Wendelstein (Memleben)

Wendelstein (Memleben)
Südseite der Burg Wendelstein bei Memleben, 2007
Burg Wendelstein, Ansicht von der Unstrutbrücke der L214, 2007

Wendelstein ist ein Ortsteil der Gemeinde Kaiserpfalz im Burgenlandkreis im südlichen Sachsen-Anhalt, der nach der – teilweise sanierten und bewohnten – gleichnamigen mittelalterlichen Burgruine aus dem 14. Jahrhundert benannt ist. Burg und Ortschaft Wendelstein liegen auf einer Anhöhe, die unmittelbar an der Unstrut schroff abfällt.

Die Lage auf dem 30 m hohen Gipsfelsen macht eine Burganlage bereits für das frühe Mittelalter als Grenzfeste der Sachsen gegen die Franken wahrscheinlich; diskutiert wird auch, ob die ottonische Kaiserpfalz Memleben hier gelegen haben könnte.

Wendelstein liegt östlich des thüringischen Wiehe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Urkundlich bezeugt ist die Burg erstmals 1312 unter den nachgelassenen Besitzungen der Grafen von Rabiswalde, als Wendilsteyn 1322.

Sie gehörte zunächst den Grafen von Weimar, diese mussten sie aufgrund ihrer hohen Schulden an den landgräflichen Hofrichter Christian von Witzleben verkaufen. Durch diesen erfolgte der Ausbau. Der älteste Teil der Burg mit trutzigen Mauern und Türmen ist dem Westflügel vorgelagert, hier sind auch Reste einer romanischen Kapelle zu besehen.

1560 und 1590 erfolgten weitere Umbauten zum Wohnschloss. Der aus der späten Renaissancezeit stammende Nordflügel ist nur noch teilweise erhalten, bietet aber immer noch ein imposantes Bild.

Die Burganlage wird von einem stattlichen, in mehreren Stufen abfallenden Burggraben umgeben, der wiederum von einem Wall mit Kasematten abgegrenzt wird.

1623 geriet Wendelstein in den Besitz des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie 1632 von den Pappenheimern, 1632 und 1640 von den Schweden verwüstet, danach wurden nur noch einfachere Fachwerkbauten errichtet.

Im 18. Jahrhundert entstand eine weithin berühmte Pferdezucht aus Pferden polnischer, türkischer und tatarischer Rassen.

Während der Freiheitskriege wurde das Gestüt am 26. Mai 1813 durch Lützower Jäger unter einem Kommando von Theodor Körner seiner Pferde beraubt. Das Gestüt wurde nicht wieder besetzt; nachdem Wendelstein 1815 Preußen zugeschlagen wurde, verfiel die Domäne.

Im Jahre 2004 kam es zum Verkauf der Burg. Der jetzige Besitzer kam ursprünglich aus Berlin.

Archäologische Funde deuteten darauf hin, dass in Wendelstein wohl schon eine bronzezeitliche Höhensiedlung bestand. Ausgelöst durch die Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra, erfolgte 2006 durch den Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena eine Grabung im von der DFG geförderten Projekt „Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Die Funde von Nebra, Sachsen-Anhalt, und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas“. Zunächst lag der Schwerpunkt der Untersuchungen auf den Höhensiedlungen. In die Untersuchungen wurden letztendlich auch zwölf Fundplätze der Makroregion um Nebra (Umkreis von 40 km) einbezogen. Ziel war es, das tatsächliche Aussehen dieser Höhensiedlungen zu ergründen und zu klären, ob es Zentralorte waren, die, wie vermutet, die Funktion von befestigten Kontrollorten für den Handel an topographisch günstig gelegenen Punkten innehatten und ob sie repräsentative Zeichen einer gehobenen Schicht darstellten. Bei den Grabungen in Wendelstein wurden gezielt die den Hohlweg säumende Wallstruktur und zwei weitere geophysikalisch vielversprechende Stellen aufgedeckt. Dabei ließ sich der Schichtaufbau des Walls klar nachvollziehen. Er wird aus einer unter dem Humus liegenden Schicht gebildet, die die vorgeschichtlichen Befunde überdeckt und ist somit jünger als diese. Unter den Befunden konnte unter anderem eine eisenzeitliche Vorratsgrube mit dem Skelett einer Ziege freigelegt werden. Andere Funde deuten auf eine Nutzung des Fundplatzes schon in der späten Bronzezeit.

Heutige Nutzung

1981 wurden Sanierungsarbeiten an der Burgruine durchgeführt und Wohnungen in den noch erhaltenen Gebäuden des West- und des der Unstrut zugekehrten Südflügels eingerichtet.

Das vor Zeiten wehrhafte Bild wird nun durch üppig gedeihenden Grünwuchs gemildert, Wall und Graben sind von Gras überwachsen und von Bäumen umsäumt, die den Blick zum Ortsteil Wendelstein hin versperren; hingegen ist der Blick von Süden durch den kahlen, steilragenden Gipsfelsen geprägt. Vom Wendelstein aus hat der Besucher einen Ausblick ins Unstruttal und nach Thüringen.

Im Ort gibt es zurzeit nur eine Schafzucht. Die Pferdezucht wurde nach Streit um den Besitz eingestellt.

Literatur

  • Fritz Kühnlenz: Städte und Burgen an der Unstrut. Greifenverlag, 1. Auflage 1992, ISBN 3-7352-0293-4 oder Sondereinband - Verlagshaus Thüringen 1999, ISBN 3-89683-121-6
  • Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt; Hg. Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen Burgenvereinigung, Hefte 7 & 8

Weblinks


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