- Hofgärtner
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Die Hofgärtner waren eine eigene Berufsgruppe an den fürstlichen Höfen bzw. beim reichsunmittelbaren Adel. Ihre Fähigkeiten vereinten im Idealfall die des Gärtners und des heutigen Landschaftsarchitekten.
Inhaltsverzeichnis
Berufsbild und Geschichte
Der im 18. Jahrhundert entstandene Begriff bezeichnet den Leiter eines Gartenreviers, das sich in Eigentum des Kaisers oder eines reichsunmittelbaren Adligen (vom Reichsgrafen aufwärts) befand. Die Hofgärtner grenzten sich ähnlich wie eine Zunft gegenüber anderen Gärtnern ab. Oft konnte der Sohn die Stelle vom Vater übernehmen, so bildeten sich große Hofgärtner-Dynastien wie die der Sello oder Lenné.
Zur Ausbildung der Hofgärtner gehörten unter anderem Bildungsreisen zu den zur jeweiligen Zeit als besonders aktuell oder wichtig angesehenen Gartenanlagen im In- und Ausland. Bis zur Einrichtung der Gärtnerlehranstalten im 19. Jahrhundert waren solche Bildungsreisen für eine gute Ausbildung der Hofgärtner unerlässlich. Zu ihren Aufgaben gehörten Anlage und Unterhaltung der Gärten, besonders die Produktion von Obst und Gemüse für den Hof. Oft übernahmen sie auch den Entwurf von Neuanlagen oder Umgestaltungen.
In Preußen ist das Hofgärtnerwesen besonders gut erforscht. Preußens Herrscher holten sich die besten Gärtner und kreativen Köpfe der Garten- und Landschaftsgestalter gern von überall her, und es entstand eine vielstufige Verwaltung. Friedrich Wilhelm II. gründete 1787 in Potsdam – in Entsprechung zum Oberhofbauamt in Berlin – eine Garteninspektion. Ein Oberhofbaurat erstellte für die jeweiligen Gartenreviere Pläne und den zugehörigen Etat, der vom König genehmigt werden musste. 1798 wandelte Friedrich Wilhelm III. die Garteninspektion in eine Gartendirektion um und unterstellte sie dem Hofmarschallamt in Berlin. Der jeweilige Hofmarschall war nun als Gartenintendant für die Verwaltung der Gärten zuständig. Ihm unterstand der Gartendirektor als Vorgesetzter der Hofgärtner mit ihren Revieren (z. B. in Potsdam, Berlin, Rheinsberg, Kassel-Wilhelmshöhe und Königsberg).
Die leitenden Hofgärtner wohnten in der Regel auch direkt in den betreuten Gärten in einem eigenen, vom Hofarchitekten erbauten, und gehoben möblierten Hofgärtnerhaus. Manche enthielten Gästewohnungen, andere entwickelten sich geradezu zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt. Hofgärtner hatten in der Regel Dienstpersonal, manchmal auch für ihre Reisen eine Kutsche zur Verfügung. Teilweise hatten sie bei besonderen Anliegen auch direkten Zugang zum König bzw. Fürsten. Dies zeigt die herausgehobene Stellung dieser leitenden Gärtner (und nicht zuletzt auch die Stellung der Gartenkunst insgesamt). Die Hofgärtner mussten allerdings auch ständig zur Stelle sein, um die Wünsche des Dienstherrn umgehend zu erfüllen.
Hofgärtner sind nicht zu verwechseln mit Gartendirektoren, Obergärtnern, Gartengesellen, Gartenknechten und Gartenarbeitern, die unter ihrer Leitung die praktische Arbeit machten.
Mit dem Ende der Monarchie gingen die Schlösser in staatlichen Besitz über, und die Nachfolgebehörde des Hofmarschallamtes wurde 1920 die Krongutsverwaltung, die 1927 in die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten überging. Die Leiter der Gartenreviere wurden nun Garteninspektoren bzw. Gartenoberinspektoren genannt.
Bedeutende Hofgärtner-Dynastien
Preußen
Sonstige
- Boos (Belvedere/Schönbrunn, Wien)
- Effner (Bayern)
- Koellner (Saarbrücken)
- Mollet (Paris, unter anderem Claude Mollet und André Mollet)
- Petri (Pfalz-Zweibrücken)
- Schnittspahn (Darmstadt, Dieburg)
- Schoch (Dessau-Wörlitz, unter anderem Johann Gottlieb Schoch)
- Sckell (Pfalz-Bayern, Hessen, Thüringen)
- Seidel (Sachsen)
- Johann Christoph Wendland († 1795), sein Sohn Heinrich Ludolph Wendland († 1869) und der Enkel Hermann Wendland († 1903) – alle in Herrenhausen
- Weyhe (Düsseldorf u. a.)
Einzelne bedeutende Hofgärtner
- Christian Bode, Aschaffenburg
- Christian Ludwig Bosse und Julius Friedrich Wilhelm Bosse, Oldenburg
- Franz Anton Danreiter (1695–1760), Salzburg
- Heinrich Christian Eckstein (1719–1796), 1765–1795 Hofgärtner am Neuen Palais in Sanssouci
- Jakob Friedrich Ehrhart (1742–1795), in Herrenhausen
- Johann Friedrich Eyserbeck, (1734–1818), HG in Anhalt-Dessau
- Johann August Eyserbeck, (1762–1801), 1788–1801 Hofgärtner in Charlottenburg
- Martin Göttler, Dresden
- Martin Ludwig Heydert (1656–1728), 1686–1713 Hofgärtner und Planteur am Jagdschloss Glienicke
- Joachim Ludwig Heydert (1716–1794), 1759–1794 Hofgärtner im Lustgarten Potsdam
- Hermann Jäger (1815–1890), Eisenach u. Wilhelmsthal
- Friedrich Ferdinand Gustav Jancke (1841–1888), 1870–1888 Hofgärtner in Monbijou und in Brühl
- Hans Oskar Jancke (1850–1920), 1884–1916 Hofgärtner in Bellevue
- Christoph Ferdinand Kindermann (1805–1865), 1837–1865 Hofgärtner im Park Babelsberg
- Otto Ferdinand Kindermann (1843–1918), 1865–1868 Hofgärtner i.V. und dann von 1868–1898 Hofgärtner im Park Babelsberg
- Johann Jacob Krutisch (1749–1817), 1773–1817 Hofgärtner in der Melonerie von Sanssouci
- Friedrich Dietrich Jacob Krutisch, (1778–1833), 1817–1833 Hofgärtner in der Melonerie von Sanssouci
- André Le Nôtre, Versailles
- Johann Prokop Mayer, Würzburg
- Ludwig Mayer (1804–1876, gen. Louis), 1835–1876 Hofgärtner in Monbijou
- Otto Meermann (1863–1957), 1898–1918 Hofgärtner in der Melonerie von Sanssouci
- Gustav Meyer (1816–1877), Preußen
- Eduard Petzold, Weimar und Ettersberg
- Georg Wilhelm August Potente (1876–1945), 1909–1911 Hofgärtner in Charlottenburg und Monbijou, 1911–1920 Neues Palais und Charlottenhof, 1927–1938 Gartendirektor
- Jacob Heinrich Rehder, Muskau, Eutin
- Hermann Rudolph Reinecken (1846–1928), Greiz
- Adolf Reuter (1825–1901), 1868–1901 Hofgärtner in Charlottenhof und auf der Pfaueninsel
- Friedrich Leo von Rottenberger (1872–1938) Österreichischer Hofgärtner
- Johann Royer (1574–1655), Fürstlich-Braunschweigischer Hofgärtner
- Joachim Arndt Saltzmann (1691–1771), 1729–1771 Hofgärtner im Lustgarten Charlottenburg
- Friedrich Zacharias Saltzmann (1731–1801), 1767–1801 Hofgärtner der Sanssouci-Terrassen
- Johann Zacharias Saltzmann (1777–1810), 1801–1810 Hofgärtner der Sanssouci-Terrassen
- Heinrich Wilhelm Schott
- Georg Steiner (1774–1834), 1801–1834 Hofgärtner in Charlottenburg
- Johann Georg Steiner (Hofgärtner) (1739–1807), 1769–1786 Hofgärtner der Bananentreiberei (Pisangtreiberei) in Sanssouci, 1794–1807 HG im Lustgarten des Potsdamer Stadtschlosses. Später als Nachfolger von Johann August Eyserbeck Leiter der königlichen Gartenverwaltung Charlottenburg.
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Büste von Gustav Meyer im Treptower Park
Hofgärtnerhäuser
Insbesondere Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius entwarfen im 19. Jahrhundert Hofgärtnerhäuser nach dem Vorbild norditalienischer Pächterhöfe als Gebäudegruppen mit Turm und Anbauten, deren ausgewogene Anordnung einen malerischen Anblick bot.
- Handmannsche Meierei am Kuhtor: Hofgärtnerhaus in Sanssouci.
- Villa Sello: unterhalb der Großen Orangerie, 1841 von Persius für seinen Schwager Hermann Sello erbaut, 1912 umgesetzt.
- Römische Bäder: Hofgärtnerwohnung und Gehilfenhaus nahe Schloss Charlottenhof.
- Villa Illaire: Wohnhaus des Hofgärtners Voss aus dem 18. Jahrhundert, um 1845 nach Plänen von Persius für den Kabinettsrat Illaire umgebaut.
- Hofgärtnerhaus im Park Babelsberg: von Johann Heinrich Strack als Landhaus im Cottage-Stil für Christoph Ferdinand Kindermann erbaut (im letzten Jahr seiner Amtszeit).
Am östlichen Ende der Gärten auf der berühmten Brühlschen Terrasse in Dresden wurde bereits vor 1761 ein Hofgärtnerhaus mit Orangerieflügel erbaut. Es brannte 1945 aus, wurde nach dem Krieg nach Entwurf von Heinrich Retting als evangelisch-reformiertes Gemeindehaus wiederaufgebaut, 1999 rekonstruiert und darin ein Café eingerichtet.
Im Schlossgarten Arnstadt befindet sich das älteste Gärtnerhaus Thüringens.
Das Hofgärtnerhaus Düsseldorf wurde nach Plänen von Nicolas de Pigage errichtet.
Literatur
- Gerd Alpermann u. a.: Die Hofgärtnerfamilie Fintelmann in Potsdam und Berlin. In: Mitteldeutsche Familienkunde. Band X, Jahrgang 33, 1992, Heft 2, S. 250
- Sonja Dümpelmann (Red.), Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Preußisch Grün: Hofgärtner in Brandenburg-Preußen. Begleitband zur Ausstellung „Preußisch Grün. Vom königlichen Hofgärtner zum Gartendenkmalpfleger“ Schloß Glienicke, Berlin, vom 18. Juli bis 17. Oktober 2004. Henschel, Leipzig 2004, ISBN 3-89487-489-9
- darin enthaltene Beiträge:
- S. 32–40: Rainer Herzog: Hofgärtner in Bayern. Ein Beitrag zur Berufsgeschichte der Gärtner in Deutschland
- S. 41–105: Clemens Alexander Wimmer: Zur Geschichte der Verwaltung der königlichen Gärten in Preußen
- S. 106–119: Jörg Wacker: Der schwierige Weg zu den Museumsgärten. Die Organisation der ehemaligen königlichen Hofgartenverwaltung und die staatliche Gartenverwaltung von 1918 bis 1945
- S. 120–134: Clemens Alexander Wimmer: Zwischen Hofhandwerk und Zunft. Zur sozialen Stellung der Hofgärtner
- S. 135–163: Clemens Alexander Wimmer: Die Ausbildung der Hofgärtner
- S. 164–173: Clemens Alexander Wimmer und Michael Seiler: Wie Hofgärtner reisten
- S. 174–186: Clemens Alexander Wimmer: Die Tätigkeiten der Hofgärtner
- S. 302–339: Clemens Alexander Wimmer: Verzeichnis der Hofgärtner und leitenden Beamten der preußischen Gartenverwaltung bis 1945
- E. Fintelmann: Die preußische Hofgärtnerfamilie Fintelmann. In: Genealogie. Band XXIV, 47./48. Jahrgang, 1998/99, S. 628
- Jutta Fulsche (Bearb.), Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar (Hrsg.): Familiennachlass Sckell, (Repertorien des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar, Band 3), Thüringisches Hauptstaatsarchiv, Weimar 1996, ISBN 3-930969-02-5
- Harri Günther: Zur Geschichte der Gärtnerfamilie Schoch. Dessauer Kulturspiegel, Nr. 5, Dessau, 1958
- Mustafa Haikal: Der Kamelienwald. Die Geschichte einer deutschen Gärtnerei. Gustav Kiepenheuer Verlag, 2000, ISBN 3-378-01043-6 [über die sächsische Hofgärtner- und Handelsgärtnerfamilie Seidel]
- Peter Lack: Die Gärtner- und Künstlerfamilie Sckell. In: Die Gartenkunst. Jahrgang 14, 2002, Heft 2, S. 195
- Iris Lauterbach (Hrsg.): Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823). Gartenkünstler und Stadtplaner. Wernersche Verlagsanstalt, Worms 2002, ISBN 3-88462-190-4 (basiert auf den Vorträgen eines Symposiums vom 13. September 2000 im Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München; enthält auch die in „Die Gartenkunst“ enthaltenen Artikel von Lack und Woudstra)
- Karl Lohmeyer: Südwestdeutsche Gärten des Barock und der Romantik mit ihren in- und ausländischen Vorbildern nach dem Arbeitsmaterial der saarländischen und pfälzischen Hofgärtnerfamilie der Koellner, (Saarbrücker Abhandlungen zur südwestdeutschen Kunst und Kultur, Band 1), Saarbrücken, 1937 [enthält Stammbäume der Hofgärtner-Familien Koellner, Petri und Sckell]
- Gisela Langfeldt: Plantör auf Ihro Majestaet der Königin Lust Schloss Schönhausen. Die Hofgärtnerfamilie Nietner. In: Herold, Vierteljahresschrift. Band 16, Heft 4, IV Quartal, 2001, S. 77–89
- Heike Palm und Hubert Rettich: Der Orangeriegärtner Georg Ernst Tatter und seine Söhne. Arbeits- und Lebenswelt einer hannoverschen Hofgärtnerfamilie des 18. Jahrhunderts. In: Arbeitskreis Orangerien in Deutschland (Hrsg.): „Von der Orangerie...“ und andere Gartengeschichten. Festschrift für Heinrich Hamann. Potsdam 2002, S. 140–175
- Wolf Dietrich Penning: Die kurkölnischen Hofgärtner-Dynastien Lenné und Weyhe. Dokumente und Materialien zu ihrer Geschichte (1665–1866). In: Bonner Geschichtsblätter. Band 53/54, 2004, S. 153–202
- Clemens Alexander Wimmer (Texte), Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Die preußischen Hofgärtner. Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 1996, S. 44–52
- Jan Woudstra: The Sckell Family in England (1770–1830). In: Die Gartenkunst. Jahrgang 14, 2002, Heft 2, S. 211
- Inge Zacher: Euer Wohlgeboren ergebenster Diener: Die Benrather Hofgärtner im 18. und 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zum Baubeginn des neuen Benrather Schlosses vor 250 Jahren. In: Düsseldorfer Jahrbuch. Band 75, 2005, S. 187–220
- Hofgärtner und Gelehrte. Ein Beitrag zur Geschichte der Coburger Hanff. In: Archiv für Sippenforschung. Jahrgang 41/42, 1975/76, S. 377–384
Weblinks
- HofgärtnerMuseum Glienicke in Berlin
- Preußens Hofgärtner, Pressebericht zur Eröffnung des Hofgärtnermuseums im Potsdamer Schloss Glienicke am 22. April 2006
- Unniversity Of Minnesota – Informationen über die preußischen Dynastien der Hofgärtner
- Hofgärtnerfamilie Nietner
- Die Hofgärtner in Eutin
- Das Hofgärtnerhaus in Düsseldorf
- Hofgärtner-Ausstellung in Potsdam, 2004
- Rezension in der FAZ zum Buch Preußisch Grün
- Familiengrab der Krausnicks – Informationen auf den Seiten der MAZ
- Einträge zu Hofgärtnern in der ADB/NDB
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