- Tucheim
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Tucheim Stadt GenthinKoordinaten: 52° 19′ N, 12° 11′ O52.31666666666712.18305555555636Koordinaten: 52° 19′ 0″ N, 12° 10′ 59″ O Höhe: 36 m ü. NN Fläche: 54,05 km² Einwohner: 1.349 (31. Dez. 2007) Eingemeindung: 1. Juli 2009 Postleitzahl: 39307 Vorwahl: 039346 Tucheim ist seit dem 1. Juli 2009 ein Ortsteil der Stadt Genthin im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Durch Tucheim verläuft die Bundesstraße 107, die den Ort mit den Städten Genthin (14 km nördlich) und Ziesar (7 km südöstlich) verbindet. Bei Ziesar besteht auch Anschluss an die Bundesautobahn 2. Tucheim liegt am nördlichen Ausläufer des Flämings, direkt am südlichen Rand des Feuchtgebietes Fiener Bruch. Im Süden verläuft das waldreiche Landschaftsschutzgebiet Möckern-Magdeburgerforth. Die beiden Wasserläufe Kietzer Bach und Hagenbach durchqueren den Ort von Süden nach Norden.
Zur ehemaligen Gemeinde Tucheim gehörten die Dörfer Ringelsdorf, Wülpen und Holzhaus.
Geschichte
Tucheim wurde als altslawische Siedlung gegründet. In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts war der Ort ein ottonischer Burgward. Die erste urkundliche Erwähnung findet Tucheim in einer Urkunde von 965, dort „civitas Tuchime“ genannt, mit der Kaiser Otto I. den Ort dem Magdeburger Erzstift schenkte. Der Erzbischof ließ im Ort eine Burg errichten, von der 1222 berichtet wird. 1422 war die Burg in anderen Händen und wurde als „Räuberburg“ von den Zerbster Bürgern unter Mithilfe des Magdeburger Erzbischofs erobert. 1466 war Tucheim im Besitz der Familie von Byern, die den Ort 1504 an die von Schulenburgs weiterveräußert. Diese erbauten anstelle der alten Burg Mitte des 18. Jahrhunderts ein schlossähnliches Gutshaus im barocken Stil. Positiv für die Entwicklung des Dorfes wirkte sich die Melioration des Fiener Bruchs aus, die 1774 vom preußischen König Friedrich II. veranlasst wurde. Zur Bewirtschaftung der neu gewonnenen landwirtschaftlichen Flächen wurden 39 Kolonistenfamilien in Tucheim angesiedelt. Die Agrarreform Preußens von 1807, mit der die Bauern von ihren Abgabenlasten gegenüber den Gutsherren befreit wurden, nutzten die Tucheimer Landwirte mit einer Ablösesumme von insgesamt 22.400 Talern, mit der sie bis 1817 alle Lasten ablösten. Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1815 kam Tucheim in den Kreis Jerichow I im Regierungsbezirk Magdeburg. 1834 verkaufte die Familie von Schulenburg nach über dreihundertjähriger Herrschaft ihren Gutsbesitz an den Kammerherren Brandt von Lindau. Danach wechselten die Besitzverhältnisse in schneller Folge. Schon 1892 wurde der bürgerliche Struwe neuer Grundbesitzer, der aber 1901 zunächst das Schloss an den ehemaligen Generalleutnant von Hobe-Pascha verkaufte, und danach den Landbesitz in 134 Einzelgrundstücke parzellierte und an Einzelbewirtschafter veräußerte. 1876 flackerte kurz industrielles Leben in Tucheim auf, als eine Stärkefabrik ihren Betrieb aufnahm. Sie stellte ihre Produktion jedoch schon 1890 wieder ein. Auch die Inbetriebnahme der Bahnlinie Güsen – Ziesar und des Bahnhofs Tucheim im Jahre 1917 änderte nichts an der vorwiegend landwirtschaftlichen Struktur des Dorfes. Der Bahnverkehr zwischen Güsen und Ziesar wurde am 29. Mai 1999 eingestellt.
Am 1. Juli 2009 wurde Tucheim zusammen mit Gladau und Paplitz in die Stadt Genthin eingemeindet.[1] Die Verwaltungsgemeinschaft Genthin, der Tucheim bis dahin angehörte, wurde zeitgleich aufgelöst.
Politik
Der letzte am 5. September 2004 gewählte Gemeinderat bestand aus elf Ratsmitgliedern und dem Bürgermeister:
- CDU, 5 Sitze
- Ländliche Wählermeinschaft, 4 Sitze
- SV Traktor Tucheim, 2 Sitze
- Letzter Bürgermeister der Gemeinde war Joachim Böhl (CDU). Er wurde erstmals am 24. September 2000 gewählt und erhielt 78,6 Prozent der gültigen Wahlstimmen.
Wappen
Das Wappen wurde am 15. November 1999 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.
Blasonierung: „In Rot eine silbern bordierte goldene Krücke, überhöht von einem silbernen Pflug.“
Historisches Siegelbild
Die Gemeinde Tucheim führte in Ihrem Gemeindesiegel schon einmal ein wappenähnliches Siegelbild. Dieses wurde im Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg bis ca. der Einführung der Bezirke und Kreise in der DDR (1945-1952) benutzt. Eine weitere Quelle ist das Kreisheimatmuseum in Genthin.
Bauten
- Die evangelische Kirche in Tucheim ist ein spätbarocker Putzbau, der 1756 entstand. Dem Kirchenschiff sind kurze risalitartige Querflügel angefügt, die Außenwände sind mit einer zweireihigen Fensterfront versehen. Der dreigeschossige Turm trägt eine flache Schweifhaube, der eine achteckige Spitze aufgesetzt ist. >> mehr
- Das ehemalige Tucheimer Gutshaus, heute als „Schloss Tucheim“ bezeichnet, entstand in der Mitte des 18. Jahrhunderts als barockes Gebäude. Nach Erweiterungen im 19. Jahrhundert besteht der Bau aus dem Haupttrakt mit neunteiliger Fensterfront, einem zur Hofseite weisenden Mittelrisalit mit vasenbekröntem Giebel und einem Turm mit kegelförmigem Dach.
- Das zu einem ehemaligen Rittergut gehörende Schloss Ringelsdorf wurde 1870 errichtet. Bereits 1912 erfolgte ein vier Jahre dauernder Umbau durch den schwedischen Architekten Alfred Grenander. Das Schloss im historistischen Baustil hat einen asymmetrischen Grundriss, auf seinem hohen Kellergeschoss erhebt sich ein zweigeschossiger Putzbau mit einem vielgliedrigen Steildach. An der Westseite erhebt sich ein quadratischer Turm, im Nordosten wurde ein runder Eckturm angebaut. Dem Schloss gegenüber wurde ebenfalls von Grenander ein neubarockes Herrenhaus für den Berliner Verlagsbuchhändler Stilke errichtet.
- Die evangelische Kirche in Ringelsdorf stammt aus der Zeit der Romanik, deren Grundmauern aus Feldsteinen errichtet wurden. Dem Kirchenschiff ist im Osten ein rechteckiger schmalerer Chorraum mit rechteckigem Grundriss angefügt, an den sich wiederum eine halbkreisförmige Apsis anschließt. Schiff und Chor haben Giebel in Fachwerkbauweise erhalten, ebenso ist der Kirchturm über dem Westgiebel als Fachwerk gestaltet. Während Kirchenschiff und Chor mit Satteldächern versehen sind, trägt der Turm ein spitzes Zeltdach. Fenstergestaltung und Inneneinrichtung, zu der auch ein sehenswerter hölzerner Altaraufsatz mit Abendmahlsgemälde gehört, stammen aus einem Umbau im Jahre 1699. Die bronzene Kirchenglocke wurde 1705 gegossen.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Volleyball-Turnier in Tucheim, einmal im Jahr
- Straßenfußball-Turnier in Tucheim, einmal im Jahr
- Endurorundfahrt-Rund um den Fiener, einmal im Jahr
- Tischtennis Weihnachtsturnier, einmal im Jahr
Einzelnachweise
Quellen
- Handbuch der historischen Stätten - Provinz Sachsen Anhalt, Alfred Körner Verlag, 1993, ISBN 3-520-31402-9
- Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Deutscher Kunstverlag, 2002, ISBN 3-422-03069-7
- Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming, Eigenverlag, ISBN 3-9809011-0-6
- CD Sachsen-Anhalt - Amtliche Topografische Karten, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, 2003
Kategorien:- Ort im Landkreis Jerichower Land
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