Waldsiedlung Wandlitz

Waldsiedlung Wandlitz
Einfahrt zur Waldsiedlung

In der Waldsiedlung bei Wandlitz (in der Nähe von Berlin) gab es eine etwa zwei Quadratkilometer große, abgeschirmte Siedlung, in der ranghohe SED-Funktionäre wohnten. Das Gelände gehört zwar zur Stadt Bernau, da es aber nahe dem Ort Wandlitz liegt, hat es sich eingebürgert, die Siedlung Wandlitz zu nennen.

Die Siedlung wurde 1958 bis 1960 auf Beschluss des SED-Politbüros gebaut und unterstand der Hauptabteilung Personenschutz des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Die Mitglieder des Politbüros konnten dort besser gesichert werden als in ihren Villen am Majakowskiring in Berlin-Niederschönhausen. Auslöser der Siedlungsplanungen war der Ungarische Volksaufstand von 1956. Seit der politischen Wende in der DDR 1989/1990 befindet sich dort eine Klinik-Einrichtung.

In der Siedlung wohnten die Funktionäre auf einem für DDR-Verhältnisse sehr hohen Niveau und gelangten auch in den Genuss von hochwertigen DDR- und von Westerzeugnissen sowie von Südfrüchten. Als während der Wende die Sendung Elf99 des DDR-Fernsehens den relativen Luxus von Wandlitz zeigte, trug dies mit zur Empörung der Bevölkerung über das Regime bei.

Inhaltsverzeichnis

Sicherung

Die Abschirmung war von außen nicht unmittelbar erkennbar. Der äußere Ring wurde durch einen Maschendrahtzaun umsäumt, an dem Hinweisschilder hingen. Auf diesen stand aber nur ein Hinweis auf ein Wildforschungsgebiet. Der innere Ring, der nur teilweise vom äußeren Ring umschlossen war, war mit einer zwei Meter hohen grünen Sicherungsmauer umgeben und durfte nur mit Sonderausweis betreten werden. Die vier Tore wurden von Soldaten des MfS und des Wachregiments Feliks Dzierzynski bewacht. 31 Posten des Wachregiments sicherten von innen die rund fünf Kilometer lange Mauer.

Die Sicherungsposten hatten einen pilzförmigen Unterstand mit einem aus dem Bergbau bekannten explosionsgeschützten Telefon. Die Tore wurden zusätzlich zu den Posten auch per Video überwacht. Die grüne Mauer war nachts etwa alle 30 Meter mit einer Leuchtstofflampe beleuchtet. Bei Nebel wurde eine zweite nach oben leuchtende dazugeschaltet. In einigen Abschnitten waren Signalanlagen auf der Mauer befestigt, die wahrscheinlich durch Stolperdraht im Vorfeld ausgelöst wurden.

Wohnsitz

Die Waldsiedlung bestand im innersten Ring aus 23 Einfamilienhäusern mit jeweils 180 Quadratmetern Grundfläche. Auf dem Gelände gab es unter anderem ein Schwimmbad, ein Klubhaus mit Kino und Gaststätte, eine Gärtnerei, eine Poliklinik, einen Pistolenschießstand, einen Sportplatz mit Tennisanlage sowie Sozialgebäude für Angestellte und Wachpersonal. Besonders zu erwähnen ist die Verkaufsstelle, in der neben hochwertigen DDR-Erzeugnissen auch Westwaren für DDR-Währung gekauft werden konnten. Neben hochwertigen DDR-Lebensmitteln wurden viele Produkte wie Südfrüchte und Lebensmittel aus West-Berlin importiert.

Ein Stab von über 60 Hausangestellten sorgte sich um alle Aspekte des täglichen Lebens. Die Mitglieder der Partei- und Staatsführung leisteten sich in der Waldsiedlung einen Lebensstil, der weit über dem eines normalen DDR-Bürgers lag. Dies und die Abschottung vor der eigenen Bevölkerung trugen zur Entfremdung zwischen der Führung und dem Volk bei und wurden während der Wende, aber auch schon zuvor immer wieder scharf kritisiert.

Seit den 1970er Jahren gab es einen vierspurigen Autobahnanschluss (allerdings allgemein benutzbar).

Auflösung

Erste Kurgäste in der Brandenburg-Klinik, Januar 1990

1989 mussten die Bewohner auf Beschluss der DDR-Regierung unter Ministerpräsident Hans Modrow die Siedlung verlassen. Seit 1990 befindet sich die Rehabilitationseinrichtung Brandenburg-Klinik auf dem Gelände.

Ehemalige Bewohner der Waldsiedlung

Literatur

  • Paul Bergner: (ehemals MfS-Offizier) Die Waldsiedlung. Ein Sachbuch über Wandlitz, FB-Verlag, Basdorf 1998

Weblinks

52.73422222222213.4864555555567Koordinaten: 52° 44′ N, 13° 29′ O


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