- Weltenburg
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Das Kloster Weltenburg ist eine Benediktinerabtei in Weltenburg, einem Ortsteil von Kelheim an der Donau. Es liegt oberhalb des Donaudurchbruchs in einer Donau-Schlinge. Die Abtei gehört der Bayerischen Benediktinerkongregation an.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schon im Jahr 45 n. Chr. lag bei Weltenburg auf dem Südufer der Donau der Anfang einer römischen Grenz- und Militärstraße, die bis zum Kastell Hüfingen bei Donaueschingen führte. Diese von Historikern „Donausüd“ genannte Straße war lange Zeit eine der beiden wichtigsten Ost-West-Verbindungen nördlich der Alpen. Bei Burghöfe nahm sie den Verkehr der aus Oberitalien kommenden „Via Claudia“ auf.
Das um 617 durch die iroschottischen Mönche Eustachius und Agilus aus Luxeuil nach den Regeln des Hl. Kolumban gegründete Kloster gilt als ältestes Kloster Bayerns. Im 8. Jahrhundert übernahm Weltenburg die Regeln des Hl. Benedikt. Während der Ungarneinfälle im frühen 10. Jahrhundert verließen die Mönche die Abtei. 932 wurde Weltenburg als Eigenkloster des Bistums Regensburg von Kloster St. Emmeram aus wieder besiedelt. Eine neu erbaute Kirche wurde 1191 geweiht. Im 14. und 15. Jahrhundert litt das Kloster unter der Regierung ständig wechselnder Äbte und Administratoren. Unter Abt Konrad V. (1441-1450) wurden daher die Kastler Reformen im Kloster eingeführt.
Im Schmalkaldischen Krieg wurde das Kloster geplündert, Abt Michael II. Häusler (1553-1556) musste aus wirtschaftlicher Not wertvolle Bestände der Klosterbibliothek verkaufen. Trotz Plünderungen während des Dreißigjährigen Kriegs konnte Abt Matthias Abelin (1626-1659) das Kloster geordnet hinterlassen. 1686 gehörte das Kloster zu den Gründern der Bayerischen Benediktinerkongregation.
Unter Abt Maurus I. Bächl (1713-1743) entstanden die Frauenbergkirche, Kirchen in den inkorporierten Pfarreien, aber auch die neu errichteten Klostergebäude. Die barocken Gebäude, welche den Klosterhof umgeben, finden in der Klosterkirche, die dem Hl. Georg geweiht ist und von den Gebrüdern Asam in den Jahren 1716 bis 1739 errichtet wurden, ihren krönenden Abschluss.
Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Weltenburg wurde am 25. August 1842 als Priorat des Klosters Metten wiedererrichtet. 1913 wurde Weltenburg wieder Abtei. Hauptaufgaben der Abtei sind die Pfarrseelsorge (Betreuung von vier Pfarreien) und die Aufnahme von Gästen in der Begegnungsstätte St. Georg.
Wegen seiner Lage ist der Gebäudekomplex stark hochwassergefährdet. Das Wasserwirtschaftsamt Landshut realisierte zwischen Januar und Oktober 2006 einen Hochwasserschutz für das Kloster, der am 12. Oktober feierlich eingeweiht wurde.
Siehe auch: Liste der Äbte von Weltenburg
Kirche
Das Innere ist klar in drei Räume aufgegliedert: die Vorhalle, den Hauptraum und das Presbyterium. Die Vorhalle weist als Grundriss eine Ellipse auf. Sie ist durch ionische Pilaster gegliedert. Ihre Decke ist flach. Darüber liegt der Psallierchor der Mönche und die Orgelempore mit einem Tonnengewölbe. Vorhalle und Psallierchor werden durch Fassadenfenster ausgelichtet.
Hauptraum
Der Hauptraum ist 19,5 m lang und 14,5 m bereit und stellt im Grundriss ebenfalls eine Ellipse dar. Über einer offenen Kuppel in 20 m Höhe ist er flach abgedeckt. Acht Säulen aus Weltenburger Marmor tragen die eingehängte, vorgewölbte Kuppelkonstruktion mit ihrem Scheitelausschnitt und zwölf Fenstern an der Außenwand der Kuppel. An das Oval des Hauptraumes sind rechts und links zwei 11,10 m hoche Flachnischen angesetzt. Eine weitere Aufgliederung bedeuten die vier übereck gestellten Altarnischen. Dieser bedeutende Grund- und Aufriss (Kuppelkonstruktion) steht nach Bernhard Kerber unter dem Einfluss von Berninis Sant’Andrea al Quirinale in Rom und den von ihm veröffentlichten Plänen von Andrea Pozzo als Vorstufe für Weltenburg.
Das Presbyterium ist ein Rechteck mit angeschlossener halbrunder Apsis. Der Raum wird nach oben abgeschlossen durch ein Tonnen- bzw. Lattengewölbe. Nord- und Südwand sind durch ein auf zwei Säulen ruhendes Oratorium mit vorkragendem Balkon unterbrochen. Durch drei rückwärts angebrachte Fenster wird dieser Raum besonders von der Morgensonne herrlich verklärt.
Deckenfresko
Das Deckenfresko des Hauptraumes stellt in gemalter Architektur mit Säulen, Gesims und Täfelung die verklärte Kirche dar. In der Kuppel der Hl. Geist als die Herzmitte der Kirche, vorne Gottvater und Gottsohn, wie sie Maria krönen. Darunter schließt sich die Aufnahme des Kirchenpatrons St. Georg an. Rechts davon die Allegorie „Triumphierende Kirche“, Benedikt und Scholastika; dann an der Spitze des Konventes Abt Maurus Bächl mit Rauchmantel, daneben der Stuckator der Kirche Egid Quirin Asam als Genius gezeichnet, anschließend der hl. Martin und die beiden Regensburger Bischöfe Wolfgang und Emmeram und die hlg. Frauen und Jungfrauen Helena, Ursula, Barbara, Katharina, an der Orgel Cäcilia, neben ihr König David und Vertreter des Alten Bundes; über der Kanzel die 12 Apostel und der Bayernapostel St. Rupert.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass für Cosmas Damian Asam auch für diesen Raum eine tiefe theologische Konzeption bestimmend war. Er wollte den Kontrast herausgestellt wissen zwischen Licht und Dunkel als den Symbolen für menschliches Suchen, Tasten und Fragen nach Sinn und Wesen seiner selbst und der liebenden Antwort Gottes in seiner Offenbarung. Die Wucht der Materie, wie sie sich in den Säulen und Lisenen der unteren Partien zeigt und die nach oben hin mehr und mehr abnimmt und schließlich gänzlich sich auflöst, dies darf wohl sinnbildhaft als Andeutung der Verklärung alles geschaffenen Seins gewertet werden. Der ganze Raum - eine nicht zu überhörende Aufforderung: „Empor die Herzen!“
Glocken
Die Glocken I - III stammen aus der Glockengießerei Otto, Hemelingen bei Bremen, 1948. Ihre Patrone sind St. Benedikt, St. Georgius und Hl. Schutzengel.
- g' + 2. „Die für Glocken typischen Abweichungen von den Tönen der temperierten Stimmung werden in Sechzehnteln eines Halbtones angegeben. Bezugston ist a' = 435 Hz.“ (Kurt Kramer in „Die Glocke und ihr Geläute“), Ø 102 cm, ca. 650 kg, Holzjoch, Stundenschlag der Uhr.
Inschrift: 547 PAX 1947 JUBILATE DEO, Bildnis: „St. Benedictus“. - a' + 4, Ø 90,5 cm, ca. 500 kg
Inschrift: ESTOTE FORTES IN BELLO - Seid standhaft im Kampf, Bildnis: St. Georg. - h' + 4, Ø 80 cm, ca. 320 kg.
Inschrift: ANGELUS DEI VOBISCUM EST - Der Engel Gottes ist mit Euch. Bildnis: Ein Schutzengel. - Gegossen 1642 von Georg Schelchshorn in Regensburg, d" - 3, Ø 71,5 cm, ca. 250 kg. Viertelstundenschlag der Uhr.
Inschriften: An der Schulter zweizeilig:CAMPANAM ISTAM FIERI CVRAVIT MATTHIAS ABBAS IN WELTENBVRG ANNO MDCXLII (Dass diese Glocke gegossen wurde veranlasste Abt Matthias in Weltenburg im Jahre 1642). GEORG SCHELCHSHORN VON REGENSBVRG GOS MICH - AVS DEM FEVER FLOS ICH
(In einem Kunstführer 1986 wird die Glocke unter den Künstler- und Handwerkernamen - Schelchshorn - irrtümlicherweise als „nicht mehr vorhanden“ aufgeführt.Orgel
Die Geschichte der Brandenstein-Orgel von 1729 beginnt mit dem Vertrag vom 22. Mai 1728, den Abt Maurus Bächel OSB mit dem Bürger und Orgelmacher zu Stadtamhof Johann Konrad Brandenstein (1695–1757) abschloss. Der Vertrag sah folgende Disposition vor:
Manual Principal 8′[Anm. 1] Octav 4′[Anm. 1] Quint 3′[Anm. 1] Mixtur III [Anm. 1] Waldflauten 2′[Anm. 1] Copel 8′[Anm. 2][Anm. 3] Flauten 4′[Anm. 2] Viol di Gamba 8′[Anm. 1] Echo 8′[Anm. 1] Pedal Nono Bass [Anm. 1] Octav 8′[Anm. 2] Sub Bass 16′[Anm. 2][Anm. 3] - Anmerkungen
Brandenstein erweiterte die Manualdisposition um zwei Register; außerdem teilte er die Gamba in Bass und Diskant. Bei dem Register Echo handelt es sich um ein schwach konisches Salicional. Der Nono Bass sollte – wie aus einem Angebot Brandenstein von 1729 für Kloster Rott am Inn hervorgeht – ein 2′-Register sein. Ob dieses Register je eingebaut wurde, erscheint fraglich. Das Gehäuse wurde von Johann Caspar Mayr, Bürger und Schreinermeister zu Stadtamhof, gefertigt. Zusammen mit der hochgezogenen Emporenbrüstung trennt dieses Gehäuse den dahinterliegenden Psallierchor optisch vom Kirchenraum ab.
Die Spielanlage der Orgel befindet sich an der Rückseite. Da das Instrument eine Doppelfunktion zu erfüllen hat – es ist einerseits dem Kirchenraum, andererseits dem Psallierchor zugeordnet – weist es auch zwei Schauseiten auf. Die Brandenstein-Orgel blieb im Laufe der Zeit nicht unangetastet. 1792 führte Ludwig Ehrlich aus Lauingen offenbar größere Arbeiten aus. Weitere Reparaturen fielen lt. Inschrift in die Jahre 1823, 1859 und 1896.
In den Jahren 1992 bis 1995 wurde die Orgel durch die Firma Georg Jann in Laberweinting-Allkofen restauriert. Der Restaurierung gingen in mehrjähriger Arbeit umfangreiche Untersuchungen des vorhandenen Bestands, Archivstudien sowie die Auswertung von Daten, die an den Resten von Brandenstein-Orgeln in anderen Orten gewonnen werden konnten, voraus. Im Laufe der Restaurierungsarbeit konnte schließlich auch das Register Waldflauten 2′ mit Hilfe von zehn Pfeifen, die sich im Diskant der Copel erhalten hatten, durch Teilrekonstruktion zurückgewonnen werden. Quint 11/3′, ein neueres, uneinheitlich zusammengesetztes Register, verschwand nun aus der Disposition. Gänzlich neu angefertigt wurden Gamba 8′, Gemshorn 4′ und die Mixtur.
Charakteristisch ist der helle, prinzipalische Klang des Plenums, der durch die diversen farblichen Valeurs im 8′ und 4′ Bereich ergänzt wird, wodurch die Orgel sich auch für die Wiedergabe von Kompositionen aus jüngerer Zeit gut eignet.
Klosterbrauerei
Die Klosterbrauerei Weltenburg ist vermutlich die älteste Klosterbrauerei der Welt (seit 1050), wobei die Brauerei Weihenstephan diesen Titel ebenfalls für sich in Anspruch nimmt. Im Klosterhof befindet sich ein großer Biergarten, in dem die Erzeugnisse der Brauerei ausgeschenkt werden. Seit April 2007 werden an den Wochenenden Führungen durch die Brauerei angeboten. Das „Weltenburger Kloster Barock Dunkel“ wurde 2004 und 2008 mit dem „World Beer Award“ als bestes Dunkelbier der Welt ausgezeichnet.
Erreichbarkeit
Von Kelheim aus ist das Kloster in wenigen Minuten über die B 16 per PKW oder Bus zu erreichen. Etwa 1 km vom Kloster entfernt befindet sich ein (gebührenpflichtiger) Parkplatz; für Gehbehinderte verkehrt von dort aus ein kleiner Zubringerbus.
Zwischen Kelheim und Weltenburg pendeln von Frühjahr bis zum Herbst Passagierschiffe, so dass ein Besuch des Klosters mit einer Fahrt durch den Donaudurchbruch verbunden werden kann.
Die Gegend ist von zahlreichen, landschaftlich reizvollen Wanderwegen durchzogen. Vom linken Flussufer können Wanderer auf Höhe des Klosters mit kleinen Booten übersetzen. Außerdem verkehrt wenige hundert Meter flussaufwärts eine Fähre, die auch für PKW geeignet ist.
Das Kloster Weltenburg liegt darüber hinaus am internationalen Donauradweg.
Weblinks
- Internetseite des Klosters
- Klöster in Bayern: Kloster Weltenburg – Erste klösterliche Niederlassung Bayerns
- Hochwasserschutz des Wasserwirtschaftsamtes Landshut für das Kloster Weltenburg
- Hochwasserschutz des Wasserwirtschaftsamtes Landshut für Weltenburg
48.89888888888911.819722222222Koordinaten: 48° 53′ 56″ N, 11° 49′ 11″ O
- g' + 2. „Die für Glocken typischen Abweichungen von den Tönen der temperierten Stimmung werden in Sechzehnteln eines Halbtones angegeben. Bezugston ist a' = 435 Hz.“ (Kurt Kramer in „Die Glocke und ihr Geläute“), Ø 102 cm, ca. 650 kg, Holzjoch, Stundenschlag der Uhr.
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