- Bechtheimer Gebück
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Das Bechtheimer Gebück ist eine alte, knapp 19 Kilometer lange Landwehr der Herrschaft Nassau-Idstein, die sich zwischen Bad Camberg und dem Ort Zollhaus erstreckte.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Das Bechtheimer Gebück begann etwa dort, wo sich heute die Autobahnabfahrt Bad Camberg befindet. Von dort zog sich ein Wall mit Graben das Wörsbachtal entlang bis in die Nähe der Beuerbacher Untermühle. Durch die schmale Schlucht des Wörsbachs ging es in einer Linienführung, die in etwa der heutigen Grenze zwischen den Landkreisen Limburg Weilburg und Rheingau-Taunus sowie den Gemeinden Hünfelden und Hünstetten entspricht, in südwestlicher Richtung bis in die Nähe von Ketternschwalbach. Dort schlug das Gebück eine Kurve ein und wendete sich wieder nach Nordwesten in Richtung Zollhaus.
Aufbau
Die Grenzanlage bestand aus einem zwei bis drei Meter tiefen Graben mit anschließendem Wall. Abschnittsweise war diese Anlage auch doppelt ausgeführt. Teilweise wurde die Wallanlage von Menschenhand angelegt. Wo es ging, nutzten die Erbauer natürliche Geländeeinschnitte. Auf dem von nassau-idsteinischer Seite gesehen „inländischen“ Hang des Walls ließen die Erbauer das eigentliche, 20 bis 30 Meter breite Gebück aus Hainbuchen und Dornensträuchern pflanzen. Diese Gewächse wurden „gebückt“. Das bedeutete, die Triebe nach unten zu knicken und zu verflechten, damit sie miteinander verwuchsen und ein undurchdringliches Gestrüpp bildeten.
Die angrenzenden Dörfer Beuerbach, Bechtheim und Ketternschwallbach waren dazu verpflichtet, die Grenzanlage zu pflegen. Einmal im Jahr zog eine herrschaftliche Abordnung an der Hecke entlang und kontrollierte, ob die Arbeiten auch gewissenhaft ausgeführt worden waren. „Haingerichte“ konnten Strafen für die Beschädigung des Gebücks verhängen.
Der Handel musste trotz des Gebücks möglich bleiben, insbesondere auf der Hühnerstraße, der Vorgängerin der heutigen Bundesstraße 417, in der Region auch „Bubenheimer Straße“ genannt. Sie verlief damals noch über die heutige Landstraße zwischen dem Hünfeldener Ortsteil Ohren und Hünstetten-Bechtheim. Dort besaß das Gebück einen Durchlass mit Schlagbaum, an dem der Landesherr bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts Zoll erhob. Noch heute ist die Gemarkung als „Bechtheimer Schlag“ bekannt. Möglich ist, dass sich etwas weiter nordöstlich eine Befestigung befand, vielleicht nur eine hölzerne Unterkunft für wenige Bewaffnete. Das würde den heutigen Namen der Gemarkung „Schanzenkopf“ erklären. Weitere Zollstationen waren am östlichen Ende des Gebücks bei Bad Camberg, um die Hohe Straße (Köln-Frankfurt) zu kontrollieren, und am westlichen Ende bei Zollhaus.
Geschichte
Urheber des Bechtheimer Gebücks war vermutlich um 1355 Graf Gerlach I. von Nassau. Er wollte damit die Bedrohung seines Herrschaftsbereichs durch die zahlreichen Fehden dieser Zeit verringern. Vor allem befanden sich die Nassauer in Auseinandersetzungen mit dem Erzbistum Trier, das über Montabaur, Camberg und ab 1344 zur Hälfte über Limburg herrschte. Auch mit den Grafen von Diez, Eppstein und Katzenelnbogen sowie anderen Zweigen des Hauses Nassau kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Mit der zunehmenden Expansion des Hauses Nassau, insbesondere auf Kosten des Diezer Grafengeschlechts, das Ende des 14. Jahrhunderts ausstarb, befanden sich bald nassauische Besitzungen auch außerhalb des Gebücks, so dass die Befestigung vermutlich vor allem ein tieferes Eindringen von Gegnern in den Herrschaftsbereich verhindern sollte. Im Verlauf der zahlreichen nassauer Erbteilungen bildete der Heckenstreifen auch die Abgrenzung zwischen verschiedenen nassauischen Territorien.
Im Volksmund erhielt die Zollstation den Namen „Zigeunerstock“, da dort dem fahrenden Volk sowie anderen sozialen Randgruppen der Zutritt zum nassauischen Territorium verweigert wurde.
Mit dem Fortschritt der Militärtechnik verlor das Gebück an Bedeutung. Am Ende des 17. Jahrhunderts änderte sich zudem die Streckenführung der Handelsstraße nach Westen, so dass auch die Zollstation an Bedeutung verlor. Für 1805 ist der letzte Zolleintreiber verbürgt. Am Ende des 18. Jahrhunderts kauften die anliegenden Gemeinden die Schutzhecke auf und ließen sie weitgehend abholzen.
Heute sind nur noch wenige Überreste der Wallanlage als Bodendenkmäler erhalten. Ein kurzes Stück dieser historische Grenzanlage hat der Historische Verein Hünstetten seit 2004 wieder angepflanzt und gepflegt. Auf rund 60 Metern am „Bechtheimer Schlag“ wurden rund 400 Hainbuchen auf zwei bis drei Metern Breite gepflanzt.
Siehe auch
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