Metropolregion Mitteldeutschland

Metropolregion Mitteldeutschland
Karte
Metropolregion Mitteldeutschland (in Rot)
Übersicht
Bundesländer:

Sachsen
Sachsen-Anhalt
Thüringen

Raumordnung: polyzentral
Fläche: etwa 2.000 km² bez. elf Mitgliedsstädten
Einwohner: etwa 2,4 Millionen in elf Mitgliedsstädten
Mitgliedsstädte
Sachsen:

Chemnitz
Dresden
Leipzig
Zwickau

Sachsen-Anhalt:

Dessau-Roßlau
Halle (Saale)
Magdeburg

Thüringen:

Erfurt
Gera
Jena
Weimar

Die Metropolregion Mitteldeutschland umspannt den zentralen Ballungsraum Leipzig-Halle, wobei die Landeshauptstädte Magdeburg im Norden, Erfurt im Südwesten und Dresden im Südosten die äußeren regionalen Bezugspunkte sind. Außer den drei Landeshauptstädten zählen zu den Mitgliedsstädten Chemnitz und Zwickau in Sachsen, Halle und Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt sowie Jena, Gera und Weimar in Thüringen.[1] Bis auf Weimar sind alle Städte Oberzentren im jeweiligen Bundesland und außer Zwickau sind alle Mitgliedsstädte kreisfrei. Sie haben in der Summe eine Fläche von ca. 2000 Quadratkilometern und eine Bevölkerungszahl von ca. 2,4 Millionen Einwohnern.[2]

Die umliegenden Landkreise und deren Städte und Gemeinden sowie die Bundesländer selbst zählen nicht zu den Mitgliedern der Metropolregion. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zählt jedoch aus statistischen und praktischen Gründen zur Metropolregion Mitteldeutschland sehr weite Teile der drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit hinzu, ausgenommen sind dabei der Landkreis Harz, die Altmarkkreise Salzwedel und Stendal, die Oberlausitzkreise Bautzen und Görlitz sowie die Landkreise Nord- und Westthüringens. Daraus ergibt sich eine Einwohnerzahl von 6,9 Millionen. (Stand 2008).[3] Die Region wurde von der deutschen Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) 1997 als siebte der insgesamt elf Metropolregionen in Deutschland bestätigt und liegt als einzige vollständig in den „neuen Bundesländern“.

Die Metropolregion Mitteldeutschland ist 2009 aus der Metropolregion Sachsendreieck hervorgegangen, deren Ursprung die Städte Dresden, Leipzig/Halle, Chemnitz und Zwickau waren. Zunächst erhielt die Stadt Jena 2007 hier Stimmrecht und vertrat die Städte der Impuls-Region Erfurt–Weimar–Jena sowie die Stadt Gera in der Metropolregion Sachsendreieck. Im gleichen Jahr wurde hier auch die Stadt Magdeburg beratendes Mitglied. Die Städte Jena und Magdeburg wurden 2009 als Vollmitglieder aufgenommen: Gleichzeitig beschlossen die Mitglieder die der räumlichen Erweiterung entsprechende Umbenennung in Metropolregion Mitteldeutschland. Im Jahr 2010 wurden schließlich auch die Städte Gera und Dessau-Roßlau Vollmitglieder und eine Neuausrichtung wurde eingeleitet.[4]

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerungsbewegung

Suburbanisierung in Leipzig 1995

Seit dem Fall der Berliner Mauer und der Öffnung der Staatsgrenzen der DDR nach Westdeutschland im Jahre 1989 kam es in der Region zu erheblichen Bevölkerungsverschiebungen.

Die erste Phase bis etwa 1995 ist geprägt durch eine vor allem aus ökonomischen Gründen verstärkte Abwanderung in die alten Bundesländer. Diese Phase war noch flächendeckend und für fast jede Gemeinde gleich. In der zweiten Phase verloren die Großstädte durch eine sprunghafte Suburbanisierung (vor allem kaufkräftigere und wohlhabendere) Bürger an das Umland. In den gesamten 1990er Jahren wurden in annähernd jeder stadtnahen Gemeinde neue Gebiete für die Wohnbebauung mit Eigenheimen angelegt. Alle Großstädte haben zumindest Teile dieses Bevölkerungsverlusts über Eingemeindungen rückgängig gemacht. Gründe hierfür sind Steuereinnahmen, über die meist berufstätige Bevölkerung sowie Gelder des kommunalen Finanzausgleichs, die auch nach Einwohnern mit Erstwohnsitz aufgeschlüsselt werden, auf die die Städte nicht verzichten können.

Bei diesen landesweiten Gebietsreformen sind allerdings auch große Einzelgemeinden entstanden, wodurch es den Städten mittlerweile recht schwer fallen dürfte, weiter einzugemeinden. Der Prozess kann daher als beendet betrachtet werden. Aus den Eingemeindungen ergeben sich auch verkehrstechnische Probleme, weil den eingegliederten Ortschaften bessere (öffentliche) Verkehrsanbindungen zustehen. Mittlerweile gewinnen die Städte Dresden und Leipzig aus dem Umland und anderen Regionen neue Bürger, was daran liegt, dass die innerstädtischen Wohnräume modernisiert wurden und auch mit dem Umland vergleichbare Wohngebiete in den Stadtgebieten zur Verfügung stehen.

Infrastruktur

Intermetropolitane Trassen und Achsen

Intermetropolitane Trassen sind solche Verkehrswege, die die Region durchqueren und an andere europäische Metropolregionen anbinden. Metropolregionen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie Verkehrsknotenpunkt solcher Verbindungen sind.

Autobahn

Kreuzungspunkt A 4

Von Osten nach Westen durchläuft die Bundesautobahn 4 (E 40) die Region. Die A 4 beginnt in Görlitz an der polnischen Grenze. In der Region um Dresden und Chemnitz kommt es zu einer Verteilung des Ost-West-Transitverkehrs nach Nordwesten über die A 14 nach Leipzig, Halle, Magdeburg sowie Hannover und Südwesten auf die A 72 nach Nürnberg und weiter nach München. Die A 4 führt weiter Richtung Westen nach Erfurt und Frankfurt am Main. Die A 38 verbindet die Metropolregion mit Göttingen, also den südlichen Teilen der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen.

Mit der Fertigstellung des Ausbaus der Nord-Süd-Verbindung der A 13/A 17 (Europastraße E 55) kommt es auch hier zu einer weiteren Verkehrsteilung in Nordrichtung nach Berlin und Hannover. Insbesondere die A 4 zwischen dem Kreuz Chemnitz (A 72) und dem Autobahndreieck Dresden-Nord (A 13) wird daher ein Knotenpunkt zweier europäischer Fernstraßen. Die E 40 und E 55 sind dabei, erkennbar an der Endziffer, Fernstraßen erster Klasse. Die Autobahn ist heute zwischen dem Autobahndreieck Dresden-Nord und dem Kreuz Chemnitz dreispurig ausgebaut.

Die A 9 verbindet den Ballungsraum Leipzig-Halle mit Berlin, Nürnberg und München. Sie ist deshalb eine wichtige Straßenverbindung insbesondere innerhalb Deutschlands. Die Autobahn führt den Fernstraßenverkehr an der westlichen Kante des Dreiecks.

Eisenbahn

Der Leipziger Hauptbahnhof

Der Leipziger Hauptbahnhof ist ein wichtiger Umsteigepunkt im ICE-Netz. Neben den Verbindungen von Dresden nach Frankfurt am Main bzw. Köln und von München nach Berlin bietet er auch Anschluss an IC-Verbindungen Richtung Hannover und Dortmund.

Der Eisenbahnknoten Dresden ist der traditionelle Kreuzungspunkt der internationalen Fernstrecke zwischen Wien, Prag, Berlin und Hamburg sowie der Verbindung von Paris über Nürnberg und Chemnitz nach Warschau, wobei diese sowohl in Deutschland als auch Richtung Polen an Bedeutung verloren hat. Die Bahnhöfe der Stadt bilden für die Ober- und die südliche Niederlausitz den Zugang zum Fernbahnnetz.

Die Bahnverbindung zwischen Dresden und Prag wird zudem stark durch den Güterverkehr belastet. Im Sommer 2004 mussten einzelne EC-Züge eingestellt werden, da wegen Bauarbeiten die Strecke voll ausgelastet war. Zumindest im Großraum Dresden konnten diese Bauarbeiten und Erweiterung (Auslagerung der S-Bahn-Trasse) abgeschlossen werden, weshalb die Strecke wieder mehr Fernzüge aufnehmen kann.

Seit Dezember 2005 gibt es eine ICE-Verbindung von Dresden über Leipzig und Halle nach Magdeburg über den Flughafen Leipzig/Halle. Diese Verbindung ergänzt die stündliche IC-Verbindung zwischen Leipzig, Halle und Magdeburg um ein ICE-Zugpaar. Sachsen-Anhalt hat diese ICE-Linie erwirkt, nachdem die Bahn beschlossen hatte, die ICE-Verbindung zwischen Berlin und Hannover endgültig nicht mehr über Magdeburg laufen zu lassen.

Topografisches Liniennetz
Linie Wichtige Städte
ICE50 DresdenLeipzigErfurtFuldaFrankfurt am Main
ICE51 DresdenLeipzigErfurtKasselDüsseldorfKöln
IC51 BerlinHalleErfurtKasselDüsseldorfKöln
ICE28 HamburgBerlinLeipzigNürnbergMünchen
EC27 Budapest/WienPragDresdenBerlinHamburgAarhus
IC55 LeipzigHalleMagdeburgHannoverDortmund
IC56 LeipzigHalleMagdeburgHannoverBremenOldenburg
FSX* DresdenChemnitzZwickauHofNürnberg
* Der Franken-Sachsen-Express wird von der DB Regio im Auftrag der DB Fernverkehr bedient

Anmerkung: Die Fernbahnlinien, welche die Region anbinden, im Überblick. Fett markierte Städte liegen in anderen Metropolregionen

Interregionale Trassen und Achsen

Interregionale Trassen verbinden die Großräume der Metropolregion miteinander. Da die Metropolregion Mitteldeutschland aus Städten und Ballungsräumen besteht, die teilweise 100 km auseinander liegen, konzentriert sich der Verkehr auf wenige Korridore.

Autobahn und Straßen

Die Autobahnen A14, A4 A9, A38 und A72 bilden die wichtigsten Korridore innerhalb der Metropolregion. Der letzte Lückenschluss findet derzeit mit dem Neubau der A72 zwischen Chemnitz und Leipzig statt. In den Städten und Ballungsräumen sind teilweise auch Bundesstraßen vierspurig ausgebaut.

Eisenbahn

Innerhalb der Region gibt es zwischen nahezu allen Städten direkte Bahnverbindungen. Dabei werden folgende Relationen auch durch Fernverkehr bedient:

Wichtige Nahverkehrsverbidungen sind unter anderem

S-Bahnen

S-Bahn-Station Dresden-Flughafen

Innerhalb der Region gibt es derzeit vier S-Bahnnetze in Dresden, Leipzig-Halle und Magdeburg.

Die S-Bahn Dresden verkehrt auf drei Linien und schafft Verbindungen innerhalb der Landeshauptstadt sowie zum Dresdner Flughafen, nach Meißen, Freiberg sowie Bad Schandau. Der Ausbau der Anlagen der S-Bahn läuft über mehrere Jahre.

Das derzeitige S-Bahnnetz im Raum Halle/Leipzig ist nur noch eine Übergangslösung. Mit Inbetriebnahme des Citytunnels in Leipzig wird es unter dem Namen „S-Bahn Mitteldeutschland“ ein neues Netz mit sechs Linien geben. In dieses Netz sollen dann auch Zwickau und ab 2015 Dessau eingebunden sein.

In Magdeburg existiert nur eine S-Bahnlinie. Für die Bahnlinien im Umfeld der Stadt ist die Einrichtung einer Regio-S-Bahn auf mehreren Linien vorgesehen.

Flughäfen

Frachtflugzeug am Flughafen Leipzig-Halle

Der zentrale und größte Flughafen der Metropolregion ist der Flughafen Leipzig/Halle. Von ihm aus gibt es Linienflüge zu den großen deutschen Drehkreuzflughäfen sowie zu europäischen Metropolen. Größere Bedeutung im Passagierbereich besitzt allerdings der Charterverkehr, vor allem in den Mittelmeerraum und nach Nordafrika. Im Frachtbereich hat sich der Leipzig Halle Airport seit Ansiedlung des europäischen Hauptdrehkreuzes der DHL zum Main-Hub entwickelt. Die relativ junge Frachtfluggesellschaft Aerologic hat ihren Sitz am Flughafen Leipzig-Halle. Seit 2006 lässt die US Army auch über den Flughafen Leipzig/Halle Passagierflüge für den regelmäßigen Truppenaustausch im Irak und in Afghanistan durchführen. Pro Monat werden bis zu 80 Truppentransportflüge mit ungefähr 160 Soldaten pro Tag abgefertigt. Bis Anfang 2009 sollen auf diesem Weg bereits 450.000 Soldaten über Leipzig/Halle in den Kampfeinsatz geflogen sein. Im Jahr 2010 wurden am Flughafen Leipzig/Halle 2,35 Mio. Passagiere abgefertigt sowie 663.000 t Fracht (zweitgrößter Frachtflughafen in Deutschland). Die Zahl der Flugbewegungen lag bei 62.000.

Der Flughafen Dresden ist der zweitgrößte Flughafen der Metropolregion und verbindet die Landeshauptstadt auf direktem Wege mit den großen deutschen Drehkreuzflughäfen sowie europäischen Metropolen. Auch Ferienflüge werden angeboten. Abgefertigt wurden im Jahr 2010 1,85 Millionen Passagiere bei 35.000 Flugbewegungen.

Der dritte internationale Flughafen der Region ist der Erfurter Flughafen. Er besitzt eine geringere Bedeutung mit 323.000 Passagieren bei ca. 11.000 Flugbewegungen im Jahr 2010.

Nicht den Mitgliedsstädten der Region direkt, allerdings in deren Umfeld zuzuordnen sind die Regionalflugplätze Leipzig-Altenburg und Magdeburg-Cochstedt.

Wirtschaft

Die Metropolregion Sachsendreieck ist eine der ältesten Industrieregionen der Welt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war sie einer der drei wirtschaftsstärksten Räume Deutschlands. Momentan ist die Metropolregion die wirtschaftlich stärkste Region der ostdeutschen Bundesländer. Dresden und Leipzig gehören mittlerweile, auch am tatsächlich erreichten Inlandsprodukt gemessen, zu den 20 wichtigsten Städten in Deutschland.

Kennzahlen

Das Bruttoinlandsprodukt von Sachsen in Höhe von etwa 79 Milliarden Euro geht weitestgehend auf den großen sächsischen Anteil der Metropolregion zurück, in der die meisten sächsischen Bürger leben. Das angenommene Prokopf-BIP des Sachsendreiecks liegt mit 19.000 Euro leicht über dem sächsischen. Die Metropolregion dürfte etwa 61 Milliarden Euro zum deutschen Bruttoinlandsprodukt beitragen. Einzelne statistische Teilgruppen zeigen dabei große Einkommensunterschiede. So liegen die Einkommen der Altersgruppe 20–35 Jahre bereits über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 3500 Euro, in der Altersgruppe ab 40 fallen die Einkommen aber rapide ab, was durch die häufigen Qualifikationswechsel nach der Wiedervereinigung zu begründen ist. Die größten Städte Dresden und Leipzig gehen mit etwa 10 bzw. 9 Milliarden Euro in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ein und erzeugen damit rund ein Viertel des sächsischen Inlandsprodukts.

Die Arbeitslosenquoten der Kreise und Gemeinden in der Region weichen stark voneinander ab. Am niedrigsten ist sie in Dresden mit 9,1 % (Oktober 2011).[5] Für Sachsen ist 14,2 % aktuell (Juni 2007). Ein großes Problem bleibt nach wie vor der Mangel an „einfachen Arbeitsplätzen“ bzw. die Nachfrage nach „einfachen Tätigkeiten“. Die angesiedelten Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, teilweise auf Hightech-Niveau, konnten dieses nur geringfügig lösen. In der Metropolregion ist die Arbeitslosenquote über 10 Jahre betrachtet leicht rückläufig, was auf Großinvestitionen und eine erstarkende Wirtschaft, aber auch auf Abwanderung zurückzuführen ist. In den letzten Jahren haben insbesondere Ausgründungen aus der Forschungslandschaft für einen Zuwachs an hochqualifizierten Arbeitsplätzen geführt. Zum Beispiel besitzen 20 % der Beschäftigten in Dresden einen Hochschulabschluss.

Wirtschaftliche Probleme

Obwohl sich die Region in den letzten 10 Jahren nicht schlecht entwickelt hat und quasi Modellcharakter für die ostdeutschen Bundesländer besitzt, bleiben enorme Probleme bestehen. An erster Stelle steht dabei die hohe Arbeitslosigkeit, die sich direkt auf die gesamte Produktivität der Bevölkerung und deren Kaufkraft auswirkt.

In der Region wurden zwar von großen Konzernen Milliardensummen in zweistelliger Höhe investiert, die Kapitalbasis der mit Hauptsitz ansässigen und privaten Unternehmen bleibt aber gering. Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Unternehmenshauptquartiere wider, die vergleichsweise gering ist. Viele heute noch bestehende Großkonzerne wie zum Beispiel Audi AG, die Dresdner Bank oder Agfa verließen die Region aus politischen Gründen vor allem zwischen 1945 und 1961 und kamen nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nicht mit ihren Unternehmenszentralen zurück.

Auf Grund der geringen Kaufkraft, die wenig privates Kapital für Unternehmensgründungen bereitstellt, ist auch das Unternehmertum vergleichsweise wenig ausgebildet. Es kommt hier das allgemeine Problem der östlichen Bundesländer zum Tragen: Es fehlen die Nachkriegsgenerationen, die Kapital ansammeln oder bereits ein familiär geführtes Unternehmen aufbauen konnten. In der Region gibt es wenige private Patentanmeldungen, die häufig technische Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung sind und bei mangelnder Kapitalausstattung folglich nicht stattfinden.

Da die Ausgaben der Kommunen und Gebietskörperschaften für Infrastruktur und Modernisierung der öffentlichen Einrichtungen in den letzten 15 Jahren sehr hoch waren, bleibt der öffentlichen Hand immer weniger Geld für direkte Wirtschaftsförderung. Die Verschuldung der Gemeinden ist dabei pro Einwohner gar nicht so hoch. Es muss aber bedacht werden, dass die Kommunen weniger Steuern zur Tilgung einnehmen als vergleichbare Kommunen in den westlichen Bundesländern.

In der Strukturförderung der Europäischen Union verliert die Region gerade den Status des Ziel-1-Gebiets, besitzt also um 75 % des Bruttonationaleinkommens des Gemeinschaftsdurchschnittes der EU. Die Region Halle-Leipzig verlor den Status im Jahr 2007, der Dresdner Teil der Region behält ihn vorerst, weil zum Regierungsbezirk Dresden die strukturschwache Oberlausitz gehört. Ein wesentlicher Grund für den Aufstieg war der Beitritt der osteuropäischen Länder, die den Gemeinschaftsdurchschnitt senkten. Auch in der Chemnitzer und Zwickauer Region darf weiterhin am stärksten gefördert werden.

Bildung, Forschung und Entwicklung

Hörsaalzentrum der Technischen Universität Dresden

In der Region arbeiten etwa 6 % aller Beschäftigten in der Forschung und Entwicklung. Diese Zahl liegt über dem gesamtdeutschen Schnitt. Der Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss ist vor allem in den Metropolen vergleichsweise sehr hoch. In der Metropolregion liegen fünf Universitäten oder Technische Universitäten, fünf Fachhochschulen und sieben Kunsthochschulen.

Die Universitäten in Erfurt (gegr. 1392) und Leipzig (gegr. 1409) gehören zu den ältesten Hochschulen in Deutschland. Die TU Dresden eine der ältesten Technischen Hochschulen und die derzeit größte Technische Universität Deutschlands. Neben der TU Dresden gehört die TU Bergakademie Freiberg zu den bundesweit drittmittelstärksten Hochschulen. Drittmittel sind ein Indikator für den Wert der Vertragsforschung, die eine Hochschule anderen Unternehmen und Institutionen anbietet. Die Bergakademie Freiberg ist dabei vor allem im Bereich Montanwissenschaft aktiv, während die TU Dresden die meisten ihrer Drittmittel in den Bereichen Maschinenwesen, Elektro- und Informationstechnik sowie Medizin einwirbt. Die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, die Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle sowie die Hochschule für Bildende Künste Dresden besitzen über die Region hinaus einen Stellenwert in der Bildenden Kunst.

Im Bereich der außeruniversitären Forschung führt die Fraunhofer-Gesellschaft mit insgesamt sechs Instituten und Teilinstituten in keiner anderen Stadt so viele Einrichtungen wie in Dresden und ist dabei bedeutender Teil des Kompetenznetzwerks „Mikrotechnische Produktion“. Auch weitere bedeutende Institute der Grundlagenforschung, insbesondere die der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft, sitzen in Dresden, Halle, Jena, Magdeburg und Leipzig. Ebenfalls regional vertreten ist die Leibniz-Gemeinschaft, deren bekanntestes Institut der Region das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle ist. Insgesamt sitzen zehn Mitglieds-Institute aus den Bereichen (Sektionen) „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften“, „Lebenswissenschaften“, „Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften“ sowie „Umweltwissenschaften“ in der Region.


Tourismus

Blick auf das Altstadtufer von Dresden

Dresden und Leipzig sind wichtige Reiseziele in der Metropolregion. Dresden hat mit rund 9 Millionen Besuchern 2005 (und 32 Millionen Tagesgästen) nach Berlin, München und Hamburg die vierthöchste Anzahl touristischer Gäste in Deutschland. In Dresden übernachten jährlich etwa 3,0 Millionen Menschen, in Leipzig etwa 1,8 Millionen. Mit 535 Übernachtungen je 100 Einwohner im Jahr nimmt die Stadtregion um Dresden einen bundesweiten Spitzenwert ein, was vor allem dem umliegenden Naturraum (Erzgebirge, Sächsische Schweiz) zu verdanken ist. Dresden selbst besitzt eine touristisch attraktive Kulturlandschaft. In der gesamten Metropolregion wird der Bereich Tourismus weiter zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein ausgebaut, in Leipzig zum Beispiel über die landschaftliche Aufwertung der Tagebaurest- zu einer Seenlandschaft („Leipziger Neuseenland“) im direkten Umland.

Unternehmen

Automobil- und Maschinenbau

Automobilwerk Gläserne Manufaktur in Dresden
Produktionsstraße des Apollo in Altenburg

Sachsen ist ein traditioneller Maschinenbaustandort. Außer Daimler besitzen alle großen deutschen Automobilbaukonzerne Produktionsstandorte zwischen Zwickau, Chemnitz, Dresden und Leipzig. Diese sind Volkswagen Sachsen in Zwickau, Chemnitz (VW-Motorenwerk) und Dresden (Gläserne Manufaktur) sowie BMW und Porsche in Leipzig. Mit dem VW Phaeton sowie dem Bentley Continental Flying Spur in Dresden von Mitte 2005 bis Ende 2006 und dem Porsche Cayenne in Leipzig, werden in der Region Fahrzeuge im Hochpreissegment gebaut. Seit 2009 wird in Leipzig auch der Porsche Panamera produziert. VW und Porsche haben für ihre Produktionen in der Region Tochterunternehmen gegründet, um die sich ein dichtes Netz an Zulieferern entwickelt hat. Die Bildung von Clustern ist in der Automobilbranche am weitesten fortgeschritten, da zum Beispiel auch Fahrzeugelektronikzulieferer in der Region produzieren.

Der Automobilbau ist der Motor des Maschinenbaus. Davon profitiert das gesamte verarbeitende Gewerbe in der Region, beginnend beim Guss von Motorblöcken bis hin zur Reinraumtechnik. In der Region Chemnitz-Zwickau, die hinsichtlich dieser beiden Industriezweige eine mehr als hundertjährige Tradition durch Unternehmen wie Horch und Audi vorweist und die seit 1932 zum sächsischen Auto-Union-Konzern gehörten, ist seit den 1990er Jahren eine vitale mittelständische Maschinenbau- und Zulieferindustrie entstanden.

„ Fast ein Viertel der Deutschen Autoproduktion vor dem Krieg stammte aus Sachsen und mit dem majestätischen Horch 8 Zylinder sicherlich auch die schönsten Autos. Diese Tradition ist nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges abgebrochen. Nicht nur die Maschinen mussten das Land verlassen. Auch das Können und Wissen ging mit vielen Köpfen nach Westen. Für eine Region wie Ingolstadt war das ein belebender Vitaminstoß. Im Übrigen nur als Anekdote: Audi gehörte seit der Weltwirtschaftskrise dem sächsischen Staat und insoweit kaufte VW den Automobilstandort Ingolstadt von uns ab.“

Georg Milbradt, damaliger sächsischer Ministerpräsident, Ansprache am 11. Mai 2004 zur Veranstaltung „100 Jahre Automobilbau in Zwickau“

Aus der Entwicklungsabteilung der Horch-Werke, dem ehemaligen Fahrzeughersteller Sachsenring in der DDR, ging nach der politischen Wende das Unternehmen Fahrzeug-Entwicklung Sachsen GmbH (FES) hervor, welches zum Auto-Entwicklungsring Sachsen GmbH (AES) gehört. Heutzutage werden hier Entwicklungsaufträge für die Automobilindustrie bearbeitet. Das ausgegründete Unternehmen konnte sich damit am Markt etablieren. Der Nachbau des Weltrekordrennwagens Typ C der Auto-Union von 1936 rollte 2010 hier aus der Halle, der seither in der Ausstellung des August-Horch-Museum Zwickau zu sehen ist.

Chemnitz als Gründerstadt des deutschen Maschinenbaus ist das mitteldeutsche Maschinenbauzentrum mit Firmen wie NILES-SIMMONS-Hegenscheidt Gruppe, StarragHeckert GmbH, Unitech Maschinen GmbH, Samputensili Werkzeugmaschinen GmbH, Union Werkzeugmaschinen GmbH, Samputensili GmbH - Zahnradschleifmaschinenbau, SCHÖNHERR Textilmaschinenbau GmbH, Terrot GmbH - Strickmaschinen, KARL MAYER Malimo Textilmaschinenfabrik GmbH, SITEC Industrietechnologie GmbH, 3D Micromac AG usw. um nur einige zu nennen.

Die Elbe Flugzeugwerke setzten die Tradition des Flughafens Dresden im Flugzeugbau fort und bauen als Tochterunternehmen von EADS Passagierflugzeuge in Frachtmaschinen um.

Zudem befindet sich in der Metropolenregion der Hauptsitz zweier Sportwagenmanufakturen, zum einen die Gumpert Sportwagenmanufaktur in Altenburg, die den Apollo baut und zum anderen die Firma Melkus Sportwagen in Dresden mit dem Melkus RS 2000.

Mikroelektronik

Das ZMD Design Center in Dresden
Hauptartikel: Silicon Saxony

Die Region um Dresden ist seit Jahrzehnten ein Standort der Rechentechnik, angefangen bei mechanischen Apparaturen bis zur Mikroelektronik, die seit etwa Mitte der 1980er Jahre eine bedeutende Rolle in Dresden spielt. Zurzeit arbeiten mehrere Forschungsinstitute und ansässige Unternehmen auch auf dem Bereich der Nanoelektronik.

Neben der Mikroelektronik und der Rechentechnik werden auch in anderen Technologiebereichen, wie Solarzellen (zum Beispiel Q-Cells AG in Bitterfeld-Wolfen oder SolarWorld AG in Freiberg) oder organische Leuchtdioden (OLED), Produkte entwickelt und produziert. Beispielsweise wird in Chemnitz mit dem Smart Systems Campus ein Technopark für Mikrosystemtechnik in unmittelbarer Nachbarschaft zur TU Chemnitz errichtet, um Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft auszubauen.

Chemie, Pharmazie und Biotechnologie

Die Region um Leuna, südlich von Halle, wurde vor allem zu DDR-Zeiten zu einer bedeutenden Chemie-Region ausgebaut. Die Auswirkungen, insbesondere die Umwelt betreffend, waren dabei teilweise enorm schädigend. Teile der Anlagen konnten erhalten bleiben und laufen mittlerweile unter europäischen Umweltstandards zum Beispiel für den europäischen Ölkonzern Total S.A.. Arzneimittel und Medikamente werden seit mehr als 100 Jahren industriell in Dresden hergestellt. Nennenswert ist hier zum Beispiel das ehemalige Sächsische Serumwerk Dresden, welches auch das amerikanische Gesundheitsministerium mit Grippeimpfstoffen versorgt. Biotechnologie in Halle spielt vermutlich eine enorme Bedeutung in den nächsten Jahren und wird daher, wie in annähernd jeder Region, als Kernkompetenz ausgebaut. Zwei führende Unternehmen hier sind die Aktiengesellschaften Probiodrug und Novosom.

Dienstleistungen und Informationstechnologie

Neue Leipziger Messe

Leipzig ist einer der ältesten Messestandorte der Welt. Seinen Höhepunkt als Messestadt hatte Leipzig nach der Einführung der Mustermesse im Jahr 1895 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und dominierte das nationale und europäische Messewesen. Die deutsche Teilung führte zu einem Bedeutungsverlust. Mit der Frühjahrs- und Herbstmesse übernahm die Leipziger Messe aber die Funktion als wichtigste Schnittstelle zwischen den beiden Wirtschaftssystemen. Seit dem Zusammenbruch des RGW fällt dieses Messethema weg, was die Messe Leipzig dazu zwingt mit anderen Messestädten wie Hannover, Frankfurt am Main, Köln, Genf oder München um wichtige internationale Fachmessen zu konkurrieren. Dabei musste sie, wie bei der CeBIT Home, auch Rückschläge einstecken. Die Anlagen der Messe gehören zu den modernsten in Deutschland und sind verkehrstechnisch gut erschlossen.

Mit PC-Ware AG in Leipzig und SAP in Dresden sind zwei europaweit agierende und börsennotierte IT-Dienstleister in der Region vertreten. Das ehemalige „Neue Markt“- und TecDAX-Unternehmen SAP SI gehört mit etwa 1.800 Mitarbeitern zu den größten IT-Dienstleistern in Deutschland, es ist inzwischen wieder Bestandteil von SAP.

Der amerikanische PC-Hersteller Dell hat in Halle ein Vertriebs- und Servicezentrum für Geschäfts- und Privatkunden in Deutschland mit etwa 750 Mitarbeitern (Ende 2008) aufgebaut.

Kultur

Internationale Rolle

Schloss Pillnitz
Das Museum der bildenden Künste in Leipzig

Im Juli 2004 wurde das Dresdner Elbtal als einzigartiger urbaner Kultur- und Naturraum auf die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe gesetzt. Dessen Kernbereich durchzog fast die gesamte Stadt auf einer Länge von etwa 20 Kilometern. Mittlerweile wurde der UNESCO-Status wieder entzogen.

Mit der Semperoper in Dresden und dem Gewandhaus in Leipzig befinden sich Oper- und Konzerthäuser von europäischem Rang in den Metropolen. Auch die Händel-Festspiele in Halle werden international – insbesondere im englischsprachigen Raum – beachtet. Leipzig ist neben Frankfurt am Main ein bedeutender Ort des Buchdrucks und -handels. Die Stadt beheimatet mit der Deutschen Bücherei den Vorläufer und heutigen Teil der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) und trägt jährlich eine international bedeutende Buchmesse aus.

Ebenfalls internationale Bekanntheit besitzen die Museen Gemäldegalerie Alte Meister sowie das Grüne Gewölbe in Dresden und das Museum der bildenden Künste sowie die Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig. Bedeutende internationale Großveranstaltungen sind zum Beispiel das Dixieland-Festival in Dresden, das jährlich etwa 500.000 Besucher anzieht.

Architektonische Bedeutung genießen durch ihre historische Symbolkraft das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und die Frauenkirche in Dresden. Die neue Synagoge (siehe Religionen in Dresden) in Dresden wurde im Jahre 2001 zum besten neuen europäischen Bauwerk gewählt und ist ein Gegenstück zum modernen glasbetonten Bau. Dieses und andere neue Bauwerke, wie der vom Architektenbüro Coop Himmelb(l)au entworfene UFA-Kristallpalast, wurden und werden in Dresden stark diskutiert. Es bleibt aber festzuhalten, dass Dresden zumindest wieder an Bedeutung in der Gegenwartsarchitektur gewinnt.

Der Neubau des Museums der bildenden Künste in Leipzig, sowie der Umbau der Galerie Moritzburg (Halle) bestechen vor allem durch ihr weiträumige Innenarchitektur.

Industriekultur

Industrie, die seit mehr als 200 Jahren die gesellschaftliche Entwicklung in der Region antreibt, wirkt selbstverständlich in andere Kulturbereiche hinein. Einfluss nahm sie wesentlich auf Wissenschaft und Architektur. Vor allem die Stadt Chemnitz und die damit verbundene südwestsächsische Region können auf eine Vielzahl industrieller Kulturdenkmäler verweisen. So befinden sich beispielsweise die Gebäude der WANDERER Werke AG in Chemnitz-Schönau und der erste Firmensitz der Auto Union in Chemnitz. Industriegeschichte vermitteln auch das Sächsische Eisenbahnmuseum und das schön restaurierte Industriemuseum Chemnitz, welches bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine Gießerei der damaligen Auto Union war.

Grundlagen und Frühindustrialisierung

Darstellung des historischen Bergbaus

Das Erzgebirge erhielt seinen Namen auf Grund der ehemals reichen Erzvorkommen. Insbesondere Silber, Zinn, Eisen und zuletzt Uran wurden fast vollständig abgebaut. Gerade nach dem Ergebnis des Wiener Kongresses im Jahr 1815 suchte Sachsen nach einem Weg, die auferlegten Kriegsentschädigungen begleichen zu können. Um den Silberabbau verbessern zu können wurde schon 1765 die Bergakademie Freiberg gegründet. Um den Holzbedarf für den Bergbau decken zu können, wurde in Tharandt von Johann Heinrich Cotta die weltweit erste Hochschuleinrichtung für Forstwirtschaft gegründet und ausgebaut. In der Tat sind viele der heutigen Wälder im Erzgebirge auf damals gerodeten Flächen angelegt worden. Aus diesem Zwang zum Erzabbau ergab sich später ein gewisser Reichtum des Königreichs, so dass Mittel für den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung standen (Leipzig-Dresdner Eisenbahn, 1839 die erste Ferneisenbahnstrecke Deutschlands). Mit dem weiteren Ausbau eines der dichtesten Eisenbahnnetze der Welt im 19. Jahrhundert war die Grundlage für die Industrialisierung gelegt.

Industrie und Kultur

Die ehemalige Tabakfabrik Yenidze in Dresden als industrie-historisches Wahrzeichen

In Dresden wurden industrielle Anlagen nicht nur in der Peripherie der Innenstadt angelegt, sondern auch in teilweise unmittelbarer Nähe der barocken und klassischen Bauwerke. Die Yenidze, eine Tabakfabrik, die 1909 eröffnet wurde, liegt sozusagen an derselben Straße wie der Zwinger. Die Architektur der Anlage ist thematisch an das Produkt gebunden und hatte damit neben einem rein ästhetischen Wert einen Marketing-Effekt – immerhin mehr als 60 Jahre bevor der Begriff Marketing in Deutschland bekannt wurde. Ähnliche Verantwortung gegenüber dem Stadtbild übernahm der Architekt Hans Erlwein mit seinen industriellen Bauten. Die Rücksichtnahme auf öffentliche Bedürfnisse ist mit dem Prinzip des Stakeholders eine eigentlich sehr neue Erkenntnis der Betriebswirtschaftslehre.

Das Zentrum der sächsischen eisenverarbeitenden Industrie war Chemnitz. Es wurde bekannt als Wiege des deutschen Maschinen- und Fahrzeugbaus. Ebenfalls hohe Bedeutung besitzt die Region in der Textilindustrie. Chemnitz wurde damals auch das sächsisches Manchester aufgrund seiner hohen Industriedichte mit über 500 Schornsteinen genannt. Die Wohnquartiere der Arbeiter und die Villen der Fabrikanten befanden sich in unmittelbarer Nähe ihrer Fabriken. In Chemnitz wurde ebenfalls der Grundstein des deutschen Patentrechts gelegt. Und dies nicht ohne Grund, da in Chemnitz um das Jahr 1900 herum sechsmal soviel Patente angemeldet wurden, als im deutschen Durchschnitt. Damit wurde die Stadt zu jedener Zeit zur reichsten Stadt Deutschlands. Von dieser Zeit berichten heute noch die ingenieurstechnischen Leistungen im Maschinen-, Fahrzeug-, Eisenbahn-, und Bergbau die im Sächsischen Industriemuseum in Chemnitz ausgestellt werden. Gezeigt werden dort neben den Produktionsmitteln der Betriebe auch die Produkte selbst. In der Region um Chemnitz befinden sich heute Außenstellen des Museums, die sich auf spezielle Gebiete konzentrieren.

Rekultivierung und Bergbaufolgelandschaften

Cospudener See

Auch wenn es damals noch kein bekannter Begriff war, kann man bei der Aufforstung im Erzgebirge ab 1811 sicher von einer Rekultivierung sprechen. Bei dieser Rekultivierung versuchte man den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen, auch wenn man sich auf bestimmte Baumarten konzentrierte und damit in gewisser Weise das Problem der Monokulturen erzeugte.

Im Gegensatz dazu wird das Aussehen der Tagebaufolgelandschaft im Süden von Leipzig wesentlich anders sein, als die Landschaft vor dem Bergbau. Die entstandenen Tagebaurestlöcher werden mit Grundwasser gefüllt und es entsteht eine weitläufige Seenlandschaft (Leipziger Neuseenland). Auch wenn das Auffüllen nach einem schnellen Prozess klingt, dauert es sehr lange, bis sich das Ufer eines neuen Sees geologisch gefestigt hat bzw. bis sich der See gefüllt hat. So wird gegenwärtig südlich von Halle der Geiseltalsee, der größte künstliche See in Deutschland, mit Wasser des Flusses Saale geflutet. Der Endwasserstand soll 2011 erreicht werden.[6]

Sehenswürdigkeiten

Magdeburger Dom
Albrechtsburg und Dom zu Meißen
Stadtschloss Weimar
Rote Spitzen in Altenburg

Oberzentren:

Mittelzentren

Naturraum und Landschaften

Der nördliche Teil der Metropolregion liegt vor allem in der Leipziger Tieflandsbucht, sowie dem Naturpark Saale-Unstrut-Triasland, als südlicher Ausläufer des norddeutschen Tieflands.

Das mittelsächsische Hügelland, etwa im Schwerpunkt des Dreiecks, und die flacheren Lagen des Erzgebirges, als Streifen zwischen Dresden, Freiberg und Chemnitz grenzt die flacheren Lagen im Süden ab. Die südlichen und mittleren Teile Zwickaus zählen bereits zum Erzgebirge. Das Landschaftsbild der Region geht im Westen und in der Mitte von den sehr flachen Tiefebenen in die Hochlagen des Mittelgebirges über. Wesentliche Teile von Dresden und des Großraums Dresden liegen in der Dresdner Elbtalweitung, einige Teile Dresdens gehören geologisch auch schon zur Lausitz. Ebenfalls bekannte Landschaften, wie die Sächsische Schweiz oder die Kammlagen des Erzgebirges liegen deutlich am Rand der Metropolregion und besitzen eine hohe Bedeutung für Naherholung und Freizeit.

Neben den Waldflächen herrschen vor allem Weideland (insbesondere in höheren Lagen), Ackerflächen sowie Wein- und Obstanbaugebiete vor. Insbesondere der Weinbau bildet die jahrhundertealte Kulturlandschaft des sächsischen Weinbaugebiets mit den zentralen Weinbauorten Meißen und Radebeul. Die landwirtschaftliche Nutzfläche zieht sich bis in die Gebiete der Großstädte und macht in Dresden zum Beispiel 35 % der Stadtfläche aus. Ebenfalls Bestandteil der urbanen Räume sind große Waldflächen wie der Auenwald in Leipzig, die Dresdner Heide oder der Wald „Harth“ im nordwestlichen Zwickau.

Wichtige Flüsse der Region sind die Elbe, die Saale und die Mulde. Mit Ausnahme des Großraums Leipzig-Halle war 2002 die gesamte Region, insbesondere da wo sich Städte und Infrastruktur auf die Gebirgstäler konzentrieren, vom Hochwasser betroffen.

Siehe auch: Tharandter Wald

Wirkung der Metropolregion

Kooperationen

Kooperationen finden insbesondere im Bereich Wirtschaft über das Bilden von Clustern statt. So gibt es zum Beispiel beim Automobilbau enge Verflechtungen zwischen dem Ballungsraum Chemnitz-Zwickau und Dresden. Insbesondere VW Sachsen betreibt hier verteilte Produktionen. Auch Unternehmen im Großraum Leipzig treten nach außen geschlossen in Industrieverbänden auf.

Ebenso gibt es auf wissenschaftlicher Ebene Kooperationen, wie zum Beispiel zwischen den Universitäten Halle-Jena-Leipzig. Auch einige außer-universitäre Forschungseinrichtungen verteilen sich auf mehrere Städte in der Region. Letztendlich ist es im Moment vorrangig die Wissenschaft selbst, die die Existenz und Bedeutung der Metropolregion vorantreibt. Praktische Kooperationsansätze lassen jedoch seit längerem auf sich warten.

In den letzten Jahren haben sich die Großräume auf bestimmte Branchen spezialisiert. Die Region Leipzig-Halle ist unumstritten der wichtigste Raum für Dienstleistungen im Bereich Logistik (durch Ausbau des Flughafens) und des Handels (Messestandort). Die anderen Branchen, zum Beispiel die Mikroelektronik in Dresden und Freiberg, sind insbesondere dann auf Logistik und internationale Marktzugänge angewiesen, wenn sie global verteilte Produktionen und Märkte besitzen. Chemnitz hat an seine alten Wurzeln des Maschinenbaus für Werkzeug- und Textilmaschinen, sowie der Textil- und Fahrzeugindustrie angeschlossen. Die Spezialisierung der Ballungsräume ist also erkennbar, führt jedoch zu einem starken Konkurrenzdenken und einem Mangel an Kooperationsansätzen zwischen den Regionen, die immer unterschiedlichere Profile ausbilden. Beispielhaft dafür ist die konkurrierende Bewerbung von Städten bei Neuansiedlungen wie bei der Ansiedlung von BMW in Leipzig. Halle hatte sich ebenfalls um diese Ansiedlung beworben.

Abschließend muss konstatiert werden, dass sich Clusterinitiativen nicht ausrufen lassen, sondern sie bilden sich auf natürlichem Wege. Keinesfalls sollten diese zur Standortvermarktung etabliert werden, wo sie als kostenintensive aber nutzlose Gebilde zusätzliche Komplexität erzeugen, aber keinen Mehrwert erbringen.

Wahrnehmung

Die Wahrnehmung der Region nach innen an sich ist, wie bei fast allen Metropolregionen in Deutschland, nach nunmehr 10-jährigem Bestehen eher mangelhaft. Das liegt insbesondere daran, dass der Begriff der Metropolregion kaum allgemeine Bekanntheit genießt. Andere Begriffe wie „Ballungsgebiet“, „Stadtregion“ oder „Metropole“, unter denen sich die meisten Menschen zumindest etwas vorstellen können, sind weitaus gängiger. Eine Ausnahme bildet da allenfalls die Metropolregion Hamburg, die sich über Aktionen wie die Metropolcard und eine Internetseite der Öffentlichkeit vorstellt.

Wie bereits angesprochen ist die Region sehr weitläufig, dazu kommt ein seit Jahrzehnten bestehendes Konkurrenzdenken zwischen den Großstädten (zum Beispiel zwischen Dresden und Leipzig, aber auch schon zwischen Leipzig und Halle). Dieses ist nicht nur in den Stadtbevölkerungen verankert, sondern auch häufig in der Kommunalpolitik erkennbar (zum Beispiel bilden alle drei Ballungsräume eigene Verkehrsverbünde). Folglich ist es schwer, bei einer so ausgedehnten Region ein breites Bewusstsein für den Raum zu schaffen, wenn neben der räumlichen Entfernung auch eine teilweise ausgeprägte Antipathie zwischen den Städten vorherrscht.

Nach außen wird die Region vor allem im Bereich Kultur wahrgenommen, wo aber nicht die Region im Ganzen, sondern wieder nur die einzelnen Ballungsräume besondere Geltung und Anerkennung besitzen. Insbesondere die Kulturunterschiede zwischen der bürgerlichen Kultur und Kunst in Leipzig und der staatlich-„monarchischen“ in Dresden bilden einen starken Widerspruch. In dieser Hinsicht ist es sicher nicht der Sinn einer Metropolregion, Monotonie in das kulturelle Bild der Metropolen zu bringen. Eher soll sie über touristisch und kulturwirtschaftliche Aktionen die Abhängigkeiten und Verbindungen der kulturellen Geltungsbereiche aufzeigen.

Abschließend kann man sagen, dass der Raum „Metropolregion Sachsendreieck“ ein raumplanerisches Konstrukt bleibt, das relativ bedeckt im Bereich Wissenschaft und Wirtschaftspolitik behandelt wird. Auf absehbare Zeit sind keine synergetischen Projekte geplant. Auch das immer wieder durch Akteure wie die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland beförderte Thema einer Länderfusion, steht gegenwärtig in Thüringen und Sachsen nicht zur Debatte. Vielmehr sah sich die Wirtschaftsinitiative Kritik gegenüber ihrer gescheiterten Clusterpolitik ausgesetzt, da nur einer der angestoßenen Unternehmensverbünde dauerhaft auf eigenen Füßen steht. Insbesondere in Teilen der Unternehmerschaft wird das überregionale Konzept kritisch gesehen. Hier herrscht die Sichtweise vor, ärmere Regionen wie Sachsen-Anhalt oder Ostsachsen profitierten unrechtmäßig von der Dynamik einzelner Standorte wie Jena und Dresden. Zudem bestehen massive Vorbehalte auf Seiten der Politik, welche die Aktivitäten der Wirtschaftsinitiative eher kritisch begleiten.

Literatur

  • Jan G. Heyen, Cornelie Kunze, Reinhard Wiessner: EU-Osterweiterung – Perspektiven für den Wirtschaftsstandort Leipzig. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2004, ISBN 3-937209-65-4.
  • Sönke Löden: Montanlandschaft Erzgebirge – Kultur, Symbolik, Identität. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2003, ISBN 3-936522-82-0.
  • Tilo Richter, Hans-Christian Schink (Fotografien): Industriearchitektur in Dresden. Kiepenheuer, Leipzig 1997, ISBN 3-378010-19-3.
  • Bernhard Müller, Hans H. Trute: Stadt-Umland-Probleme und Gebietsreform in Sachsen. Das Beispiel der kreisfreien Städte. Dresdner Universitätsverlag & Universitätsbuchhandlung, Dresden 1996, ISBN 3-931828-37-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Region Mitteldeutschland, Mitgliedstädte.
  2. region-mitteldeutschland.com, Region Mitteldeutschland.
  3. deutsche-metropolregionen.org (PDF), BBR, Monitoring-Bericht 2010.
  4. region-mitteldeutschland.com (PDF), Region Mitteldeutschland – Leitfaden (Seite 4).
  5. http://www.arbeitsagentur.de/Dienststellen/RD-S/Dresden/AA/Presse/Presseinformationen/2011/Generische-Publikationen/AMA-Oktober.pdf
  6. geiseltalsee-ifv.de: Der Geiseltalsee, Zugriff am 11. Februar 2011

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