- Valens
-
Flavius Valens (griechisch Oualis Οὐάλης, * 328 im pannonischen Cibalae; † 9. August 378 in der Schlacht von Adrianopel) war römischer Kaiser im Osten in den Jahren 364 bis 378.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie
Valens war der jüngere Bruder von Valentinian I., der ihn am 1. März 364 zum tribunus stabuli (Oberststallmeister) ernannte, was ihm einen Posten nahe beim Kaiser verschaffte. Am 28. März desselben Jahres wurde Valens zum Mitkaiser ernannt und ihm wurde die Herrschaftsverantwortung über den Osten des Reiches übertragen. Er wurde am 17. November 375 Nachfolger Valentinians als senior Augustus des Gesamtreichs. Mit seiner Frau Domnica hatte er die Töchter Anastasia und Carosa sowie den am 18. Januar 366 geborenen, im Jahre 369 zum Konsul ernannten, aber schon wenig später früh verstorbenen Thronfolger Valentinianus Galates. In der damaligen zweiten Reichshauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) kann man noch heute beträchtliche Reste des von ihm errichteten Valens-Aquäduktes sehen.
Religionspolitik
Während seiner Regierungszeit musste sich Valens mit den theologischen Problemen auseinandersetzen, die in der Regierungszeit seiner Vorgänger aufgekommen waren. Es kam teilweise zu Verfolgungen heidnischer Philosophen, doch ansonsten verhielt sich Valens den Heiden gegenüber tolerant. Im Streit zwischen den Anhängern des Nicänum und den Anhängern des sogenannten Arianismus (genauer wäre in diesem Kontext die Bezeichnung Homöer) unterstützte Valens Letztere, was ihn äußerst unbeliebt machte, zumal es teils zu harten Ausschreitungen gegenüber den Nicänern kam. Der Religionspolitik des Valens traten unter anderem die Kirchenväter Athanasius und Basilius entgegen.
Militärische Operationen
Valens schlug die Usurpation des Procopius nieder, eines wohl mütterlichen Verwandten des Kaisers Julian, der am 28. September 365 in Konstantinopel die Thronfolge in Berufung auf seine Verwandtschaft zur konstantinischen Dynastie und angeblicher Nachfolgebestimmung seitens Julians für sich beanspruchte. Valens besiegte am 27. Mai 366 die gegnerische Armee bei Thyateira in Lydien, und Procopius wurde hingerichtet. Neben vielen weiteren Anhängern des Gegenkaisers wurde kurz darauf auch dessen Verwandter Marcellus, der angeblich selbst eine Usurpation plante, umgebracht.
367–369 führte Valens eine wenig erfolgreiche Strafexpedition gegen die (terwingischen) Goten durch, die den Aufstand mit Truppen zu unterstützen versucht hatten; der angebliche Erfolg brachte dem Kaiser den Siegerbeinamen Gothicus maximus ein, welcher in der Dedikation des Geschichtswerkes des Eutropius genannt wird. 376 wandten sich die durch die im Vorjahr erfolgte Hunneninvasion bedrängten Goten nach Süden und suchten unter der Führung von Fritigern innerhalb der Reichsgrenzen Schutz. Sie baten schließlich Valens um Aufnahme und versprachen, dafür Truppen zu stellen.
Der Kaiser hielt sich damals in Antiochia auf, wo er einen Feldzug gegen das neupersische Sassanidenreich plante, dem großen Gegner Roms im Osten; Streitpunkt war wie so oft das Königreich Armenien. Valens gestattete den Goten zunächst, die Donau zu überqueren und sich in Thrakien niederzulassen. Aufgrund von Hintertreibungen ihrer Lebensmittelversorgung durch römische Truppenkommandeure kam es jedoch schließlich zum Aufstand der Goten gegen diese Bevormundung. Valens sah sich daher im Sommer 378 gezwungen, gegen sie militärisch vorzugehen.
Tod
Am 9. August kam es zur Schlacht von Adrianopel, in der Valens unter dubiosen Umständen ums Leben kam; seine Leiche wurde nie gefunden. Zugleich wurde ein beträchtlicher Teil seines Heeres vernichtet. Die wenig beeindruckende Regierungszeit des Valens ging mit dieser militärischen Katastrophe zu Ende, die der zeitgenössische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus als bedeutsame Zäsur ansah und die von einigen Menschen als Anfang vom Ende des römischen Reiches, im Rückblick als eine Vorstufe zu den beiden Plünderungen Roms 410 und 455 verstanden wurde. Ammianus Marcellinus, die wichtigste Quelle für diese Zeit, ließ sein Geschichtswerk, die Res Gestae, prägnant mit dieser Schlacht enden.
Der Bevölkerung, die mehrheitlich zum Nicänum neigte, mag der Tod des Arianers Valens wie ein Gottesurteil vorgekommen sein. So sah es jedenfalls Isaak von Dalmatien. Zum Nachfolger des Valens als Kaiser im Osten des Reiches ernannte der nunmehrige Seniorkaiser Gratian, Valentinians ältester Sohn, nach einer kurzen Zwischenzeit, in der Valens' Ehefrau Albia Domnica als Regentin amtierte, einen weitaus fähigeren Mann, Theodosius I. Dieser war der Sohn des gleichnamigen magister militum (Heermeisters) Valentinians und hatte sich fünf Jahre zuvor als dux Moesiae (Militärbefehlshaber in Mösien an der unteren Donau) bewährt; nach der Zwischenstufe eines Heermeister in Illyricum, dem gesamten Balkangebiet, wurde er am 19. Januar 379 zum Augustus ernannt. Als solcher begründete er unter dem späteren Namen der theodosianischen die letzte Dynastie im spätrömischen Reich.
Literatur
- Jan den Boeft, Jan Willem Drijvers, Daniel den Hengst, Hans C. Teitler (Hrsg.): Ammianus after Julian. The Reign of Valentinian and Valens in Books 26–31 of the Res Gestae. Brill, Leiden 2007, ISBN 978-90-04-16212-9 (= Mnemosyne Supplementa, Band 289).
- Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55993-8, S. 136–154 (= Handbuch der Altertumswissenschaft, 3. Abteilung, 6. Teil).
- Noel Lenski: Failure of Empire. Valens and the Roman State in the Fourth Century A.D. University of California Press, Berkeley 2002, ISBN 0-520-23332-8.
- Franz Josef Wiebe: Kaiser Valens und die heidnische Opposition. Habelt, Bonn 1995, ISBN 3-7749-2678-6.
Weblinks
Commons: Valens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Valens im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Noel Lenski: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
Vorgänger Amt Nachfolger Valentinian I. Römischer Kaiser
364–378Theodosius I. Kategorien:- Kaiser (Rom)
- Kaiser (Byzanz)
- Valentinianer
- Geboren 328
- Gestorben 378
- Mann
Wikimedia Foundation.