Vinzenz Joseph von Schrattenbach

Vinzenz Joseph von Schrattenbach
Vinzenz Josef von Schrattenbach, Lithographie von Faustin Herr

Vinzenz Joseph Graf von Schrattenbach (auch: Vinzenz Joseph Franz von Sales Reichsfürst von Schrattenbach; tschechisch: Vincenc Josef kníže Schrattenbach; * 18. Juni 1744 in Brünn; † 25. Mai 1816 in Brünn) war Fürstbischof von Lavant und Bischof von Brünn.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Vinzenz Josef entstammte aus der österreichischen Adelsfamilie von Schrattenbach, die 1598 in den Freiherrnstand und 1649 in den Grafenstand erhoben worden war. Seine Eltern waren Franz Anton Xaver Graf von Schrattenbach Freiherr zu Heggenberg u. Osterwitz, Landeshauptmann u. Gubernialpräsident von Mähren, Erblandvorschneider in Steiermark, k. k. Wirklicher Geheimer Rat und Kämmerer, (+ 1783), und Maria Josepha Walpurga, geb. Reichsgräfin von Wrbna und Freudenthal, Sternkreuzordensdame, (+ 1791). Ein Bruder seines Vaters, Siegmund Christoph Graf von Schrattenbach, war von 1753 bis 1771 Fürsterzbischof von Salzburg, Legat (Botschafter) des päpstlichen Stuhles und Primas Germaniae.

Werdegang

Vinzenz Joseph besuchte ab 1751 das Wiener Theresianum und soll später in Salzburg studiert haben, wo er 1762 Mitglied des Domkapitels und 1768 zum Priester geweiht wurde und 1771 die Ernennung zum Hofratspräsidenten folgte.

Fürstbischof von Lavant

Nach dem Tod des Lavanter Bischofs Franz II. Graf Breuner (1777) ernannte der Salzburger Erzbischof Colloredo Vinzenz Joseph von Schrattenbach, zu dessen Nachfolger und weihte ihn am 6. Juli 1777. Zudem erhielt er die Propsteien St. Mauritz in Friesach und in Maria Saal, wurde Generalvikar für Ober- und Unterkärnten und Statthalter des Salzburger Erzbischofs in Friesach.

Während seiner Amtszeit wurden die Bistümer Gurk, Seckau und Lavant neu gegliedert, wobei die Enklaven aufgelöst wurden und Lavant die untere Steiermark, die vorher zu den Bistümern Görz und Laibach gehört hatte, erhielt. Gemäß einer Vereinbarung von 1786 zwischen Kaiser Joseph II. und dem Salzburger Erzbischof wurde Lavant, das bis dahin den Status eines Salzburger Eigenbistums hatte, ab 1789 zu einem Suffragan der Kirchenprovinz Salzburg erhoben. Durch die Neugliederung erhielt Lavant slowenische Bevölkerungsteile, durch die es nachfolgend von einer starken Nationalbewegung erfasst wurde.

Am 27.November 1788 wurde Vinzenz Joseph von Schrattenbach zu Budavon Kaiser Joseph II.(HRR)|Joseph II. in den persönlichen Reichsfürstenstand erhoben. Im selben Jahr wurde er, der mild und pflichtbewusst regiert haben soll und von Volk und Klerus sehr geschätzt wurde, zum Dompropst von Salzburg gewählt. Da Erzbischof Colloredo die Ämter-Kumulation ablehnte, verzichtete Schrattenbach am 29. Januar 1790 auf sein Bistum Lavant.

Nach dem 1793 erfolgten Ableben des Lavanter Bischofs Gandolf Ernst von Kuenburg bat Kaiser Franz II. Vinzenz Joseph von Schrattenbach erneut das Bistum Lavant zu übernehmen. Nach der am 25. Juni 1795 erfolgten Nominierung durch Erzbischof Colloredo stimmte er zu und wurde am 26. Juli d. J. päpstlich bestätigt.

Bischof von Brünn

Wegen seines Alters bemühte sich Vinzenz Joseph von Schrattenbach um eine leichter zu betreuende Diözese. Kaiser Franz II. nominierte ihn deshalb am 4. Juni 1800 als Nachfolger des Brünner Bischofs Johann Baptist Lachenbauer. Der päpstlichen Bestätigung vom 11. August d. J. folgte am 11. Oktober d. J. die Amtsübernahme in Brünn, wo schon 1783 die Besitzungen seiner Familie testamentarisch an ihn gefallen waren.

Während seiner Brünner Amtszeit konnte er im ehemaligen Dominikanerkloster ein Priesterseminar errichten. 1805 und 1809 soll er sich während der französischen Besetzung sehr für die Bevölkerung eingesetzt haben.

Siehe auch

Literatur

  • France M. Dolinar in Erwin Gatz: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648–1803. ISBN 3-428-06763-0, S. 671–667
  • J. Siebmacher´s Großes Wappenbuch Band 26 "Die Wappen des Adels in Niederösterreich", Teil 2, S bis Z. (Nachdruck), Verlag Bauer & Raspe, Neustadt an de Aisch, 1983

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Franz II. von Breuner Bischof von Lavant
1777–1790
Gandolf Ernst Graf von Kuenberg
Vorgänger Amt Nachfolger
Gandolf Ernst Graf von Kuenberg Bischof von Lavant
1795–1800
Leopold II. Maximilian Graf von Firmian
Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Baptist Lachenbauer Bischof von Brünn
1800–1816
Wenzel Urban von Stuffler

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ferdinand Joseph von Dietrichstein — Ferdinand Joseph 3. Fürst von Dietrichstein zu Nikolsburg (1655 – 1698), gefürsteter Graf von Tarasp, Freiherr von Hollenburg Finkenstein und Thalberg (* 25. September 1636; † 28. November 1698) war ein österreichischer Adeliger, Obersthofmeister …   Deutsch Wikipedia

  • Schrattenbach (Begriffsklärung) — Schrattenbach bezeichnet: Schrattenbach der Name einer Gemeinde in Niederösterreich Schrattenbach (Dietmannsried) ein Ortsteil des Marktes Dietmannsried Landkreis Oberallgäu, Bayern Schrattenbach ist der Familienname folgender Personen:… …   Deutsch Wikipedia

  • Bischof von Lavant — Die folgenden Personen waren Bischöfe und Fürstbischöfe des Bistums Lavant bzw. Bischöfe und ab 2006 Erzbischöfe von Marburg: Ulrich von Haus (1226–1257) Karl von Friesach (1257–1260) Otto von Mörnstein (1260–1264) Almerich Grafendorfer… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Max Graf von Firmian — Leopold Maximilian von Firmian, Lithographie von Josef Lanzedelli d. Ä. um 1830 Leopold Maximilian Graf von Firmian (auch Leopold Max Graf von Firmian * 10. Oktober 1766 in Trient (Italien); † 12. November 1831 in Wien) war erwählter Erzbischof… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Maximilian Graf von Firmian — Leopold Maximilian von Firmian, Lithographie von Josef Lanzedelli d. Ä. um 1830 Leopold Maximilian Graf von Firmian (auch Leopold Max Graf von Firmian * 10. Oktober 1766 in Trient (Italien); † 12. November 1831 in Wien) war erwählter Erzbischof… …   Deutsch Wikipedia

  • Wenzel Urban von Stuffler — Wenzel Urban von Stuffler, Lithographie von Franz Eybl, 1833 Wenzel Urban von Stuffler (auch: Wenzel Ritter Stuffler; tschechisch: Václav Urban rytíř Stuffler; * 27. September 1764 in Brünn; Mähren; † 24. Mai 1831 in Brünn) war Bischof von Brünn …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Maximilian von Firmian — Leopold Maximilian von Firmian, Lithographie von Josef Lanzedelli d. Ä. um 1830 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Brünn — Die folgende Liste enthält die in Brünn geborenen sowie zeitweise lebenden Persönlichkeiten, chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhaltsverzeichnis 1 In Brünn geborene… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Xaver von Breuner — (auch Franz de Paula Xaver Ludwig Jakob Reichsgraf von Breuner; * 21. Mai 1723 in Graz; † 1. März 1797 in Salzburg) war 1773–1777 Fürstbischof von Lavant und 1786–1797 Fürstbischof von Chiemsee. Leben Franz Xaver entstammte der steirischen Linie… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bischöfe von Lavant — Wappen des Bistums Lavant Die folgenden Personen waren Bischöfe und Fürstbischöfe des Bistums Lavant bzw. Bischöfe und ab 2006 Erzbischöfe von Marburg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”