- Werner Scharff
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Werner Scharff (* 16. August 1912 in Posen; † 16. März 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen) war ein deutsch-jüdischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Leben
Nach einer Ausbildung zum Elektrotechniker - ein Studium blieb ihm aus verschiedenen Gründen versagt - arbeitete Scharff ab 1941 in der Synagoge Levetzowstraße (Berlin-Moabit), die seit 1942 als Deportationssammelstelle von der SS missbraucht wurde. Dadurch bekam Scharff tiefe Einblicke in die Grausamkeit der Nazis und das bittere Schicksal der Verfolgten. Er versuchte so gut es ging, zu helfen, indem er Nachrichten, Lebensmittel und Wertsachen von den Gefangenen entgegennahm und weiter vermittelte. Als im Sommer 1943 auch die Gemeindemitglieder deportiert wurden, konnte Scharff in den Untergrund flüchten. Vier Wochen später wurde er von der Gestapo gefunden und in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Allerdings dauerte sein Aufenthalt nicht lange, denn schon Anfang September konnte er, zusammen mit seiner Freundin Fancia Grün (seine Ehefrau war Gertrud Weismann), aus dem Ghetto fliehen. Mit der Adresse eines möglichen Verstecks ausgestattet, die er vom Mithäftling Günter Samuel bekommen hatte, machte er sich auf den Weg nach Berlin. Die Adresse war die von Hans Winkler, einem Justizangestellten und ebenfalls Gegner der Nationalsozialisten.
Werner Scharff wollte mit aktivem Widerstand zu passivem Widerstand aufrufen und hatte viele Ideen und Pläne, aber er brauchte Helfer. Nachdem Hans Winkler von Scharffs Plänen erfahren hatte, war er sofort bereit mitzumachen. Schon vor Kriegsausbruch hatte er gemeinsam mit Günter Samuel und Erich Schwarz in Luckenwalde eine lose Widerstandsgemeinschaft zur Rettung von der deportationsbedrohten Juden aufgebaut. Unter anderem hatte Winkler seinen jüdischen Neffen Eugen Herman-Friede bei sich aufgenommen. Die Widerstandsgruppe wurde später unter dem Namen „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“ bekannt, den sie sich 1944 gegeben hatte.
Mit seiner Stelle im Amtsgericht hatte Winkler die Möglichkeit, Pässe zu organisieren und Todesurkunden von Juden auszustellen, die er bei sich oder seinen Freunden untergebracht hatte. Zudem hatte er viele Freunde und Bekannte, die bereit waren, Lebensmittelkarten und Unterkünfte anzubieten. Scharff wurde allmählich zum Kopf der Organisation, die in erster Linie aus Freunden und Bekannten Scharffs und Winklers, aus Regimegegnern und weiteren Gesinnungsgenossen aus Berlin (Wedding, Mitte und Kreuzberg) bestand, er entwickelte neue Ideen zu Kettenbriefen und Protestflugblättern, wie man sie in Umlauf bringen und mehr Anhänger gewinnen könnte. Scharff und Winkler organisierten zusammen die grossräumige Verteilung ihrer Flugblätter (insgesamt wurden rund 30.000 Flugblätter verteilt), und zu jeder Zeit beherbergten sie sechs bis zehn verfolgte Juden bei sich.
Viele, vor allem Frau Winkler, fanden, dass die Organisation zu unvorsichtig und leichtsinnig handele, und wie zu erwarten, befand sich ein Spitzel in der Gemeinschaft. Am 14. Oktober 1944 wurde Werner Scharff verhaftet, ins Gefängnis am Alexanderplatz gebracht, und es folgten grausame Verhöre. Kurz darauf wurden Hans Winkler und viele andere der Organisation festgenommen, auch mehrere Kreuzberger Frauen erwartete eine schwere Haftzeit.
Ende 1944 kam Scharff ins Konzentrationslager Sachsenhausen, dort wurde er am 16. März 1945 von der SS erschossen. Auch Fancia Grün wurde im KZ ermordet. Viele Mitglieder der Gemeinschaft verdanken ihr Überleben ausschließlich dem Kriegsende; andernfalls wäre ihnen die Verurteilung zum Tode sicher gewesen.
Literatur
- Eugen Herman-Friede: Für Freudensprünge keine Zeit: Erinnerungen an Illegalität und Aufbegehren 1942 - 1948. Metropol, Berlin 1991, ISBN 3-926893-11-7.
- Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Kreuzberg. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1997, ISBN 3-92082-03-8 (formal falsche ISBN).
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