Karl-Wilhelm Dahm

Karl-Wilhelm Dahm
Karl-Wilhelm Dahm

Karl-Wilhelm Dahm (* 3. August 1931 in Kirchen (Sieg)) ist ein Theologe und Soziologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dahm schloss das Realgymnasium Dillenburg 1951 mit dem Abitur ab. Das Studium der evangelischen Theologie, Soziologie und Geschichte in Wuppertal, Tübingen, Göttingen, Hamburg, Münster beendete er mit dem ersten theologischen Examen 1957 und dem zweiten theologischen Examen 1962. 1963 promovierte er mit der sozialwissenschaftlichen Dissertation Pfarrer und Politik – Studie zur sozialen Position und politischen Mentalität der deutschen evangelischen Pfarrer zwischen 1918 und 1933 in Münster zum Dr. phil.

Nach einer wissenschaftlichen Assistenz am Institut für Christliche Gesellschaftswissenschaften in Münster wurde er 1967 Professor am Theologischen Seminar Herborn. 1975 folgte die Ernennung zum ordentlichen Professor für Christliche Gesellschaftswissenschaften an der Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. 1996 wurde Dahm emeritiert.

Wirken

In seiner wissenschaftlichen Arbeit bemühte sich Dahm um die Verbindung unterschiedlicher Wissenschaftsgebiete, etwa der empirischen Sozialforschung, der Soziologie und theologischer Fragestellungen. Als Theologe und Soziologe am systematisch-ethischen Fachbereich beschäftigt sich Dahm sowohl mit ethischen Themenschwerpunkten (Korruption, wirtschaftliches Handeln oder Globalisierung) als auch mit theologisch-praktischen. In den 1970er Jahren war seine Arbeit geprägt von der funktionalen Differenzierung, die er speziell auf den Beruf des Pfarrers anwendete. Dahm verstand sich als Kritiker einer Engführung dogmatischer Theologie und versuchte mit seinen Arbeiten den evangelischen Pfarrberuf für gesellschaftlich relevante Themen zu öffnen.

Theologie und Soziologie

Dahm verbindet soziologische Forschung mit theologischen Themen. Neben organisations- sowie berufssoziologischen Aspekten treten dabei vor allem ethische und verhaltensorientierte Themenbereiche in den Vordergrund seiner Forschung und Lehrtätigkeit.

Kirchentheorie und berufsoziologisches Wirken

Dahms 1971 erschienenes Werk Beruf: Pfarrer fand in den 1970er Jahren in mehreren Auflagen weite Verbreitung. Dahm begründete hier eine funktionale Theorie des kirchlichen Handelns.[1] Als funktionale Kirchentheorie rezipiert, verortet Dahm die Aufgaben der evangelischen Kirche und ihrer Pfarrer innerhalb der Gesellschaft. Damit bricht er mit den bisherigen Berufs- und Kirchenbildern, die sich als Gegenüber zur Gesellschaft verstehen. Die Aufgaben der evangelischen Pfarrer werden bei Dahm radikal innerweltlich verstanden. Ihre theologisch-pastoralen Aufgaben (Funktionen) bestehen fortan in der Wertevermittlung und Lebensbegleitung.[2] Somit tritt die gesellschaftsrelevante Ausbildung für den Pfarrberuf, in der Dahm bis 1975 als Professor am theologischen Seminar Herborn (EKHN) tätig ist, in den Vordergrund. Ein wesentliches Ziel seiner Arbeit sah Dahm in der Befreiung sowohl der Kirche als Organisation als auch der Berufspraxis des evangelischen Pfarrers von dogmatisch überhöhten Ansprüchen, wie sie Dahms Meinung nach etwa durch die Theologie Karl Barths in der Nachkriegszeit entstanden waren.

Ethik und Sozialverhalten

Dahm leitet von 1975 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 das Institut für Christliche Gesellschaftswissenschaften. Das Institut wurde 1955 gegründet und betreibt Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Ethik im interdisziplinären Kontext. Heute firmiert es als Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften.

Mitgliedschaften und internationale Tätigkeiten

Dahm war langjährig Mitglied in den Synoden der EKD und der EKU und Vorstand der Althusius-Gesellschaft.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Gemeinsamer Herausgeber mit Dieter Becker, Peter Höhmann der Reihe Empirie und Kirchliche Praxis (EuKP).

  • Pfarrer und Politik – Soziale Position und politische Mentalität der deutschen evangelischen Pfarrer zwischen 1918 und 1933, Köln, Opladen 1965
  • Beruf: Pfarrer – Empirische Aspekte, München 1971, 2. Aufl. 1972, 3. Aufl. 1974
  • Religion - System und Sozialisation, Darmstadt/Neuwied 1972 (gemeinsam mit Niklas Luhmann und Dieter Stoodt)
  • Dahm, K.-W. / Drehsen, V. / Kehrer, G. (Hrsg.): Das Jenseits der Gesellschaft. Religion im Prozeß sozialwissenschaftlicher Kritik, München 1975.
  • Politische Theorie des Johannes Althusius. Herausgegeben von Karl-Wilhelm Dahm, Werner Krawietz und Dieter Wyduckel, Berlin 1988.
  • Ethik - Wirtschaft - Kirche - Verantwortung in der Industriegesellschaft, Düsseldorf 1991 (gemeinsam hrsg. mit Marhold u.a.)

Einzelnachweise

  1. Karl-Wilhelm Dahm: Beruf: Pfarrer, München 1971, S. 99 bzw. S. 303.
  2. Karl-Wilhelm Dahm: Beruf: Pfarrer, München 1971, S. 305f.

Weblinks


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