Vickers Vanguard

Vickers Vanguard
Vickers Vanguard
Die G-APEC der BEA in London Heathrow (1965)Die Maschine stürzte am 2. Oktober 1971 über Belgien ab
Typ: Verkehrsflugzeug
Entwurfsland: Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Hersteller: Vickers-Armstrongs (Aircraft) Ltd.
Erstflug: 20. Januar 1959
Produktionszeit: bis 1962
Stückzahl: 43

Die Vickers Vanguard war ein viermotoriges Turboprop-Passagierflugzeug für Kurz- und Mittelstrecken der Vickers-Armstrongs (Aircraft) Ltd. Es wurde ab 1959 als Nachfolgemodell der Vickers Viscount kurz vor dem Aufkommen der großen Passagierjets in Dienst gestellt und daher vom Markt kaum wahrgenommen. Die Vanguard war das letzte große europäische Passagierflugzeug mit Propellerantrieb. Nach dem Bau von 43 Maschinen wurde 1963 die Produktion wieder eingestellt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entwicklung

Bereits zwei Jahre vor der Einführung der Vickers Viscount beschäftigte sich im Jahre 1951 die Planungsabteilung der British European Airways (BEA) mit einem Nachfolgemodell. Während bei den anfänglichen Projekten noch zahlreiche Bauteile der Viscount Verwendung finden sollten, war das 1953 erarbeitete Projekt 900 eine grundlegende Neukonstruktion. Das Pflichtenheft der BEA sah 93 Passagierplätze oder eine Nutzlast von 9.525 kg vor. Das Startgewicht des von vier Rolls-Royce Tyne-Propellerturbinen angetriebenen Flugzeuges sollte 52.160 kg betragen. Weitergehende Untersuchungen ergaben jedoch, dass sich ein derartiges Flugzeug nicht wirtschaftlich einsetzen ließe. Unter der Typenbezeichnung 950 Vanguard erarbeitete Vickers daher ein vergrößertes Projekt mit einem Startgewicht von 61.235 kg. Als eines der ersten Passagierflugzeuge wurde die Maschine doppelstöckig ausgelegt, was bis dahin noch nicht allgemein üblich war. Im unteren Rumpfbereich fanden extrem große und sperrige Frachtgüter Platz.

Erstflug und Verkehrszulassung

Im Juli 1956 erteilte die BEA einen Auftrag für 20 Flugzeuge des Typs V.951, sechs Monate später ging von Trans-Canada Air Lines ein weiterer Auftrag für 23 Maschinen ein. Diese als V.952 bezeichneten Flugzeuge wurden mit dem leistungsstärkeren Tyne R.Ty.11 Mk.512 von 5.545 Wellen-PS (4.076 WkW) ausgerüstet, wodurch das Startgewicht auf 66.448 kg angehoben werden konnte. Der Erstflug dieser Variante erfolgte am 21. Mai 1960. Im Sommer 1958 entschied sich auch die BEA für diese leistungsstärkere Ausführung. Die ursprüngliche Bestellung der V.951 wurde auf sechs Exemplare reduziert und durch einen Auftrag für 14 V.953 ersetzt. Die V.953 weist das gleiche Startgewicht wie die kanadische Version auf, ist jedoch mit den leistungsschwächeren Tyne 506-Triebwerken ausgestattet.

Der 18 minütige Erstflug des ersten Vanguard-Prototyps G-AOYW erfolgte am 20. Januar 1959 vom Werk in Weybridge zum Testzentrum in Wisley.[1] Am 22. April desselben Jahres folgte die G-APEA, die erste der für die BEA bestimmten V.951. Die mit dem vierten Serienflugzeug (G-APED) durchgeführte Triebwerkserprobung deckte schwerwiegende Mängel des Kompressors auf, welche die Erteilung des Lufttüchtigkeitszeugnisses bis zum Dezember 1960 verzögerten.

Nutzung

Am 1. März 1961 begann die BEA mit ihren V.951 den planmäßigen Flugbetrieb, gefolgt im Mai desselben Jahres von der V.953. Trans-Canada Air Lines begann als Erstkunde mit dem Linieneinsatz mit ihrer V.952 am 1. Februar 1961 und das Muster verrichtete bis zur Außerdienststellung im Jahre 1971 zuverlässige Dienste. Bei BEA blieb die Vanguard bis 1968 im Passagiereinsatz.

1969 ließ die Fluggesellschaft neun ihrer Maschinen bei Aviation Traders zu reinen Frachtern umbauen, welche die neue Typenbezeichnung „Merchantman“ erhielten. Die erste Merchantman konnte bereits am 29. November 1969 an die BEA übergeben werden. Das Muster blieb bis 1979 bei der Fluggesellschaft (später British Airways) im Einsatz. Die Merchantman verfügte über ein großes Ladetor in der linken vorderen Rumpfhälfte und war mit einem verstärkten Roller-Floor-Kabinenboden zum Transport palettierter Ladung ausgestattet.

Die letzte Vanguard, eine Maschine der Serie 952, war bis 1984 im Einsatz bei der indonesischen Fluglinie Merpati Nusantara Airlines, während die letzte Merchantman (V.953C G-APEP, C/N 719) erst am 17. Oktober 1996 von Hunting Cargo Airlines außer Dienst gestellt wurde und heute im Brooklands Museum zu sehen ist.

Unglücksfälle

Am 2. Oktober 1971 stürzte die Vanguard G-APEC der British European Airways auf dem Flug von London nach Salzburg über Belgien ab. Als Unfallursache wurde der durch Korrosion verursachte Abriss beider Höhenleitwerks-Flächen festgestellt, der die Steuerung der Maschine unmöglich machte.

Am 10. April 1973 zerschellte die Vanguard G-AXOP der britischen Invicta International Airways bei dichtem Schneefall an einem Hügel auf dem Gemeindegebiet von Hochwald in der Schweiz. Dabei starben 108 der 145 Passagiere und Besatzungsmitglieder. Ursache waren Navigationsfehler nach einem Durchstartmanöver beim Anflug auf den Flughafen Basel-Mulhouse. Die Mehrzahl der Passagiere waren Hausfrauen aus Bristol und Umgebung, welche sich auf einem Shopping-Trip nach Basel befanden.

Technische Daten (Typ 952)

Kenngröße Daten
Länge 37,45 m
Spannweite 36,15 m
Höhe 10,64 m
Flügelfläche 142 m²
Antrieb 4 Rolls-Royce Tyne 512 Propellerturbinen, 5.545 WPS (4.076 WkW)
Maximale Reisegeschwindigkeit 684 km/h
Reichweite 4.400 km
Zuladung drei Besatzungsmitglieder und bis 139 Passagiere
Dienstgipfelhöhe 9.145 m
Leergewicht 37.421 kg
Maximales Fluggewicht 66.448 kg

Einzelnachweise

  1. FliegerRevue Februar 2009, S.57, Die Vickers Vanguard kam zu spät

Weblinks

 Commons: Vickers Vanguard – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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