- Tsegay Kebede
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Tsegay Kebede (auch: Tsegaye Kebede; * 15. Januar 1987) ist ein äthiopischer Marathonläufer.
Als fünftes von 13 Geschwistern in der Familie eines Teppichknüpfers wuchs er in der Stadt Gerar Ber (40 km nördlich von Addis Abeba) in bitterer Armut auf und musste als Viehhüter arbeiten, um zum Familienunterhalt beizutragen und die Schule zu bezahlen. 1995 fing er mit dem Laufsport an, musste aber sein Training vor seinem Vater verheimlichen, der das für Zeitverschwendung hielt.
2006 wurde bei einem lokalen Rennen der Trainer und Manager Getaneh Tessema auf ihn aufmerksam. Bei einer Einladung in dessen Trainingsgruppe wurde er bei einem Testlauf nur von deren Star Deriba Merga geschlagen.
Im Jahr darauf hatte Tsegay Kebede schon solche Fortschritte gemacht, dass er an internationalen Rennen teilnehmen wollte. Der äthiopische Leichtathletik-Verband weigerte sich jedoch, ihn beim Visa-Erwerb zu unterstützen, da er nicht einem etablierten Leichtathletik-Verein angehörte. Sein Trainer ließ ihn stattdessen beim Abebe Bikila International Marathon in Addis Abeba starten. Obwohl er kurz zuvor bei einem Busunfall knapp mit dem Leben davon gekommen war, stellte er mit 2:15:34 h einen Streckenrekord für den in weit über 2.000 m Höhe gelegenen Kurs auf.
Seine Visa-Probleme hatten sich damit erledigt und so startete er im Herbst beim Amsterdam-Marathon. Es gelang ihm, lange in der schnellen Spitzengruppe mitzuhalten, und die Zeit von 2:08:16 h, die er als Achter erzielte, war die zweitschnellste eines Äthiopiers 2007 hinter dem Weltrekordlauf von Haile Gebrselassie.
Zu Beginn der folgenden Saison belegte er beim RAK-Halbmarathon den zweiten Platz in 59:35 min. Sein nächster großer Erfolg war der Sieg beim Paris-Marathon 2008 mit einer Zeit von 2:06:40 h,[1] mit dem er sich die Nominierung für die Olympischen Spiele in Peking sicherte.
Beim olympischen Marathon hatte er auf der zweiten Hälfte lange einen Rückstand von einer Minute auf die fünfköpfige Spitzengruppe. Bis km 40 arbeitete er sich auf den vierten Platz vor. Auf der Stadionrunde überholte er seinen Landsmann und Trainingspartner Deriba Merga und gewann in 2:10:00 h die Bronzemedaille hinter Samuel Kamau Wanjiru (KEN) und Jaouad Gharib (MAR).
Zum Abschluss der Saison gewann er im Dezember den Fukuoka-Marathon in persönlicher Bestzeit von 2:06:10 h, womit er nicht nur den Streckenrekord um 29 Sekunden verbesserte, sondern auch die schnellste Zeit auf japanischem Boden überhaupt erzielte.[2]
Beim London-Marathon 2009 stellte Tsegay Kebede erneut eine persönliche Bestzeit von 2:05:20 h auf, wurde nach einem packenden Zieleinlauf Zweiter hinter Samuel Kamau Wanjiru und verdrängte diesmal Jaouad Gharib auf den dritten Platz.[3]
Beim Marathon der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin gehörte er zur achtköpfigen Spitzengruppe, die sich bei Kilometer 20 gebildet hatte. Nachdem er fünf Kilometer weiter hinter diese zurückgefallen war, gelang es ihm auf den letzten Kilometern, auf den Bronzerang hinter den Kenianern Abel Kirui und Emmanuel Kipchirchir Mutai vorzurücken. Im Dezember verteidigte Tsegay Kebede seinen Titel beim Fukuoka-Marathon und verbesserte den Kursrekord mit einer persönlichen Bestleistung auf 2:05:18.[4]
2010 waren beim London-Marathon alle Medaillengewinner der Olympischen Spiele 2008 und der Weltmeisterschaften 2009 am Start. Bei Kilometer 32 setzte sich Tsegay Kebede an die Spitze und lief bis ins Ziel einen Vorsprung von über einer Minute heraus. Mit 2:05:19 h blieb er nur knapp über seinem persönlichen und dem Streckenrekord.[5] Im Herbst wurde er beim Chicago-Marathon in einem packenden Duell von Wanjiru auf den zweiten Platz verwiesen.[6]
Persönliche Bestzeiten
- 10-km-Straßenlauf: 28:10 min, 18. Mai 2008, Bangalore
- Halbmarathon: 59:35 min, 8. Februar 2008, Ra’s al-Chaima
- Marathon: 2:05:18 h, 6. Dezember 2009, Fukuoka
Weblinks
- Athletenporträt von Tsegay Kebede bei der IAAF (englisch)
- Athletenporträt auf der Website der World Marathon Majors
- „I am exceeding my own expectations,“ Tsegaye Kebede, Artikel von Elshadai Negash auf der IAAF-Website, 23. Juli 2008
Fußnoten
- ↑ IAAF: Kebede takes Paris Marathon win in 2:06:40. 6. April 2008
- ↑ IAAF: Kebede cruises 2:06:10 course record in Fukuoka. 7. Dezember 2008
- ↑ IAAF: Wanjiru takes Lel’s course record while Mikitenko wins again in London. 26. April 2009
- ↑ IAAF: 2:05:18 course record and personal best for Kebede in Fukuoka. 6. Dezember 2009
- ↑ IAAF: Commanding victories for Kebede and Shobukhova – London Marathon report. 25. April 2010
- ↑ LetsRun.com: Heavyweights Throw Down In BoA Chicago – Wanjiru Wins Epic Duel With Kebede. 10. Oktober 2010 (mit Video)
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