- Wilhelm Friedrich (Nassau-Dietz)
-
Wilhelm Friedrich (* 7. August 1613 in Arnheim; † 31. Oktober 1664 in Leeuwarden) war Graf, ab 1654 Fürst von Nassau-Dietz und Statthalter von Friesland, Groningen und Drenthe.
Leben
Wilhelm Friedrich war der zweite Sohn des Grafen Ernst Casimir von Nassau-Dietz (1573–1632) und der Herzogin Sophie Hedwig von Braunschweig-Lüneburg (1592–1642). Als sein Bruder Heinrich Casimir I. 1640 gefallen war, gelang es ihm, in Friesland die Statthalterschaft zu erhalten, in Stadt und Lande (Groningen und Umgebung) aber und in Drenthe wusste Prinz Friedrich Heinrich dieselbe für sich selbst zu erwerben, was von Wilhelm Friedrich und seiner Mutter sehr übel genommen wurde. Der Prinz jedoch besaß damals eine solche Gewalt, dass sie nicht allein gezwungen waren, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sondern auch durch Versprechung der survivance für ihn und seine Söhne dessen unentbehrliche Gunst zurückgewinnen mussten. Sonst hätte Wilhelm Friedrich nicht einmal das Recht der Magistratsernennung in den friesischen Städten erhalten können, wie es sein Bruder besessen hatte.
So lange Friedrich Heinrich lebte, verblieb Wilhelm Friedrich, dessen Macht in Friesland ziemlich beschränkt war, im Hintergrund. Nach dessen Tode jedoch schloss er sich dessen Sohn und Nachfolger Wilhelm II. aufs engste an und nahm 1650 offen dessen Partei gegen die holländischen Staaten. Er übernahm die Führung des bekannten Unternehmens gegen Amsterdam, dessen Misslingen aber nicht ihm zur Last fiel. Kaum war aber Wilhelm II. plötzlich gestorben, so wandte sich Wilhelm Friedrich der jetzt siegreichen Provinz Holland zu und bot den Generalstaaten seinen Dienst an. Er hoffte Vertreter des eben geborenen Prinzen Wilhelm III. zu werden, wenn derselbe die Kapitän- und Admiralgeneralswürde erhalten sollte, was ihm jedoch ebenso wenig gelang wie dem Feldmarschall Brederode. Nur die Statthalterschaft von Stadt und Lande und Drenthe gelang es ihm, sehr zum Verdruss der holländischen Regenten für sich zu retten. Sonst blieb er Feldzeugmeister.
In den fortdauernden Zwistigkeiten der oranischen Partei spielte er von jetzt an eine einigermaßen zweideutige Rolle. Er erhielt die Hand der zweiten Tochter von Friedrich Heinrich, der Prinzessin Albertine Agnes von Oranien-Nassau, was sein Ansehen erhöhte und ihn wieder eng mit dem älteren Zweig des nassauischen Hauses verband und versuchte als Oheim unter den Vormündern des jungen Prinzen aufzutreten. Doch zu gleicher Zeit zeigte er sich immer den Staaten von Holland gefällig und suchte die Freundschaft de Witts, durch welche er hoffte, wenigstens die durch Brederodes Tod erledigte Feldmarschallswürde zu erhalten, was ihm aber ebenso wenig gelang, als das ihm von der oranischen Partei in Overijssel übertragene Amt eines Leutnant-Statthalters der Provinz zu behalten. Nur in den beiden Nordprovinzen blieb sein Einfluss maßgebend, es gelang ihm dort die Statthalterschaft so zu befestigen, wenn auch mit ziemlich geschmälerter Befugnis, dass 1659 seinem jungen Sohn Heinrich Casimir II. die Erbfolge zugesichert wurde, was auch in Drenthe geschah. Fünf Jahre später, in den ersten Kämpfen der Staaten mit Christoph Bernhard von Galen, Bischof von Münster, wurde ihm der Befehl der kleinen staatischen Armee anvertraut, welche die von den münsterschen besetzte Dielerschanze einnahm, ein Unternehmen, das ihm freilich nicht sonderlich zum Ruhme gereichte, nur dass es zeigte, er gelte als der vornehmste General im staatischen Dienst.
Lange überlebte er diese vereinzelte Kriegstat nicht, denn schon 1664 wurde er durch das Zerspringen einer von ihm untersuchten Pistole tödlich verwundet. Am 31. Oktober dieses Jahres verschied er, einen etwas zweideutigen Ruf hinterlassend. Schon zehn Jahre früher war er so wie seine Vettern von Nassau-Hadamar und Nassau-Siegen Linie in den Reichsfürstenstand erhoben, was freilich seiner Stellung in den Niederlanden weniger zugute kam, als er vielleicht gehofft hatte.
Nachkommen
Aus seiner am 2. Mai 1652 in Kleve geschlossenen Ehe mit Albertine Agnes von Oranien-Nassau:
- Heinrich Casimir II. (1657–1696), Fürst von Nassau-Dietz
- Amalia (1655–1695), heiratete Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach
- Wilhelmina Sophia Hedwig (1664–1667)
Literatur
- Geert H. Janssen: Creaturen van de macht. Patronage bij Willem Frederick van nassau (1613-1664). Amsterdam University Press 2005.
- in englischer Sprache: Princely Power in the Dutch Republic. Patronage and William Frederick of Nassau (1613-64). Manchester University Press, Manchester / New York 2008, ISBN 978-0-7190-7758-6.
- Pieter Lodewijk Muller: Wilhelm Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 133 f.
Vorgänger Amt Nachfolger Heinrich Casimir I. Graf von Nassau-Dietz
ab 1654 Fürst
1640–1664Heinrich Casimir II. Statthalter von FrieslandFlorens von Egmond | Wilhelm von Roggendorf | Georg Schenck von Tautenburg | Maximilian von Egmond | Johann von Ligne | Karl von Brimeu | Gilles de Berlaymont | Caspar de Robles | Georg von Lalaing | Francisco Verdugo | Wilhelm I. von Oranien | Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg | Ernst Casimir von Nassau-Dietz | Heinrich Casimir I. von Nassau-Dietz | Wilhelm Friedrich von Nassau-Dietz | Heinrich Casimir II. von Nassau-Dietz | Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz | Wilhelm IV. von Oranien | Wilhelm V. von Oranien
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Wilhelm Ludwig (Nassau-Dietz) — Wilhelm Ludwig Wilhelm Ludwig (* 13. März 1560 in Dillenburg; † 31. Mai 1620 in Leeuwarden), genannt Us Heit (frs. Unser Vater), war Graf von Nassau Dillenburg und Statthalter von Friesland, Stadt und Lande (Groningen) und … Deutsch Wikipedia
Wilhelm von Nassau-Oranien — Wilhelm I. von Oranien Nassau, Adriaen Thomasz Key, (um 1575) Wilhelm von Oranien (nl: Willem van Oranje) (* 24. April 1533 in Dillenburg; † 10. Juli 1584 in Delft), auch bekannt als Wilhelm der Schweiger (nl: Willem de Zwijger), war Führer im… … Deutsch Wikipedia
Wilhelm Friedrich — ist der Name folgender Personen: Wilhelm Friedrich (Brandenburg Ansbach), Markgraf (1703–1723) Wilhelm Friedrich (Nassau Dietz), Graf (1632–1664) Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer m … Deutsch Wikipedia
Johann Wilhelm Friso (Nassau-Dietz) — Johann Wilhelm Friso von Nassau Dietz Johann Wilhelm Friso (* 4. August 1687 in Dessau; † 14. Juli 1711 bei Moerdijk) war Prinz von Oranien und Fürst von Nassau Diez. Leben Johann Wilhelm Friso, Sohn des Fürsten … Deutsch Wikipedia
Ernst Casimir (Nassau-Dietz) — Ernst Casimir von Nassau Diez, Stich von Willem Isaaksz Swanenburg Ernst Casimir von Nassau Diez (* 22. Dezember 1573 in Dillenburg; † 2. Juni 1632 in Roermond), war Graf von Nassau Diez von 1607 1632 und Statthalter von Friesland, Groningen und… … Deutsch Wikipedia
Heinrich Casimir von Nassau-Dietz — Heinrich Casimir II. Reichsfürst Heinrich Casimir von Nassau Dietz (* 18. Januar 1657 in Den Haag; † 25. März 1696 in Leeuwarden) war ein Vorfahre der Könige der Niederlande. Leben Das Haus Nassau ist ein Adelsgeschlecht von europäischer… … Deutsch Wikipedia
Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz — Johann Wilhelm Friso (* 4. August 1687 in Dessau; † 14. Juli 1711 bei Moerdijk) war Prinz von Oranien und Fürst von Nassau Dietz. Leben Johann Wilhelm Friso, Sohn des Fürsten Heinrich Kasimir von Nassau Dietz und der … Deutsch Wikipedia
Ernst Casimir von Nassau-Dietz — Ernst Casimir von Nassau Diez, Stich von Willem Isaaksz Swanenburg Ernst Casimir von Nassau Diez (* 22. Dezember 1573 in Dillenburg; † 2. Juni 1632 in Roermond), war Graf von Nassau Diez von 1607 1632 und Statthalter von Friesland, Groningen und… … Deutsch Wikipedia
Wilhelm Ludwig (Nassau-Dillenburg) — Wilhelm Ludwig Wilhelm Ludwig (* 13. März 1560 in Dillenburg; † 31. Mai 1620 in Leeuwarden), genannt Us Heit (frs. Unser Vater), war Graf von Nassau Dillenburg und Statthalter von Friesland, Stadt und Lande ( … Deutsch Wikipedia
Wilhelm Hyacinth (Nassau-Siegen) — Wilhelm Hyacinth Wilhelm Hyacinth von Nassau Siegen (* 7. April 1666 in Brüssel; † 18. Februar 1743 in Hadamar) war Prinz von Oranien und Fürst von Nassau Siegen … Deutsch Wikipedia