- Barry Mazur
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Barry Charles Mazur (* 19. Dezember 1937 in New York City) ist ein US-amerikanischer Mathematiker, der auf dem Gebiet der Topologie, Zahlentheorie und arithmetischen algebraischen Geometrie arbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Mazur besuchte die Bronx High School of Science und studierte dann am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an der Princeton University[1], wo er 1959 bei Ralph Fox und R. H. Bing promovierte (On the embedding of spheres[2]), während er gleichzeitig ab 1958 Research Fellow am benachbarten Institute for Advanced Study war. Danach ging er nach Harvard, wo er zunächst Junior Fellow wurde, 1962 Assistenzprofessor, 1965 Associate Professor und ab 1969 Professor für Mathematik (ab 1982 William Petschek Professor, ab 1998 Gerhard Gade Professor). Er ist regelmäßig zu Gastaufenthalten am IHES bei Paris.
Mazur arbeitete zunächst auf dem Gebiet der geometrischen Topologie, wo er gleichzeitig mit Morton Brown die verallgemeinerte Schoenflies-Vermutung bewies, die in anschaulichen Begriffen besagt, dass eine zweidimensionale verknotete Sphäre im dreidimensionalen Raum (im Gegensatz zum Fall eines „Fadens“) immer zu einer normalen Sphäre entknotet werden kann – ohne die Anwendung von Schnitten oder „Durchlochungen“ (mit einer analogen Vermutung in höheren Dimensionen). Gemeinsam mit Brown erhielt er dafür den Oswald-Veblen-Preis.
Als Schüler von Alexander Grothendieck, der Anfang der 1960er Jahre regelmäßig in Harvard Vorlesungen hielt, verlagerte er sein Interesse dann in die algebraische Geometrie, der die Zahlentheorie folgte.
In On Modular curves and the Eisenstein Ideal von 1978 klassifizierte er die möglichen Torsions-Untergruppen (endliche Untergruppen) der Gruppe der rationalen Punkte auf elliptischen Kurven. Zn sei die zyklische Gruppe der Ordnung n, dann sind die möglichen Torsions-Untergruppen elliptischer Kurven über den rationalen Zahlen Zn mit 1 ≤ n ≤ 10, sowie Z12; und die direkte Summe von Z2 mit Z2, Z4, Z6 oder Z8.
In Class fields of abelian extensions of Q (Inventiones Mathematicae 1984) bewies Mazur mit Andrew Wiles die Hauptvermutung der Iwasawa-Theorie (einem von Kenkichi Iwasawa begründeten Zweig der algebraischen Zahlentheorie). Von Mazur stammt auch der Begriff der Deformation von Galoisdarstellungen, die eine wichtige Rolle in Andrew Wiles’ Beweis der Taniyama-Shimura-Vermutung und des großen Fermat-Satzes spielten.
1965 erhielt er den Veblen Prize in Geometrie der American Mathematical Society (AMS), 1982 den Colepreis, 1994 den Chauvenet-Preis und 2000 den Leroy P. Steele Prize der AMS. 1982 wurde er in die National Academy of Sciences gewählt, 2001 in die American Philosophical Society. 1983 hielt er einen Plenarvortrag auf dem ICM in Warschau (Modular Curves and Arithmetic) und 1974 war er Invited Speaker auf dem ICM in Vancouver (P-adic analytic number theory of elliptic curves and abelian varieties over Q).
Zu seinen Doktoranden zählen Noam Elkies, Glenn Stevens, Michael McQuillan, Michael Harris sowie Paul Vojta.
Er ist seit 1960 mit der Schriftstellerin Grace Dane verheiratet und hat ein Kind.
Schriften
- Barry Mazur: Imagining numbers: particularly the square root of minus fifteen. Farrar Straus Giroux, 2004, ISBN 0-374-17469-5 (populäres Buch).
- B. Mazur Arithmetic on Curves In: Bulletin American Mathematical Society. 1986, S.207 (besonders zu Faltings Theorem, Online).
- B. Mazur: Number theory as gadfly. In: American Mathematical Monthly. 98, 1991, S. 593–610, doi:10.2307/2324924 (zum Hintergrund von Wiles Beweis der Shimura-Taniyama Vermutung, Mazur erhielt dafür den Chauvenet Preis).
- Barry Mazur, Michael Artin: Etale Homotopy. Springer, 1969, ISBN 3540046194.
- Morris W. Hirsch, Barry Mazur: Smoothings of Piecewise Linear Manifolds. Princeton Univ. Pr, 1974, ISBN 069108145X.
- Nicholas M. Katz, Barry Mazur: Arithmetic Moduli of Elliptic Curves. Princeton Univ. Pr, 1985, ISBN 0691083495.
- B. Mazur: Perturbations, deformations, and variations (and" near-misses") in geometry, physics, and number theory. In: Bull. Amer. Math. Soc.. 41, Nr. 3, 2004, S. 307–336 (online, abgerufen am 9. April 2011).
- B. Mazur: Deformation of Galois representations. In: Cornell, Silverman, Stevens*Barry Mazur: Modular forms and Fermats last theorem. Springer 1997.
- B. Mazur: Deforming Galois representations. In: Ihara, Ribet, Serre (Hrsg.): Galois groups over Q. MSRI Publications Bd. 16, Springer 1989.
- B. Mazur, P. Swinnerton-Dyer: Arithmetic of Weil curves. In: Inventiones Mathematicae. 25, Nr. 1, 1974, S. 1–61, doi:10.1007/BF01389997 (online, abgerufen am 9. April 2011).
- B. Mazur, D. Goldfeld: Rational isogenies of prime degree. In: Inventiones Mathematicae. 44, Nr. 2, 1978, S. 129–162, doi:10.1007/BF01390348 (online, abgerufen am 9. April 2011).
- B. Mazur, A. Wiles: Class fields of abelian extensions of Q. In: Inventiones Mathematicae. 76, Nr. 2, 1984, S. 179–330, doi:10.1007/BF01388599 (online, abgerufen am 9. April 2011).
- B. Mazur, J. Tate, J. Teitelbaum: On p-adic analogues of the conjectures of Birch and Swinnerton-Dyer. In: Inventiones Mathematicae. 84, Nr. 1, 1986, S. 1-48, doi:10.1007/BF01388731 (online, abgerufen am 9. April 2011).
- B. Mazur: Finding meaning in error terms. In: Bull. Amer. Math. Soc.. 45, Nr. 2, 2008, S. 185–228 (online, abgerufen am 9. April 2011).
Weblinks
- Homepage in Harvard, mit Download Möglichkeit von einigen seiner Arbeiten
- Webseite der Universität Harvard zu Mazur
- Barry Mazur. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
- Liste seiner Doktoranden
- Einige Arbeiten wie Modular curves and the Eisenstein ideal. In: Publ.Math.IHES. Bd.47, 1977, S. 33–186, sind online hier
Anmerkungen
- ↑ Der Wechsel war dadurch bedingt, dass das MIT damals die Teilnahme an Reserveoffiziers-Kursen verlangte, die Mazur nur lustlos absolvierte und ihm deshalb nicht anerkannt wurden.
- ↑ Barry Mazur: On the embedding of spheres. In: Bull. Amer. Math. Soc. 65, 1959, S. 59–65, (doi:10.1090/S0002-9904-1959-10274-3).
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