Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik

Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik

Als Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik (Deutschland), Kunststofftechniker (Österreich) bzw. Kunststofftechnologen (Schweiz) bezeichnet man einen Beruf und den dazugehörigen Ausbildungsberuf in der Kunststoff und Kautschuk verarbeitenden Industrie.

Inhaltsverzeichnis

Berufsbild

Die Kunststoffverarbeitung zeichnet sich durch eine auffallende Dynamik in der Entwicklung von Maschinen, Werkzeugen und Werkstoffen aus. Die Kunststofftechniker stellen gemäß den jeweiligen Anforderungen aus polymeren Werkstoffen oder Kautschuk Form-, Bauteile sowie Kunststoffhalbzeuge aller Art oder Faserverbundwerkstoffe her. Sie verarbeiten die Kunststoffe und bereiten diese auf. Weiters bearbeiten sie Kunststoffe und Kunststoffhalbzeuge unter Verwendung von branchenüblichen Verarbeitungstechniken.

Für den Herstellungsprozess rüsten, programmieren, bedienen und warten sie die High-Tech-Anlagen. Kunststofftechniker sind im Produktionsmanagement ausgebildet, sie optimieren Produktionsprozesse und wirken an der Produkt- und Fertigungsentwicklung mit. Die Überprüfung der Produktqualität gehört ebenfalls zu ihrem Aufgabengebiet.

Für eine genaue Beschreibung der Verarbeitungsverfahren, wie Extrusion, Schäumen, Blasformen, Spritzgießen, Pressen, siehe Kunststoffverarbeitung. Für Details zur Herstellung siehe Kunststoffherstellung.

Ausbildung

Die im Berufsbild beschriebenen Aufgaben und Tätigkeiten bestimmen die Ausbildungsinhalte. Dabei gibt es keine wesentlichen inhaltlichen Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Österreich und der Schweiz gibt es für den Bereich jedoch zwei getrennte, aber stark verwandte Lehrberufe.

Deutschland

1997 wurden die Vorläuferberufe Gummi- und Kunststoffauskleider, Kunststoff-Formgeber und Kunststoffschlosser durch den Ausbildungsberuf Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik ersetzt.

Die nach dem Berufsbildungsgesetz anerkannte Ausbildung dauert drei Jahre. Sie wird in der Industrie in den folgenden Schwerpunkten angeboten:[1]

  • Faserverbundwerkstoffe
  • Formteile
  • Halbzeuge
  • Kunststofffenster
  • Mehrschicht-Kautschukteile

Auszubildende lernen im so genannten dualen System bei Ausbildungsbetrieben der Kunststoffindustrie und in Berufsschulen und schließen mit der Abschlussprüfung ab. Die Ausbildungsordnung wird seit 2010 modernisiert; die Arbeiten sollen Ende 2011 abgeschlossen sein.[2]

Österreich

In Österreich sind zwei Lehrberufe mit etwas unterschiedlichen Kompetenzen eingerichtet, die offiziellen Bezeichnungen lauten Kunststofftechniker und Kunststoffformgeber. Der Schwerpunkt liegt bei der dreijährigen Ausbildung zum Kunststoffformgeber neben der Herstellung mehr auf der Kunststoffbearbeitung (Formgebung).[3] Kunststofftechniker absolvieren eine längere Ausbildung (vier Jahre) und erwerben mehr Kompetenzen, vor allem im Bereich der Anlagensteuerung und des Produktionsmanagements.[4] Lehrlinge beider Berufe absolvieren in Österreich ebenfalls eine duale Ausbildung und legen am Ende die Lehrabschlussprüfung ab.

Schweiz

In der Schweiz unterscheidet man die dualen Ausbildungen zum Kunststoffverarbeiter EBA (Eidgenössisches Berufsattest) und Kunststofftechnologen EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis).

Bei Kunststoffverarbeitern steht die Herstellung und Bearbeitung von Kunststoffen nach Anweisung im Vordergrund. Die Ausbildung in einem Betrieb der Kunststoff verarbeitenden Industrie dauert zwei Jahre und man erhält das EBA.[5]

Kunststofftechnologen absolvieren eine vierjährige Ausbildung mit Schwerpunkt auf die Fertigungstechnik, es gibt folgende Fachrichtungen zur Auswahl:[6]

  • Spritzgiessen, Pressen
  • Extrudieren
  • Herstellen von Flächengebilden
  • Herstellen von Verbundteilen
  • Bearbeiten von Halbzeug, Thermoformen

Weiterbildungsmöglichkeiten

Deutschland

Verfahrensmechaniker können nach ihrer dreijährigen Ausbildung und ihrer bestanden Abschlussprüfung verschiedene Wege der Weiterbildung einschlagen wie

Die Technikerausbildung kann in Vollzeit und einer Studienzeit von zwei Jahren oder Halbzeit mit einer Studienzeit von 4 Jahren erfolgen. Bei der Meisterausbildung dauert ein Vollzeitkurs ein halbes Jahr, der Halbzeitkurs ein Jahr.

Österreich

Entsprechend der dynamischen Entwicklung der Produktionsverfahren stehen viele fachspezifische Weiterbildungsangebote zur Auswahl, genauso ist für beide Lehrberufe auch die Ausbildung zum Meister oder Werkmeister möglich. Die selbstständige Berufsausübung ist für Kunststoffformgeber und -techniker unter anderem im Handwerk der Kunststoffverarbeitung möglich.[7] Das Angebot für Höherqualifizierungen an Kollegs, Fachhochschulen und Universitäten ist umfangreich. Meistens benötigt man für den Zugang die Berufsmatura (Berufsreifeprüfung), die sich aus der Lehrabschlussprüfung und vier weiteren Prüfungen zusammensetzt.

Schweiz

Kunststoffverarbeiter EBA können eine verkürzte Lehre als Kunststofftechnologe EFZ durchlaufen (Einstieg ins 2. Grundbildungsjahr). Dann sind dieselben Weiterbildungen möglich wie für Kunststofftechnologen EFZ.

Kunststofftechnologen können bei sehr guten schulischen Leistungen schon während der Grundbildung die Berufsmaturitätsschule besuchen. Die Berufsprüfung (BP) kann für folgende Berufe abgelegt werden: Prozessfachmann, Automatikfachmann, Technische Kaufmann (alle mit eidgenössischem Fachausweis). In Folge kann die Höhere Fachprüfung (HFP) - entspricht einer Meisterprüfung - abgelegt oder Studiengänge an Höheren Fachschulen oder Fachhochschulen besucht werden.[8]

Einzelnachweise

  1. aktuelle Ausbildungverordnung Deutschland gültig seit 7. April 2006
  2. Entwicklungsprojekt 4.2.346 des BiBB: Berufsausbildung zum Verfahrensmechaniker / zur Verfahrensmechanikerin für Kunststoff und Kautschuktechnik, PDF-Dokument, abgerufen am 18. Oktober 2011.
  3. Ausbildungsverordnung Kunstststoffformgeber des österreichischen Wirtschaftsministeriums, gültig seit 2008
  4. Ausbildungsverordnung Kunststofftechniker des österreichischen Wirtschaftsministeriums, gültig seit 2008
  5. Ausbildungsordnung Kunststoffverarbeiter Schweiz gültig seit 2008
  6. Ausbildungsordnung Kunststofftechnologe Schweiz gültig seit 2007
  7. Gewerbezugang - Kunststoffverarbeitungs-Verordnung des österreichischen Wirtschaftsministeriums gültig seit 2003
  8. Weiterbildungsinfos des Schweizerischen Dienstleistungszentrums Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB.

Weblinks


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