- Wasserflugzeug
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Ein Wasserflugzeug ist ein ziviles oder militärisches Motorflugzeug, das für Start und Landung auf Gewässern konstruiert ist.
Es hat zumeist unten einen leichten, bootartigen Schwimmer, der innen Luft oder Schaumstoff enthält und so konstruiert ist, dass es sich durch seine Form schon bei geringer Geschwindigkeit aus dem Wasser hebt. Bei Stillstand verhindert er das Sinken des Flugzeugs.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Einsatz
Der erste kurze, in einer Bruchwasserung endende „Wasserflug“ war jener von Wilhelm Kress vom 3. Oktober 1901 am Wienerwaldsee. Am 28. März 1910 gelang dem Franzosen Henri Fabre auf dem Étang de Berre der erste erfolgreiche Flug mit seinem Wasserflugzeug Hydravion.[1] Nahezu gleichzeitig unternahm August von Parseval Flugversuche am Plauer See, wobei sich zeigte, dass die Flugmaschine nicht wasserstartfähig war. Der erste erfolgreiche Flug und Wasserung der Maschine gelang am 7. Oktober 1910, allerdings mit Start vom Land.[2] Als erstem Amerikaner gelang Glenn Curtiss am 26. Januar 1911 der Start eines Wasserflugzeugs vom Wasser aus.[3]
Das erste Wasserflugzeug im Linienverkehr flog bei der K.u.K. Marine (österreichische Monarchie) ab Standort Pula im Frühling 1915 Mit einem Flugzeug der Lohner-Werke „Typ E“.[4]
Deutschlands erste Wasserfluglinie wurde am 10. August 1925 eröffnet. Sie führte entlang der Elbe und verband die damals noch selbständige Stadt Altona mit Dresden; die Wasserflughäfen lagen in Altona-Neumühlen bzw. Dresden-Johannstadt. Im Einsatz waren 2 Maschinen vom Typ Junkers F 13, die täglich in beiden Richtungen verkehrten und bis zu 4 Passagiere sowie Sendungen der Deutschen Reichspost beförderten; die planmäßige Flugzeit betrug etwa 4 Stunden, einschließlich einer Zwischenlandung in Magdeburg. Nachdem sich bereits im Winter 1925/26 herausstellte, dass die Strecke (auch wegen Eisgangs auf der Elbe) nicht rentabel betrieben werden konnte, übernahm die neu gegründete Deutsche Lufthansa AG im Januar 1926 die Linie und legte sie im Sommer des gleichen Jahres zugunsten einer regelmäßigen Landfluglinie Dresden-Hamburg still. Die beiden Wasserflugzeuge wurden auf Fahrwerke umgestellt.
In Köln wurde 1926 der Linienverkehr Köln-Duisburg-Rotterdam mit Junkers F13 vom Anleger „Kunibertsrampe“ aufgenommen. Ab 1927 wurde er von der Deutschen Luft Hansa übernommen, 1928 jedoch eingestellt. 1935 setzte die Lufthansa die Junkers W33 von diesem Anleger für die Strecke Köln-Frankfurt ein. Für 1927 und 1928 sind zudem Landungen von Katapultflugzeugen Henkel He 12 im Rahmen des Postdienstes von Überseedampfern im Köln-Niehler Hafen dokumentiert. Das letzte Wasserflugzeug soll nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls dort von der Royal Navy stationiert gewesen sein[5].
Bei der Überquerung des Atlantiks behielten die Wasserflugzeuge noch länger ihre Bedeutung. Zahlreiche Fluglinien verbanden mit ihnen in den 1930er Jahren Amerika und Europa. Zur Überwindung der langen Distanz eignete sich der sichere Hafen von Horta auf den Azoren als Zwischenstopp zum Auftanken. Die Geschichte als Wasserflughafen begann für Horta mit dem Erkundungsflug des Amerikaners Albert C. Read, der bereits 1919 dort landete. 1937 stürzte ein französisches Wasserflugzeug (Hydravion), die Atlantique I, vor dem Hafen von Antibes ab, wobei fünf Besatzungsmitglieder ertranken.[6]
Wasserflugzeuge werden heute oft zwischen Inseln oder in unwegsamen Ländern und für Rettungsflüge eingesetzt. Die einzigen Wasserflughäfen mit Anbindung an einen internationalen Flughafen sind das Malé Water Aerodrome (Malediven) und das Vancouver International Water Aerodrome (Kanada). Dort operieren auch die größten Wasser-Fluggesellschaften Maldivian Air Taxi und Harbour Air. In Deutschland ist der Betrieb von Wasserflugzeugen durch die Flugplatzpflicht nur eingeschränkt möglich. Es gibt nur wenige Gelände für Wasserflugzeuge und Flugboote.
Trotz Unabhängigkeit von Flugplätzen gelten allgemeine Flugregeln und ist Funkkontakt im VHF(UKW)-Bereich üblich. Bei manchen Typen sind die Schwimmer relativ einfach gegen ein Fahrwerk austauschbar.
Wasserflugzeuge seltener Bauart
Außer den Schwimmerflugzeugen gibt es auch Flugboote, deren Unterseite wie ein Bootsrumpf geformt ist. Damit sie direkt auf dem Wasser starten und landen können, haben sie gegen das Kentern seitliche Stützschwimmer.
Das erste Wasserflugzeug mit Düsenantrieb war der Saunders-Roe SR.A/1-Jäger. Er wurde in Großbritannien im Jahre 1947 entwickelt und hatte eine Maximalgeschwindigkeit von 824 km/h. Wegen seiner Bauweise mit dem schwimmfähigen Rumpf zählt es zu den Flugbooten.
Ähnlich – nur relativ höher gebaut – sind Wasserflugzeuge mit einem zusätzlichen Zentralschwimmer. Sie haben hohe Stabilität beim Wassern auf unruhiger See. Dieser Typ wurde aber selten, weil das Anlegen am Steg mit drei Schwimmern schwieriger als mit zweien ist.
Anfangs gab es auch 3-Schwimmer-Typen mit einem Spornschwimmer am Heck oder einem Bugschwimmer, die jedoch einen hohen Luftwiderstand hatten.
Sogar einzelne Typen mit Hydroflügeln (z.B. Piaggio P.7) oder Skikufen (z.B. Convair Sea Dart) wurden gebaut, konnten sich aber nicht durchsetzen.
Siehe auch
- Amphibienflugzeug
- Flugboot
- Bodeneffektfahrzeug (auch genannt Ekranoplan)
- Liste von Flugzeugtypen
Einzelnachweise
- ↑ Stéphane Nicolaou: Flying Boats & Seaplanes: A History from 1905. Bay View Books, Bideford 1998, ISBN 1-901432-20-3, S. 13.
- ↑ Dieter Rühe: Die Parseval-Flugmaschine von 1910 und andere Flugprojekte am Plauer See. Verlag Reinhard Thon, Schwerin 2001, ISBN 3-928820-12-5
- ↑ Gary Robbins: Seaplane debuted in San Diego 100 years ago today. Artikel in der San Diego Tribune vom 26. Januar 2011 (abgerufen am 27. Januar 2011)
- ↑ Geschichte der österreichischen Wasserfliegerei. Österreichischer Wasserflugverband, abgerufen am 2. November 2010.
- ↑ Werner Müller: Die Wasserflugzeughäfen von Köln. Abgerufen am 2. November 2010.
- ↑ Bild der Gedenktafel zum Absturz
Weblinks
Wiktionary: Wasserflugzeug – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Wasserflugzeug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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