- Wetterau-Museum
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Wetterau-Museum
Gebäudeansicht von WestenDaten Ort Friedberg (Hessen) Art Kulturgeschichtliches Museum Eröffnung um 1900 Betreiber Stadt Friedberg (Hessen)/ Wetterauer Museumsgesellschaft e.V. Leitung Johannes Kögler M.A. Das Wetterau-Museum in Friedberg, Hessen, zeigt kulturgeschichtliche Exponate und archäologische Funde aus Friedberg und der Wetterau. Die frühen Epochen der Menschheitsgeschichte in der fruchtbaren Kulturlandschaft werden durch zahlreiche Bodenfunde repräsentiert. Einen Schwerpunkt bilden dabei bedeutende Fundstücke der Kelten sowie aus der römischen Zeit. Die mittelalterliche Geschichte der Reichsstadt, Burg und Burggrafschaft Friedberg ist durch zahlreiche Exponate dargestellt. Die Ausstellung zur Neuzeit greift gezielt herausragende Themen und Ereignisse der regionalen Geschichte auf, darunter eine großflächige Ausstellung zur Mechanisierung der Landwirtschaft sowie eine Elvis-Ausstellung.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Museum befindet sich in Nachbarschaft zur Stadtkirche zwischen den Straßen Haagstraße und Schnurstraße (Eingang Haagstraße 16). Das Museum ist fußläufig vom Bahnhof Friedberg zu erreichen. Parkmöglichkeiten befinden sich unmittelbar westlich sowie im Parkhaus in der Alten Bahnhofstraße.
Im gleichen Gebäude ist auch der Kunstverein Friedberg mit Ausstellungsräumen vertreten sowie die Kreisarchäologie des Wetteraukreis.
Geschichte des Museums
Die Gründung des Wetterau-Museums fällt in die Zeit kurz vor 1900, eine Zeit, zu der in Friedberg zahlreiche Funde aus der Römerzeit entdeckt, sowie der Friedberger Geschichtsverein gegründet wurde. Der Standort wurde dabei anfangs mehrmals gewechselt (zunächst im Feldwebelbau des Großherzoglichen Schlosses auf der Burg Friedberg, seit 1901 in der Augustinerschule, ab 1905 in der Usagasse 38), bis das Museum 1913 an den heutigen Standort umzog. Wegen des Ersten Weltkriegs konnte es jedoch erst am 16. Mai 1920 am neuen Standort eröffnet werden. Dort blieb es bestehen mit Ausnahme der Auslagerung der Bestände im Zweiten Weltkrieg. Auch der Name variierte in der Frühzeit noch leicht („historisches Museum der Stadt und der Wetterau“, „Wetterauer Museum“) Das zweigeschossige Museumsgebäude wurde 1882 zunächst für städtische Pferdeställe und eine Gewerbeschule erbaut und steht unter Denkmalschutz.[1]
Sammlung
Das Wetterau-Museum dokumentiert mit seinen Exponaten das Leben der Menschen in Friedberg und der Wetterau von der Vorgeschichte bis ins 20. Jahrhundert. Durch diese kulturgeschichtliche Ausrichtung liegt ein besonderer Schwerpunkt in der archäologischen Abteilung, welche einen großen Teil des Erdgeschosses einnimmt. Im ersten Stockwerk befinden sich vorwiegend mittelalterliche und neuzeitliche Objekte. Ein großer Teil des Obergeschosses ist für längere Sonderausstellungen reserviert. 2010 widmete sich diese der jüdischen Geschichte Friedbergs. Bis September 2011 schließt daran eine Ausstellung über archäologische Funde von der Neubautrasse der Bundesstraße 3a an.
Die Wetterau in Vor- und Frühgeschichte
Die Fruchtbarkeit ihres Lösslehmbodens machte die Wetterau schon in frühgeschichtlicher Zeit zu einem bevorzugten Siedlungsraum; aus allen archäologisch relevanten Epochen sind hier zahlreiche herausragende Fundstücke verzeichnet. Steinartefakte der Altsteinzeit gehören zu den ältesten bekannten Funden der Region. Mit dem Übergang zu Ackerbau und festen Wohnsitzen gibt es in der Wetterau zahlreiche Funde jungsteinzeitlicher Kulturen, die im Museum durch Keramik, Tonidole und Steinwerkzeuge repräsentiert sind.
Bestattungen mit teilweise reichen Beigaben geben Einblicke in die verschiedenen Kulturen und ihre Hinterlassenschaften. Darunter ist besonders das Inventar eines Frauengrabs zu nennen, das eponymer Fundort war für die Stufe Wölfersheim der Bronzezeit.[2]
Ebenfalls durch zahlreiche Vitrinen mit Grabinventaren ist das Frühmittelalter vertreten, zunächst durch alamannische, seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. fränkische Funde.
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Die ältesten gezeigten Funde gehören in die Altsteinzeit
Kelten in der Wetterau
Das Museum ist Anlaufpunkt der Keltenstraße. Eine 2002 neu gestaltete Abteilung zeigt anhand der regionalen Funde besonders Rekonstruktionen der Lebensbedingungen – Hausbau, Handwerkstechniken, Landwirtschaft, Handel, Ernährung bis hin zur Religion. Neben Funden und Rekonstruktionen ermöglichen Karten und Großfotos Einblicke in ein Jahrtausend keltischer Kultur.
Römerzeit am Wetteraulimes
Besonders zahlreich und qualitätvoll ist die römische Epoche vertreten. Anziehungspunkt ist dabei die Präsentation des Münzschatzes von Ober-Florstadt, welcher aus 1136 Denaren besteht.[3] Einen seltenen Glücksfall für die Archäologie stellt das Grabinventar aus dem Gräberfeld einer Villa rustica bei Wölfersheim-Wohnbach dar, weil Grabfunde aus dem Umfeld dieser Anlagen relativ selten sind. Die prächtige Ausstattung lässt darauf schließen, dass es sich bei der bestatteten Frau um ein Mitglied der Besitzerfamilie gehandelt hat.
Sehr zahlreich vertreten sind die Steindenkmäler aus römischer Zeit, darunter ein Mithrasrelief sowie zwei cautopates (Fackelträger). Ebenfalls aus dem Friedberger Mithraeum stammen zwei Inschriften von beneficiarii consulares.[4] Vom Kastell Kapersburg sind zwei Steindenkmäler ausgestellt, ein Epona-Relief[5] sowie die Bauinschrift vom horreum.[6] Vervollständigt wird die Steinsammlung von einem Leugenstein der Civitas Taunensium,[7] welcher sich vor dem Treppenaufgang befindet. Es handelt sich um eine der spätesten Inschriften aus dem direkten Hinterland des Limes vor dem sogenannten Limesfall, datiert auf das Jahr 250 n. Chr.
Weitere Vitrinen zeigen Funde zu den Themen Handel und Handwerk, Schreiben und Lesen, Römische Küche und Soldatenleben am Limes. Eine Villa rustica ist als Modell nachgebildet.
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Benefiziarierinschriften aus dem Mithraeum Friedberg (CIL XIII 7399-7400)
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Epona-Relief aus dem Limeskastell Kapersburg.
„Glanzstücke“ zur Geschichte der Stadt und Burg Friedberg
Die Abteilung im Obergeschoss des Museums präsentiert die Geschichte der Reichsstadt Friedberg, der Reichsburg und der Burggrafschaft Friedberg. Ein Modell zeigt eine der größten Burganlagen Deutschlands zusammen mit der Stadt. Drei historische Ansichten aus dem 16. Jahrhundert, davon eine über drei Meter breit, lassen die Reichsstadt im späten Mittelalter lebendig werden. Weitere Ausstellungsstücke gehören zur Stadtkirche sowie zur jüdischen Gemeinde in Friedberg, von der in der Altstadt ein Ritualbad erhalten ist.[8]
Ebenfalls in dieser Abteilung wird das sogenannte „Lutherschwert“ ausgestellt, ein Bidenhänder, der dem Reichsherold Kaspar Sturm zugeschrieben wurde. Das Schwert ist im Rahmen von Sonderausstellungen, besonders im aktuellen Lutherjahrzehnt häufiger ausgeliehen. Es wurde 1841 von Nachfahren durch einen Friedberger Buchhändler für 200 Gulden erworben und gelangte zunächst als Dauerleihgabe in das Museum. In den 1970er Jahren wurde es schließlich der Stadt Friedberg geschenkt. Die schneckenförmig aufgerollten Enden der Parierstange zeigen, dass es zum sogenannten deutschen Typ gehört, der um 1520 noch nicht verbreitet war. Neuere Untersuchungen datieren das Schwert deshalb auf das späte 16. oder frühe 17. Jahrhundert.[9]
Eher ungewöhnlich in dem historisch ausgerichteten Museum ist eine Sammlung von Kunstwerken des 20. Jahrhundert mit Werken von Hans Arp, Lucio Fontana, Hermann Goepfert und Ernst Wilhelm Nay. Sie kamen mit dem Nachlass des Friedberger Lyrikers und Essayisten Fritz Usinger an das Museum und haben einen festen Platz im ersten Obergeschoss.[10]
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Das dem Reichsherold Kaspar Sturm zugeschriebene Schwert
Von der Sichel zur Dreschmaschine
Eine großräumige Ausstellung schließt im Erdgeschoss an die Vor- und Frühgeschichte an. Grund für den hohen Platzbedarf ist das Thema Zur Modernisierung und Mechanisierung der ländlichen Arbeitswelt in der Wetterau 1800-1959. Angefangen bei einfachen bäuerlichen Werkzeugen reicht die Palette der Ausstellungsstücke über eine Lanz-Dreschmaschine bis zu einem Lanz-Bulldog von 1927.
Kolonialwarenladen der Jahrhundertwende
Als Schenkung der Familie Steinhauer gelangte das Inventar des Friedberger Einzel- und Großhandelsgeschäfts der Familien Wagner und Steinhauer an das Museum. Es befindet sich im Ersten Stock mit dem Sortiment und der Präsentation um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ausgestellt. Das anfängliche (1792) Angebot an Waren des täglichen Bedarfs, Glas und Porzellan wurde später zu einem Einzel- und Großhandelsgeschäft ausgebaut, wobei eine Kaffeerösterei, Tabakgroßhandel und Handel mit Beleuchtungsartikeln hinzukam.[11]
The Army Home of Elvis Presley
Im Anschluss an eine Sonderausstellung zum 25. Todestag 2002 wurde 2003 in die stadtgeschichtliche Ausstellung ein Teil zu dem wohl berühmtesten Gast Friedbergs, Elvis Presley, integriert. Presley war zwischen 1958 und 1960 als Soldat in den Ray Barracks in Friedberg stationiert, gewohnt hat er in Bad Nauheim. Die Ausstellung zeigt unter anderem Bilder von Elvis als Soldat, aus dem Friedberg der späten 50er Jahre sowie einige Originalobjekte.[12]
Der Museumshof
Der Innenhof des Museums wird sowohl für museumspädagogische Veranstaltungen als auch zur Ausstellung von Steindenkmälern genutzt. Hier befindet sich unter anderem eine barocke Statue des Heiligen Georg mit dem Drachen vom Georgsbrunnen in der Burg. Weiterhin sind mehrere Teile von anderen Friedberger Brunnen sowie frühneuzeitliche Grabplatten ausgestellt.
Literatur
- Dietwulf Baatz und Hans-Günther Simon in: D. Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. 3. Auflage. 1989. Lizenzausgabe Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 305–311.
- Johannes Kögler: Das Wetterau-Museum. Historisches Museum für Friedberg und die Wetterau. Herausgegeben vom Magistrat der Kreisstadt Friedberg (Hessen) (Friedberg 2007).
- Museen in Hessen. Herausgegeben vom Hessischen Museumsverband, Kassel 1994, S. 165–167, ISBN 3-9800-508-8-2
- Wetterau-Museum – Regionales Limesinformationszentrum der Wetterau. In: Kreisausschuss des Wetteraukreises (Hrsg.): Die Römer entdecken! Ausflugsziele in der Wetterau. Friedberg 2010, ISBN 978-3-00-030758-4, S. 100f.
Weblinks
Commons: Wetterau-Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Informationen (Öffnungszeiten, Kontakt) auf den Seiten der Stadt Friedberg (Menüpunkt „Kultur“)
- www.museen-in-hessen.de
Einzelnachweise
- ↑ Heinz Wionski: Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis II, Teilband 2, Friedberg bis Wöllstadt. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1999, ISBN 3-528-06227-4, S. 608. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).
- ↑ Zu den Wölfersheimer Gräbern siehe Wolf Kubach: Gräber zwischen Hügelgräber- und Urnenfelderkultur. Die bronzezeitlichen Grabfunde von Wölfersheim. In: Vera Rupp (Hrsg.): Archäologie der Wetterau. Bindernagel, Friedberg 1991, ISBN 3-87076-065-6 S. 175–186 (Sonderausgabe der Wetterauer Geschichtsblätter 40/1991).
- ↑ Zum Münzschatz siehe Helmut Schubert: Ein kaiserzeitlicher Denarfund aus dem Kastell von Ober-Florstadt. In: Vera Rupp (Hrsg.): Archäologie der Wetterau. Friedberg 1991, S. 271–285 oder derselbe: Der Denarschatz von Ober-Florstadt. Ein römischer Münzschatz aus dem Kohortenkastell am östlichen Wetteraulimes. Wiesbaden 1994 (Archäologische Denkmäler in Hessen 118).
- ↑ Corpus Inscriptionum Latinarum: CIL 13, 7399,CIL 13, 7400
- ↑ Inschrift: CIL 13, 07438, zum Relief siehe CSIR-D-03-12, 00163.
- ↑ CIL 13, 7441
- ↑ CIL 13, 9123
- ↑ Zur jüdischen Geschichte Friedbergs siehe Friedrich Battenberg: Friedberg und die Juden in Hessen. In: Bernd Heidenreich/ Klaus Böhme (Hrsg.): Hessen: Geschichte und Politik. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-016323-X, S. 122–134 (Schriften zur politischen Landeskunde Hessens 5).
- ↑ Siehe dazu Harald Meller/ Siegfried Bräuer (Hrsg.): Fundsache Luther: Archäologen auf den Spuren des Reformators. Begleitband zur Landesausstellung „Fundsache Luther – Archäologen auf den Spuren des Reformators“ im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) vom 31. Oktober 2008 bis 26. April 2009. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2201-2 Kat. D15; Carl A. Hoffmann u.a. (Hrsg.): Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden. Begleitband zur Ausstellung im Maximilianmuseum Augsburg, Schnell und Steiner, Regensburg 2005, S. 311f. Kat. I.12.
- ↑ Zur Sammlung Usingers siehe Johannes Kögler: ARP · FONTANA · GOEPFERT · NAY. Fritz Usinger als Kunst-Essayist. In: Wetterauer Geschichtsblätter 39, 1990, Bindernagel, Friedberg, ISBN 3-87076-062-1, S. 5–147.
- ↑ Ulrike Lischewsky: Supermarkt der Jahrhundertwende – Kolonialwarenladen Steinhauer. In: Mitteilungen: Journal des Hessischen Museumsverbandes 19, 2000, S. 17f.
- ↑ Ulrike Lischewsky: A late date: mit Elvis zurück in das Friedberg der 50er Jahre. In: Mitteilungen: Journal des Hessischen Museumsverbandes 22 (2002), S. 4–6; zu Elvis in Friedberg und Bad Nauheim siehe Heinrich Burk: Elvis in Bad Nauheim und Friedberg. In: H. Burk/ Hans-Ulrich Elter: Der King in Deutschland 1958 - 1960. B+U-Verlag, Oldenburg 2008, ISBN 978-3-939870-55-5, S. 63–172.
50.3361218.75587160Koordinaten: 50° 20′ 10″ N, 8° 45′ 21″ ODieser Artikel befindet sich derzeit im Review-Prozess. Sag dort deine Meinung zum Artikel und hilf mit, ihn zu verbessern! Kategorien:- Archäologische Sammlung in Deutschland
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