Naundorf (Radebeul)

Naundorf (Radebeul)
Naundorf
Große Kreisstadt Radebeul
Koordinaten: 51° 7′ N, 13° 36′ O51.11117222222213.606452777778109Koordinaten: 51° 6′ 40″ N, 13° 36′ 23″ O
Höhe: 109 m ü. NN
Fläche: 4,28 km²
Eingemeindung: 1923
Eingemeindet nach: Kötzschenbroda
Postleitzahl: 01445
Vorwahl: 0351
Karte

Lage des Stadtteils innerhalb Radebeuls

Altnaundorf - Blick von Norden Richtung Gasthof, um 1900

Naundorf ist ein Stadtteil von Radebeul im Landkreis Meißen in Sachsen. Er liegt am westlichen Stadtrand und grenzt an Zitzschewig und Coswig, im Osten grenzte er an Kötzschenbroda, Niederlößnitz und Kötzschenbroda Oberort sowie Lindenau bis zur nördlichen Stadtgrenze. Zentrum von Naundorf ist der Anger Altnaundorf mit seinen 32 denkmalgeschützten Häusern und dem Ehrenmal. Die Gemarkung hatte im Jahr 1900 eine Größe von 428 Hektar.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung Naundorfs 1144
Altnaundorf - Blick von Süden, im Vordergrund die Bismarckeiche

Der Ort wurde 1144 als „altera Nuendorf, quae ultra Albiam sita est“[1] in einer Urkunde von König Konrad III. erstmals erwähnt, zu Beginn der Herrschaft Heinrichs des Löwen und noch vor der Erwähnung Dresdens. Darin wird zwischen dem Bischof von Meißen und dem Markgrafen von Meißen Konrad I. über den Besitz einiger Orte im Gau Nisan entschieden.[2] Dabei wurde festgelegt, dass das Dorf zwar im Besitz des Bischofs bleibe, aber dem Sohn des Markgrafen zum Lehen zu geben sei. Und dass dies „in allen folgenden Zeiten rechtskräftig und unvermindert in Gültigkeit bleiben soll“.

1555 wurden dort „57 besessene(r) Mann, Gärtner u. Häusler, 27 Inwohner“ gezählt, die Dorfflur bestand aus 19 Hufen. [1] 1569 erwarben Naundorfer Bauern auf dem linken Elbufer Wiesen von dem aufgelösten Dorf Gruna, auf denen im 19. Jahrhundert die linkselbische Rampe der Elbbrücke gebaut wurde. Bis 1954 gehörten diese Flächen zum Radebeuler Stadtteil Am Fährhaus.

Ab 1349 ist ein Gasthof nachgewiesen. 1742 verklagten die Brauwirte der Kötzschenbrodaer Niederschänke und Oberschänke sowie des Gasthofs in Naundorf den Schankwirt der Winkelschänke auf dem Weinberg Liborius, in seinem Weinausschank unerlaubt Bier aus Cossebaude und Oberwartha auszuschenken. Die Klage wurde jedoch abschlägig beschieden, da „die Kötzschenbrodaer Richter und Schöppen das Bier der eigenen Schenken als schlecht und untrinkbar“ bezeichneten.[3]

1764 lebten dort „29 besessene Mann, 17 Gärtner, 22 Häusler“ bei „16½ Hufen je 12 Scheffel“.

1787 erhielt Naundorf eine Schule. 1800 betrug die Einwohnerzahl 355, sie stieg bis 1900 auf 1.866.

1822 kam es zu einem Dorfbrand, dem fast alle Häuser zum Opfer fielen. In der Folgezeit wurden sie neu errichtet. 1890 brannte zahlreiche Scheunen ab.

Der Maschinenbau-Ingenieur und erste Automobilbauer in Sachsen Emil Nacke (* 29. Oktober 1843, Großwiederitzsch bei Leipzig; † 30. Mai 1933) erwarb 1897 das Weingut Johannisberg in Naundorf nördlich der Meißner Straße, in dem er bis zu seinem Lebensende auch wohnte. Der namensgleiche Weinberg, der inzwischen zu Schloss Wackerbarth gehört, ist ebenfalls Namensgeber für die Weinlage Radebeuler Johannisberg.

1922 wurde am Anger ein Kriegerdenkmal errichtet.

Vor der Eingemeindung nach Kötzschenbroda am 1. Oktober 1923 zählte Naundorf, das seit 1876 einen Bahnhof an der Berlin–Dresdner Eisenbahnstrecke besitzt, 2.800 Einwohner. Naundorf wurde 1935 zusammen mit Kötzschenbroda nach Radebeul eingemeindet.

Kulturdenkmäler

Altnaundorf - Blick über den Teich, im Hintergrund das Schulgebäude

Durch den schmalen Streifen Naundorfer Weinbergsflur verläuft ebenfalls das Landschaftsschutzgebiet, das mit seinen trockengesetzten Weinbergsmauern 1999 insgesamt als Historische Weinberglandschaft Radebeul[4] auch unter Gebietsdenkmalschutz gestellt wurde. Dieses zieht sich von Oberlößnitz im Osten über Niederlößnitz und Naundorf bis hin nach Zitzschewig.

Der auf Naundorfer Flur liegende Friedhof Naundorf-Zitzschewig gilt als denkmalpflegerische Nebenanlage. Auf ihr steht die zu den Baudenkmälern zählende Johanneskapelle. aufgeführt. Nicht weit entfernt ist das Weingut Johannisberg, dessen Herrenhaus ebenfalls zu den Baudenkmälern zählt.

Bemerkenswert an Naundorf ist der gut erhaltene Anger des ursprünglichen Dorfkerns, dessen Bauernhäuser fast alle unter Denkmalschutz stehen. Am Nordende des Angers steht ein Kriegerdenkmal, am Südende der Gasthof Naundorf, eines der fünf historischen Brauschenkengütern der Lößnitz, der jedoch aufgrund seines schlechten Zustands nicht unter die Baudenkmäler des Ortes zu zählen ist.

Am Westrand von Naundorf steht die Siedlung der Vereinigten Strohstoff-Fabriken Coswig, eine „Arbeiterkolonie“ der 1910er Jahre im frühen Heimatschutzstil. Unmittelbar benachbart sind die „Volkswohnungen“ der Siedlung der Landessiedlungsgesellschaft Sachsen aus den späten 1930er Jahren.

Persönlichkeiten

Herrenhaus Johannisberg, rechts im Hintergrund der Weinberg Johannisberg

Siehe auch: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Radebeul

Der erste Automobilbauer in Sachsen Emil Nacke (1843–1933) erwarb 1897 das Weingut Johannisberg in Naundorf nördlich der Meißner Straße an der Kottenleite, in dem er bis zu seinem Lebensende auch wohnte. Der namensgleiche Weinberg, der inzwischen zu Schloss Wackerbarth gehört, ist Namensgeber für die Weinlage Radebeuler Johannisberg. Nacke war ein erfolgreicher Winzer. Im Kötzschenbrodaer General-Anzeiger vom 3. September 1903 bestätigte ihm die Kommission zur Reblauskontrolle: „... dieser wirklich mit vielen Geldopfern, prächtig angelegte Weinberg verdient die höchste Anerkennung und zeichnen sich die Reben durch äußerst üppigen, kräftigen Wuchs aus. ...“ Der Johannisberg war einer der wenigen Weinberge in der Lößnitz, der wegen seines kalkhaltigen Bodens von der Reblauskatastrophe verschont blieb.[5]

Bis zur Gründung von Niederlößnitz 1839 lag das Anwesen Schloss Wackerbarth auf Naundorfer Flur. Das heißt, die mit dem Besitz verbundenen Personen bis 1839 sind auch Teil der Naundorfer Geschichte, wie beispielsweise Christoph August von Wackerbarth, Joseph Anton Gabaleon von Wackerbarth-Salmour und der Raugraf August Josef Ludwig von Wackerbarth. Auch andere Wackerbarth-Besitzer gehören dazu, wie Christian Friedrich von Gregory, dem ebenfalls Haus Sorgenfrei gehörte, der Schriftsteller Carl Lang und dessen Schwiegersohn Carl Vogel. Dessen Tochter, die Schriftstellerin und Sängerin Elise Polko, wurde auf Schloss Wackerbarth geboren. Der Pädagoge Johann Peter Hundeiker, der im Unteren Berghaus auf Neufriedstein (Kötzschenbrodaer Flur, ab 1839 Niederlößnitz) wohnte, unterrichtete von 1819 bis 1823 an Carl Langs Knabenerziehungsanstalt auf Schloss Wackerbarth.

Industrie

Seit über 100 Jahren werden in Radebeul Druckmaschinen gebaut. Im Industriegebiet von Naundorf sitzt der Bogenoffsetdruckmaschinenbauer Koenig & Bauer AG Werk Radebeul (ehemals Planeta), größter industrieller Arbeitgeber Radebeuls mit etwa 2300 Mitarbeitern.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Naundorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Radebeul-Naundorf: Die erste urkundliche Erwähnung Naundorfs 1144
  3. Knapper historischer Überblick und Chronologie des Gebäudes auf der Seite des heutigen Betreibers
  4. Begründung gemäß § 21 Abs. 3 Sächsisches Denkmalschutzgesetz zur Satzung für das Denkmalschutzgebiet „Historische Weinberglandschaft Radebeul“
  5. Auf den Spuren von Emil Hermann Nacke

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