- Walter Laqueur
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Walter (Zeev) Laqueur (* 26. Mai 1921 in Breslau) ist ein amerikanischer Historiker und Publizist deutsch-jüdischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Laqueur besuchte in Breslau das Johannesgymnasium, wo ihn u.a. Willy Cohn unterrichtete. Im Alter von 17 Jahren emigrierte er aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Palästina, wo er den Zweiten Weltkrieg und den Israelischen Unabhängigkeitskrieg (1948) erlebte. Seine Eltern und zahlreiche andere Verwandte wurden im Holocaust ermordet. Zunächst arbeitete Laqueur als Landarbeiter und als Journalist, bevor er sich als Autodidakt durch seine Veröffentlichungen einen Ruf als Historiker verschaffte. Seit den 1950er Jahren lebt Walter Laqueur vor allem in Washington (D.C.) und London. Er bekleidete Professuren an der Brandeis und der Georgetown University und hatte zahlreiche Gastprofessuren an renommierten Universitäten in den Vereinigten Staaten und Israel inne. Von 1965 bis 1994 war er Direktor des Institute of Contemporary History in London.
In seinen Arbeiten beschäftigt sich Walter Laqueur insbesondere mit der Geschichte Europas und Russlands im 20. Jahrhundert und der politischen Situation im Nahen Osten. Darüber hinaus gilt Laqueur als einer der Begründer der wissenschaftlichen Beschäftigung mit politischer Gewalt und dem Terrorismus.
Laqueur hat 2006 mit „Die letzten Tage von Europa - Ein Kontinent verändert sein Gesicht“ einen kontrovers diskutierten Essay veröffentlicht, in dem er das Absinken des europäischen Kontinents in die politische Bedeutungslosigkeit prophezeit. Zugleich verändere die verstärkte Zuwanderung, zumal aus dem islamischen Raum, das Gesicht des Kontinents.[1]
Werke (Auswahl)
- als Autor
- The Middle East in Transition. 1958
- Die deutsche Jugendbewegung. Eine historische Studie („Young Germany“). Wissenschaft & Politik, Köln 1962
- Heimkehr. Reisen in die Vergangenheit. Propyläen, Berlin 1964
- Neue Welle in der Sowjetunion. Beharrung und Fortschritt in Literatur und Kunst. Europa, Wien 1964 (Bearb. nach dsb. in Zs. Survey, London, H. 46, 1963)
- The State of Soviet Studies. MIT Press 1965
- Deutschland und Russland. („Russia and Germany“). Übers. Karl Heinz Abshagen. Propyläen, Berlin 1965
- Mythos der Revolution. („The fate of revolution“). Fischer, Frankfurt 1967
- Nahost vor dem Sturm. („The road to war“) ebd. 1968
- Linksintellektuelle zwischen den beiden Weltkriegen („Leftwing intellectuals between the wars“). Nymphenburger, München 1969
- Der Weg zum Staat Israel. Geschichte des Zionismus. („A history of zionism“) Europa, Wien 1975 ISBN 3-203-50560-6
- Weimar. Die Kultur der Republik. Ullstein, Frankfurt 1977 ISBN 3-548-03383-0
- Guerrilla warfare. A historical and critical study, Boston 1976, 5. Aufl. New Brunswick, NJ 2006, ISBN 978-0-7658-0406-8
- Terrorism, London 1977 (Dt. Übersetzung: Terrorismus, Kronstadt/Ts., Athenäum, 1977, ISBN 3-7610-8500-1)
- Europa vor der Entscheidung. („A continent of stray“). Kindler, München 1978, ISBN 3-463-00736-3
- Was niemand wissen wollte. Die Unterdrückung der Nachrichten über Hitlers Endlösung. 1981; TB Ullstein, Berlin 1984 ISBN 3-548-33027-4 (über das Riegner-Telegramm)
- Jahre auf Abruf. Roman. 1982
- Looking Forword, Looking Back. A Decade of World Politics. Washington Papers. Greenwood, 1983
- Jahre auf Abruf. Roman vom Überleben eines jüdischen Arztes im Berlin des Dritten Reiches. („The missing years“). Lübbe, Bergisch Gladbach 1984, ISBN 3-404-10383-1
- Europa aus der Asche. Geschichte seit 1945 („Europe since Hitler“). Juncker, München 1985, ISBN 3-7796-8004-1
- Terrorismus. Die globale Herausforderung („The age of terrorism“). Ullstein, Berlin 1987, ISBN 3-550-07985-0
- Was ist los mit den Deutschen? („Germany today“) ebd. 1988, ISBN 3-548-34439-9
- Der Mann, der das Schweigen brach. Wie die Welt vom Holocaust erfuhr („Breaking the silence“). ebd. 1988, ISBN 3-548-33092-4 (zusammen mit Richard Breitman). Über Eduard Schulte
- Der lange Weg zur Freiheit. Rußland unter Gorbatschow („The long way to freedom“). Ullstein, Frankfurt 1989, ISBN 3-550-07650-9
- Stalin. Abrechnung im Zeichen von Glasnost Kindler, München 1990, ISBN 3-463-40136-3
- Europa auf dem Weg zur Weltmacht 1945-1992 („Europe in our time“) ebd. 1992, ISBN 3-463-40202-5
- Der Schoß ist fruchtbar noch. Der militante Nationalismus der russischen Rechten („Black Hundred“). Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-80055-1
- Wanderer wider Willen. Erinnerungen 1921-1951 („Thursday´s Child Has Far to Go. A Memoir of the Journeying Years“) Quintessenz, Berlin 1995, ISBN 3-86124-270-2
- The Dream That Failed: Reflections on the Soviet Union Oxford UP, 1996
- Fascism: Past, Present, Future. ebd. 1997
- dt. Faschismus: Gestern, Heute, Morgen Ullstein, Frankfurt 2000 ISBN 3-548-26570-7
- Der Arendt-Kult. Hannah Arendt als politische Kommentatorin. in Zs. "Europäische Rundschau. Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschehen." H. 4, 1998 (Herbst), Wien ISSN 0304-2782 S. 111 - 125
- Origins of Terrorism: Psychologies, Ideologies, Theologies, States of Mind. mit Walter Reich, Johns Hopkins UP, Baltimore 1998
- The New Terrorism. Fanaticism and the Arms of Mass Destruction Oxford UP 1999
- "Geboren in Deutschland." Der Exodus der jüdischen Jugend nach 1933. („Generation exodus. The fate of young Jewish refugees from Nazi Germany“). Propyläen, Berlin 2000 ISBN 3-549-07122-1
- Die globale Bedrohung. Neue Gefahren des Terrorismus („Dawn of Armageddon“). Econ, München 2001, ISBN 3-548-70089-6
- Krieg dem Westen. Terrorismus im 21. Jahrhundert. Ullstein, Berlin 2004, ISBN 3-548-36678-3
- Gesichter des Antisemitismus. Von den Anfängen bis heute. („The changing face of anti-semitism“.) Propyläen, Berlin 2006 & 2008, ISBN 978-3-549-07336-0
- Jerusalem. Jüdischer Traum und israelische Wirklichkeit. („Jerusalem beyond zionism“). Ullstein, Berlin 2006, ISBN 3-548-36807-7
- Die letzten Tage von Europa. Ein Kontinent verändert sein Gesicht. („The last days of Europe“). Übers. Henning Thies. Propyläen, Berlin 2006 ISBN 3549073003; TB List 2008, ISBN 978-3-548-60835-8
- Mein 20. Jahrhundert. Stationen eines politischen Lebens. Propyläen, Berlin 2009
- als Herausgeber
- Kriegsausbruch 1914. Nymphenburger, München 1970. Reihe: Sammlung Dialog 44
- Zeugnisse politischer Gewalt. Dokumente zur Geschichte des Terrorismus („Terrorism Reader“). Athenaeum, Kronberg 1978, ISBN 3-7610-8501-X
- mit Judith Tydor Baumel: The Holocaust encyclopedia. Yale UP, New Haven (Connecticut) 2001, ISBN 0-300-08432-3
- Arthur Koestler, Scum of the Earth. Reprint, Eland Press 2006 ISBN 0907871496
Literatur
- Andreas Mink: Zurufe aus einer verschwundenen Stadt. Gespräch mit Walter Laqueur. In: Aufbau. Das jüdische Monatsmagazin. Bd. 72 (2007), S. 23-25.
- Jehuda Reinharz u.a. (Hrsg.): The impact of Western nationalisms. Essays dedicated to Walter Z. Laqueur on the occasion of his 70th. birthday. Sage Publ., London 1992, ISBN 0-8039-8766-8.
Weblinks
- Literatur von und über Walter Laqueur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Walter Laqueur
- Rezension in DER ZEIT, August 2003, "Wo die Gewalt nistet - Walter Laqueur erklärt und versimpelt den neuen Terrorismus"
- Porträt einer entwurzelten Generation: "Geboren in Deutschland" auf Hagalil.com
Einzelnachweise
- ↑ Die letzten Tage von Europa, Rezension von Jacques Schuster, Deutschlandradio, 5. Januar 2007
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