den Auswirkungen des Krieges verschont.

Nach Kriegsende wurde die Stadt ab November 1918 für kurze Zeit noch einmal Garnisonsstandort. Im Jahr 1928 verhandelte die Stadt mit der Regierung in Merseburg über den Ankauf des Schlosses und des umliegenden Areals. Trotz des Kaufvertragsabschlusses im Jahr 1929 verhinderte die Weltwirtschaftskrise die weitere Umsetzung.

Am Folgetag der Reichskristallnacht kam es zu Übergriffen gegen jüdische Geschäfte und Einrichtungen und zur Zerstörung der Begräbniskapelle auf dem jüdischen Friedhof in der Hainstraße. Die noch in der Stadt lebenden Juden zogen nach Bitterfeld oder wanderten nach Bolivien aus. Abgesehen von der Zerstörung beider Bahnhöfe und des Militärflugplatzes blieb die Stadt im Zweiten Weltkrieg verschont. Noch bevor das Dritte Reich unter der militärischen Überlegenheit der alliierten Truppen im Mai 1945 kapitulierte, wurde Delitzsch am 20. April von amerikanischen Truppen besetzt. Diese hatten sich, aus Richtung Halle kommend, der Stadt genähert, die ihnen dann weitestgehend kampflos und für beide Seiten ohne Verluste übergeben wurde.[14]

Nachkriegsentwicklung

Durch die Gebietsreform der DDR wurde 1952 der seit 1946 zur Provinz Sachsen-Anhalt gehörende Kreis Delitzsch dem neu geschaffenen Bezirk Leipzig zugeordnet. Parallel dazu gab es auch tief greifende städtebauliche Veränderungen. Ab 1958 entstand das Neubaugebiet Delitzsch-Ost mit Ein- und Mehrfamilienhäusern. Ab 1974 folgten Ersatzwohnungen für Einwohner aus den durch die Erweiterung und den Neuaufschluss von Braunkohle-Großtagebauen abgebrochenen Dörfern des Kreisgebietes. In diesem Zusammenhang wurden auch mehrere Kaufhallen, medizinische Einrichtungen, Schulen und Kindereinrichtungen geschaffen.

In den 1980er Jahren erreichten die politischen Spannungen und Umweltprobleme in der DDR ihren Höhepunkt und dies im besonderen Maße im Großraum Leipzig-Halle. Durch die Braunkohleförderung waren Teile der mitteldeutschen Kulturlandschaft verschwunden und acht Dörfer im Kreis Delitzsch von der Devastierung betroffen. Industriell stark kontaminierte Abfallprodukte gingen ungefiltert in die Luft oder wurden in ausgekohlten Tagebauen versenkt.

Im November 1989 verlief die Wende friedlich mit Friedensgebeten in der Stadtkirche und anschließenden Protestdemonstrationen. Im Ort bildete sich ein Runder Tisch, an dem vor allem regionale Aspekte diskutiert wurden. Im Jahr 1990 entstanden Städtepartnerschaften mit Friedrichshafen und Monheim am Rhein. Am 1. August 1994 wurden die Landkreise Delitzsch und Eilenburg vereinigt. Delitzsch blieb Sitz des Landkreises bis zur Gebietsreform am 1. August 2008.

Im Jahr 1995 wurde das Gewerbegebiet Südwest geschaffen, das auf 25.000 Quadratmetern Unternehmen Gewerbeflächen zum Kauf oder zur Anmietung anbietet. Am 1. Januar 1997 erhielt Delitzsch den Status einer Großen Kreisstadt. Im Jahr 2000 erstrahlten Schloss, Barockgarten und Schlossbezirk nach umfassenden Sanierungsarbeiten in neuem Glanz. Im Jahr 2004 wurden große Teile des innerstädtischen Sanierungsprogramms im Rahmen des Denkmalschutzes mit der Sanierung von Bürgerhäusern, öffentlichen Gebäuden und der städtischen Infrastruktur erfolgreich abgeschlossen. In Kooperation mit dem Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig gewann die Stadt 2010 den Wettbewerb Energieeffiziente Stadt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).[15] Am 23. November 2010 trafen sich Genossenschaftler aus ganz Deutschland in Delitzsch. Anlass war das 17. Delitzscher Gespräch mit dem Thema Deutschland 20 Jahre grenzenlos. Eine genossenschaftliche Bestandsaufnahme. Einen Tag vorher wurde das Geburtshaus von Hermann Schulze-Delitzsch nach Umbauarbeiten wiedereröffnet.

Eingemeindungen

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Stadtgebiet um die heutigen Stadtteile und ehemals selbstständigen Dörfer Gertitz, Kertitz und Werben im Jahr 1950 erweitert. Von Sachsen-Anhalt kam zum 1. Januar 1976 die Gemeinde Paupitzsch hinzu, die infolge des Braunkohleabbaus wenige Jahre später verschwand, deren Fläche aber noch zu Delitzsch gehört. Dieses Schicksal hatten auch andere Ortschaften im Kreis Delitzsch; von 1974 bis 1992 wurden sieben Dörfer devastiert und nach Delitzsch umgesiedelt (siehe Liste abgebaggerter Ortschaften). [16] Im Zuge der Sächsischen Gebietsreform kam es 1994 und 1996 zu einer wesentlichen Erweiterung des Stadtgebietes. So kamen am 1. März 1994 Benndorf und Laue, [17] ab dem 1. Januar 1996 die Dörfer und Ortsteile Poßdorf, Rödgen, Schenkenberg, Spröda und Storkwitz hinzu.[18] Die jüngste Erweiterung des Stadtgebietes ist die Aufnahme der Gemeinde Döbernitz (mit den am 1. Januar 1994 eingegliederten Orten Beerendorf, Brodau und Selben, letzterer mit dem am 1. Juli 1950 eingemeindeten Ort Zschepen) am 1. März 2004 auf Beschluss des Stadt- und Gemeinderats von Delitzsch und Döbernitz.[19]

Einwohnerentwicklung

Delitzsch gehörte bereits im Mittelalter zu den größeren Städten in Sachsen. Auch in der frühen Neuzeit stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich an, sodass zu Beginn der Industriellen Revolution um 1850 bereits rund 5.500 Menschen in Delitzsch lebten. Jedoch stieg die Bevölkerungszahl in den nächsten Jahrzehnten nur langsam an, da die Industrialisierung in Delitzsch nicht so stark einsetzte wie vergleichsweise in anderen sächsischen Städten. Erst in der Zeit zwischen 1890 und 1930 kam es zu einem stärkeren Bevölkerungswachstum als insbesondere die Eisenbahn- und Lebensmittelindustrie für einen hohen Industrialisierungsgrad sorgten. Auch die Verbesserung der technischen Infrastruktur, durch den Bau eines Wasser- und Gaswerks sowie eines Krankenhauses, führten zum Anstieg der Einwohnerzahl. Bis kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Einwohnerzahl nochmals um knapp 8.600 Einwohner, von rund 16.500 Einwohnern im Jahr 1933, auf rund 25.100 im Jahr 1946. Gründe dafür waren neben immigrierten osteuropäischen Flüchtlingen auch die Vermeidung von Verteidigungsschlachten gegen die Besetzung der Stadt von amerikanischen Truppen im April 1945. Nach einem Rückgang der Bevölkerung auf etwa 22.900 Einwohner in den 1950er Jahren, stieg die Einwohnerzahl in den sechziger und vor allem in den siebziger Jahren wieder auf etwa 24.500 Einwohner. Dieser Trend setzte sich auch in den achtziger Jahren fort, sodass 1984 fast 28.000 Einwohner verzeichnet werden konnten. Somit gewann Delitzsch zu DDR-Zeiten rund 3.000 Einwohner. Nach der Wiedervereinigung setzte zunächst ein kurzer Rückgang der Bevölkerung ein, der aber schon Mitte der 1990er Jahre durch Ansiedlung neuer Unternehmen und der Erschließung von Gewerbegebieten gebremst werden konnte. Bis zur Jahrtausendwende blieb die Einwohnerzahl recht stabil. Durch das 2002 herrschende Elbhochwasser, bei dem auch die nahe gelegene Mulde betroffen war, führte in den Jahren 2002 und 2003 dazu, dass geschädigte Einwohner des Delitzscher und Eilenburger Umlands in die Stadt zogen. Durch diesen Umstand gewann Delitzsch 2003 gegenüber 2001 nochmals rund 2.400 Einwohner und erreichte am 31. Dezember 2003 mit fast 28.200 Einwohnern seinen historischen Höchststand. Seitdem schrumpft die Einwohnerzahl von Delitzsch wieder langsam, was zum einen in der Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen und zum anderen durch eine evidente Diskrepanz zwischen Zu- und Wegzügen begründet ist.

Entwicklung der Einwohnerzahl von Delitzsch
Jahr Einwohnerzahlen
1789 2.500
1837 4.332
1841 4.533
1890 8.949
1913 12.104
1925 14.892
1933 16.476
1938 17.931
Jahr Einwohnerzahlen
1946 25.1481
1950 22.8922
1960 22.990
1981 26.554
1984 27.953
1995 25.762
1997 27.235
1998 26.963
Jahr Einwohnerzahlen
1999 26.704
2000 26.331
2001 25.774
2002 25.573
2003 28.189
2004 28.001
2005 27.780
2006 27.521
Jahr Einwohnerzahlen
2007 27.181
2008 27.110
2009 26.532
2010 26.344
2011

Datenquelle ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen

1 29. Oktober

2 31. August

Religionen

Die Bevölkerung der Stadt Delitzsch gehörte bis zur Reformation zum Bistum Merseburg. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden in Delitzsch drei Kirchen: St. Peter und Paul, Marienkirche und Hospitalkirche.

Erste lutherische Predigten wurden bereits 1523 abgehalten. 1539 wurde die Reformation durch Herzog Heinrich auch in Delitzsch eingeführt. Gegenwärtig gehören alle lutherischen Kirchengemeinden der Stadt zum Kirchenbezirk Torgau-Delitzsch der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, zur altkonfessionellen Evangelisch-Lutherischen Freikirche oder zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Ab 1697 gab es in Delitzsch auch wieder katholische Gottesdienste. Innerhalb der Katholischen Kirche gehört Delitzsch zum Dekanat Torgau im Bistum Magdeburg. Katholische Hauptkirche der Stadt ist St. Marien in der Lindenstraße. Seit 1700 besteht in Delitzsch auch eine evangelisch-reformierte Gemeinde, die zur Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland gehört. Die Anfänge der Delitzscher Baptistengemeinde (heute: Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde) reichen bis in die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Die Gemeinde konstituierte sich um 1920.[20] Sie ist ein Zweig der Baptistengemeinde Bitterfeld und gehört zum Evangelisch-Freikirchlichen Landesverband Niedersachsen-Ostwestfalen-Sachsen-Anhalt (NOSA).

Erste jüdische Einwohner existierten in Delitzsch bereits im späten Mittelalter. Sie siedelten sich damals in der Juden- oder auch Jüdengasse an, welche diese Bezeichnung bis zum 16. Jahrhundert behielt und dann in Holzstraße umbenannt wurde.[21]Im Jahr 1859 baten jüdische Einwohner von Delitzsch den Stadtrat um Erlaubnis eine jüdische Begräbnisstätte anlegen zu dürfen. 1861 erwarb die Gemeinde dann als Begräbnisplatz ein Gelände mit einer Größe von 460 Quadratmetern, das später auf 1.100 Quadratmeter ausgebaut wurde.[21]Im Februar des gleichen Jahres bildete sich zudem erstmals eine Jüdische Gemeinde aus den Bereichen Delitzsch, Bitterfeld, Brehna und Eilenburg. Nach 1933 begann die Ausgrenzung und Verfolgung der Juden, die hier aber erst ab Ende der Dreißiger Jahre völlig verbannt wurden. Am Folgetag der Reichspogromnacht kam es auch in Delitzsch zu Übergriffen, bei denen der jüdische Friedhof verwüstet und die angrenzende Begräbniskapelle völlig zerstört wurde.[21] Die wenigen noch in der Stadt lebenden jüdischen Familien verzogen darauf, unmittelbar nach Bitterfeld oder konnten nach Bolivien auswandern.[22] An die jüdischen Einwohner der Stadt wird heute mit einer Gedenktafel und einem Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof erinnert.

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat Delitzschs besteht aus dem Oberbürgermeister und der von der Gemeindeordnung vorgeschriebenen Anzahl von 30  Stadtratsmitgliedern. Alle fünf Jahre wird der Stadtrat neu gewählt, die nächste Wahl ist im Jahr 2014. Die konstituierende Sitzung des neugewählten Stadtrats findet immer im Konferenzsaal des Rathauses statt. Die Sitzverteilung des Stadtrats stellt sich seit der letzten Kommunalwahl am 7. Juni 2009, mit einer Wahlbeteiligung von 50,47 %, wie folgt dar:[23][24]

Rathaus am Markt
Partei Stimmenanteil 2009 Sitze Stimmenanteil 2004 Sitze
CDU 34,9 Prozent 11 43,2 Prozent 14
SPD 20,5 Prozent 7 19,0 Prozent 6
FWG 14,6 Prozent 4 9,2 Prozent 2
FDP 4,6 Prozent 1 4,7 Prozent 1
Die Linke
(PDS)
18,9 Prozent 6 23,9 Prozent 7
NPD 3,8 Prozent 1 - -

Oberbürgermeister

Die letzten Bürgermeisterwahlen fanden am 8. Juni (erster Wahlgang) und am 22. Juni 2008 (zweiter Wahlgang) statt. Da kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen konnte, bedurfte es des zweiten Wahlgangs, in dem bereits die einfache Mehrheit ausreicht. Im ersten Wahlgang kandidierten Manfred Wilde (parteilos), Thilo Wolff (CDU), Theodor Arnold (SPD), Dietmar Schmidt (Die Linke), Dr. Martin Wernicke (FDP) sowie Marcell Scholz (REP). Im zweiten Wahlgang wurde der Historiker und bisherige Museumsleiter des Barockschlosses Manfred Wilde mit 60,2 Prozent der Stimmen zum Oberbürgermeister gewählt. Sein Amt als Oberbürgermeister trat er am 14. August 2008 an. Er ist neben seinem Beruf als Stadtoberhaupt auch Mitglied und Vorsitzender vieler innerstädtischer und außenstädtischer Ausschüsse, Gesellschaften, Verbände und Räte. Bürgermeister und Beigeordneter für Bau, Ordnung und Gewerbe ist Thorsten Schöne (parteilos).[25] Vorgänger waren Oberbürgermeister Heinz Bieniek und Bürgermeister Gerhard Denef (beide CDU).

Vertreter in Landtag und Bundestag

Landtag

Die Stadt Delitzsch gehört zum Landtagswahlkreis 82 Delitzsch, der den gesamten ehemaligen Landkreis Delitzsch umfasst. Das Direktmandat für den Sächsischen Landtag (Wahlperiode bis 2014) gewann bei der Wahl 2009 Volker Tiefensee aus Schönwölkau von der CDU. Bei der Landtagswahl am 30. August 2009 ergaben sich folgende Verhältnisse:[26]

Partei Erststimmen Kandidat Zweitstimmen
CDU 39,8 Prozent Volker Tiefensee 41,5 Prozent
SPD 20,0 Prozent Heiko Wittig 12,9 Prozent
Die Grünen 3,9 Prozent Peter Hettlich 3,8 Prozent
FDP 8,2 Prozent Stephan Kriebel 7,7 Prozent
Die Linke 22,1 Prozent Thomas Kind 22,7 Prozent
NPD 6,0 Prozent Maik Scheffler 6,0 Prozent

Bundestag

Delitzsch gehört zum Bundestagswahlkreis Nordsachsen (Wahlkreis 152). Der Wahlkreis wurde im Zuge der Kreisreform in Sachsen 2008 durch den Zusammenschluss der Landkreise Torgau-Oschatz und Delitzsch neu zugeschnitten und ist seitdem unverändert. Bislang setzten sich in diesem Wahlkreis ausschließlich CDU-Kandidaten durch. Im Bundestag wird der Wahlkreis vom CDU-Abgeordneten Manfred Kolbe aus Naunhof vertreten. Bei der Bundestagswahl am 27. September 2009 ergaben sich folgende Ergebnisse:[27]

Partei Erststimmen Kandidat Zweitstimmen
CDU 40,9 Prozent Manfred Kolbe 35,6 Prozent
SPD 14,7 Prozent Jens Kabisch 15,7 Prozent
Die Grünen 4,0 Prozent Peter Hettlich 4,4 Prozent
FDP 9,8 Prozent Rainer Horbas 12,7 Prozent
Die Linke 25,7 Prozent Peter Porsch 25,7 Prozent
NPD 4,7 Prozent Mirko Beier 4,7 Prozent

Wappen

Blasonierung: Das Wappen der Stadt Delitzsch zeigt in Gold zwei blaue Pfähle, belegt mit einem schräg gestellten Herzschild, darin in Gold ein doppelschwänziger schwarzer Löwe.

Es vereint damit in sich zwei verschiedene Wappen, zum einen das Haus- oder Stammwappen der Wettiner (Landsberger Pfähle) und zum anderen das der Markgrafschaft Meißen (doppelschwänziger Löwe). Der Löwe der Markgrafschaft Meißen und die Pfähle der Markgrafen von Landsberg sind alte wettinische Wappenbilder, die auf die Einbindung der Stadt Delitzsch in das mittelalterliche Kursachsen verweisen. Das heutige Wappen entwickelte sich aus dem im Spätmittelalter verwendeten Siegel der Stadt für die Bestätigung von Urkunden und Dokumenten.[28] Die Stadtfarben sind dem Wappen entsprechend blau und gelb.

Städtepartnerschaften

Im Laufe der Jahre haben sich drei Städtepartnerschaften entwickelt, die sehr aktiv sind und von Vereinen, Schulen und Privatpersonen durch Briefkontakte, Schüleraustausch, Bürger- und Vereinsreisen gepflegt werden. Am 18. Oktober 1990 entstand die Partnerschaft mit Monheim am Rhein und am 21. Oktober 1990 mit Friedrichshafen. Die Verwaltungen und Bürger beider Städte standen Delitzsch, seiner Stadtverwaltung und seiner Einwohnerschaft in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung tatkräftig zur Seite.[29] Inzwischen gibt es besonders auf Vereinsebene zahlreiche Kontakte, die wie auch auf Verwaltungsebene in jedem Jahr zum Austausch von Erfahrungen und Ideen führen. Mit dem polnischen Ostrów Wielkopolski besitzt Delitzsch seit dem 1. April 2000 eine osteuropäische Städtepartnerschaft, die im militärischen Bereich begann und durch Beziehungen der Vereine beider Städte gestärkt wird.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Delitzscher Altstadt vom Schlossturm aus gesehen

Altstadt und ihre Bauwerke

Nachdem sich das Siedlungsgebiet der Slawen am Rande des Schlossbergs ausgeweitet hatte, entstanden Mitte des 14. Jahrhunderts erste Anfänge der Altstadt. Sie bildet den historischen Stadtkern und den westlichen Teil des Stadt- und Geschäftszentrums von Delitzsch. Der historische Stadtteil mit einer Fläche von 20 Hektar ist von einer drei bis fünf Meter hohen und 1,4 Kilometer langen Stadtmauer und einem parallel verlaufenden Wassergraben umgeben. Die Ansicht der Altstadt wird durch fünf Türme geprägt, wobei der fast 50 Meter hohe Schlossturm das höchste Gebäude der Stadt ist. Altstadtmittelpunkt ist der Marktplatz, wo sich die Hauptachsen, Breite Straße und Am Markt, kreuzen. Von dort aus entwickelte sich die Stadt in alle Himmelsrichtungen. Die vielen kleinen Straßen, Gassen und Plätze zwischen den historischen Bauwerken und Bürgerhäusern blieben fast unverändert. In der Altstadt begegnen sich die Baustile der Renaissance, des Barocks und der Gotik. Die Vielzahl an Bauwerken verschiedener Stile verdankt die Stadt dem Umstand, dass sie im Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt blieb. Am 31. Dezember 2010 lebten 2485 Einwohner in der Delitzscher Altstadt.

Barockschloss

Hauptartikel: Barockschloss Delitzsch

Von 1387 bis 1391 ließ Markgraf Wilhelm I. von Meißen eine gotische Wasserburg als Verwaltungs- und Reiseresidenz errichten. Aus dieser Zeit stammen zwei Tiefenkeller und die Geschosse des Schlossturms. Unter dem albertinischen Herzog Moritz von Sachsen wurde die Burg zwischen 1540 bis 1558 im Stil der Renaissance für die Kurfürsten von Sachsen umgebaut. Zahlreiche Aufenthalte der Kurfürsten von Sachsen und ihres Gefolges in den späteren Jahrzehnten sind nachgewiesen.

Im Gegensatz zu den meisten landesherrlichen Schlössern des Kurfürstentums Sachsen überstand das Delitzscher Schloss den Dreißigjährigen Krieg weitgehend unbeschadet, sein Erscheinungsbild wurde aber durch Einquartierungen schwedischer Söldnerverbände in Mitleidenschaft gezogen. Ab dem 24. Juni 1689 wurden ein Haupt- und ein Nebenflügel sowie eine kleine Kapelle errichtet. Das gesamte Gebäude wurde innerhalb von sieben Jahren im Stil des sächsischen Frühbarocks umgestaltet, wobei auch der Schlossturm 1695 eine barocke welsche Haube mit Wetterfahne erhielt.

Barockschloss mit Barockgarten

Die Einrichtung der seit 1992 rekonstruierten Privatgemächer der Herzogwitwen entstand nach französischen Vorbildern. Unmittelbar neben dem Schloss wurde ab 1692 ein barocker Garten angelegt, der neben der eigentlichen Funktion als Lustgarten aufgrund eingeschränkter Platzverhältnisse auch als Nutzgarten mit Obstbäumen und Sträuchern genutzt wurde. Die letzten Bauarbeiten wurden im Jahr 1696 abgeschlossen. Die verwitwete Herzogin Christiana von Sachsen-Merseburg zog jedoch mit ihrem Hofstaat schon am 31. Mai 1692 in das Schloss ein. Nach ihrem Tod im Jahr 1701 nutzte die kurfürstlich-sächsische Familie das Schloss nur noch selten als Reiseresidenz. Von 1731 bis 1734 lebte Herzogin Henriette Charlotte im Schloss Delitzsch. Von ihr stammen die repräsentativen Türen, die bedruckten Leinentapeten und die Kamine in den herzoglichen Privatgemächern. Da sie mit ihrem Ehemann Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg keine Nachkommen hatte, fiel die Sekundogenitur Sachsen-Merseburg 1738 wieder an das Kurfürstentum Sachsen zurück.

Von 1860 bis 1926 befand sich im Schloss ein königlich-preußisches Frauenzuchthaus mit bis zu 300 Insassinnen. Hierzu wurden auch die Räumlichkeiten der Kellergewölbe des Schlosses genutzt, in denen sich Exponate aus dieser Zeit befinden. Im Umfeld entstanden mehrere Zellengebäude, ein Pförtnerhäuschen und eine vier Meter hohe Mauer. Später beherbergte das ab 1929 in städtischem Besitz befindliche Schloss unter anderem ein Museum, eine Berufsschule, zeitweise Räume der Luftwaffe und das Kreisgericht. Ab 1974 war das Gebäude aufgrund massiver Bauschäden baupolizeilich gesperrt. Erst nach der politischen Wende konnten umfassende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Seit 1993 ist das Museum im Schloss wieder zugänglich. Später zogen Tourist-Information, Standesamt, Kreismusikschule und Veranstaltungskeller ein.

Stadtschreiber-/Ritterhaus

Ritterhaus
Stadtschreiberhaus

Die Stadt Delitzsch ließ das Stadtschreiberhaus 1568 für den damaligen Stadtschreiber Balthasar Franz erbauen. Es diente der Archivierung bedeutender Schriftstücke, Urteile, Urkunden und sonstiger Akten über Besitztümer und Privilegien. Im Haus Ritterstraße 11 befanden sich bis 1829 die Dienstwohnung des Stadtschreibers und das städtische Archiv. An der äußeren Schaufassade befindet sich ein typisches Sitznischenportal mit krönendem Dreiecksgiebel aus der Renaissance. Im Inneren, insbesondere in der Diele, ist die historische Raumaufteilung gut zu erkennen. Eine Besonderheit bildet das für die Renaissance typische Kreuzgewölbe mit den tragenden Säulen und die erhöhten Fensterbögen und Wandnischen, die den erhabenen Eindruck um den Stellenwert der Stadt präsentieren sollen. Heute dient das 100 m² große Haus als Galerie und Museum. 1558 entstand das im Renaissancestil erbaute Ritterhaus nach Plänen des Amtsschössers Christoph Lotter. Es hat die typischen Formen der Renaissance, zu denen zum Beispiel der Giebel mit Schweifwerk und die Eckquaderung aus rotem Rochlitzer Porphyrtuff zählen. Das Gebäude in der Ritterstraße 27 gehört neben dem Stadtschreiberhaus zu den ältesten Gebäuden der Altstadt und war früher Wohnhaus der reichsten Ritter im Kurfürstentum Sachsen. Aufgrund dessen befinden sich seit dem 19. Jahrhundert in den beiden unteren Etagen des Hauses restaurierte Ritterrüstungen und Waffen aus der Zeit vor über 400 Jahren.

Schulze-Delitzsch-Haus

Hauptartikel: Schulze-Delitzsch-Haus – Deutsches Genossenschaftsmuseum
Schulze-Delitzsch Haus

Der am 29. August 1808 in Delitzsch geborene Hermann Schulze hatte nach seiner Schulausbildung in Leipzig und Halle/Saale Jura studiert. Während seiner Tätigkeit als Patrimonialrichter für mehrere Rittergutsbezirke wurde er auf die Probleme der Handwerksbetriebe aufmerksam, die durch die Industrialisierung zu einem beispiellosen Konkurrenzkampf gezwungen wurden. Als Mitglied der Preußischen Nationalversammlung arbeitete er in den Kommissionen für Handwerk, Handel und Gewerbe mit und setzte sich dort für die Einschränkung der Gewerbefreiheit ein. Im Haus des Schuhmachers Brendecke in der Kreuzgasse 10 rief Hermann Schulze am 1. Dezember 1849 die Schuhmacherassoziation und damit die erste deutsche Genossenschaft ins Leben. Heute befindet sich in diesem Gebäude eine genossenschaftliche Gedenkstätte, in der der Besucher viel Wissenswertes über Hermann Schulze-Delitzsch, wie er als Abgeordneter in der Nationalversammlung zur Unterscheidung von seinen Namensvettern genannt wurde, und sein Leben und Wirken erfährt. Ausgestellte Maschinen und Werkzeuge einer Buchbinderei vermitteln ein eindrucksvolles Bild des technischen Entwicklungsstandes zum Ende des 19. Jahrhunderts. Hermann Schulze-Delitzsch starb am 29. April 1883 in Potsdam. Am 24. November 2010 wurde das Schulze-Delitzsch-Haus nach einer grundlegenden Umgestaltung der Dauerausstellung wieder eröffnet. [30]

Stadtmauer und Wachtürme

Breiter Turm

Ungefähr 200 Jahre nach der Stadtgründung, im 14./15. Jahrhundert, wurde Delitzsch mit einer Stadtmauer aus Naturstein und Backstein umgeben, die ursprünglich auch die Burg einschloss. Sie wies zwei große und 20 kleine Türme, als auch zwei Tore auf:[31] das Breite Tor im Osten, an der Straße nach Bad Düben und das Hallesche Tor im Westen, an der alten Salzstraße nach Halle (Saale). Die Stadtmauer als Bauwerk wurde 1410 erstmals urkundlich erwähnt und in mehreren Abschnitten bis 1457 errichtet. Sie war ursprünglich etwa sieben Meter hoch und umgab die Stadt auf 1,5 Kilometern Länge. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Wehranlage teilweise zerstört und danach auf etwa drei bis fünf Meter Höhe wieder aufgebaut.

Die Wachtürme wurde als Teil der östlichen beziehungsweise westlichen Stadtmauer um 1394 bis 1396 aus roten Backsteinen erbaut. Sie gehören zu den ältesten und höchsten Bauwerken der Stadt und wurden errichtet, um die Stadtverteidigung an dieser Stelle zu verbessern. An der Ostseite des Mauergürtels befindet sich der 46 Meter hohe Breite Turm. Von 1504 bis 1890 diente er als Wohn-und Arbeitsstätte des Türmers. Heute befindet sich in der Wohnetage eine museale Schumacherwerkstatt aus dem 17. Jahrhundert, während die übrigen Etagen Museumsausstellungen beherbergen. Im Osten der Altstadt ist der 38 Meter hohe Hallesche Turm zu sehen. Auch er diente vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit als Wohn- und Arbeitsstätte eines Türmers. Daneben verfügte er über ein Verlies in der Turmsohle, in dem Gefangene bis zu ihrer Hinrichtung eingesperrt wurden. Als Zusatz erhielt das Backsteingebäude im 16. Jahrhundert einen Renaissanceaufbau in Form einer Laterne für die Montage einer Glocke.

Weitere Bauwerke

Delitzschs Stadtkern ist durch viele Fußgängerzonen geprägt. Auf den zentralen Marktplatz kann man von fünf Seiten aus gelangen. Seine Mitte zierte von 1895 bis 1933 ein Siegesdenkmal.[32]Seit 2006 befindet sich dort ein rechteckiger Springbrunnen. Eine Vielzahl von Wohn- und Geschäftshäusern am Marktplatz sind dem Klassizismus und dem Historismus zuzuordnen. Hervorzuheben ist das Rathaus, das im Kern aus drei ehemaligen Bürgerhäusern, die von 1376 bis 1474 aufgekauft und nach Umbauarbeiten von 1474 bis 1497 zum Rathaus bestimmt wurden. Während im Inneren gotische Gewölbe auf das 15. Jahrhundert hinweisen, zeigt sich die äußere Fassade seit 1849 im Stil des Spätklassizismus. Im Dreiecksgiebel weist eine Justitia auf die Funktion des Hauses auch als Gerichtsgebäude hin.[32]. Mittelpunkt des wenige Minuten vom Marktplatz entfernten Roßplatzes bildet eine Postsäule. Sie wurde wie in vielen sächsischen Städten auf Anweisung Augusts des Starken aufgestellt. Anlass war die verkehrsmäßige Erschließung des Kurfürstentums Sachsen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Delitzscher Distanzsäule wurde 1730 gesetzt und ist die höchste und schlankste aller erhaltenen Distanzsäulen.[33]Seit 1619 ist in Delitzsch ein Henker und Scharfrichter nachgewiesen. Sein Wohnhaus und Gehöft befanden sich am Rande der Neustadt. Nach der teilweisen Zerstörung durch Brandstiftung im Dreißigjährigen Krieg wurde es um 1660 wieder vollständig hergestellt. Im Jahr 2006 wurde es restauriert und ist seitdem ein Wohnhaus der Wohnungsgesellschaft Stadt Delitzsch GmbH, in dem zwei Mietwohnungen eingerichtet wurden. Die Scharfrichterei ist die einzige noch erhaltene bauliche Anlage dieser Art im gesamten mitteldeutschen Raum.[34]

Theater und Musik

Zu den Kultureinrichtungen in Delitzsch zählen neben dem Bürgerhaus, der Schlosskeller, die Pfarrscheune und die Akademie der Darstellenden Künste. Während im Schlosskeller und in der Pfarrscheune überwiegend regelmäßig Theatervorstellungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge und Kabarettveranstaltungen mit Künstlern, meist aus dem deutschen Raum stattfinden, werden in der Akademie der Künste Konzerte und Theatervorstellungen von Studenten der Schauspielschule und Theatergruppen angeboten. Eine besondere Institution ist die Delitzscher Amateur-Theatergruppe. Das BAFF Theater Delitzsch e. V. entwickelte sich bereits in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und erweiterte sich mit einer Theaterwerkstatt in den späten neunziger Jahren. Der Theaterverein gehört zum Landesverband Amateurtheater Sachsen e. V. und hatte im Jahr 2010 mehr als 50 aktive Mitglieder.

Delitzsch hat eine reichhaltige Musiktradition, die bereits im 19. Jahrhundert einsetzte. Die Stadt verfügt derzeit über zwei Orchester und drei Gesangsvereine. Der wohl bekannteste und älteste Musikverein der Stadt ist der 1954 gegründete Schulze-Delitzsch-Männerchor e. V. mit 45 Mitgliedern. Er ging aus der im Jahr 1846 gegründeten Schulze-Delitzsch-Liedertafel hervor, die bis zum Zweiten Weltkrieg bestand und sich durch die Neugründung im Jahr 1954 unter dem Namen Männer-Chor Delitzsch erneut etablierte. Am 10. Mai 1957 erhielt der Chor seinen heutigen Namen.[35] Eng verbunden mit dem Männerchor ist der Schulze-Delitzsch-Frauenchor e. V. mit 32 Mitgliedern. Er wurde im Januar 1966 als Partnerchor für Frauen gegründet. Besonders während der Anfangsjahre gaben beide Chöre viele gemeinsame Konzerte, entwickelten aber auch ihr eigenes spezifisches Repertoire. Seit 1995 gibt es den Oskar-Reime-Schulchor des Christian-Gottfried-Ehrenberg-Gymnasiums. Jährlich werden Reisen zu anderen Schulchören oder nationalen Wettbewerben unternommen und Konzerte organisiert.

Zu den Orchestern in Delitzsch zählen die Delitzscher Stadtmusikanten e. V. (gegründet 1961) mit 16 und der Blasmusikverein Schenkenberg e. V. (gegründet 1990) mit 29 Mitgliedern. Besonderer Schwerpunkt der Delitzscher Stadtmusikanten ist die böhmisch-mährische Blasmusik.

Parks und Gärten

Rosengarten
Wallgraben mit Zwingergärten

Die Stadt Delitzsch wirbt seit geraumer Zeit mit dem Slogan Landschaft im Wandel, da sie eine ausgeprägte Park- und Grünflächenlandschaft vorzuweisen hat. Dies liegt nicht nur für die großen Natur- und Seengebiete nördlich und südlich des Stadtgebietes sondern auch für die innerstädtischen Grünanlagen.

Im Zentrum der Stadt, zwischen nördlicher Altstadt und Erzberger Straße liegt der weitläufige Stadtpark. Er ist die älteste und mit 15 Hektar größte und bedeutendste Parkanlage Delitzschs und wurde im Laufe von mehr als 120 Jahren gestaltet. Angelegt wurde der Stadtpark im Jahr 1884 als kommunale Parkanlage in der Nähe eines Birkenwaldes. 1934 wurde die damalige Grünfläche um einen beträchtlichen Teil erweitert zu dem auch die Installation der Skulpturengruppe Genesung von Max Alfred Brumme aus dem Jahr 1936 inmitten eines Wasserbeckens zählt. Stifter dieses Kunstwerks war der damalige Besitzer der Delitzscher Schokoladenfabrik, Albert Böhme, der Delitzsch gerne als Kurort etabliert hätte. Der Stadtpark ist ein naturnaher Landschaftspark mit 973 Bäumen. [36]Ergänzt wird der Park durch eine Vielzahl von Spazierwegen und Spielplätzen. Die Grünflache erstreckt sich über die Auenlandschaft der Fließgewässer Lober und Mühlgraben, die von vielen kleinen Fußgängerbrücken überquert werden. Neben dem Stadtpark gehört auch der Rosengarten in der südlichen Altstadt zu den bedeutendsten Parks der Stadt. Er wurde von 1933 bis 1934 angelegt und 1980 von den Mitgliedern des Vereins Delitzscher Rosenfreunde, Herbert Mießler und Karl-Heinz Rindsland, neu gestaltet. Zu deren Ehren wurde im Mai 2010 ein Findling mit Gedenktafel im Zentrum des Gartens aufgestellt. Die weit an der Lober sich hinziehende Gartenlandschaft ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Delitzscher, nicht zuletzt auch wegen der Nähe zum ehemaligen Viktoriabad (früher Moor- und Heilbad). Der Rosengarten beheimatet auf einer rechteckigen Fläche von 130 × 37 Metern mehr als 5000 Rosen in 300 Arten.[37]Eine historische Besonderheit ist der Lustgarten am Barockschloss. Christiana von Sachsen-Merseburg ließ ihn nach französischen Vorbildern vom Gartenarchitekten Andreas Gotthard Carl in den Jahren 1692/93 südwestlich des Schlosses anlegen. Er gilt als einer der frühesten barocken Gartenanlagen in Sachsen. Entgegen der üblichen Nutzung barocker Lustgärten als reiner Ort der Zerstreuung diente die Delitzscher Anlage aufgrund von Platzmangel im 17. Jahrhundert auch als Nutzgarten. Von 1996 bis 2000 wurde er auf der Grundlage eines Originalplans rekonstruiert. Eine weitere Besonderheit im mitteldeutschen Raum sind die Zwingergärten aus dem späten Mittelalter. Ursprünglich Teil der Wehranlage, wurden auf dem terrassenförmig angelegten Zwingerbereich zwischen Stadtmauer und Wallgraben seit dem 18. Jahrhundert Gärten angelegt. Ein Teil dieser städtischen und privaten Grünanlagen lässt die ursprüngliche Terrassenform erkennen. Vereinzelt sind runde Fundamente mit etwa acht Meter Durchmesser sichtbar, die eventuell Überreste ehemaliger Pulvertürme sind.

Delitzsch verfügt seit dem 11. Juni 1968 im nördlichen Rosental über einen Tierpark. Der Tiergarten Delitzsch besitzt etwa 400 Exemplare von 80 Tierarten auf einer Fläche von circa 4 Hektar. Im Jahr 1993 gründete sich der Förderverein Tiergarten Delitzsch e. V., der die artgerechte Gestaltung der Anlagen und die zielgerichtete Bildungsarbeit finanziell unterstützt. Neben einer 2004 errichteten Zooschule in einem Mehrzweckgebäude, Gastronomiebetrieben und einer Aussichtsplattform bietet der Tierpark auch mehrere Erholungsmöglichkeiten.

Gedenkstätten

Ehrenberg Gedenkstein

In Delitzsch befinden sich neben mehreren Gedenkstätten zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde und die Opfer des Faschismus auch Denkmäler für international bekannte Delitzscher Persönlichkeiten. Auf dem jüdischen Friedhof am Rosental, der noch bis 1937 als Begräbnisstätte genutzt wurde, erinnern eine aus Marmor bestehende Tafel und ein Gedenkstein an die sieben Bürger, die zur jüdischen Gemeinde gehörten und im Ersten Weltkrieg fielen. Ein weiteres Mahnmal ist ein etwa zwei Meter großer Gedenkstein in der Bitterfelder Straße für alle Opfer des Faschismus. Auf dem Städtischen Friedhof an der Dübener Straße befindet sich seit 1946 ein Ehrenhain mit Obelisk für 96 sowjetische Kriegsgefangene und 22 Frauen und Männer, die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden. Dort befinden sich auch Grabsteine französischer, polnischer, italienischer und Kriegsgefangener unbekannter Herkunft. Ebenfalls auf dem Areal des Friedhofs befinden sich Grabstätten und Gedenksteine für 14 unbekannte KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch von einem der Außenlager des KZ Buchenwald von SS-Männern ermordet, zunächst an anderer Stelle verscharrt und dann dort begraben wurden. An den Sohn der Stadt, Dr. Hermann Schulze-Delitzsch, erinnert seit 1950 eine etwa vier Meter hohe Muschelkalkstatue auf dem Marienplatz. Sie wurde als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzene Bronzestatue von 1891 errichtet.[38] Seit 1992 gibt es im ehemaligen Gründerhaus der ersten handwerklichen Genossenschaft in der Kreuzgasse 10 eine museale Ausstellung zu Schulze-Delitzsch und seine Arbeit als Genossenschaftler. Auch dem Begründer der Mikrobiologie, Christian Gottfried Ehrenberg wird auf verschiedene Weise gedacht. Das städtische Gymnasium und eine Straße in der östlichen Neustadt wurden nach ihm benannt. Außerdem erinnert ein Gedenkstein mit goldener Inschrift und dem Bildnis des Naturforschers in der Halleschen Straße an ihn.

Kirchen

St. Peter und Paul

In Delitzsch gibt es eine Vielzahl historischer Kirchen und Gotteshäuser, die in einem Zeitraum von über 500 Jahren errichtet wurden. Wie in fast ganz Sachsen gehört auch die Delitzscher Bevölkerung überwiegend der evangelischen Religionsgemeinschaft an, was sich auch auf die Anzahl evangelischer Kirchen im Stadtgebiet auswirkt.

Die evangelische Stadtkirche Sankt Peter und Paul ist eine gotische, dreischiffige Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde ab 1404 unter Einbeziehung der unteren Geschosse des Westturms eines vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Vorgängerbaus errichtet, worauf ein romanischer Bogenfries an der Westwand und im Innern des nördlichen Turmanbaus hindeutet.[39]. Dieser Vorgängerbau wurde im Jahr 1325 erstmals urkundlich als St.-Peters-Kirche erwähnt. Die heutige Kirche ist 1437 geweiht worden und war bis 1491 vollendet. In ihrem östlichen Teil befindet sich der fünfteilige Flügelaltar mit Predella aus dem Jahr 1492. Das hölzerne Retabel wurde nach dem Tod des Bürgermeisters Anton Kropfheuser von seiner Witwe Gertrud Kropfheuser gestiftet. Im Jahr 1889 wurden die Flügelpaare zusammengenagelt, sodass nur noch die Festtagsseite zu sehen war. Erst 2004 konnten die gealterten Ölgemälde und Tafelmalereien aus dem 15. Jahrhundert unversehrt freigelegt werden.[39] Der Aufsatz mit einer Darstellung des Gekreuzigten, der Mutter Maria und des Lieblingsjüngers Johannes wurde erst 1889 hinzugefügt.[40] Weitere Besonderheiten sind die Wandmalereien an der Innenseite der Kirche. Hierzu zählen die Himmelfahrt der Hl. Maria Magdalena und der Passionszyklus aus dem Jahr 1463.[39] Als Andachtsstätte entstand 1410 eine Ölberggruppe an der südöstlichen Außenseite des Chores mit Jesus und den Jüngern Petrus, Johannes und Jakobus.

Etwa 1525 begannen die Bauarbeiten an der Marienkirche. Jahrelanger Leerstand und die spätere Nutzung als Strohlager ließen die Kirche herunterkommen. Erst die Stiftung von Christian Schulze ermöglichte die Fertigstellung dieser evangelischen Kirche im 18. Jahrhundert. Ihr Beiname Gottesackerkirche verweist auf die Nutzung der Umgebung als städtischen Friedhof von etwa 1400 bis 1878.

Hospitalkirche

Gegenüber dem Halleschen Turm, unmittelbar an der ehemaligen Salzstraße, die von Halle über Delitzsch gen Osten führte, befindet sich die Hospitalkirche Sankt Georg. Am 15. August 1516 begann man mit der Grundsteinlegung der Kirche und vollendete sie nach mehreren Bauunterbrechungen im Jahr 1518. Bereits vor 1516 gab es an gleicher Stelle eine Hospitalkapelle mit dem Namen St. Fabian und St. Sebastian, die zum damaligen, 1391/92 als Stiftung von Markgraf Wilhelm I. vor den Toren der Stadt erbauten Hospital der Stadt gehörte. [41]Die Kirche ist ein einschiffiger Bau aus Backstein. Ein schiefergedeckter achteckiger Dachreiter enthält eine Gusseisenglocke. Die Chorverglasung der Kapelle stammte ursprünglich von dem deutschen Maler Charles Crodel. Sie fiel 1924 dem Vandalismus zum Opfer und wurde erst 1967 ersetzt.[41] Reste der wertvollen Fenster befinden sich seit 2001 in der Galerie des Halleschen Turmes. Die Hospitalkirche gehört zu einem modernen Seniorenheim der Stiftung St.-Georg-Hospital.

Johannes Reuter entwarf die katholische Pfarrkirche St. Marien, die 1936 in nur wenigen Monaten entstand. Ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Vorgängerbau war zu klein geworden, nachdem sich viele katholische Glaubensanhänger im neu entstandenen Kreis Delitzsch angesiedelt hatten. Die katholische Gemeinde von Delitzsch wurde 1858 gegründet und beging 2008 ihr 150-jähriges Jubiläum. Gleichzeitig wurde im Stadtteil Brodau eine Außenstelle eingerichtet. Die katholische Kindertagesstätte Anne Frank und das Caritas-Altenpflegeheim St. Marien wurden als soziale Einrichtungen durch die Pfarrei errichtet.[42]

Sport und Sportanlagen

Größter Sportverein Delitzschs ist der 1949 gegründete und über 650 Mitglieder umfassende, ESV Delitzsch e. V., der mit den Abteilungen Fußball, Volleyball, Tischtennis, Leichtathletik, Turnen, Boxen und Faustball vertreten ist.

Über die Region hinaus bekannt ist vor allem der 1994 gegründete Traditionsverein 1. SV Concordia Delitzsch, der aus der Handballabteilung des ESV Delitzsch entstand. 1997/98 stieg die Mannschaft, nach zweijähriger Spielzeit in der Regionalliga, in die 2. Handball-Bundesliga auf. In den Jahren 2004/05 gelang sogar der Aufstieg in die 1. Handball-Bundesliga. In der höchsten Spielklasse erwies sich jedoch die Konkurrenz als zu stark, so dass der Verein ab der Saison 2006/2007 wieder in der zweiten Handball-Bundesliga Süd spielte. Aufgrund von finanziellen Unzulänglichkeiten meldete der Verein am 19. Juli 2010 Insolvenz an. Wenige Wochen nach dem Insolvenzantrag kam es zur Gründung des neuen Handballvereins NHV Concordia Delitzsch, der seitdem in der Sachsenliga spielt. Auch der GSVE Delitzsch ist ein überregional bekannter Volleyballverein. 2003 gelang der ersten Herrenmannschaft der Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd. Durch einen zweiten Platz in der Saison 2005/06 gelang der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Dieser Erfolg hielt aber nur eine Saison, sodass der GSVE seit 2007 wieder in der 2. Liga spielt.

Den Fußball vertreten der 1. FC Delitzsch 2010 e. V. und der ESV Delitzsch 1950 e. V., die in der siebthöchsten beziehungsweise sechsthöchsten deutschen Fußballklasse spielen. Die Heimspiele der Mannschaften finden im Stadion der Eisenbahner beziehungsweise im Loberstadion statt. Auch Kampfsportarten werden in Form von Judo (Delitzscher Sportfüchse e. V.) und Taekwondo ( Korean Tigers 1989 e. V.) in der nordsächsischen Stadt ausgeübt. In Fachkreisen ist Delitzsch auch durch seinen Radsportverein RV Germania Delitzsch 1891 e. V. bekannt. Der Verein mit etwa 50 Mitgliedern nahm schon an internationalen Veranstaltungen wie dem UCI Rad Masters in Österreich teil. Ein weiterer Verein ist der 1958 gegründete Tauchclub Delitzsch e. V., dessen Trainingsort an der Förstergrube in Sandersdorf ist. Der Delitzscher Tennisclub 1921 e. V. kann auf eine über neunzigjährige Geschichte zurückblicken und ist damit einer der ältesten Sportvereine der Stadt. Die Tennisanlage östlich des Schlosshangs besitzt sechs Plätze, auf denen vor allem zu DDR-Zeiten große Erfolge gefeiert wurden.

Das Kultur- und Sportzentrum Delitzsch (BSZ) ist mit einer Fläche von zwei Hektar das größte Sportareal der Stadt. Auf dem Gelände des BSZ befindet sich eine Mehrzweckhalle mit 800 Sitzplätzen und 300 Stehplätzen. Weitere Aktivitäten ermöglichen zwei Weitsprunggruben, vier 100-m-Laufbahnen, eine Weitwurfanlage sowie je ein Fußball-, Basketball- und Tennisplatz. Weitere acht Sporthallen (darunter eine Judo- und eine Boxhalle), mehrere Rasenfußballplätze und das örtliche Freibad erweitern das Sportangebot der Kreisstadt. Zudem bietet die seit Juni 2003 vom Wassersportzentrum ALL-on-SEA bewirtschaftete Schladitzer Bucht, südlich von Delitzsch in der Sommersaison alle dort möglichen Wasser- und Strandsportarten an.

Regelmäßige Veranstaltungen

Peter und Paul Fest - Nachstellung des Dreißigjährigen Krieges

In Delitzsch finden jedes Jahr zahlreiche Feste, Festivals und Führungen statt. Die größte jährlich wiederkehrende Veranstaltung ist das Peter und Paul Fest, das von der Peter und Paul Veranstaltungs GmbH organisiert wird. Es findet immer am Wochenende nach dem Peter-und-Paul-Tag (29. Juni) an drei aufeinander folgenden Tagen statt. Seit 1990 zieht es jedes Jahr Tausende Touristen in die Altstadt von Delitzsch. Eröffnet wird dieses Spektakel durch den so genannten Apfelbiss an der Stadtkirche St. Peter und Paul, bei dem Adam in einen Apfel beißt, den ihm Eva reicht. Dieses mechanische Schauspiel ist immer um 12 Uhr jeden Festtages oberhalb der Turmuhr dargestellt. Während der drei Festtage sind in der gesamten Innenstadt Stände, Bühnen und historische Darsteller zu sehen. Ein Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung ist der historische Festumzug, in Form eines Rundkurses durch die Altstadt, der 2009 mit über 1300 Teilnehmern einer der größten in Mitteldeutschland war.

Ein weiteres historisches Spektakel ist das Schlossfest, das an jedem zweiten Maiwochenende im und am Barockschloss stattfindet. Zu diesem Anlass werden Führungen durch die Gewölbe des Schlosskellers und durch die Museumsräume angeboten. Auf dem Platz vor dem Schloss wird ein kleiner Markt mit Ständen und Tribünen aufgebaut. Seit 2011 werden auch barocke Tänze und historische Spiele im Barockgarten aufgeführt. Ein ebenfalls mit dem Schloss verbundenes Festival sind die Kamingespräche im Barockschloss, welche als Veranstaltungsreihe zu Themen der Zeitgeschichte, von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung unterstützt werden. Wolfgang Leonhard und Friedrich Schorlemmer konnten in der Vergangenheit als Teilnehmer gewonnen werden. Am Tag der Senioren, den die Stadtverwaltung mit vielen Vereinen ebenfalls im Mai durchführt, informieren sich ältere Leute und deren Angehörige über einschlägige Produkte und bei Vorträgen über Rente, Gesundheit im Alter und den Umgang mit Computern. Weitere jährliche Veranstaltungen sind die Nacht der Türme im Januar, der Tag der Senioren im Mai, der Tag der Vereine im September, die Delitzscher Wiesn im Oktober und der Adventsmarkt im November/Dezember.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Delitzschs Straßenverkehrsanbindung

Straßenverkehr und ÖPNV

Die Stadt Delitzsch liegt verkehrsgünstig in der Nähe des Schnittpunkts der Autobahnen A 9 BerlinNürnberg-München und A 14 DresdenLeipzig-Magdeburg (Mitteldeutsche Schleife) sowie an den Bundesstraßen B 184 (Magdeburg-Dessau-Leipzig) und B 183a (Brehna–Delitzsch–Bad Düben). Aufgrund des Braunkohleabbaus in den 1960er Jahren wurde die B 184 in Richtung Bitterfeld um drei Kilometer nach Westen verlegt und 2008 wieder für den Verkehr freigegeben. Zu den wichtigsten und verkehrsreichsten Straßen im Stadtgebiet zählen die Bitterfelder Straße, die Securiusstraße, die Eilenburgerstraße, die Bismarckstraße übergehend in Eilenburger Chaussee und Dübener Straße. Innerhalb der Stadt sind die meisten Straßen verkehrsberuhigt und verfügen über Fahrrad- und Fußgängerwege. Für den ÖPNV ist hauptsächlich die Auto Webel GmbH zuständig, die 1935 gegründet wurde und seit 1939 für den Personennahverkehr in Delitzsch zuständig ist. Neun Überlandlinien binden die Stadt an die umliegenden Gemeinden und Städte an, drei Stadtbuslinien verbinden jeweils die Stadtteile mit dem Stadtzentrum. Das Gebiet um Delitzsch gehört zur Zone 165 des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV), dem alle hier verkehrenden Unternehmen angehören.

Schienenverkehr

Delitzsch besitzt einen Oberen Bahnhof mit zwei Gleisen an der Bahnstrecke Halle–Cottbus und einen Unteren Bahnhof mit drei Gleisen an der Bahnstrecke Dessau–Leipzig. Beide Bahnhöfe liegen ebenfalls in der Tarifzone 165 des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes. Seit Dezember 2008 fahren auf beiden Bahnhöfen neben den Zügen der Deutschen Bahn (DB) auch Züge der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB). Die Züge der MRB fahren auf allen Strecken im Stundentakt genauso wie die Züge der DB, jedoch meist um circa 30 Minuten am unteren Bahnhof und 60 Minuten am Oberen Bahnhof versetzt. Delitzsch ist über den Regionalverkehr erreichbar, Fernverkehranschlüsse erfolgen erst wieder in Leipzig oder Halle.

Die Züge der Mitteldeutschen Regiobahn fahren auf den Strecken:

MRB 118 Eilenburg – Delitzsch – Landsberg – Halle Hauptbahnhof
MRB 54 (Bitterfeld) – Delitzsch – Leipzig Messe – Leipzig – Leipzig Hauptbahnhof

Die Züge der Deutschen Bahn fahren auf den Strecken:

RB 118 Eilenburg – Delitzsch – Landsberg – Halle Hauptbahnhof
RE 13 Leipzig Hauptbahnhof – Delitzsch – Bitterfeld – Dessau-Roßlau – Magdeburg
RB 54 Leipzig Hauptbahnhof – Delitzsch – Bitterfeld – Dessau-Roßlau
RB 57 Leipzig Hauptbahnhof – Delitzsch – Bitterfeld – Lutherstadt Wittenberg

Flugverkehr

Hauptartikel: Flughafen Leipzig/Halle
Zentralterminal des Flughafens Leipzig/Halle

Der Flughafen Leipzig/Halle befindet sich 20 Kilometer südwestlich von Delitzsch, unmittelbar am Schkeuditzer Kreuz. Er dient als internationaler Verkehrsflughafen der gleichnamigen Region und verfügt über eine direkte Auto- und Zuganbindung. Der Flughafen wurde am 18. April 1927 in Betrieb genommen und hat vor allem im Bereich des Luftfrachtverkehrs internationale Bedeutung. Gemessen an der Zahl der Passagiere liegt der Flughafen an zwölfter Stelle, gemessen an der umgeschlagenen Frachtmenge an zweiter Stelle in Deutschland. Nordöstlich von Delitzsch befindet sich der vor allem für sportliche Zwecke genutzte Flugplatz bei Roitzschjora. Er wurde 1936 erbaut und 1938 erstmals durch Segelflieger genutzt. Nach seiner militärischen Nutzung im 2. Weltkrieg wurde der Flugplatz ab 1953 wieder für den Flugsport freigegeben. Nach der Wende gründete sich der Fliegerklub Roitzschjora e.V., der seit 1994 den Flugplatz leitet. Heute besitzt der Flugplatz Roitzschjora eine 1200 m lange Start- und Landebahn und verzeichnet knapp 10.000 Flugbewegungen im Jahr.

Energieversorgungsunternehmen

Strom-und Gasversorgung

Seit 1991 ist die Technische Werke Delitzsch GmbH (TWD) Anbieter von Erdgas und Fernwärme. 1995 übernahm die TWD auch die Stromversorgung von der Westsächsischen Energie AG (WESAG). Beliefert werden etwa 14.700 Tarifkunden und rund 30 Sondervertragskunden mit Energie sowie zwölf Großkunden mit Fernwärme. Gesellschafter der Technische Werke Delitzsch GmbH sind mit 74,9 Prozent die Zukunft in Delitzsch GmbH (ZID) und mit 25,1 Prozent die E.ON Thüringer Energie AG. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 48 Mitarbeiter.

Die Gasversorgung Delitzsch GmbH ist der örtliche Gasversorger der Stadt. Gegründet wurde das Unternehmen 1995 durch die Abspaltung der Delitzscher Gasgesellschaft GmbH von der Gasversorgung Leipzig. Beliefert werden 4900 Kunden mit Erdgas. Gesellschafter der Gasversorgung Delitzsch GmbH sind mit 51,0 Prozent die Technische Werke Delitzsch GmbH und mit 49,0 Prozent die Envia Mitteldeutsche Energie AG.

Im Zuge der gesetzlich vorgeschriebenen rechtlichen Entflechtung wurde am 1. Oktober 2007 die TWD Netz GmbH gegründet und übernahm von der Technische Werke Delitzsch GmbH und der Gasversorgung Delitzsch GmbH die Aufgabe als Strom- und Gasverteilnetzbetreiber. Die TWD Netz GmbH betreut in dieser Sparte ein 400 Kilometer langes Leitungsnetz für Strom sowie ein etwa 120 Kilometer langes Rohrnetz für Gas. Gesellschafter der TWD Netz GmbH sind mit 74,8 Prozent die Technische Werke Delitzsch GmbH und mit 25,2 Prozent die Gasversorgung Delitzsch GmbH.

Wasserversorgung

Für die öffentliche Wasserversorgung ist seit dem 28. Juli 1993, die Delitzsch-Rackwitzer Wasserversorgung – DERAWA zuständig. Sie wurde nach zwölfjähriger Vorbereitung im Jahr 1989 auf dem Betriebsgelände, des ersten Delitzscher Wasserwerks von 1903 errichtet. Bis zur Übernahme der technischen und kaufmännischen Betriebsführung des neuen Wasserwerks durch den Zweckverband DERAWA im Jahr 2005, wurde diese Abteilung von den Technischen Werke Delitzsch GmbH übernommen.

Das Versorgungsgebiet umfasst etwa 52.000 Einwohner und erstreckt sich über den gesamten städtischen Raum sowie über die angrenzenden Gemeinden und Städte. DERAWA bezieht sein Trinkwasser aus einer Quelle in der Prellheide südwestlich von Bad Düben. Das Wasserwerk verfügt über drei Reinwasserbehälter (á 5000 m3), deren Trinkwasser über ein 560 Kilometer langes Wasserleitungsnetz zu den etwa 12.000 Abnehmeranschlüssen im gesamten Versorgungsgebiet transportiert wird.

Ansässige Unternehmen

In Delitzsch befinden sich verschiedene mittelständische Betriebe und Konzerne, der bekannteste bei den Verbrauchern ist wohl die Delitzscher Schokoladenfabrik. 1894 wurde sie von Albert Böhme gegründet und ist seit Oktober 2008 Tochterunternehmen der Halloren Schokoladenfabrik AG, die im 30 Kilometer entfernten Halle (Saale) ihren Sitz hat. Mit 160 Mitarbeitern ist der Delitzscher Betrieb größtes Tochterunternehmen von Halloren.[43] Ein weiteres Traditionsunternehmen ist das 1908 gegründete Schienenfahrzeugwerk Delitzsch GmbH (SFW), das im Januar 2010 von der schwedischen Firma EuroMaint Rail GmbH übernommen und das nun diesen Namen trägt. Spezialisiert ist die Firma mit ihren 237 Beschäftigten auf Instandhaltung, Wartung und Umbau von Schienenfahrzeugen sowie deren Komponenten.[44]

Gewerbe- und Industriegebiet

Neben den Traditionsunternehmen in der Kernstadt befinden sich weitere Konzerne im Industrie-/Gewerbegebiet Südwest, das seit 1993 existiert. Dort haben sich große, mittlere und kleine Unternehmen der Produktion, des Großhandels, des Handwerks und des Dienstleistungsgewerbes angesiedelt. Dazu zählt das seit 1994 bestehende, weltweit größte Dämmstoff-Werk der URSA-Gruppe. Mit einer Betriebsfläche von 44.100 m2 und 200 Mitarbeitern ist es auch das modernste Glaswollewerk Europas. Zu den Kernprodukten gehören Mineraldämmstoffe wie Glaswolle, Hartschaumdämmstoffe wie extrudiertes Polystyrol (XPS) und Produkte für die Steildachdämmung.[45] Unmittelbar neben URSA befindet sich die Smurfit Kappa Group. Das aus Irland stammende Unternehmen ist spezialisiert auf die Herstellung von Wellpappe, Karton und anderen aus Holzschliff basierenden Verpackungen. Mit 185 Beschäftigten und einer Betriebsfläche von 20.000 m2 gehört es zu den bedeutendsten industriellen Arbeitgebern in der Region. Weitere städtische Unternehmen im sind der Mineralölhandel Hans Schmidt GmbH & Co, die Herberger Bau AG, die Sogut Fleisch- und Wurstwaren GmbH, der Bauelemente und Natursteinhandel Alltag, die DSD Steel Group GmbH, die Kreiswerke Delitzsch und die

Das Versandhaus Ebrosia hat seit 2009 seinen Sitz in der nordsächsischen Kreisstadt und ist spezialisiert auf den bundesweiten Versand von Wein, Schokolade und Delikatessen. Ebrosia wurde im Jahr 2003 vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH) mit dem Young Business Award als innovativstes und jüngstes Versandhaus Deutschlands ausgezeichnet. Es hat seit November 2011 auch ein eigenes Fachgeschäft vor Ort. [46]

Öffentliche Einrichtungen

Delitzsch hat als Mittelzentrum und Große Kreisstadt neben der eigenen Stadtverwaltung auch viele Ämter, Institutionen und Körperschaften des öffentlichen Rechts. Die Stadtverwaltung und das Stadtarchiv sind in einem der ehemaligen Dienstgebäude des Frauenzuchthauses, am Schloss untergebracht. Der Oberbürgermeister arbeitet hingegen im Delitzscher Rathaus am Marktplatz, in dem sich ein zweiter Teil der Stadtverwaltung und das Ratsarchiv befinden. Nach der Kreisreform von 2008 wurde Delitzsch der Sitz des Landrats abgenommen und nach Torgau verlegt. Jedoch verfügt die Stadt immer noch über eine Außenstelle des Landratsamtes Nordsachsen mit einem Teil des Dezernates I (Hauptverwaltung) und dem gesamten Dezernat III (Baudezernat) mit dem Planungs- und Bauordnungsamt, dem Amt für Ländliche Neuordnung, dem Straßenbauamt und einem Gutachterausschuss.

Delitzsch hat des Weiteren eine Agentur für Arbeit und ein Jobcenter in Trägerschaft des Bundes, ein Hauptzollamt, eine Polizeidirektion mit den nachgeordneten Dienststellen der Verkehrs- und Kriminalpolizei, eine Freiwillige Feuerwehr und ein Technisches Hilfswerk sowie eine Außenstelle der Kreishandwerkerschaft Nordsachsen. Hinzu kommt der Hauptsitz der Unteroffizierschule des Heeres (USH), die als zentrale truppengattungsübergreifende Ausbildungseinrichtung für Unteroffiziere des Heeres und die Heeresuniformträger der Streitkräftebasis der Bundeswehr dient. Untergebracht sind der Stab und die Lehrgruppen A und C der USH. Zu den kulturellen öffentlichen Einrichtungen zählen das Bürgerhaus, die Volkshochschule Delitzsch, die Stadtbibliothek, der Tierpark und das Freibad. Im Jahr 1999 wurde das Jugendzentrum YOZ, das vom DRK geleitet und betrieben wird, für die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit im Norden von Delitzsch eröffnet.

Kreiskrankenhaus (Südseite)

Gesundheitswesen

Der Rettungsdienst wird im gesamten Stadtgebiet vom Roten Kreuz gestellt. In Delitzsch befindet sich die Bezirksstelle, von der aus die Landkreise Nordsachsen und Anhalt-Bitterfeld betreut werden. Seit 1861 besitzt Delitzsch ein eigenes Krankenhaus. Mit dem Zusammenschluss der Landkreise Delitzsch und Eilenburg wurde die Klinik 1994 zum Kreiskrankenhaus. Von 2005 bis 2008 wurde die Klinik umfassend erweitert und modernisiert wozu auch die Anschaffung neuer hochmoderner Medizintechnik gehörte. Seit 2007 verfügt das Kreiskrankenhaus über sechs Stationen mit 155 Betten und 184 Angestellten. Hinzu kommen eine Notfallaufnahme und eine Intensivstation. Jährlich werden im Durchschnitt 5600 Behandlungen in den Fachgebieten Viszeral- und Gefäßchirurgie, Herzmedizin/IMC/Schlaganfalleinheit, Innere Medizin sowie Unfallchirurgie durchgeführt. Zusammen bilden die Kliniken Delitzsch und Eilenburg, die Kreiskrankenhaus Delitzsch GmbH die als gemeinnütziges Tochterunternehmen des Landkreises Nordsachsen fungiert. Unmittelbar neben dem Kreiskrankenhaus befinden sich zwei separate, städtische Ärztehauser als medizinische Zentren für Ärzte aller Fachrichtungen.

Medien

In der Beethovenstraße befindet sich der Sitz von Nordsachsen TV (NTV). Der Sender produziert seit 1995 ein wöchentlich wechselndes Programm mit Berichten aus der Region. Mit sechs Außenstellen erreicht der Lokalsender eine technische Reichweite von 20.000 angeschlossenen Kabelhaushalten und einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 60.000 Menschen.[47]Zum Programm gehören neben lokalen Themen auch Unternehmensvorstellungen und eine eigene Nachrichtensendung. Als regionaler Radiosender zählt das privat betriebene HaPPyFan-Internetradio. Es sendet seit 2008 ein eigenes und unabhängiges zehnstündiges Hörfunkprogramm.

Die Leipziger Volkszeitung (LVZ) erscheint als einzige regionale Tageszeitung. Eine Lokalredaktion der LVZ, befindet sich am Roßplatz. Produziert und gedruckt wird die LVZ von der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft in Leipzig-Stahmeln. Die tägliche Auflage der LVZ für die Region Delitzsch/Eilenburg liegt bei 15.000 Stück. Darüber hinaus erscheinen wöchentlich der Nordsächsische Wochenkurier, der Sachsen-Sonntag, das Sonntags Wochenblatt, die Delitzscher Rundschau und der Bitterfelder Spatz als kostenlose Printmedien. Das Amtsblatt wird vierzehntäglich von der Stadtverwaltung und dem Landkreis herausgegeben. Seit Sommer 2006 berichtet das private Online-Magazin Delitzsch-Compact täglich aktuell aus der Stadt. Mit aktuellen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur ergänzt es den offiziellen Internet-Auftritt der Stadt.

Bildungseinrichtungen

Bibliotheken und Archive

Stadtbibliothek an der St.-Peter-und-Paul-Kirche

Die Stadtbibliothek Delitzsch wurde 1896 gegründet und befindet sich seit dem Umzug aus der Eilenburger Straße im Jahr 2009, in der Alten Lateinschule an der Stadtkirche St. Peter und Paul. Auf mehr als 400 Quadratmeter Fläche, verteilt auf drei Etagen, sind über 42.000 Bücher, Schriften und Datenträger untergebracht.[48]Im zweiten Obergeschoss befindet sich ein Lesesaal, der auch für Vorlesungen von Autoren und Veranstaltungen der Kreismusikschule genutzt wird. Der 1998 gegründete Literatur-Stammtisch Delitzsch trifft sich dort monatlich und diskutiert über Neuerwerbungen aus den Beständen, Leseempfehlungen und Leseproben von neuen und wiederentdeckten Autoren.

Im Stadtarchiv von Delitzsch, das im Technischen Rathaus seinen Sitz hat, sind mehr als 100.000 Archivalieneinheiten über die Tätigkeiten der Stadtverwaltung Delitzsch, der städtischen Einrichtungen, der unter städtischer Verwaltung stehenden Stiftungen sowie der städtischen Eigenbetriebe gelagert. Daneben befindet sich dort eine Bestandsübersicht über die städtischen Bauwerke und ein Personenstandsregister von 1874 bis heute.[49] Weitere historische Archivalien über Delitzsch und seine Ortsteile befinden sich seit 1972 im Staatsarchiv Leipzig.

Schulen

Die erste Schule von Delitzsch entstand um 1426 als Knabenschule und wurde im 16. Jahrhundert erweitert, als wegen der allgemeinen Schulpflicht auch die Mädchen die Schule besuchen mussten. Heute gibt es in der Stadt für ungefähr 4000 Schüler neun öffentliche und drei private Schulen.

Christian-Gottfried-Ehrenberg-Gymnasium

Für die Primarstufe gibt es drei Schulen: die Grundschule Delitzsch-Ost, die Grundschule am Rosenweg und die Diesterweg-Grundschule, benannt nach dem deutschen Pädagogen Adolph Diesterweg. Alle drei Bildungseinrichtungen, befinden sich in Trägerschaft der Stadt und umfassten im Schuljahr 2010/2011 über 600 Schüler.

Die größte Mittelschule in Delitzsch ist die Artur-Becker Schule mit 436 Schülern (Schuljahr 2010/2011). Zudem existiert seit 1982 die Mittelschule Delitzsch-Nord. Bis zur Einführung der Mittelschulen in Sachsen stand sie unter dem Namen Karl-Marx-Oberschule. Beide Schulen befinden sich ebenfalls in Trägerschaft der Stadt.

Das Christian-Gottfried-Ehrenberg-Gymnasium ist mit seiner 150 -jährigen Geschichte nicht nur die älteste, sondern mit 763 Schülern (Schuljahr 2009/2010) auch die größte Bildungseinrichtung im Stadtgebiet. Die Schule entstand 2003 nach dem Zusammenschluss der vormals eigenständigen Gymnasien Oskar-Reime und Ehrenberg. [50]Der Unterricht findet in zwei getrennten Häusern am Wallgraben und in der Dübener Straße statt. Seit der Kreisreform vom 1. August 2008, befindet sich das Gymnasium in Trägerschaft des Landkreises Nordsachsen.

Seit 1952 existiert das Berufsschulzentrum – Dr. Hermann Schulze-Delitzsch an der Karl-Marx-Straße. Innerhalb der Berufsschule wird in den Abteilungen gewerblicher, kaufmännischer und landwirtschaftlicher Bereich unterrichtet. Dort ist auch ein berufliches Gymnasium untergebracht. Durch bundesweite Ausstellungen, wie der Comtec in Dresden (1997), der Youth Media in Düsseldorf (1999) und der Expo 2000 in Hannover konnte die Schule mit seinen Projekten auf sich aufmerksam machen.

Zur schulischen Förderung von körperlich und geistig Behinderten gibt es neben der Förderpädagogischen Beratungsstelle, die Förderschule Rödgen und die Pestalozzischule Schule (für Lernförderung) Delitzsch. Die privaten Schulen wie die Volkshochschule Delitzsch, die Akademie der Darstellenden Künste Delitzsch und die Musikschule im Barockschloss runden das Schulangebot in Delitzsch ab.

Persönlichkeiten

Der Delitzscher Biologe und Expeditör Christian Gottfried Ehrenberg

Der wohl bekannteste Sohn der Stadt ist der Genossenschaftler und Politiker Dr.Hermann Schulze-Delitzsch (1808–1883). Schulze-Delitzsch wurde als Sohn des damaligen Bürgermeisters und Justizrates August Wilhelm Schulze, im Haus Markt 14 geboren. Neben seiner Mitwirkung im Bundes- und später auch im Reichstag, bestand seine größte Leistung in der Begründung des deutschen Genossenschaftswesens und der Genossenschaftsbanken, die auf dem Solidarprinzip der Mitglieder beruhten. In seinem einstigen Gründerhaus in der Kreuzgasse 9 wurde ein Museum zu seinen Ehren eingerichtet. Ein weiterer über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gewordener Wissenschaftler war der Bio- und Zoologe Christian Gottfried Ehrenberg (1795–1876). Ehrenberg gilt als einer der produktivsten europäischen Naturwissenschaftler und Begründer der Mikrobiologie. Neben Forschungsexpeditionen von 1820 bis 1825 im Nahen Osten und Nordafrika, war er auch Reisebegleiter von Alexander von Humboldt auf der Asienreise im Jahr 1829.

Auch in der jüngeren Zeit brachte die Stadt bekannte Wissenschaftler hervor; so beispielsweise den Mediziner Paul Walther Fürbringer, den Buchkünstler und Grafiker Walter Tiemann, die Politikerin und Gewerkschaftsfunktionärin Anna Zammert und den Kunsthistoriker und Konservator Eberhard Ruhmer. Im Bereich der Rechtswissenschaften sind der Jurist und Staatsanwalt Hermann Haußmann und der Studentenhistoriker Erich Bauer bekannt. Aus Delitzsch stammen zudem viele Persönlichkeiten, welche im Bereich der Bildung tätig waren. Dazu zählen der Mathematiker und Philologe Erasmus Schmidt, der Hochschullehrer und Dichter Christian Saalbach, der Gymnasiallehrer und Kulturkritiker Bernhard Förster sowie der Erfinder und Professor Helmut Schreyer, welcher an der Technischen Hochschule des brasilianischen Heeres in Rio de Janeiro unterrichtete.

Literatur

  • Sigrid Schmidt/Christel Moltrecht: Stadtbilder aus Delitzsch. Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-928741-16-0.
  • Karlheinz Blaschke: Delitzsch – Eilenburg – Torgau. Land und Städte in der sächsischen Landesgeschichte. In: Sächsische Heimatblätter, Band 5 . Sächsisches Druck- und Verlagshaus, Dresden 1993.
  • Manfred Wilde: Häuserbuch der Stadt Delitzsch, Teil 1: Die Altstadt . Verlag Degener und CO., Neustadt/Aisch 1993, ISBN 3-7686-4135-X.
  • Manfred Wilde: Häuserbuch der Stadt Delitzsch, Teil 2: Die Neustadt . Verlag Degener und CO., Neustadt/Aisch 1994, ISBN 3-7686-4139-2.
  • Statistisches Bundesamt: Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  • Christel Moltrecht: Delitzsch in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel (Niederlande) 1998, ISBN 90-288-5698-6.
  • Manfred Wilde: Delitzsch - Die Reihe Archivbilder. Sutton Verlag, Wiltshire (GB) 1998, ISBN 3-89702-102-1.
  • Manfred Wilde: Die Verlorenen Orte des Kreises Delitzsch. Sax-Verlag, Beucha 2000, ISBN 3-930076-78-0.
  • Manfred Wilde/Jürgen M. Pietsch: Delitzsch. Edition Akanthus, Spröda 2003.
  • Manfred Wilde/Detlef Seeger: Bilder aus der DDR. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 3-89702-981-2.
  • Stadt Delitzsch: Delitzscher Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 2011. Heide-Druck, Bad Düben 2010.

Weblinks

 Commons: Delitzsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Delitzsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden (Hilfe dazu)
  2. Sigrid Schmidt/Christel Moltrecht: Stadtbilder aus Delitzsch. S. 3.
  3. Geologische Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 4734 Leipzig. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Abgerufen am 31. Oktober 2011.
  4. Delitzsch: Sonnenstadt 2010 im Freistaat Sachsen. Abgerufen am 23. April 2011.
  5. Deutscher Wetterdienst: Standortkarte. Abgerufen am 10. Juni 2011.
  6. Louis D. Nebelsick, Jens Schulze-Forster, Harald Stäuble: Der Adonis von Zschernitz. Die Kunst der ersten Bauern. In: Archaeonaut, Bd.4, Landesamt für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte, Dresden 2004.
  7. Dort wird ein Wikardus de Dielce genannt (UB Erzst. Magd. 1413), vgl. Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden Friedrichs I. (1158-1167), S. 454.
  8. Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.9.
  9. Leipziger Teilung im Leipzig-Lexikon. Abgerufen am 27. April 2011.
  10. Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.10/11.
  11. Die Sage von der Delitzscher Türmerstochter
  12. Barockschloss Delitzsch im Portal Historisches Sachsen. Abgerufen am 28. April 2011.
  13. Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.16.
  14. Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. In: Edition Akanthus (2003), S.21.
  15. Delitzsch gewinnt Wettbewerb „Energieeffiziente Stadt“
  16. Gesamtbilanz (Stand: 2001) nach: Andreas Berkner: Braunkohlenbergbau und Siedlungsentwicklung in Mitteldeutschland. Gratwanderung zwischen Aufschwung, Zerstörung und neuen Chancen. In: Dachverein Mitteldeutsche Straße der Braunkohle (Hrsg.): Braunkohlenbergbau und Siedlungen. Leipzig 2001. S. 8–19. ISBN 3-9807201-3-6
  17. Statistisches Bundesamt:Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  18. StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997. Abgerufen am 28. April 2011.
  19. www.delitzsch.de: Chronikübersicht der Stadt. Abgerufen am 5. März 2011.
  20. Homepage der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde: Geschichte; eingesehen am 6. April 2011
  21. a b c Geschichte der Juden in Sachsen. Abgerufen am 18. September 2011.
  22. Jürgen M. Pietsch/Manfred Wilde: Delitzsch. S. 20.
  23. Ergebnisse der Stadtratswahl 2009. Abgerufen am 26. März 2011.
  24. Ergebnisse der Stadtratswahl 2004. Abgerufen am 17. November 2011.
  25. www.delitzsch.de: Verwaltungsstruktur. Abgerufen am 24. September 2010.
  26. Ergebnisse der Landtagswahl 2009 - Wahlkreis 32 Delitzsch. Abgerufen am 10. Juni 2011.
  27. Ergebnisse der Bundestagswahl 2009 - Wahlkreis 152 Nordsachsen. Abgerufen am 10. Juni 2011.
  28. Jürgen M. Pietsch, Manfred Wilde: Delitzsch. S. 8.
  29. www.delitzsch.de: Partnerstädte und Partnerschaften. Abgerufen am 5. November 2011.
  30. Leipziger Volkszeitung (Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung), 23. November 2010, Seite 15/17
  31. Stadtmauer bei burgenwelt.de. Abgerufen am 28. Mai 2011.
  32. a b Christel Moltrecht: Delitzsch in alten Ansichten. S. 8/9.
  33. Sigrid Schmidt/Christel Moltrecht: Stadtbilder aus Delitzsch. S. 37.
  34. www.delitzsch.de: Informationen zum Schafrichterhaus. Abgerufen am 6. März 2011.
  35. Homepage des Schulze-Delitzsch-Männerchors. Abgerufen am 9. November 2011.
  36. Leipziger Volkszeitung (Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung), 18. Oktober 2011, Seite 17
  37. Leipziger Volkszeitung (Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung), 17. Juni 2010, Seite 18
  38. Sigrid Schmidt/Christel Moltrecht: Stadtbilder aus Delitzsch. S. 38.
  39. a b c Geschichte der Stadtkirche St.-Peter-und-Paul. Abgerufen am 25. September 2011.
  40. Kirchenführer der Stadt Delitzsch, eingesehen am 5. April 2010
  41. a b Homepage der Hospitalkirche St. Georg. Abgerufen am 6. November 2011.
  42. www.delitzsch.de: Kirchen und Friedhöfe. Abgerufen am 4. Januar 2011.
  43. Schokoladenfabrik Delitzsch. Abgerufen am 24. April 2011.
  44. Homepage der EuroMaint Rail GmbH Delitzsch. Abgerufen am 24. April 2011.
  45. Homepage der URSA Uralita Gruppe - Unternehmen Delitzsch. Abgerufen am 24. April 2011.
  46. Leipziger Volkszeitung (Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung), 12. Oktober 2011, Seite 17
  47. Homepage des Lokalsenders Nodsachsen TV. Abgerufen am 5. Juni 2011.
  48. www.delitzsch.de: Stadtbibliothek. Abgerufen am 10. Juni 2011.
  49. www.delitzsch.de: Stadtarchiv. Abgerufen am 10. Juni 2011.
  50. Leipziger Volkszeitung (Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung), 26. März 2009, Seite 15/17

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