Wilhelm Dorr

Wilhelm Dorr
Wilhelm Dorr im August 1945

Wilhelm Dorr (* 9. Februar 1921 in Nürnberg; † 13. Dezember 1945 in Hameln) war SS-Rottenführer und als stellvertretender Kommandoführer im Konzentrationslager Dora-Mittelbau eingesetzt.

Leben

Dorr, verheiratet und Vater eines Kindes, war von Beruf Landwirt auf dem Hof seines Vaters. Am 15. Dezember 1940 meldete er sich als Freiwilliger zur deutschen Wehrmacht, sein Aufnahmegesuch wurde jedoch abgelehnt. Anschließend bewarb er sich erfolgreich bei der Waffen-SS und absolvierte einen qualifizierenden technischen Lehrgang in Dresden. Im Oktober 1941 wurde Dorr aufgrund einer Erkrankung in ein Krankenhaus verlegt. Danach war er in Oranienburg bei der Wachmannschaft (SS-Totenkopfverbände) des KZ Sachsenhausen stationiert und wurde im Januar 1944 in das Konzentrationslager Dora-Mittelbau als angehender Blockführer versetzt. Ab September 1944 fungierte er als Stellvertreter des Kommandoführers Franz Stofel in Kleinbodungen, einem Außenkommando von Dora-Mittelbau. Dieses Außenkommando umfasste etwa 650 Häftlinge, die in einem Raketenreparaturwerk für die Boden-Boden-Rakete A4 (besser bekannt als V2) Zwangsarbeit leisten mussten. Dorrs Aufgabe in Kleinbodungen war im wesentlichen das Abhalten von Zählappellen vor und nach dem Arbeitseinsatz der Häftlinge.

Nachdem Stofel am 4. April 1945 von Franz Hössler den Befehl erhalten hatte, das Außenlager Kleinbodungen zu evakuieren, verließen am 5. April 1945 610 Häftlinge unter der Leitung Stofels und seines Stellvertreters Wilhelm Dorr sowie 45 SS-Männern das Außenlager. Ursprünglich lautete der Befehl von Herzberg aus die Häftlinge mit der Eisenbahn in das KZ Neuengamme zu bringen. Aufgrund von Luftangriffen entschloss sich Stofel jedoch die Häftlinge in das nächstgelege Konzentrationslager Bergen-Belsen zu überführen. Am 10. April 1945, nachdem bereits einigen Häftlingen die Flucht geglückt war, geriet der Evakuierungstransport bei Gross Hehlen nördlich von Celle in ein Kampfgebiet. Während des Kampfgeschehens wurden vier bis fünf Häftlinge aufgrund von Fluchtversuchen und zu langsamem Marschtempo von Feldeinheiten erschossen. Am 11. April 1945 kam der Evakuierungstransport im KZ Bergen-Belsen mit 590 Häftlingen an.

Am 15. April 1945 wurde das KZ Bergen-Belsen durch britische Truppen befreit, die dort über 10.000 Tote und etwa 60.000 Überlebende vorfanden. Das SS-Lagerpersonal wurde dazu verpflichtet, alle Leichen abzutransportieren und in Massengräbern zu bestatten.

Danach wurde Dorr verhaftet und durch britische Militärangehörige verhört. Im Bergen-Belsen-Prozess (17. September bis 17. November 1945) wurde er wegen seiner in Bergen-Belsen begangenen Verbrechen angeklagt. Laut Zeugenaussagen soll Dorr während des Evakuierungsmarsches Häftlinge erschossen haben.

Dorr, der auf „nicht schuldig“ plädierte, wurde am 17. November 1945 schuldig gesprochen und zum Tod durch den Strang verurteilt. Der britische Henker Albert Pierrepoint vollstreckte das Urteil am 13. Dezember 1945 im Gefängnis von Hameln.

Literatur

  • United Nations War Crimes Commission (Hrsg.): Law reports of trials of war criminals, selected and prepared by the United Nations War Crimes Commission. 3 Bände, William S. Hein Publishing, Buffalo (New York) 1997, ISBN 1-57588-403-8 (Reprint der Originalausgabe von 1947–1949)

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