Universitäten der Bundeswehr

Universitäten der Bundeswehr
Signet der Universität der Bundeswehr München
Signet der Helmut-Schmidt-Universität

Es gibt zwei Universitäten der Bundeswehr, kurz UniBw, die Universität der Bundeswehr München (UniBwM) und die Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg.

Von den ca. 2.000 Offizieranwärtern, die die Bundeswehr jährlich einstellt, erhalten mehr als 95 Prozent eine Studienzusage. Nach einer 11- bzw. 15-monatigen allgemein-militärischen Ausbildung zum Offizier beginnen sie ihr Studium in einem der 20 zivil anerkannten Hochschulstudiengänge. Das Studium soll den Offizieren nach ihrer Dienstzeit den (Wieder-)Einstieg in einen Zivilberuf ermöglichen.

Ihre Bezüge erhalten die vom Dienst weitestgehend freigestellten Soldaten während des Studiums weiter. So soll sichergestellt werden, dass die Studenten nicht auf Nebenjobs oder Bafög angewiesen sind und sich daher vollständig auf das Studium konzentrieren können. Dieses ist in Trimester gegliedert. Durch diese Verdichtung verkürzt sich das Studium auf 3 1/4 Jahre (Regelstudienzeit Diplom) bzw. vier Jahre (Regelstudienzeit Master). Die Bundeswehruniversitäten verfügen über ein sehr gutes Betreuungsverhältnis.

Die Studienrichtung ist hierbei nicht zwangsläufig an den späteren Aufgabenbereich gebunden. Offizieranwärter, die sich für die Laufbahn im Sanitätsdienst entscheiden, und Human-, Zahn-, Veterinärmedizin oder Pharmazie studieren wollen, werden für ihr Studium an einer öffentlichen Hochschule vom Dienst freigestellt und erhalten eine Ausbildungsvergütung in Höhe ihrer dienstgradabhängigen Bezüge. Weiterhin werden die Studiengebühren übernommen.


Inhaltsverzeichnis

Gründungszeit

Am 11. Juni 1970 gibt der Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt (SPD) einen Erlass zur Bildung einer Kommission zur Neuordnung der Ausbildung und Bildung in der Bundeswehr unter Vorsitz von Thomas Ellwein heraus.

Am 17. Mai 1971 legt die Kommission dem Bundesverteidigungsminister Schmidt das Gutachten vor. Es sieht vor, dass Offizieranwärter mit einer Verpflichtungszeit von mindestens zwölf Jahren künftig ein dreijähriges Studium an einer Hochschule der Bundeswehr erhalten sollen. Am 29. Juni 1972 stimmt das Bundeskabinett der Einrichtung von Hochschulen der Bundeswehr zu.

Am 3. Oktober 1972 erfolgt der Abschluss eines Abkommens zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und der Bundesregierung über die Einrichtung einer wissenschaftlichen Hochschule für die Ausbildung von Soldaten der Bundeswehr.

Am 16. Oktober 1972 und am 2. Januar 1973 erfolgen die Erlasse der Gründungsausschüsse für die Hochschulen der Bundeswehr in Hamburg und München. Am 14. Februar und am 4. April 1973 stimmt der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages der Errichtung von zwei Hochschulen zu.

Am 5. und 11. Juli 1973 erteilt der Bundesverteidigungsminister Georg Leber den Befehl zur Aufstellung der Hochschulen in Hamburg und München. Am 3. August 1973 erteilt der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus die Genehmigung zur Errichtung einer Hochschule der Bundeswehr in Neubiberg, einer Gemeinde am südlichen Stadtrand von München.

Am 1. Oktober 1973 erfolgt die Aufnahme des Lehr- und Forschungsbetriebes an beiden Hochschulen. Am 30. September 1976 verlassen die ersten Absolventen die Hochschulen.

Seit 1973 ist damit ein Studium an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und Universität der Bundeswehr München) Bestandteil der Ausbildung zum Offizier. Damit wurde insbesondere durch das Wirken des damaligen Verteidigungsministers Helmut Schmidt der Offizierberuf in Deutschland akademisch.

Von 1973 bis 1998 haben 32.000 Offizieranwärter/Offiziere das Studium an den UniBw begonnen, mit einer Erfolgsrate von ca. 66 Prozent.

Auf dem Dies academicus der Universität der Bundeswehr in München am 8. Oktober 1999 hob der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping die Bedeutung des Globalbudgets für die „weitgehende Autonomie und auch eine stärkere Flexibilisierung“ der Bundeswehr-Universitäten hervor.

Studienmodell

Das Studienmodell an den beiden Bundeswehruniversitäten ist auf einen Betrieb in Trimestern ausgelegt. Die Studenten studieren in einer Regelstudienzeit von 9 Trimestern zuzüglich eines Prüfungstrimesters und machen ihren Abschluss innerhalb von etwa 2 1/4 Jahren (Bachelor), 3 1/4 Jahren (Diplom) bzw. vier Jahren (Master). Der Abschluss ist zivil anerkannt, da nach allgemeinem staatlichen Hochschulrecht studiert wird und akademische Grade nach Hamburger bzw. bayerischem Hochschulrecht verliehen werden. Die Rechtsverhältnisse zwischen Studierenden und den Universitäten unterliegen damit dem Verwaltungsrecht und nicht wehrrechtlichen Vorschriften. Die Hochschulen unterliegen dabei aufgrund der im Grundgesetz vorgenommenen Kompetenzverteilung dem Hochschulrecht des entsprechenden Bundeslandes.

Ab dem Herbst-Trimester 2007 wird im Zuge des Bologna-Prozesses auf Bachelor- und Master-Studiengänge umgestellt. An der Hamburger Bundeswehr-Universität werden bereits alle Studiengänge umgestellt, in München der größte Teil. Es ist geplant, dass lediglich diejenigen Studenten, welche nach 7 Trimestern 180 ECTS-Punkte gesammelt haben, das Masterstudium absolvieren können, wobei sich der Beginn des Master-Studiums mit dem Ende des Bachelor-Studiums überlappt. Nur so ist die Realisierung des Masters in der Mindeststudienzeit von vier und der Maximalstudienzeit von 4 1/4 Jahren möglich. Pro Jahr können durch das Intensivstudium maximal das Erreichen 75 ECTS-Punkte erreicht werden. 8 Punkte können durch das Englisch-NATO-Sprachleistungsprofil 3332 bereits vor Studienbeginn erlangt werden. Wer die geforderte Punktzahl nicht in der vorgegebenen Zeit schafft, verbleibt im Bachelor-Modell und schließt das Studium spätestens nach 3 1/4 Jahren mit dem Bachelor ab.

Organisatorisch sind die Universitäten der Bundeswehr der Streitkräftebasis zugeordnet. Sie sind Teil der Streitkräfte.

Die beiden Universitäten sind klein und überschaubar, sehr gut ausgestattet und ganz im Sinne einer angloamerikanischen Campus-Universität aufgebaut. Wohnbereiche, Hörsäle, Labore sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen befinden sich in unmittelbarer räumlicher Nähe. Die Universitätsbibliotheken lassen auch externe Nutzer zu.

Voraussetzungen für die Zulassung zum Studium:

  • Allgemeine Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife (für Fachhochschulstudiengänge).
  • Offizieranwärter müssen das Auswahlverfahren an der Offizierbewerberprüfzentrale (OPZ) in Köln erfolgreich absolvieren und dabei ihre charakterliche, intellektuelle und körperliche Eignung zum Offizier sowie die Studieneignung nachweisen. Vor Studienbeginn muss die allgemein-militärische Ausbildung erfolgreich absolviert werden. Die Regelverpflichtungszeit beträgt neuerdings 13 Jahre anstatt 12 Jahre, für das Studienfach Humanmedizin 17 Jahre. Voraussetzung für den Studienbeginn ist für die neuen Studiengänge das erreichte standardisierte Leistungsprofil (SLP) der NATO 3332 in Englisch (in den nächsten zwei Jahren ist es noch möglich, dieses an den Universitäten nachzuholen). Das SLP wird mit acht ECTS-Punkten in das Studium eingebracht.
  • Weiterhin studieren ca. 50 ausländische Offiziere befreundeter Streitkräfte an der Universität der Bundeswehr München.
  • Zivile Studenten werden seit wenigen Jahren an beiden Universitäten in kleinem Umfang (derzeit gibt es an der Münchner-Uni circa 30 zivile Studenten) zugelassen, falls ein Partnerunternehmen die Kosten übernimmt und ausreichend Kapazität verfügbar ist.
  • Daneben ist die Teilnahme an den Lehrveranstaltungen als Gasthörer möglich.
  • Hamburger Studierende können unter Umständen auch Leistungen an der Helmut-Schmidt-Universität erbringen.
  • An der Münchner Bundeswehr-Universität gibt es seit 2006 ein Hochbegabtenförderprogramm zur Frühförderung von besonders begabten Schülerinnen und Schülern.

Haushalt und Drittmittel der Bundeswehr-Universitäten

Bei der Anwerbung von Drittmitteln müssen die Universitäten der Bundeswehr mit den anderen öffentlichen Universitäten konkurrieren. In Zeiten knapper Ressourcen prüfen die Auftraggeber um so gründlicher, an wen teure Forschungsaufträge vergeben werden sollen. Daran, wie viele Drittmittel eine Universität einwerben kann, wird aber zunehmend ihre Qualität gemessen.

So umfasste der Haushalt der Bundeswehr-Universität München 1998 rund 20,5 Millionen Euro, davon 8,9 Millionen Euro aus Drittmitteln.

Im Rahmen der Kooperation der Bundeswehr-Universitäten mit der Wirtschaft kommen Drittmittel u.a. von folgenden Unternehmen: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), DaimlerChrysler, DLR, Siemens, MAN, Bosch, Deutsche Telekom, ThyssenKrupp, VDI und der Volkswagenstiftung.

Literatur

  • Rainer Marr (Hrsg.), Kaderschmiede Bundeswehr? - Vom Offizier zum Manager: Karriereperspektiven von Absolventen der Universitäten der Bundeswehr in Wirtschaft und Verwaltung, Neubiberg 2001.
  • Christiane Reuter-Boysen, Vorreiter für die Hochschulreform? Planung, Gründung und Entwicklung der Universität der Bundeswehr München, Baden-Baden 1995.

Weblinks


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