Edwin von Manteuffel

Edwin von Manteuffel
Edwin von Manteuffel, porträtiert von Richard Brend’amour
Edwin von Manteuffel, porträtiert von Heinrich von Angeli (1879)

Edwin Karl Rochus Freiherr von Manteuffel (* 24. Februar 1809 in Dresden; † 17. Juni 1885 in Karlsbad) war ein preußischer Generalfeldmarschall.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Werdegang

Der am 24. Februar 1809 geborene Edwin Hans Karl von Manteuffel, Sohn des Geheimen Referendarius von Manteuffel, wuchs als Kind des Biedermeier in der Atmosphäre des Vormärz heran. Als Leutnant setzte er es durch, dass er an der Berliner Universität studieren konnte, und wurde dort Schüler und Freund des Historikers Leopold von Ranke. Mit Beförderungen in Friedenszeiten tat man sich in der damaligen Zeit recht schwer, und so dauerte es 12 Jahre, bis er 1842 vom Leutnant zum Oberleutnant aufrücken konnte.

Man hatte ihn zum Adjutanten des Gouverneurs von Berlin, General von Müffling, ernannt. In den vierziger Jahren, vor der Märzrevolution, war er Adjutant des Prinzen Albrecht von Preußen und begleitete ihn an den Petersburger Hof, wo Zar Nikolaus den jungen Rittmeister von Manteuffel besonders auszeichnete. Infolge dessen wurde er auch später wiederholt für militärische Missionen in Russland verwandt.

Noch unter der Ministerpräsidentschaft seines Vetters Otto Theodor von Manteuffel wurde er 1857 der Abteilungschef für die persönlichen Angelegenheiten im Kriegsministerium, was damals gleichzeitig den Chef des Militärkabinetts bedeutete. 1858 zum Oberst befördert, als Prinz Wilhelm zur Regentschaft und dann als König zur Regierung kam. Edwin von Manteuffel konnte im Gegensatz zu seinem Vetter an der Macht bleiben. Er wurde 1861 – als Generalleutnant – Generaladjutant des Königs und in militärischen Dingen zusammen mit Roon, dessen Ernennung Manteuffel betrieb, ständiger Berater des Monarchen. Auch um die Berufung Moltkes zum Generalstabschef hat er sich verdient gemacht, so dass man sagen muss, dieser Chef des Militärkabinetts besaß eine fast beispiellos glückliche Hand. Man überschätzte aber seine politische Tätigkeit und schrieb ihm vielfach einen sehr nachteiligen reaktionären Einfluss zu. So nannte ihn 1861 Karl Twesten in seiner Broschüre Was uns noch retten kann einen unheilvollen Mann in unheilvoller Stellung. Diesen Angriff auf seine amtliche Stellung beantwortete Manteuffel mit einer Herausforderung zum Zweikampf, welcher Twesten eine Verwundung und Manteuffel einen kurzen Arrest in Magdeburg eintrug.

Deutsche Einigungskriege

Urkunde vom 20. Juli 1866 mit der Unterschrift Manteuffels: Frankfurt am Main muss innerhalb von 24 Stunden 25 Mio. Gulden Kriegs-Contribution an die Feld-Kriegs-Casse der Main-Armee zahlen.

Nach dem Sieg im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wurde Manteuffel zum Gouverneur von Schleswig bestimmt. Im Deutschen Krieg 1866 fiel ihm die Aufgabe zu, das benachbarte Holstein, das unter österreichischer Militärverwaltung stand, zu besetzen, ehe die Österreicher aus Hannover Hilfe bekommen konnten. Nachdem Manteuffel kampflos Holstein besetzt hatte, überrumpelte er die Welfenhauptstadt an der Leine und wollte weitere Operationen gegen die feindliche Bundesarmee unternehmen. Aber der König hatte nicht ihn, sondern den General Vogel von Falckenstein zum Oberbefehlshaber auf dem westlichen Kriegsschauplatz ernannt. Erst nachdem Falckenstein nach Böhmen gerufen wurde, erfüllte der König Manteuffels Wunsch und übertrug ihm die Leitung des Feldzuges gegen Süddeutschland. So schlug er bei Tauberbischofsheim die Württemberger und bei Gerchsheim und Roßbrunn die Bayern. Manteuffel erhielt für diese Leistungen den Orden Pour le Mérite.

1868 wurde er Kommandierender General des 1. Armeekorps in Königsberg, mit dem er auch 1870 in den Deutsch-Französischen Krieg zog. Sein Korps gehörte zur ersten Armee des General von Steinmetz. Er war dort Sieger in der Schlacht bei Colombey-Nouilly. Manteuffel hinderte mit seinen Ostpreußen den französischen Marschall Bazaine an der Durchbrechung des Metzer Belagerungsringes. Bald erhielt er die Führung der ersten Armee und eroberte Metz, Thionville und Montmédy. Danach sicherte er die Belagerung von Paris nach Norden hin ab und seine Armee siegte bei Amiens und Hallue. Im Januar 1871 wurde er abberufen und übernahm das Kommando der Südarmee. Sofort wagte er mit dem VII. und II. Korps den kühnen Zug über die Côte-d’Or in den Rücken des bei Belfort an der Lisaine kämpfenden Feindes, drängte ihn an die Schweizer Grenze und zwang ab dem 1. Februar 87.000 Mann zum Übertritt in die Schweiz. Zur Belohnung erhielt Manteuffel am 22. März das Großkreuz des Eisernen Kreuzes, am 16. Juni den Schwarzen Adlerorden sowie eine Dotation in Höhe von 300.000 Talern.

Reichsstatthalter

Nach Kriegsende blieb Manteuffel als Oberbefehlshaber der Okkupationsarmee in Frankreich zurück, wo er eng mit dem französischen Bevollmächtigten, Graf de Saint-Vallier, zusammenarbeitete. Er verließ Frankreich erst im September 1873 – mit der Beförderung zum Generalfeldmarschall vom 19. September 1873. Im Juli 1879 war Elsaß-Lothringen in ein neues staatsrechtliches Verhältnis zum Reich getreten. Die Reichslande erhielten einen Statthalter und ein eigenes Ministerium. Zum ersten Statthalter, der einen hohen bundesfürstlichen Rang bekleidete, wurde Edwin von Manteuffel ernannt, der sich auf den militärischen Verwaltungsposten in Schleswig und in Frankreich nach dem Krieg außerordentlich bewährt hatte. Als Adjutant stand ihm in dieser Stellung seit 1884 Bogdan Graf von Hutten-Czapski zur Seite.

Am 17. Juni 1885 ereilte ihn bei einer Kur in Karlsbad der Tod. Kaiser Franz Joseph, gegen den er einst Krieg geführt hatte, ließ seinen Sarg von einer österreichischen Ehreneskorte heimwärts geleiten.

Seine Memoiren, die bereits 1874 veröffentlicht wurden, schrieb sein Adjutant, der damalige Hauptmann Paul von Collas.

Verheiratet war er seit 1844 mit der Tochter des Generalmajors Job Wilhelm von Witzleben.

Ehrungen

In Berlin gibt es ihm zu Ehren seit dem 19. Jahrhundert Manteuffelstraßen in Lichterfelde[1] und in Tempelhof.[2] Nach 1945 hießen sie vorübergehend Waldteufelweg bzw. Klotzstraße. Eine Manteuffelstraße im „Generalsviertel“ von Berlin-Lichtenrade, die 1946 in Graffstraße umbenannt war, bekam 1949 zum Abbau von Mehrfachbenennungen den Namen Klausdorfer Weg.[3] Das Fort Manteuffel, später St. Julien, (1867–1875) der Festung Metz wurde nach ihm benannt.

Das Dragoner-Regiment „Freiherr von Manteuffel“ (Rheinisches) Nr. 5 wurde nach Manteuffel benannt und war bis 1919 in Hofgeismar stationiert.

Edwin Freiherr von Manteuffel war Domherr des Domkapitels zu Merseburg.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Bogdan Graf von Hutten-Czapski: Sechzig Jahre Politik und Gesellschaft, Bd. 1, S. 112–129.
  • Jürgen Hahn-Butry (Hrsg.): Preußisch-deutsche Feldmarschälle und Großadmirale. Safari, Berlin 1937.
  • Sefan Hartmann: Manteuffel, Edwin Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 86–88.
  • Bernhard von Poten: Manteuffel, Edwin Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 176–186.
  • Henry Daniol: M. Thiers, le Comte de Saint-Vallier, le général de Manteuffel: libération du territoire 1871–1873. documents inédits, Paris 1898
  • K. H. Keck,: Das Leben des Generalfeldmarschalls Edwin v. Manteuffel. Bielefeld / Leipzig 1890.

Weblinks

 Commons: Edwin von Manteuffel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manteuffelstraße (Lichterfelde). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  2. Manteuffelstraße (Tempelhof). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  3. Klausdorfer Weg. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  4. W. Kohlhammer: Zeitschrift für Kirchengeschichte, Band 58, 1939, S.167.

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