- Warszawa (Auto)
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Gorkowski Awtomobilny Sawod M-20 Hersteller: Gorkowski Awtomobilny Sawod Produktionszeitraum: 1946–1958 Klasse: Obere Mittelklasse Karosserieversionen: Schräghecklimousine, 4 Türen Motoren: Otto 2,1 l, 50 (52) PS Länge: 4665 mm Breite: 1695 mm Höhe: 1640 mm Radstand: 2700 mm Leergewicht: 1400–1850 kg Vorgängermodell: Gorkowski Awtomobilny Sawod GAZ M-1 Nachfolgemodell: Wolga GAZ M-21 Pobeda (russisch победа, russisch für Sieg) war ein sowjetischer PKW, hergestellt in der GAZ-Fabrik (Molotow-Werke) nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Typenbezeichnung M-20 mit elegant abfallendem Heck und einem SV-4-Zylinder-Motor.
Er zeichnete sich durch Robustheit aus, allerdings gepaart mit baldigem Verschleiß der Stoßdämpfer und der Ventile.
Das Design folgte dem Zeitgeschmack der 1940er Jahre und ähnelt stark dem Chevrolet Fleetline Aerosedan. Bei der Projektierung des Chassis und der Antriebskomponenten orientierten sich die sowjetischen Ingenieure am 1939er Opel Kapitän. Dieser wurde zur damaligen Zeit als einer der technisch fortschrittlichsten PKW angesehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Den Regierungsauftrag zur Entwicklung eines neuen PKW erhielt die Gorkier Automobilfabrik im Februar 1943. Erste Entwürfe des sowjetischen Künstlers W. Brodskij aus dem Jahre 1943 zeigen bereits die für die damalige Zeit neuartige Pontonkarosserie, aber die Gestaltung der Fahrzeugzelle trägt noch die Züge der 1930er Jahre nach dem Muster des Opel Kapitän. Die Gestaltung des Fahrzeuges erfolgte anschließend unter dem talentierten jungen Konstrukteur und Formgestalter Benjamin Samojlow.
Anfangs lief die Entwicklung unter der Projektbezeichnung GAZ M-25 mit dem Arbeitstitel „Rodina“ (Heimat), später folgte dann der Wechsel zur Modellnummer 20. Ursprünglich waren ein Sechs- und ein Vierzylindermotor vorgesehen, letzterer nur für Taxis. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Entwicklung des Sechszylinders eingestellt. Daraus ergab sich die wesentlichste Unzulänglichkeit des Pobeda, die Untermotorisierung. Ein Problem, mit dem bereits die Vorgänger GAZ M-1 (Vierzylinder) und GAZ 11-73 (modernisierter M-1 mit 6 Zylindern) zu kämpfen hatten.
Die Erprobungsfahrzeuge unterschieden sich zunächst noch von der Serie. So hatten diese beispielsweise äußerlich erkennbar einen dreiteiligen Kühlergrill sowie nach hinten öffnende Fondtüren (wurde später beim GAZ-12 ZiM wieder aufgegriffen). Die Serienproduktion begann am 28. Juni 1946, der Name des Autos wurde angesichts des Ausganges des 2. Weltkrieges von „Rodina“ auf „Pobeda“ geändert. Während der Produktion der ersten Serie traten konstruktive Unzulänglichkeiten an den Fahrzeugen und im Produktionsablauf auf. Noch nie zuvor wurde in der Sowjetunion ein Auto in derart hohen Stückzahlen produziert. Das führte dazu, dass 1948 die Produktion vorübergehend gestoppt wurde, um diese Mängel zu beheben. Im Jahre 1949 wurde die Produktion des modernisierten Pobeda wieder aufgenommen, vorher produzierte Fahrzeuge wurden in die Werkstätten und zum Teil in die Fabrik gerufen, um Mängel zu beseitigen.
Im Moment des Produktionsbeginns war der Pobeda durchaus ein modernes Fahrzeug, doch Anfang der 1950er Jahre zeigte sich im Vergleich mit vielen Neuentwicklungen die mangelnde Funktionalität seiner Karosserieform. Auch der mechanische Teil war in der zweiten Hälfte der 50er Jahre im internationalen Vergleich nicht mehr zeitgemäß. Aus diesem Grund entwickelte das Nationale Institut für Automobilbau in der UdSSR schon 1948 einen Pobeda mit Stufenheckkarosserie; zwei Prototypen wurden gebaut. Weitere Karosserievarianten waren geplant, wie einen Pick-Up und eine Stretchlimousine. Von letzterer wurde ein Prototyp gebaut welcher wiederum zur Entwicklung des GAZ-12 „ZiM“ (Zawod imeni Molotowa, Molotow-Werk) führte.
Im Jahre 1950 erhielt der Pobeda ein neues teilsynchronisiertes Getriebe, womit man sich von der Lenkradschaltung verabschiedete. 1955 wurde er einer umfassenderen Modernisierung unterzogen. Neben zahlreichen Detailänderungen wurde die Gestaltung des Kühlergrills dem Geschmack der 1950er Jahre angepasst und ein neuer Vergaser (Motorleistung jetzt 52 PS) eingebaut. Seit 1951 wurde an einem Nachfolger des Pobeda gearbeitet – Arbeitstitel GAZ M-21 – Pobeda II. Die Bezeichnung des Projektes wurde später in „Swesda“ (Stern) und anschließend in „Wolga“ geändert. Dessen Produktion begann im Jahre 1956, der Pobeda wurde parallel bis 1958 gefertigt. Es entstanden 235.997 Exemplare.
Pobeda im Ausland
In der VR Polen wurde er in Lizenz unter dem Namen Warszawa ab 1951 gebaut, zunächst in unveränderter Form. Die Produktion in Polen wurde auch fortgesetzt, nachdem der Pobeda in der Sowjetunion durch den Wolga abgelöst wurde. 1964 erschien dann der modernisierte Warszawa 203 mit Stufenheck-Karosserie und als Kombi. Bis 1973 wurden insgesamt zirka 250.000 Exemplare gebaut.
Weitere Pobeda wurden in Nordkorea aus angelieferten CKD-Sätzen montiert, zu einer Serienproduktion kam es allerdings nicht.
Sonstiges
1958 wurden für das Militär 4677 Stück Allrad-PKW GAZ M-72 gebaut; im Prinzip ein GAZ-69 mit Pobeda-Karosse. Für die damalige Zeit sensationell: ein Allradler mit PKW-Komfort.
Der Luftwiderstandsbeiwert des Pobeda beträgt aufgrund seiner Stromlinienform 0,34 – das entspricht dem 1994er Opel Corsa.
Der Pobeda war das erste sowjetische Auto mit „elektrischen Helferlein“, zum Beispiel einem Innenraumlüfter.
In den ersten Modellen können dank Lenkradschaltung und durchgehender Sitzbank vorn bis zu 3 Personen Platz nehmen.
Der Motor des Pobeda (2,1 l, 50–52 PS) findet in mehreren sowjetischen Fahrzeugen Verwendung – so im GAZ-52, Varianten des GAZ-12 „ZiM“, sowie in den ersten Serien des bekannten GAZ-69 und in den ersten 2000 Exemplaren des GAZ M-21 „Wolga“. Diese Variante ist heute ein gesuchtes Sammlerexemplar. Der Motor verträgt Sprit mit einer Klopffestigkeit von etwa 66 Oktan.
Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt in 45 Sekunden, im Stadtverkehr lässt sich der Pobeda jedoch spritzig bewegen, da der Motor schon aus niedrigen Drehzahlen zieht.
Ein 1958er Warszawa, der sich fast 19 Jahre im Besitz von Karol Józef Wojtyła (Papst Johannes Paul II.) befand, wurde im Mai 2006 bei eBay zum Kauf angeboten. Die Versteigerung endete am 2. Juni 2006 mit einem Angebot von 98.900 US-$.
In Moskau gibt es bereits seit 2005 einen Prototypen für den Pobeda S600. Ausschlaggebend für die Modellbezeichnung war der M120-6,0-Liter-Motor von Mercedes-Benz, von dem der Prototyp zunächst angetrieben wird. Eine Serienfertigung ist vorerst nicht geplant.
Weblinks
Einzelnachweise
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