Walter Grab

Walter Grab

Walter Grab (* 17. Februar 1919 in Wien; † 17. Dezember 2000 in Tel Aviv) war ein israelischer Historiker.

Walter Grab entstammte einer gutbürgerlichen Familie. Nach dem Abitur 1937 studierte er ein Semester Jura u.a. bei Heinrich Mitteis an der Universität Wien. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich emigrierte er 1938 nach Palästina. Das Verhältnis zu seiner neuen Heimat Israel blieb ein lebenlang distanziert. Grab gefielen weder die Sprache, noch Kultur noch die israelische Politik. Bis 1962 war er Grossist im Geschäft seiner Eltern. Grab studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem und an den Universitäten Tel Aviv und Hamburg Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft. 1965 promovierte er in Hamburg bei Fritz Fischer über Demokratische Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein 1792–1799. Von 1965 bis 1970 war er Dozent für Neuere europäische Geschichte an der Universität Tel Aviv. 1960 wurde er dort außerordentlicher und 1972 ordentlicher Professor. 1971 gründete er das Institut für Deutsche Geschichte an der Universität Tel Aviv und war bis zu seiner Emeritierung 1986 ihr Leiter und Herausgeber dessen Jahrbuchs. 1977/1978 und 1984/1985 hatte er Gastprofessuren in Duisburg und Hamburg. Die Universität Duisburg verlieh ihm 1985 den Ehrendoktor-Titel, 1994 erhielt er die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold.

Seine Schwerpunkte waren die Erforschung demokratischer Strömungen in Deutschland von der Französischen Revolution bis zur Revolution von 1848/49 sowie Probleme deutsch-jüdischer Emanzipationsgeschichte.

Werke (Auswahl)

  • Norddeutsche Jakobiner, 1967
  • Herausgeber: Noch ist Deutschland nicht verloren. Freiheitsgedichte 1789-1871, 1970 (3. Auflage 1980)
  • Eroberung oder Befreiung. Deutsche Jakobiner und die Franzosenherrschaft im Rheinland 1792-1799, 1970
  • Leben und Werke norddeutscher Jakobiner, 1973
  • Heinrich Heine als politischer Dichter, 1982
  • Georg Büchner und die Revolution von 1848, 1985
  • Ein Volk muss seine Freiheit selbst erobern, 1985
  • Dr. Wilhelm Schulz aus Darmstadt, 1987
  • Die Französische Revolution, 1989
  • Der deutsche Weg der Judenemanzipation, 1991
  • Memoiren: Meine vier Leben. Gedächtniskünstler, Emigrant, Jakobinerforscher, Demokrat, 1999

Literatur

  • Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1. Hrsg.: Österreichische Nationalbibliothek, Wien. Redaktion: Susanne Blumesberger. Saur, München 2002, S.  452, ISBN 3-598-11545-8.
  • Arno Herzig: Grab, Walter. In: Hamburgische Biografie, Bd. 3, hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke, Göttingen 2006, S. 140–141, ISBN 3-8353-0081-4.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Grab (Begriffsklärung) — Grab steht für: Grab, eine Bestattungsstätte, die sich unter, auf oder über der Erdoberfläche befinden kann einen Skateboardtrick, siehe Grab (Skateboard) Grab (Czermin), einen Ort in der polnischen Woiwodschaft Großpolen Grab (Großerlach), einen …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Nowotny — (* 7. Dezember 1920 in Gmünd, Niederösterreich; † 8. November 1944 in Epe) war ein in Österreich gebürtiger Jagdflieger, der im Zweiten Weltkrieg in der deutschen Luftwaffe diente. Er zählt zu den erfolgreichsten Jagdpiloten aller Zeiten.[1]… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Bryan Emery — (* 2. Juli 1903 in Liverpool, Großbritannien; † 11. März 1971) war ein britischer Ägyptologe. Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Tätigkeiten 3 Nach dem 2. Weltkrieg …   Deutsch Wikipedia

  • Walter B. Emery — Walter Bryan Emery (* 2. Juli 1903 in Liverpool, Großbritannien; † 1. Mai 1971) war ein britischer Ägyptologe. Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Tätigkeiten 3 Nach dem 2. Weltkrieg …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Flex — Walter Flex, ca. 1915 Walter Flex (* 6. Juli 1887 in Eisenach; † 16. Oktober 1917 bei Pöide (Peude) auf der estnischen Insel Saaremaa (Ösel)) war ein deutscher Schriftsteller und Lyriker. Inhaltsve …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Model — 1944 Otto Moritz Walter Model (* 24. Januar 1891 in Genthin; † 21. April 1945 bei Duisburg) war ein deutscher Heeresoffizier (seit 1944 Generalfeldmarschall) und während des …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Müller (SS-Mitglied) — Walter Müller (* 11. Juli 1901 in Heilbronn; † 27. Juni 1933 in Fellbach) war ein deutscher Röntgenologe, Nationalsozialist und SS Mitglied. Nach dem Bekanntwerden seiner „jüdischen Abstammung“ beging er Suizid. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Mixa — (2008) Walter Johannes Mixa (* 25. April 1941 in Königshütte, Oberschlesien heute Chorzów) ist ein emeritierter römisch katholischer Bischof. Er war von 1996 bis 2005 Bischof von Eichstätt und von 2005 bis 2010 Bischof von Augsburg …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Arnold (Künstler) — Walter Arnold, 1953 Walter Arnold (* 27. August 1909 in Leipzig; † 11. Juli 1979 in Dresden) war ein deutscher Bildhauer und Vorsitzender des Verbandes Bildender Künstler der DDR …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Berry — (* 8. April 1929 in Wien; † 27. Oktober 2000 ebenda) war ein österreichischer Sänger (Bassbariton). Inhaltsverzeichnis 1 Biografie und künstlerisches Wirken 2 Diskografie (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”