- Vulgärsprache
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Als Vulgärsprache bezeichnet man einen Sprachstil, der von der Sprachgemeinschaft als in abstoßender Weise derb und ordinär wahrgenommen wird. Ein vulgäres Wort bezeichnet man als Vulgarismus (oder seltener als Vulgarität).
Inhaltsverzeichnis
Wortherkunft
Das Wort stammt aus dem lat. vulgaris (etwa: „allgemein, gewöhnlich, niedrig“), einer Ableitung zu vulgus „gemeines Volk; Pöbel“.
Allgemeine Bedeutung
In der Vulgärsprache werden insbesondere Begriffe und Formulierungen verwendet, die in der gepflegteren Umgangssprache tabuisiert sind, weil sie Bereiche betreffen, die im jeweiligen sozialen Umfeld mit Scham und/oder Ekel besetzt sind. Heute sind das vor allem Begriffe aus der Fäkalsprache, sowie sexuelle und Gewalt-Begriffe, die in der Vulgärsprache unbekümmert oder sogar demonstrativ Verwendung finden, während sie sonst umschrieben oder durch harmloser klingende Metaphern ersetzt würden. In der Vulgärsprache werden dagegen selbst für harmlose Themen Vulgarismen metaphorisch verwendet.
Pädagogische Perspektive
Als Form anstößigen Verhaltens und verbaler Aggression ist der Gebrauch von Vulgärsprache auch ein Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Betrachtung.
In deutschsprachigen Elternratgebern überwiegt das Verständnis für die Faszination, die Schimpfwörter und „Kraftausdrücke“ auf Kinder ausüben,[1] für das Bedürfnis, aufgestautem Frust Luft zu machen,[2] und die Überzeugung, dass Kinder davon profitieren, wenn sie Grenzen gelegentlich überschreiten.[3] Infolgedessen empfiehlt diese Literatur zumeist, kindliches Fluchen zu dulden, insbesondere wenn weder die Eltern beschimpft werden noch die politische Korrektheit berührt ist.[4]
Im englischsprachigen Raum dagegen gelten Profanity (= vulgäre Ausdrucksweise), Swearing, Cursing (= Fluchen) und Name-Calling (= Beschimpfen) als Ausdruck mangelnder Achtung vor dem Mitmenschen und damit als ernsthaftes Verhaltensproblem, für das in der einschlägigen Ratgeberliteratur vielfältige Gegenmaßnahmen vorgeschlagen werden.[5]
Neurologisch-psychiatrische Perspektive
Die zwanghafte Verwendung von Vulgarismen – vorzugsweise aus dem Bereich der Fäkalsprache – wird in der Psychiatrie als Koprolalie bezeichnet. Laut Pschyrembel kommt solches Verhalten etwa bei Zwangsstörungen, aber auch als komplexer Tic beim Tourette-Syndrom vor.
Siehe auch
Literatur
- Kirsten Nabrings: Sprachliche Varietäten. Narr, Tübingen 1981. ISBN 3-87808-147-2. Nabrings behandelt unter dem Index-Stichwort „Vulgärsprache“ S. 168ff. Phänomene wie Argot, Gossensprache und andere und geht dabei auf Argotismen und Vulgarismen ein.
Einzelnachweise
- ↑ Fluchende Kinder: "Mama, du fette Kuh!"; Monika M. Thiel, Caroline Ewerbeck, Claudia Ochsenkühn (Hg.): Stottern bei Kindern und Jugendlichen: Bausteine einer mehrdimensionalen Therapie, S. 141 (Online-Version in der Google Buchsuche-USA)
- ↑ Das Fragealter
- ↑ Eva Kessler: Von der Kunst, liebevoll zu erziehen: Sinnvoll Grenzen setzen und gute Laune bewahren, S. 29 (Online-Version in der Google Buchsuche-USA)
- ↑ Fluchende Kinder: "Mama, du fette Kuh!" ; Schimpfwörter gehören dazu
- ↑ Richard Lavoie, Michele Reiner, Mel Levine, Rob Reiner: It's So Much Work to Be Your Friend: Helping the Child with Learning Disabilities Find Social Success, S. 70 (Online-Version in der Google Buchsuche-USA); Jane Nelsen, Lynn Lott, H. Stephen Glenn: Positive Discipline A-Z: 1001 Solutions to Everyday Parenting Problems, S. 135 (Online-Version in der Google Buchsuche-USA)
Weblinks
Wiktionary: Vulgärsprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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