Wilhelm Lesser

Wilhelm Lesser

Wilhelm Lesser (* 9. Mai 1812 in Kopenhagen; † 11. Februar 1889 in Kiel) war Beamter, Bahnvorstand und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Studium

Nach dem Schulbesuch in Rendsburg studiert Lesser ab dem 25. April 1831 Rechtswissenschaften an der Universität Kiel und wird dort Mitglied des engeren Vereins der Burschenschaften. Am 27. Oktober 1832 wechselt er zum weiteren Studium an die Universität Heidelberg und wird dort Mitglied des engeren Vereins der Heidelberger Germania. Er hat in Heidelberg Kontakte mit Teilnehmern des Sturms auf die Frankfurter Hauptwache am 3. April 1833. Nach der Rückkehr an die Universität Kiel erfolgen Verhöre wegen seiner Heidelberger Burschenschaftsaktivitäten. 1838 schließt Lesser seine Studien mit der Prüfung in Schleswiger Recht ab.

Tätigkeit in Kopenhagen

1838 beginnt Lesser sein Berufsleben als Volontär im Deutschen Sekretariat der Rentekammer in Kopenhagen. Am 2. März 1841 wird er zum Generalbevollmächtigten im Expeditionskontor für Schleswiger Angelegenheiten, am 11. Januar 1843 zusätzlich zum Sekretär der Königlichen Eisenbahnkommission ernannt. 1844 wird er Kammerrat und Chef des Expeditions-Comptoirs für Schleswigsche Sachen,

Schleswig-Holsteinischer Krieg

Am 24. März 1848 legt Lesser sein Amt in Kopenhagen nieder und schließt sich der Provisorischen Regierung in Kiel unter Wilhelm Beseler als Chef des Büros für Finanzsachen an. Nach der Niederlage im Schleswig-Holsteinischen Krieg und der Eroberung Schleswigs durch die Dänen verliert er seine Stelle und muss Schleswig verlassen.

Eisenbahn

Ab Mitte 1852 ist Lesser Bürochef der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft in Erfurt. 1860 wird er Direktor der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft. Am 1. Juli 1864 wird er 1. Gelehrter Senator in Kiel.

Rückkehr nach Schleswig

Nach dem Sieg Preußens im Deutsch-Dänischen Krieg kehrt Wilhelm Lesser nach Schleswig zurück und wird am 14. September 1864 Vorsitzender der Holsteinischen Regierung, zuständig für Finanzen. Er wird königlich-dänischer Kommissar für die Holsteinische Ständeversammlung, eingesetzt durch den österreichischen Statthalter Generalmajor Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz.

Am 11. Juni 1866 erfolgt seine Entsetzung auf der Holsteinischen Ständeversammlung in Itzehoe durch preußische Offiziere auf Befehl von Generalleutnant Edwin von Manteuffel, dem preußischen Statthalter des Herzogtums Schleswig.

Bürgermeister von Wandsbek

Am 14. März 1870 wurde er zum Bürgermeister von Wandsbek gewählt und hatte dieses Amt zwölf Jahre bis zum 22. Mai 1882 inne.

Familie

Seine Paten waren Etatrat Ewers, Justizrat Schmith-Ruseldeck, Justizrat Stehn, Justizrat Joachim Otto Friedrich Spies (1780-1844), Frau Lütchen und Frl. Emilie Kirstein. Sein Vater Johann Joachim Gottfried (1771-1833) ist 1812 Rittmeister, später Oberst, im dänischen Generalstab, 1832 Postmeister in Kiel. Seine Mutter ist Anna Amelie Caroline von Plato (1778-1834).

Am 29. März 1843 schließt er in Kopenhagen seine erste Ehe mit Maria Louise Lehmann (1819-1848). Ihr Bruder Orla Lehmann ist Vertreter der Bewegung eines Dänemarks bis zur Eider und 1848 dänischer Minister, Sie selbst ist die Tochter des Deputierten Martin Christian Gottlieb Lehmann und der Louise Friederike Bech. Seine Söhne Karl Ludwig Martin Gottfried (*1844) und Wilhelm Otto Waldemar (*1847) gehen nach Amerika und sind später verschollen. Die Tochter Friederike Louise (1846-1904) war Lehrerin in Kiel.

Seine zweite Ehe, geschlossen am 19. April 1860 in Erfurt, mit Johanna Margarethe Pfeiffer (1824-1912), Tochter des Kaufmanns Jonas Friedrichs Pfeiffer und Anna Juliane Lameyer in Erfurt, bleibt kinderlos.

Ehrungen

Wilhelm Lesser erhielt am 22. August 1866 das Komturkreuz des österreichischen Franz-Joseph-Ordens für seinen Einsatz für Holstein und die österreichischen Interessen. Am 4. November 1887 wurde Lesser zum Ehrenbürger von Wandsbek ernannt. Der erste Ehrenbürger Wandsbeks war sein Kollege in der Holsteinischen Regierung Franz Christoph Reimers, der nächste Ehrenbürger nach Wilhelm 1891 Otto Fürst von Bismarck. Am 16. Dezember 1890 wurde die Lesserstraße in Wandsbek nach ihm benannt. Das vom Magistrat in Auftrag gegeben Ölbild von ihm hängt heute im Museum für Hamburgische Geschichte.

Werk

Topographie des Herzogtums Schleswig, Verlag Carl Schröder, Kiel 1853

Quellen

  • Verbrechen: Hochverrat in Untersuchungssachen gegen den jur.stud. Wilhelm von Lesser und den jur.stud. Carl Ernst Emil von Lesser, beide aus Kopenhagen, wegen Teilnahme an der hier bestandenen Burschenschaft, Großherzogliches Universitätsamt Heidelberg, Disziplinarsachen, VIII,1 Nr. 155, 1833, Heidelberger Universitätsarchiv,
  • Lebenslauf Wilhelm Lessers (Eingangsdatum vom 31. Mai 1838) Embedsansøgninger, Rentekammerte, Tyske Sekretariat 1660-1848, Reichsarchiv Kopenhagen,
  • Entlassungsgesuch, Abt. 66, Nr. 6070, Landesarchiv Schleswig-Holstein,
  • Jahresbericht der Direction der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft Bd. I 1845-1857, Bd. II 1858-1868 unter 1/35 (97), Reichsbahndirektion Erfurt, Verwaltungsarchiv,
  • Komturkreuz, Verleihung desselben an Wilhelm Lesser, Administrationsregistratur F 46/60, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien,
  • Magistratsprotokolle Wandsbek, IIa2, Band 1 und 2, Staatsarchiv Hamburg,
  • Personalakte des Wilhelm Lesser, Signatur 422-12, I L 15, Staatsarchiv Hamburg,/Schleswig: Abt. 309 Nr. 309,

Literatur

  • KIECKSEE, Heinz: Holstein 1864. Holstein und seine Randgebiete im Deutsch-Dänischen Kriege 1864, Lübeck/Hamburg 1964,
  • PUVOGEL, Friedrich: Wandsbek in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Ortsgeschichtliche Aufzeichnungen. Sonder-Abdruck aus den Jahrgängen 1900 und 1901 des „Wandsbeker Boten“, Wandsbek 1901,
  • JAACKS, Gisela: Gesichter und Persönlichkeiten, Bestandskatalog der Gemäldesammlung im Museum für Hamburgische Geschichte I: Ölgemälde, Pastelle, Miniaturen, Aquarelle und Zeichnungen, Hamburg 1992,

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