Volkssternwarte Adolph Diesterweg Radebeul

Volkssternwarte Adolph Diesterweg Radebeul
Volkssternwarte „Adolph Diesterweg“ Radebeul, davor der Jacobstein

Die Volkssternwarte Adolph Diesterweg Radebeul ist eine von der sächsischen Stadt Radebeul betriebene Sternwarte nebst Planetarium. Sie befindet sich auf der Grenze zwischen den Stadtteilen Niederlößnitz und Naundorf (Auf den Ebenbergen 10a) oberhalb der Weinberge am Jacobstein, 120 Meter über der Elbe. Die zum Gedenken an den deutschen Pädagogen Adolph Diesterweg benannte Einrichtung hat den internationalen Code A72 (Radebeul Observatory). An der Sternwarte ist der ehrenamtlich tätige Verein Astroclub Radebeul e.V. ansässig, dessen Mitglied Martin Fiedler dort zwischen 2005 und Februar 2011 elf Kleinplaneten entdeckte. Zwei von diesen sind bis heute benamt: (149884) Radebeul und (157491) Rüdigerkollar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Jugendstunde in der Sternwarte (17. Januar 1986)
Die Sterngucker vor der Sternwarte in Radebeul, links im Hintergrund: der Gedenkstein des Kulturbundes
Gedenkstein an den Bundeskongress des Kulturbundes, Juni 1982

Die Geschichte der Radebeuler Volkssternwarte reicht ins Jahr 1955 zurück. Eine Gruppe an der Astronomie Interessierter traf sich im Anschluss an einen astronomischen Lehrgang der dortigen Volkshochschule zu einem Gedankenaustausch. 1956 entstand daraus die Fachgruppe Astronomie im Deutschen Kulturbund, die auf einem Schulhof in Niederlößnitz, unter Leitung des späteren Sternwartengründers Rüdiger Kollar, öffentliche Himmelsbeobachtungen durchführte. Das Beobachtungsgerät war ein geliehener, transportabler Refraktor mit 11 cm Öffnung und 1,65 m Brennweite. Aufgrund des großen Interesses seitens der Bevölkerung entschloss sich die Fachgruppe zum Bau einer festen Sternwarte. Nachdem mehrere Standorte geprüft worden waren, entschied man sich für das Gelände über den Weinbergen und errichtete eine Holzhütte mit Schiebedach. Das erste Teleskop war ein Newton-Teleskop mit 18 cm Spiegeldurchmesser und 1,4 m Brennweite. Für die Astrofotografie stand ein Astrograf mit 25 cm Öffnung und 96 cm Brennweite zur Verfügung. Am 2. Mai 1959 wurde die Sternwarte feierlich eingeweiht.

Im gleichen Jahr wurde in der DDR die Astronomie als Unterrichtsfach eingeführt. Daraus erwuchs der Bedarf eines eigenen Unterrichtsraumes an der Sternwarte. Von 1960 bis 1961 wurde ein Unterrichtsraum in Eigenarbeit errichtet, in dem 30 Personen Platz fanden.

In den folgenden Jahren nahmen die Besucherzahlen stetig zu. Es wurden öffentliche Himmelsbeobachtungen durchgeführt, Vorträge gehalten, der Astronomieunterricht für die Region erteilt und Jugendliche in der Arbeitsgemeinschaft Junge Astronomen gefördert. Aufgrund der überregionalen Bedeutung wurde bald der Ruf nach einem neuen Sternwartengebäude laut. 1964 fand ein entsprechender Ideenwettbewerb statt.

Anlässlich des 100. Todestages von Adolph Diesterweg wurde 1966 feierlich die Namensverleihung zur Adolph-Diesterweg-Sternwarte vorgenommen.

Am 21. Juni 1968 wurde mit dem Neubau der Sternwarte begonnen. Unter Mithilfe von Bürgern, Schülern, Studenten, Handwerkern und Firmen entstanden ein neues Sternwartengebäude mit Beobachtungskuppel und Planetarium. Die feierliche Einweihung fand am 3. Oktober 1969 statt.

Der Bildhauer Walter Howard schuf 1971 die Bronze Die Sterngucker, die er 1973 der Stadt Radebeul schenkte. Diese wurde auf dem Rasen vor der Sternwarte aufgestellt.

1979 erhielt man den Südhimmelprojektor des alten Dresdner Planetariums, im Außengelände wurde ein Instrumentengarten eingerichtet.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums wurde 1984 eine Büste von Adolph Diesterweg aufgestellt.

Die Sternwarte Radebeul bietet regelmäßig öffentliche Himmelsbeobachtungen und astronomische Vorträge an. Im Foyer werden astronomische Geräte ausgestellt, darunter der von Carl Zeiss gefertigte Südhimmelprojektor des Dresdner Planetariums aus dem Jahre 1926. Anhand eines Foucaultschen Pendels kann die Erdrotation beobachtet werden.

Am 9. September 2005 entdeckte Martin Fiedler den Asteroiden 149884 Radebeul (2005 RD9).[1] Am 8. September 2005 hatte er bereits den Asteroiden 157491 Rüdigerkollar (2005 RD22) entdeckt, der nach dem 2005 gestorbenen Gründer der Sternwarte benannt ist.[2]

Verein

Vor 1990 existierte an der Volkssternwarte Radebeul bereits ein durch Rüdiger Kollar betreuter Jugendclub. Nach der Wende gründeten die ehemaligen Jugendclubmitglieder den bis heute existierenden und in den Gebäuden der Sternwarte Radebeul beheimateten Astroclub Radebeul e. V.; der Verein zählt zur Zeit 68 Mitglieder (Stand 01/08) aller Altersgruppen. Bis zu seinem Tod im Jahre 2005 war der Gründer der Volkssternwarte, Rüdiger Kollar, Ehrenmitglied im Verein. Der Astroclub veranstaltet unter Anderem die regelmäßigen Himmelsbeobachtungen, sowie viele weitere Veranstaltungen

Liste der entdeckten Kleinplaneten

Mit Stand vom 8. Februar 2011 sind es 11 Kleinplaneten, die vom Astroclub Radebeul e.V. an der Volkssternwarte Adolph Diesterweg entdeckt wurden.

Name Bezeichnung Datum Entdecker Weiterer Name Bahnstück Jet Propulsion Laboratory Small-Body Database
2005 RD09 149884 Radebeul 9. September 2005 Martin Fiedler 1994 SU10 7 Opp. 149884 Radebeul (2005 RD9)
2005 RD22 157491 Rüdigerkollar 8. September 2005 Martin Fiedler 2002 EL156 6 Opp. 157491 Rüdigerkollar (2005 RD22)
2005 RV4   September 2005 Martin Fiedler 2001 RV31 4 Opp. (2001 RV31 = 2005 RV4)
2005 RW4 236111 7. September 2005 Martin Fiedler   4 Opp. (2005 RW4)
2005 SS215 250757 Oktober 2005 Martin Fiedler   4 Opp. (2005 SS215)
Entdeckung zugeordnet CSS, Catalina (703), 30. September 2005.
2005 TM30   Oktober 2005 Martin Fiedler   1 Opp. (2005 TM30)
2006 AJ8   9. Januar 2006 Martin Fiedler   7 Opp. (2006 AJ8)
2007 TA185   14. Oktober 2007 Martin Fiedler   2 Opp. (2007 TA185)
2007 TB185   14. Oktober 2007 Martin Fiedler   1 Opp. (2007 TB185)
2007 TC185   14. Oktober 2007 Martin Fiedler   3 Opp. (2007 TC185)
2011 CN70   8. Februar 2011 Martin Fiedler 2000 BB50 4 Opp. (2011 CN70 = 2000 BB50)

Instrumente

Hauptinstrument ist ein Coudé-Refraktor der Firma Carl Zeiss mit einer Öffnung von 15 cm und 2,25 m Brennweite, der in einer 3 m großen Kuppel aufgestellt ist.

In einem Beobachtungshaus mit verschiebbarem Dach befinden sich ein Maksutov-Teleskop (Zeiss-Meniskas) mit 18 cm Öffnung und 1,8 m Brennweite sowie seit Juni 2004 ein Maksutov-Newton-Teleskop mit 35 cm Öffnung und 1,6 m Brennweite.

Mit Hilfe eines Heliostaten kann das Licht der Sonne zu jeder Jahres- und Tageszeit in den Vortragsraum eingespiegelt und als ein Meter große Projektion betrachtet werden.

Seit 2003 steht ein Radioteleskop von drei Meter Durchmesser zur Verfügung.

In den Jahren 2007/08 wird der Spektroheliograph, der 1978 errichtet wurde, komplett saniert werden und ein neues Beobachtungsgebäude erhalten.

Seit 2011 besitzt die Radebeuler Volkssternwarte ein Zeiss-Kleinplanetarium 4 (ZKP 4), als Ersatz für das 27 Jahre alte ZKP2. Im Gegensatz zu den anderen 14 bisher aufgestellten Geräten dieses Typs (Stand: August 2011), beispielsweise das Minikosmos im sächsischen Lichtenstein, besitzt dieses weltweit erstmalig eine LED-Beleuchtung.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 
  • Michael Funke: Der schönste aller Himmel. In: Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Radebeuler Monatshefte e.V., August 2011, abgerufen am 2. Oktober 2011.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 149884 Radebeul (2005 RD9)
  2. 157491 Rudigerkollar (2005 RD22)
  3. Weltneuheit für Sterngucker - 450.000 Euro kostet das neue Planetariumsgerät (in: Dresdner Neueste Nachrichten, 3. August 2011)
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