- Weiler (Kraichgau)
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Weiler Stadt SinsheimKoordinaten: 49° 12′ N, 8° 53′ O49.2080555555568.8769444444444279Koordinaten: 49° 12′ 29″ N, 8° 52′ 37″ O Höhe: 279 m ü. NN Einwohner: 1962 (31. Dez. 2006) Eingemeindung: 1971 Postleitzahl: 74889 Vorwahl: 07261 Weiler ist ein Dorf im Süden des Rhein-Neckar-Kreises, das seit 1971 nach Sinsheim eingemeindet ist. Der Ort liegt unterhalb der im 12. Jahrhundert erstmals erwähnten Burg Steinsberg, dem sogenannten Kompass des Kraichgau.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Sinsheim-Weiler liegt zwischen Heidelberg und Heilbronn im Kraichgauer Hügelland im Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg. Der Ort liegt direkt westlich und südlich um den höchsten Punkt des Stadtgebiets, den 333 Meter hohen Steinsberg, herum. Durch das Tal unterhalb des Steinsbergs fließt westlich des Ortes der Ilvesbach durch die Gemarkung.
Der Steinsberg ist ein Nephelinbasaltkegel, der zur Zeit der Wende zwischen Kreide und Tertiär vulkanisch tätig war. Um den Berg herum zieht eine Zone von Basalttuff, die Hänge sind von fruchtbarem Löß bedeckt. In der Umgebung des Orts liegen mehrere Sandsteinbrüche (Mittlerer Keuper, Schilfsandstein-Formation), die zumeist nicht mehr betrieben werden. Der Steinsberg ist als schützenswertes Naturdenkmal ausgewiesen.
Stadtteilgliederung
Zu Weiler gehören die Gehöfte bzw. Wohnplätze Hammerau, Birkenauerhof, Buchenauerhof und Immelhäuser Hof. Außerdem sind in unmittelbarer Nähe des Ortes, auf dem Bräunlingsberg und auf dem Galgen, zwei Aussiedlerhöfe zu finden.
Geschichte
Weiler geht auf den 1213 erwähnten Bauhof oder Adamshof zurück, der sich zum Burgweiler in schützender Nähe zur Burg Steinsberg und der benachbarten Amtsstadt Hilsbach entwickelt hat und deren Geschichte teilt. Besitzer von Burg und Ort waren im 13. Jahrhundert zunächst die Grafen von Oettingen, ab 1310 die Pfalzgrafen bei Rhein, die auf dem Steinsberg den Sitz eines pfälzischen Verwaltungsamtes für Besitzungen im südlichen Kraichgau errichteten. Die Herren von Venningen, die zahlreiche pfälzische Burgvögte auf dem Steinsberg stellten, erhielten 1517 die Burg und den Ort als pfälzisches Lehen. Die pfälzische Amtskellerei wurde vom Steinsberg nach Hilsbach verlegt. Im Bauernkrieg wurde die Burg 1525 zerstört, danach aber wieder aufgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg und den nachfolgenden Franzosenkriegen kam es auch in Weiler zu Zerstörungen und langen Leidensjahren. Nach einem Brand im 18. Jahrhundert verkam die Burg zur Ruine. Im Rahmen der Mediatisierung gelangte der Ort Weiler 1806 zu Baden.
In Weiler hatte lange Zeit insbesondere der Weinbau große Bedeutung. 1856 erwarb die Gemeinde die grundherrliche Kelter. Nach 1900 wurden verstärkt Gurken um Weiler für eine Heidelberger Essig- und Senffabrik angebaut, außerdem auch Tabak. Im frühen 20. Jahrhundert gab es zwei Zigarrenfabriken im Ort.
1939 wurden 898 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 1033.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dem Ort etwa 500 Vertriebene zugewiesen, die wegen der geringen Erwerbsmöglichkeiten jedoch später zumeist wieder abwanderten. 1962 wurden 1200 Einwohner gezählt, von denen rund 200 Pendler waren. Später entstanden durch Gewerbeansiedlung auch zahlreiche Arbeitsplätze am Ort.
Weiler wurde 1971 nach Sinsheim eingemeindet, im Zuge dessen gelangte die Burg 1973 in den Besitz der Stadt Sinsheim, die umfangreiche Restaurations-und Sicherungsmaßnahmen vornehmen ließ.
Religionen
- Katholische Kirchengemeinde (Pfarramt Angelbachtal)
- Evangelische Kirchengemeinde (Kirchenbezirk Kraichgau)
- Deutsche Missionsgemeinschaft, Buchenauerhof
Einwohnerentwicklung
Vor wenigen Jahren überschritt Weiler die 2000-Einwohner-Marke und hatte am 31. Dezember 2005 2003 Einwohner.
Politik
Ortschaftsrat
Seit den Kommunalwahlen vom 13. Juni 2004 setzen sich die 10 Mitglieder (8 Männer, 2 Frauen) des Weilerer Ortschaftsrates wie folgt zusammen:
- Freie Wählervereinigung - FW - 8 Sitze
- Allgemeine Wählervereinigung/CDU - AW/CDU - 2 Sitze
Ortsvorsteher
Ortsvorsteher ist Manfred Wiedl (Freie Wähler).
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: In Silber ein gemauerter roter Zinnenturm mit offenem Tor und zwei offenen Fenstern, darüber zwei schräggekreuzte rote Lilienstäbe. Es geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1708 und zeigt vermutlich die Burg Steinsberg sowie die Lilienstäbe aus dem Wappen der Freiherren von Venningen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Außerhalb von Weiler befindet sich Burg Steinsberg, eine Burg aus dem 12. Jahrhundert, als der so genannte „Kompass des Kraichgau“ auf der höchsten Erhebung dieser Landschaft.
- Die St. Anna-Kapelle auf dem Steinsberg geht auf eine 1515 dort erstmals erwähnte Kapelle zurück, die im 17. Jahrhundert einem Blitzschlag zum Opfer gefallen sein soll und verfiel. Die Kapelle wurde 1747 erneuert, 1933 nochmals durch Blitzschlag beschädigt und 1946–52 umfassend saniert. Eine neuerliche Sanierung fand 1990 statt. Die Kapelle weist einen barocken Altar und eine barocke Kanzel auf. Bis 1811 lebten in einer 1832 abgebrochenen Klause dort auch Einsiedler.
- Das Herrenhaus wurde durch die Herren von Venningen 1797 erbaut, ein Wappenstein über dem Torbogen zeigt das Allianzwappen der Familie. Das Gebäude diente später auch als Zigarrenfabrik und Gasthaus, heute als Wohnhaus. Hinter dem Herrenhaus befindet sich die alte Zehntscheuer. Die Alte Kelter ist heute Veranstaltungszentrum.
- Die Evangelische Kirche in der Schafgasse wurde 1787 von reformierten und lutherischen Gemeinden des Ortes erbaut. Zuvor hatte der Gottesdienst beider Gemeinden abwechselnd im Rathaus stattgefunden, nachdem eine 1572 erwähnte Kirche der Reformierten im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war. 1869 wurde die evangelische Kirche renoviert und erweitert.
- Die Katholische Kirche in der Kaiserstraße wurde 1908 erbaut. Bei ihr befindet sich auch das alte Katholische Schulhaus.
- Im Ortskern haben sich zahlreiche weitere historisch Gebäude erhalten, darunter Fachwerkbauten wie das Haus von 1607 neben der evangelischen Kirche, das Gasthaus Zum Adler von 1605 und das doppelgieblige Haus an der Kaiserstraße von 1809.
- Das Rathaus wurde 1928 anstelle eines Vorgängerbaus errichtet. Auf dem Dorfplatz vor dem Alten Schulhaus befindet sich der Bärenbrunnen.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jedes Jahr abwechselnd gibt es im Sommer auf der Burg Steinsberg Burgfestspiele bzw. das Steinsbergfestival; ersteres bietet Theater, letzteres verschiedene Konzerte aller Art. Bei den jedes Jahr im Herbst stattfindenden Sinsheimer Kulturtagen gibt es meist auch Veranstaltungen in Weiler. Alle zwei Jahre führen die örtlichen Vereine ein Wochenende lang ein Dorffest durch.
Wirtschaft und Infrastruktur
Das Dorf war lange Zeit überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Erwähnenswert ist der Sandsteinbruch in Weiler, aus dessen Steinen u.a. der Mannheimer Wasserturm erbaut wurde. Der bedeutendste Arbeitgeber in Weiler war lange Zeit die Firma EGO, die 1977 fast 350 Arbeitsplätze bot.
Verkehr
Es gibt Kreisstraßen nach Sinsheim, Reihen, Hilsbach und Waldangelloch. Durch den Sinsheimer Stadtbus besteht an Wochentagen tagsüber eine stündliche Busverbindung nach Sinsheim bzw. Hilsbach. Weitere Busverbindungen führen in Richtung Eppingen/Elsenz. In Richtung Sinsheim besteht außerhalb des regulären Busverkehrs die Möglichkeit, mit dem Rufbus zu fahren.
Bildung
- Grundschule Hilsbach-Weiler
- evangelischer Kindergarten "Gänseblümchen"
- städtischer Kindergarten "Regenbogen" für Hilsbach und Weiler
- Außenstelle der Volkshochschule Sinsheim
Einzelnachweise
- ↑ Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden
Literatur
- Käthe Zimmermann-Ebert: Große Kreisstadt Sinsheim – Rund um den Steinsberg. Sinsheim 1990
Weblinks
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