Variantenfahren

Variantenfahren
Skifahrer im freien Gelände
Typisches Freeride-Gelände am Arlberg

Als Freeriden ( von engl.: free = frei und ride = fahren) bezeichnet man das Skifahren und Snowboarden durch unberührten Schnee abseits der markierten und kontrollierten Skipisten. Das sichere Beherrschen des Tiefschneefahrens ist die Grundvoraussetzung für das Freeriden.

Inhaltsverzeichnis

Material

Freeriden ist weder eine Sportart noch ein besonderer Fahrstil, sondern die Bezeichnung für den Trend, sich abseits der Pisten zu bewegen. Der Trend ist durch die Entwicklung des Snowboards und spezieller Skier für das Freeriden begünstigt worden. Da Freeride-Boards und auch Freeride-Ski eigens für diesen Einsatz entwickelt und konstruiert sind, eignen sie sich sowohl für das offene Gelände als auch für präparierte Pisten. Freeride-Skier können ihr Leistungsspektrum am besten im Tiefschnee zur Geltung bringen. Für die Piste eignen sich die schmaleren Ausführungen, Nachteile im Vergleich zu Carvern sind aber in Kauf zu nehmen.

Im Allgemeinen haben Freeride-Sportgeräte deutlich mehr Fläche und somit einen besseren Auftrieb. Zudem werden v. a. bei Freeride-Ski die Bindungen weiter hinten als üblich montiert, um ein Absinken der Schaufel zu verhindern und das Fahren zu erleichtern. Um bei Sprüngen eine gesteigerte Variabilität zu erreichen, haben viele Modelle deutlich aufgebogene Enden, sogenannte Twin-Tips, mit denen auch rückwärts fahren und rückwärts landen möglich ist. Für das Freeriden ist mittlerweile auch eine eigene Bindung mit Gehfunktion – ähnlich einer Tourenbindung – entwickelt worden.

Formen

Der Begriff „Freeriden“ ist vom Snowboardsport geprägt worden. Bis in die 1990er Jahre betrieben Skisportler Freeriden noch unter den Namen „Variantenfahren“. Auch das Begehen einer Skiroute zählt zum Freeriden. Vor allem Snowboarder sprechen vom Gebiet abseits der markierten und kontrollierten Skipisten vom „Backcountry“. Generell wird das Verlassen der Skipiste häufig als „off-piste“-Fahren bezeichnet. Dabei hat sich auch der Stil des Tiefschneefahrens deutlich verändert. Die Kurvenradien haben sich deutlich vergrößert und auch die Geschwindigkeit ist entsprechend gestiegen.

Eine besondere Form des Freeridens ist das Extremskifahren in besonders steilem und unwegsamem Gelände. Zum Freeriden gehört nicht nur die Abfahrt durch Tiefschnee, sondern in zunehmenden Maße auch Sprünge in verschiedensten Variationen. Als Absprungrampen werden häufig natürliche Geländeformen wie Felsen, sogenannte Cliffs, oder Wechten genutzt. Aber auch das Errichten von Absprunghügeln, sogenannten Kickern, wird häufig eingesetzt.

Orte

Durch die zunehmende Beliebtheit des Freeridens haben in den vergangenen Jahren einige Wintersportgebiete diese Zielgruppe aktiv beworben und sich als Freeride-Zentren etabliert. In den Alpen zählen dazu Chamonix und La Grave in Frankreich, Alagna Valsesia in Italien, Zermatt, Andermatt und Engelberg in der Schweiz, der Arlberg, das Kitzsteinhorn und Dachstein/Krippenstein in Österreich sowie Mittenwald (Dammkar) in Deutschland.

Die bekannteste Abfahrt außerhalb gesicherter Skigebiete, die mit Aufstiegshilfen erreicht werden kann, ist das Vallée Blanche bei Chamonix in Frankreich.

Risiken

Freeriden setzt neben dem Können auch noch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein voraus. Für die eigene Sicherheit, aber auch die Sicherheit von anderen Personen ist es wichtig, die Verhaltensregeln beim Skifahren abseits der gesicherten Pisten zu kennen und einzuhalten. Insbesondere das Lawinenrisiko ist zu beachten.

Freerider sind üblicherweise in kleinen Gruppen unterwegs. Weil die Sportler sich im Hochgebirge bewegen und dort alpinen Gefahren ausgesetzt sind, ist die Anleitung eines Skiführers ratsam.

Zur Ausrüstung eines Freeriders gehören ein LVS-Gerät („Lawinenpieps“), eine Lawinensonde sowie eine Lawinenschaufel, um im Fall des Verschüttens durch einen Lawinenabgang schnelle Hilfe leisten zu können. Zusätzlich gibt es auch sogenannte Airbag-Rucksäcke. Bei einem Lawinenabgang zieht der Freerider an einer Reißleine am Schultergurt und mit Hilfe einer Pressluftpatrone werden Luftkissen am Rucksack aufgeblasen, die ein Verschütten in der Lawine verhindern sollen, indem der Gestürzte oberhalb der Schneemassen bleibt und sozusagen mit der Lawine „schwimmt“.

Freerider schützen sich üblicherweise durch einen Sporthelm gegen mögliche Verletzungen an verborgene Felsen. Besonders Snowboard-Freerider tragen außerdem häufig spezielle Protektoren unter der Kleidung.

Ökologische Aspekte

In Bezug auf den Naturschutz in den Bergen ist das Freeriden kritisch zu betrachten:

  • Tiefschneefahrer können Tiere in ihren Rückzugsgebieten stören und aufscheuchen. Im Winter, wenn kaum Nahrung vorhanden ist, kann der dadurch verursachte Energieverbrauch und Stress die Tiere in eine lebensbedrohliche Lage bringen.
  • Pflanzen unter der Schneedecke können durch die Kanten oder den Druck der Skier oder Snowboards zerstört werden, insbesondere, wenn die Schneedecke dünn ist. Beim Fahren durch Wald oder durch Buschwerk können Äste oder kleinere Büsche und Bäume von Skiläufern abgerissen werden.

Die Betreiber von Skigebieten reagieren auf diese Problematik zum einen durch das Ausweisen von Sperrgebieten für Wild- und Naturschutz, in denen das Ski- und Snowboardfahren verboten ist, und zum anderen spezieller Skiabfahrten, die kontrolliert, aber nicht präpariert werden und die somit für Mensch und Natur sicheres Tiefschneefahren erlauben.

Siehe auch

  • Das Snowboardspiel Stoked Rider beschäftigt sich intensiv mit den Risiken und dem Prinzip des Freeridens.

Weblinks


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