Tuczno

Tuczno
Tuczno
Wappen von Tuczno
Tuczno (Polen)
Tuczno
Tuczno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Wałcz
Gmina: Tuczno
Fläche: 9,28 km²
Geographische Lage: 53° 11′ N, 16° 9′ O53.18333333333316.15Koordinaten: 53° 11′ 0″ N, 16° 9′ 0″ O
Höhe: 107 m n.p.m
Einwohner:

1900
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 78-640
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: ZWA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 177 Czaplinek ↔ Wieleń
Schienenweg: Bahnstrecke Piła–Ulikowo
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 20 Ortschaften
13 Schulzenämter
Fläche: 249,9 km²
Einwohner:

4887
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 20 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3217043
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeisterin: Teresa Łuczak
Adresse: ul. Wolności 6
78-640 Tuczno
Webpräsenz: www.tuczno.pl

Tuczno (deutsch Tütz) ist eine Kleinstadt und Sitz einer Stadt- und Landgemeinde in der polnischen Woiwodschaft Westpommern mit etwa 2.000 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Im Zentrum der Kroner Seenplatte (Pojezierze Wałeckie) liegt Tütz am südwestlichen Rand der Woiwodschaft Westpommern. In nächster Nähe rahmen der Lübtow-, der Tafel- und der Tützsee den Ort ein. Sie liegen zu Füßen des 152 Meter hohen Galgenberges und des Grünebergs mit einer Höhe von 131 Metern. Westlich des Ortes erstreckt sich der Draheimer Nationalpark. Der Bahnhof an der ehemaligen Strecke StargardWałcz (Deutsch Krone) liegt zwei Kilometer nördlich der Stadt. Wałcz ist die nächstgelegene größere Stadt, die auf dem Straßenweg 50 Kilometer entfernt ist, obwohl es Luftlinie gemessen nur 20 Kilometer sind.

Stadt Tuczno (Tütz)

Geschichte

Der Name der Stadt wird am Besten von tok=Spring, Quell, überhaupt Alles, was sich in die Höhe hebt, schwillt, abgeleitet (vgl. das niederdeutsche Tutz=Kröte). So wandelte sich über die Jahrhunderte der Name wie folgt: 1337 Tenczik, 1341 Tencin, 1364 Thucz und Thucza, 1374 Thucz, 1602-54 Tucno, 1783 Tietz und Tütz. Die Bezeichnung Tütz setzte sich über die Jahre durch und wurde bis 1945 geführt.[3]

Das Gebiet um das spätere Tütz gehörte bis in das 13. Jahrhundert hinein zum Einflussbereich der polnischen Herrscher. Um 1250 hatten es die brandenburgischen Markgrafen in Besitz genommen und nutzten es für ihre Besiedelungspläne. An den Seen nördlich des Grüneberges stießen sie dabei auf bereits im 7. Jahrhundert bewohntes Land, das haben Ausgrabungen in den 1930er Jahren belegt. Um die deutsche Kolonisation voranzutreiben, übergaben sie das Siedlungsgebiet der Adelsfamilie von Wedel als Lehen. Bereits 1306 wird von dem Ort Tütz mit einem in Plattdeutsch geschriebenen Stadtprivileg berichtet. 1331 verlieh Markgraf Ludwig von Brandenburg offiziell das Stadtrecht. Tütz wurde mit einer Befestigungsmauer und einer Doppelgrabenanlage versehen, und 1338 begannen die von Wedels mit dem Bau des Tützer Schlosses. In den Folgejahren geriet die Stadt in die Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg, Pommern und Polen, die um die Herrschaft zwischen Netze und Drage stritten. 1364 wurde Tütz Opfer eines polnischen Raubzuges, bei dem die Stadt geplündert wurde. 1368 verzichtete der brandenburgische Markgraf Otto der Faule auf die Gebiete östlich der Drage, zu denen auch Tütz gehörte, zugunsten Polens. Um 1395 wurde mit dem Bau der Stadtkirche begonnen. Von 1402 an gehörte Tütz zum Eigentum des Deutschen Ordens, kam aber nach dem Zweiten Thorner Frieden 1466 wieder in polnischen Besitz.

Altes Stadtwappen

1542 spaltete sich die Familie von Wedel wegen religiöser Auseinandersetzungen in zwei Linien.[4] Die eine von ihnen legte sich den Namen Wedel-Tuczynski zu (deutsch: Wedel-Tuschinski oder Wedel-Tuzinski [5]) und stand seitdem dem polnischen Staat sehr nahe. 1546 führte die Familie von Wedel-Tuczynski in Tütz die Reformation ein. Christoph von Wedel-Tuczynski kehrte jedoch 1593 zum katholischen Glauben zurück und rief die Jesuiten in die Stadt, um die Gegenreformation durchzusetzen. Dies führte zu Konflikten mit der Bürgerschaft, die darin gipfelte, dass von Wedel-Tuczynski den Bürgermeister und einen Ratsherren enthaupten ließ. Der Tützer Religionskrieg dauerte über zehn Jahre und führte dazu, dass viele Einwohner die Stadt verließen. Am Ende hatte sich die Stadt zu einem Stützpunkt katholischen Glaubens im ostdragischen Land entwickelt.

In den Jahren 1608 bis 1631 bauten die von Wedel-Tuczynskis ihr Schloss weiter aus, dabei erstand der linke Gebäudeflügel. Die nächsten Jahre brachten schwere Katastrophen für die Stadt mit sich. 1624 starb die Hälfte der 1.100 Einwohner an der Pest, 1640 zerstörte ein Brand große Teile der Stadt mitsamt der Kirche, und im Polnischen-Schwedischen Krieg geriet Tütz zwischen die Fronten beider Seiten. 1707 suchte noch einmal die Pest die Bevölkerung heim.

Das Schloss in Tuczno (Tütz)

1772 kam Tuczno im Ergebnis der Ersten Teilung Polens unter preußische Herrschaft und wurde zunächst im Netzedistrikt verwaltet. Nach der Neugliederung der preußischen Kreisverwaltung wurde die Stadt 1818 dem Kreis Deutsch Krone in Westpreußen zugeordnet. Fast die ganze Stadt fiel 1834 einem Großbrand zum Opfer, darunter auch die beiden Kirchen. Ab 1867 führte die neu erbaute Chaussee Falkenburg–Filehne durch Tütz, und mit der Eröffnung der Strecke Kallies–Deutsch Krone am 1. September 1888 erfolgte auch der Anschluss an das Eisenbahnnetz.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem damit verbundenen Verlust der preußischen Provinzen Posen und Westpreußen kam Tütz 1922 in die neu gebildete preußische Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, nach deren Auflösung 1938 zur preußischen Provinz Pommern. Von 1920 bis 1927 war im Tützer Schloss die katholische Administration für die bei Deutschland verbliebenen Reste der Diözesen Kulm und Gnesen (Freie Prälatur) untergebracht. Die landschaftlich reizvolle Umgebung ließ die Stadt in den 1930er Jahren zu einem Luftkurort heranwachsen. Am 11. Februar 1945 marschierte die Rote Armee nach schweren Kämpfen in Tütz ein. Nach dem Einmarsch wurde die Innenstadt niedergebrannt und total zerstört.[6]

Einwohnerentwicklung

Graphik zur Einwohnerentwicklung

Partnerschaft

Gmina Tuczno

Allgemeines

Die Stadt- und Landgemeinde macht mit ihrer Fläche von fast 250 km² 17,7 % der Fläche des gesamten Powiat Wałecki (Kreis Deutsch Krone) aus. Einwohnerzahlenmäßig steht sie bei nahezu 5.000 Einwohnern an 79. Stelle in der Woiwodschaft Westpommern.

Im Gemeindegebiet gibt es zwei Postleitzahlen-Regionen:

  • Tuczno = 78-640
  • Lubiesz = 78-641.

Nachbargemeinden von Tuczno sind:

Gemeindegliederung

Zur Gmina Tuczno gehören 13 Ortsteile ("Schulzenämter") bei insgesamt 20 Ortschaften:

  • Ortsteile:
  • Jamienko (Königsgnade)
  • Jeziorki (Schulzendorf)
  • Lubiesz (Lubsdorf)
  • Marcinkowice (Marzdorf)
  • Martew (Marthe)
  • Miłogoszcz (Mehlgast)
  • Nowa Studnica (Neu Stüdnitz)
  • Płociczno (Spechtsdorf)
  • Próchnówko (Neu Prochnow)
  • Rusinowo (Ruschendorf)
  • Rzeczyca (Knakendorf)
  • Strzaliny (Strahlenberg)
  • Tuczno (Tütz).
  • Übrige Ortschaften:
  • Bytyń (Böthin), Krępa Krajeńska (Crampe), Lubow (Lubshof), Ponikiew (Neuvorwerk), Tuczno Drugie, Tuczno Pierwsze, Tuczno Trzecie, Wrzosy (Schulenberg), Zdbowo (Stibbe) und Złotowo (Flathe).

Verkehr

Straßen

Die Gmina Tuczno wird in Nord-Süd-Richtung von der Woiwodschaftsstraße 177 durchzogen, die von Czaplinek (Tempelburg) und Mirosławiec (Märkisch Friedland) kommend nach Człopa (Schloppe) und Wieleń (Filehne) weiterführt.

Am Südostrand bei Rusinowo (Ruschendorf)berührt die polnische Landesstraße 22 (Deutschland/Kostrzyn nad Odrą - Grzechotki/Russland) das Gemeindegebiet und ersetzt die ehemalige deutsche Reichsstraße 1 (Aachen - Berlin - Königsberg (Preußen) - Eydtkuhnen). Hier zweigt auch die Woiwodschaftsstraße 179 ab und stellt eine Verbindung nach Piła (Schneidemühl) her.

Schienen

Ein Bahnanbindung besteht im Gemeindegebiet seit dem Jahr 2000 nicht mehr. 1888 war Tuczno mit der Strecke Schneidemühl-Deutsch Krone-Kallies an das Bahnnetz angeschlossen worden, 1895 folgte die Strecke über Kallies nach Stargard in Pommern. Sie wurde als Polnische Staatsbahn(PKP)-Linie 403 anfangs noch zwischen Piła (Schneidemühl) und Ulikowo (Wulkow) weiter betrieben. Im Gemeindegebiet gab es die Bahnstationen: Tuczno (bahnoffiziell: Tuczno Krajeńskie) sowie Jeziorki (Jeziorki Wałecki).

Verweise

Literatur

  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Augsburg 1996.
  • F. W. F. Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises, Verlag von Ernst Lambeck, Thorn, 1867, S.208 f.

Weblinks

 Commons: Tuczno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 10. August 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 10. August 2011.
  3. F. W. F. Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises. Verlag von Ernst Lambeck, Thorn 1867, S. 208.
  4. http://www.zamek-tuczno.pl/index.php?geschichte,3 - eingesehen am 19. Januar 2009
  5. http://www.deutsch-krone.com/wedel2.html, eingesehen am 19. Januar 2009
  6. Karl Rupprecht (Hrsg.): Stadt und Kreis Deutsch Krone, Bad Essen 1981

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