Tütz

Tütz
Tuczno
Wappen von Tuczno
Tuczno (Polen)
DEC
Tuczno
Tuczno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Wałcz
Fläche: 9,28 km²
Geographische Lage: 53° 11′ N, 16° 9′ O53.18333333333316.157Koordinaten: 53° 11′ 0″ N, 16° 9′ 0″ O
Höhe: 107 m n.p.m
Einwohner: 1.923 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 78-640
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: ZWA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 177 Czaplinek ↔ Wieleń
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 13 Schulzenämter
Fläche: 249,90 km²
Einwohner: 4.884 (30. Juni 2008[1])
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeisterin: Teresa Łuczak
Adresse: ul. Wolności 6
78-640 Tuczno
Webpräsenz: www.tuczno.pl

Tuczno (deutsch Tütz) ist eine Kleinstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern mit etwa 2.000 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Im Zentrum der Kroner Seenplatte (Pojezierze Wałeckie) liegt Tütz am südwestlichen Rand der Woiwodschaft Westpommern. In nächster Nähe rahmen der Lübtow-, der Tafel- und der Tützsee den Ort ein. Sie liegen zu Füßen des 152 Meter hohen Galgenberges und des Grünebergs mit einer Höhe von 131 Metern. Westlich des Ortes erstreckt sich der Draheimer Nationalpark. Der Bahnhof an der Strecke StargardWałcz (Deutsch Krone) liegt 2 Kilometer nördlich der Stadt. Wałcz ist die nächstgelegene größere Stadt, die auf dem Straßenweg 50 Kilometer entfernt ist, obwohl es Luftlinie gemessen nur 20 Kilometer sind.

Geschichte

Das Gebiet um das spätere Tütz gehörte bis in das 13. Jahrhundert hinein zum Einflussbereich der polnischen Herrscher. Um 1250 hatten es die brandenburgischen Markgrafen in Besitz genommen und nutzten es für ihre Besiedelungspläne. An den Seen nördlich des Grüneberges stießen sie dabei auf bereits im 7. Jahrhundert bewohntes Land, das haben Ausgrabungen in den 1930er Jahren belegt. Um die deutsche Kolonisation voranzutreiben, übergaben sie das Siedlungsgebiet der Adelsfamilie von Wedel als Lehen. Bereits 1306 wird von dem Ort Tütz mit einem in Plattdeutsch geschriebenen Stadtprivileg berichtet. 1331 verlieh Markgraf Ludwig von Brandenburg offiziell das Stadtrecht. Tütz wurde mit einer Befestigungsmauer und einer Doppelgrabenanlage versehen, und 1338 begannen die von Wedels mit dem Bau des Tützer Schlosses. In den Folgejahren geriet die Stadt in die Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg, Pommern und Polen, die um die Herrschaft zwischen Netze und Drage stritten. 1364 wurde Tütz Opfer eines polnischen Raubzuges, bei dem die Stadt geplündert wurde. 1368 verzichtete der brandenburgische Markgraf Otto der Faule auf die Gebiete östlich der Drage, zu denen auch Tütz gehörte, zugunsten Polens. Um 1395 wurde mit dem Bau der Stadtkirche begonnen. Von 1402 an gehörte Tütz zum Eigentum des Deutschen Ordens, kam aber nach dem Zweiten Thorner Frieden 1466 wieder in polnischen Besitz.

Altes Stadtwappen

1542 spaltete sich die Familie von Wedel wegen religiöser Auseinandersetzungen in zwei Linien.[2] Die eine von ihnen legte sich den Namen Wedel-Tuczynski zu (deutsch: Wedel-Tuschinski oder Wedel-Tuzinski [3]) und stand seitdem dem polnischen Staat sehr nahe. 1546 führte die Familie von Wedel-Tuczynski in Tütz die Reformation ein. Christoph von Wedel-Tuczynski kehrte jedoch 1593 zum katholischen Glauben zurück und rief die Jesuiten in die Stadt, um die Gegenreformation durchzusetzen. Dies führte zu Konflikten mit der Bürgerschaft, die darin gipfelte, dass von Wedel-Tuczynski den Bürgermeister und einen Ratsherren enthaupten ließ. Der Tützer Religionskrieg dauerte über zehn Jahre und führte dazu, dass viele Einwohner die Stadt verließen. Am Ende hatte sich die Stadt zu einem Stützpunkt katholischen Glaubens im ostdragischen Land entwickelt.

In den Jahren 1608 bis 1631 bauten die von Wedel-Tuczynskis ihr Schloss weiter aus, dabei erstand der linke Gebäudeflügel. Die nächsten Jahre brachten schwere Katastrophen für die Stadt mit sich. 1624 starb die Hälfte der 1.100 Einwohner an der Pest, 1640 zerstörte ein Brand große Teile der Stadt mitsamt der Kirche, und im Polnischen-Schwedischen Krieg geriet Tütz zwischen die Fronten beider Seiten. 1707 suchte noch einmal die Pest die Bevölkerung heim.

1772 kam Tuczno im Ergebnis der Ersten Teilung Polens unter preußische Herrschaft und wurde zunächst im Netzedistrikt verwaltet. Nach der Neugliederung der preußischen Kreisverwaltung wurde die Stadt 1818 dem Kreis Deutsch Krone in Westpreußen zugeordnet. Fast die ganze Stadt fiel 1834 einem Großbrand zum Opfer, darunter auch die beiden Kirchen. Ab 1867 führte die neu erbaute Chaussee Falkenburg–Filehne durch Tütz, und mit der Eröffnung der Strecke Kallies–Deutsch Krone am 1. September 1888 erfolgte auch der Anschluss an das Eisenbahnnetz.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem damit verbundenen Verlust der preußischen Provinzen Posen und Westpreußen kam Tütz 1922 in die neu gebildete preußische Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, nach deren Auflösung 1938 zur preußischen Provinz Pommern. Von 1920 bis 1927 war im Tützer Schloss die katholische Administration für die bei Deutschland verbliebenen Reste der Diözesen Kulm und Gnesen (Freie Prälatur) untergebracht. Die landschaftlich reizvolle Umgebung ließ die Stadt in den 1930er Jahren zu einem Luftkurort heranwachsen. Am 11. Februar 1945 marschierte die Rote Armee nach schweren Kämpfen in Tütz ein. Nach dem Einmarsch wurde die Innenstadt niedergebrannt und total zerstört.[4]

Tuczno, Schloss

Gmina

Zur Großgemeinde Tuczno gehören die Schulzenämter Jamienko, Jeziorki, Lubiesz, Marcinkowice, Martew, Miłogoszcz, Nowa Studnica, Płociczno, Próchnówko, Rusinowo, Rzeczyca, Strzaliny und Zdbowo.

Städtepartnerschaften

Quellen

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Jun 2008
  2. http://www.zamek-tuczno.pl/index.php?geschichte,3 - eingesehen am 19.01.2009
  3. http://www.deutsch-krone.com/wedel2.html, eingesehen am 19.01.2009
  4. Rupprecht, Karl (Hg.): Stadt und Kreis Deutsch Krone, Bad Essen 1981

Einwohnerentwicklung

Graphik zur Einwohnerentwicklung


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