Wahl durch Zustimmung

Wahl durch Zustimmung
Bei einem Wahlzettel einer Wahl durch Zustimmung kann der Wähler seine Stimme beliebig vielen Kandidaten geben.

Die Wahl durch Zustimmung (engl. „Approval Voting“) ist ein Wahlverfahren, bei dem der Wähler die Möglichkeit hat, für beliebig viele Kandidaten zu stimmen. Es wird nicht mehr ein Kandidat oberster Präferenz gewählt, sondern alle die Kandidaten, die akzeptabel erscheinen. Der Kandidat mit den meisten erhaltenen Stimmen ist gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Bei der Möglichkeit, nur einen Kandidaten zu wählen, kann durch die Wahlarithmetik der am meisten polarisierende Kandidat gewinnen, während bei der Wahl durch Zustimmung eher der beliebteste Kandidat gewinnt. So wurde in einer französischen Studie festgestellt, dass es bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2002, wenn in der ersten Runde Wahl durch Zustimmung der Modus gewesen wäre, es höchstwahrscheinlich zu einer Stichwahl zwischen Lionel Jospin und Jacques Chirac gekommen wäre, anstatt zu der effektiven Stichwahl zwischen Chirac und dem rechtsextremen Jean-Marie Le Pen, da Jospin in der Bevölkerung deutlich mehr Zustimmung erhalten hätte als Le Pen.[1]

Die Wahl durch Zustimmung ist eine vereinfachte Form der Punktewertung, in der nur die Punktzahlen 0 und 1 möglich sind.

Anwendung

Der Wahlmodus wird in einigen wissenschaftlichen Institutionen sowie bei der Wahl des Generalsekretärs der Vereinten Nationen eingesetzt. In der Sowjetunion und einigen osteuropäischen Staaten wurde in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre ein ähnliches System bei parteiinternen Wahlen eingesetzt, in dem Namen der Kandidaten jedoch nicht angekreuzt, sondern durchgestrichen werden konnten. Der Wähler drückte also so seine Ablehnung gegenüber einem Kandidaten aus. Von der Logik her sind jedoch beide Systeme äquivalent.

Taktik

Es gibt offensichtliche Möglichkeiten, taktisch zu wählen:

Wenn der Wähler keine Information über das wahrscheinliche Wahlergebnis hat, bietet sich an, die als überdurchschnittlich gut empfundenen Kandidaten zu wählen. Wenn sich ein Rennen zwischen zwei Kandidaten abzeichnet und der Wähler im System der Einfachen Mehrheit das kleinere Übel wählen würde, ist die optimale Taktik, diesen auch im Approval Voting zu wählen und dazu alle, die man dem Kompromisskandidaten gegenüber bevorzugt.

Dennoch ist Approval Voting bemerkenswert taktikresistent. Angenommen, die Wahl verläuft unter Wahrung der Anonymität und ohne Bekanntgabe von Zwischenergebnissen, während noch gewählt wird. Wenn man des Weiteren annimmt, dass ein Wähler nur das unmittelbare Wahlergebnis optimieren will und keine langfristige Taktik verfolgt, dann hat der Wähler keinen Grund, einen Kompromisskandidaten über seinen Favoriten zu stellen. Bei wiederholtem Antreten derselben Kandidaten im Verlauf mehrerer Wahlen resultiert die Taktik, Kompromisskandidat und darüber Bevorzugte anzukreuzen, sogar in einer genaueren Repräsentierung des Mehrheitswillens.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jean-François Laslier, Karine Vander Straeten: Approval Voting: An experiment during the French 2002 Presidential Election (PDF)

Weblinks


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