Burschenschaft Alemannia Stuttgart

Burschenschaft Alemannia Stuttgart
Wappen
WappenBurschenschaftAlemanniaStuttgart.jpg
Basisdaten
Hochschulort: Stuttgart, Deutschland
Gründung: 18. Juni 1866 in Stuttgart
Verband: Deutsche Burschenschaft (DB)
Waffenring: Stuttgarter Waffenring (SWR)
Farben: schwarz-gold-rot
Wahlspruch: Freiheit - Ehre - Vaterland
Webseite: www.alemannia-stuttgart.de

Die Burschenschaft Alemannia Stuttgart (B! Alemannia) ist eine fakultativ schlagende und farbentragende Studentenverbindung an der Universität Stuttgart und Mitglied im Verband Deutsche Burschenschaft (DB). Sie ist die älteste Burschenschaft in Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Das Haus der Burschenschaft Alemannia Stuttgart. Die Abbildung (Teil einer Postkarte) zeigt die alte Version des Verbindungshauses.

Bereits um das Jahr 1846 entstand die sogenannte Freitagsgesellschaft (auch Freitagia und Germania) mit den Farben Schwarz-Gold-Rot, die jedoch 1950 einging. Noch heute gibt es regelmäßige Treffen von Alten Herren, die als Freitagia bezeichnet werden.

Im Zuge der im Jahre 1859 durch den französisch-österreichischen Krieg und durch die zum 100. Geburtstag Schillers entfachten nationalen Bewegungen wurde in Stuttgart im Februar 1861 eine Jugendwehr gebildet, die der vormilitärischen Ausbildung der Oberschüler und Polytechniker diente. Da vielen Mitgliedern der Jugendwehr eine gesellschaftliche Komponente fehlte, gründeten 1864 einige Mitglieder den Leseverein zur Pflege geselliger Kameradschaft, der Zeitschriften über Kunst, Wissenschaft und Technik hielt. Da bei der Aufnahme neuer Mitglieder zu wenig auf deren Qualität geachtet wurde, löste sich dieser Verein schnell wieder auf. Im März 1865 wurde als Nachfolge des Leseverseins der Wehrklub gegründet. In diesen durften nur Studenten des Polytechnikums und Mitglieder der Jugendwehr eintreten. Auch hatte der Wehrklub bereits einen wöchentlichen Kneiptag, der für alle Mitglieder verpflichtend war. Bestrebungen, diesen Wehrklub in eine Verbindung burschenschaftlichen Charakters umzuwandeln, führten zu Streitereien und zur abermaligen Auflösung im Januar 1866.

Gründungsjahre

Der Chemiestudent Oskar Goll engagierte sich stark für eine Neugründung als Studentenverbindung. Er hatte Beziehungen zur aus der Tübinger Burschenschaft hervorgegangene Verbindung Normannia Tübingen und beschaffte deren Statuten, nach deren Vorbild die Satzung der neuen Verbindung aufgebaut wurde. Im Februar 1866 trat die Burschenschaft Allemannia Stuttgart das erste Mal nach einem von zahlreichen Normannen besuchten Kneiptag am 31. Januar 1866 an die Öffentlichkeit. Als offizieller Gründungstag wurde der 18. Juni, der Tag der Schlacht bei Waterloo, festgelegt. Insgesamt bestand die Burschenschaft bei ihrer Gründung aus zwölf Burschen und vier Kneipschwänzen (damalige Bezeichnung für Konkneipanten). Sämtliche Alemannen mussten der Jugendwehr angehören. Im Jahre 1870 wurde der Name auf den heutigen Namen Alemannia geändert.

Anfangs gab die Alemannia nur bedingte Genugtuung mit der Waffe, ab 1871 ging man zum Grundsatz der unbedingten Genugtuung über.

Grundsätze

Die Burschenschaft Alemannia Stuttgart hat in ihrem Wahlspruch Freiheit - Ehre - Vaterland die Freiheit im Gegensatz zu ihrem Verband und anderen Burschenschaften an die erste Stelle gesetzt. Der Begriff der Freiheit hat in der Bundesgeschichte immer eine große Rolle gespielt. In den Gründungsstatuten steht dazu:

„Die Alemannia ist ein Bund gleichstrebender und gleichberechtigter Freunde; nie darf durch irgendein Mitglied die persönliche Freiheit eines anderen im Denken und Handeln beeinträchtigt werden. Nur die Verbindung als Ganzes ist berechtigt, die individuelle Freiheit ihrer Mitglieder einzuschränken, wo das durch das Interesse der Verbindung unabweisbar geboten ist.“

Und an anderer Stelle:

„Die Handlungen der Mitglieder sollen nicht durch eine Masse äußerer Gesetze geregelt und überwacht werden, sondern die Verbindung verläßt sich auf den Takt und das Ehrgefühl des Einzelnen.“

Couleur

Burschen tragen ein Band in den Farben schwarz-gold-rot mit goldener Perkussion. Füxe tragen kein Band. Als Kopfcouleur wird eine amarantrote Tellermütze getragen. Zu Beginn wurde noch eine schwarze Mütze getragen, die jedoch 1868 aus modischen Gründen gegen die heutige rote ausgetauscht wurde. Tönnchen und Cerevis sind bis heute schwarz. Die Chargierten tragen schwarze Pekeschen.

Verbindungshaus

Der Kneipsaal. An der Rückwand sieht man Schilder mit den Farben der Kartellbünde: links unten Glückauf Clausthal, in der Mitte oben Alemannia Stuttgart und rechts unten Cheruscia Aachen (aufgegangen in Cheruscia Dresden).

Das Haus (48° 46′ 58″ N, 9° 11′ 35″ O48.7828789.192947) der Alemannia wurde 1900 erbaut und 1929 umgebaut, wodurch es seine heutige Form erhielt. Der Umbau erfolgte aus Platzmangel, das alte Gebäude bot nicht mehr genug Platz für die Bedürfnisse des stark gewachsenen Bundes. Lediglich der Kneipsaal behielt seine ursprüngliche Form, ansonsten wurde das Haus komplett abgerissen.

Das Alemannenhaus liegt unterhalb der Uhlandshöhe in der Nähe der Innenstadt. Es enthält neben dem traditionellen Kneipsaal auch mehrere Studentenzimmer, eine Terrasse und eine Gartenanlage.

Kartell

Zusammen mit der Alten Freiberger Burschenschaft Glückauf zu Clausthal und der Aachner-Dresdner Burschenschaft Cheruscia bildet die Alemannia das freundschaftliche Kartell Arbeitsgemeinschaft Dreieck. Die Aktiven der drei Bünde bezeichnen sich als Bundesbrüder und Duzen sich ("bundesbrüderliches Du"). Mit Cheruscia hatte Alemannia zum ersten Mal 1869 ein Kartell gebildet.

Kartelle und freundschaftliche Beziehungen gab es außerdem zur Braunschweiger Burschenschaft Germania (ab 1869), zur Karlsruher Burschenschaft Teutonia (ab 1869) und zur Burschenschaft Arminia Karlsruhe (1889 bis 1912).

Bekannte Mitglieder

Name Anmerkungen Abbildung
Ludwig Heuß Regierungsbaumeister und Vater des Bundespräsidenten Theodor Heuss (* 1853; † 1905)
Clemens Hummel Architekt und Professor, Lehrer von Karl Beer und Erbauer der Kirchen St. Fidelis und Herz Jesu in Stuttgart und mehrerer Korporationshäuser in Tübingen (* 1869; † 1938)
Clemens hummel Burschenschaft Alemannia Stuttgart.jpeg
Alfred Kärcher Maschinenbauer, Gründer der Alfred Kärcher GmbH & Co. KG (* 1901; † 1959), Mitglied von 1920 bis 1948
Alfred Kärcher burschenschaft alemannia stuttgart.jpg
Erwin Marquardt Städte- und Wasserbauer, Mitinitiator der Bodenseewasserversorgung (* 1889; † 1955)
Erwin marquart Burschenschaft Alemannia Stuttgart.jpeg
Joachim Pfeiffer Mitglied des Deutschen Bundestages (* 1967)
Joachim Pfeiffer MdB.jpg
Fritz Wüst Eisenhüttenkundler, Gründungsdirektor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung, nach ihm wurde das Mineral Wüstit benannt (* 1860; † 1938)
Friedrich Wüst Burschenschaft Alemannia Stuttgart.jpeg

Literatur

  • Bach, Otto (1919): Burschenschaft Alemannia, der D.C. und der Studentenverband der TH Stuttgart
  • Balder, Hans-Georg (2005): Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) - Ihre Darstellungen in Einzelnchroniken
  • Barth, Erwin (1960): Burschenschaft Alemannia zu Stuttgart 1937 bis 1957
  • Bitzer, Walter; Fink, Friedrich; Stietenroth, Karl (1977): 75 Jahre Alemannenhaus
  • Bitzer, Walter; Fink, Friedrich; Stietenroth, Karl (1966): Erinnerungsschrift zum 100. Stiftungsfest der Burschenschaft Alemannia Stuttgart
  • Schiedt, Richard (1937): Geschichte der Burschenschaft Alemannia zu Stuttgart 1866 bis 1935: Werden, Wachsen, Blühen und Ende
    • Band I: Vorgeschichte, Gründung und Entwicklung bis zur endgültigen Einigung der technischen Burschenschaften im Rüdesheimer Deputierten-Convent im März 1900
    • Band II: Die Zeit des Rüdesheimer Verbandes bis zum Ausbruch des Weltkrieges
    • Band III: Vom Beginn des Weltkrieges bis zum Ende der Burschenschaft 1935

Weblink


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