- Wilhelm Wenker
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Wilhelm Wenker (* 19. September 1874 in Telgte; † 16. August 1956 in Gelsenkirchen) war von 1910 bis 1956 Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Hippolytus in Gelsenkirchen-Horst.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kaiserreich bis Nationalsozialismus
Wilhelm Wenker wurde 1874 in Telgte bei Münster in ein bürgerliches Elternhaus geboren. Im Jahr 1889 waren sein einziger Bruder, sowie seine Eltern bereits verstorben. Nach seinem Abitur, 1894 im Paulinum in Münster, studierte Wenker, ebenfalls in Münster, Theologie. Am 4. Juni 1898 wurde Wilhelm Wenker zum Priester geweiht. Er übernahm kurz darauf eine Stelle als Kaplan in der Gladbecker Gemeinde St. Lamberti.
Als Papst Leo XIII. am 20. Februar 1903 starb, befand sich Wenker in Rom. Ab dem Jahr 1905 war Vikar Wenker im Ortsteil Gladbeck-Rentfort tätig. Hier betreute er die Gemeinde nicht nur seelsorgerisch, er unterrichtete auch an der Schule. Im Jahr 1908 wird Wenker Pfarrrektor in Rentfort.
Am 30. November 1910 wurde Wilhelm Wenker Pfarrer der St. Hippolytus-Pfarrei in Gelsenkirchen-Horst. Die offizielle Einführung fand am 19. Dezember 1910 statt. Während des Ersten Weltkrieges engagiert sich Wenker für die Erweiterung des Krankenhauses, dessen neuer Flügel 1916 eingeweiht wird. 1918, kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, wurde Wenker am 7. Dezember zum Landesdechant des Dekanats Gladbeck ernannt. Als Nachfolger von Dechant Buck, war nun erster Pastor in Gladbeck.
Wenker, der schon im Jahr 1918 eine schwere Lungenkrankheit überwunden hatte, erlitt 1929 einen Blutsturz, der ihn bis Ende Mai 1930, durch Krankenhausaufenthalte und Rehabilitation von seiner Gemeinde fernhielt. Pfarrer Wenker wurden wiederholt höhere kirchliche Ämter angetragen, auf die er aber verzichtete, um in seiner Gemeinde bleiben zu können. Auf dem Schollbruch in Horst wurde 1932 der DJK-Sportplatz eingeweiht, für dessen Bau sich Wenker eingesetzt hatte.
Während des Nationalsozialismus
Nachdem im Jahr 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland die Regierung übernommen hatten, wurde zunächst das Vermögen des Jungmännervereins am 1. Juli 1933 beschlagnahmt, der Wortlaut der Verordnung lautet sichergestellt. Wenker unternahm im Mai 1935 eine weitere Reise nach Rom. Kurz nach seiner Rückkehr, im Juli 1935 wird die Kirchenzeitung beschlagnahmt, im September der Hirtenbrief. Ebenfalls im September 1935 werden die Vermögen des Arbeiter- sowie des Knappenvereins beschlagnahmt.
Nach einer Verfügung des Bischofs muss an bestimmten Tagen die Reichsflagge an der Kirche gezeigt werden, zum ersten Mal am 6. Oktober 1935. Am 20. Dezember ist Wenker 25 Jahre Pfarrer in Horst. Die Jubiläumsfeier wird jedoch von den Nationalsozialisten verboten. Am 30. November 1936 wird der Religionsunterricht Wenkers von den Behörden überprüft, am 2. Dezember die Beschwerde über die Beschlagnahmten Gelder der Arbeiter- und Knappenvereine abgewiesen.
Am 14. März erscheint letztmalig die Kirchenzeitung. Nach der Beschlagnahme im Jahr 1935, hatten Wilhelm Wenker, der Kaplan und einige Gemeindemitglieder weiterhin wöchentlich kirchenamtliche Nachrichten auf Wenkers Schreibmaschine geschrieben und auf dem Vervielfältigungsapparat des Krankenhauses gedruckt. Die Apparate des Krankenhauses werden am 12. April von der Gestapo abgeholt.
Ab dem 17. April 1937 sind sämtliche Kirchenblätter in Deutschland verboten. Wenker erstellt als Ersatz Gottesdienstordnungen und pfarramtliche Nachrichten. Da diese jedoch auch verboten sind, wird Wenkers Schreibmaschine beschlagnahmt und von der Gestapo abgeholt. Eine Eingabe zur Herausgabe der Schreibmaschine, vom 14. Mai 1937, wird am 28. Mai von der zuständigen Gestapo-Stelle abgelehnt.
Ab dem 3. September 1937 wird der Auftrag zur Erteilung des Religionsunterrichts durch Pfarrer, bzw. Pastoren, aufgehoben. Der Religionsunterricht soll durch Lehrer erfolgen. Am 20. Oktober findet eine Hausdurchsuchung beim Kaplan der Gemeinde statt und der Jungmännerverband wird verboten und aufgelöst. Ein daraufhin erfolgter, öffentlicher Protest des Bischofs zeitigt jedoch keinerlei Folgen.
Im Jahr 1938, dem Jahr seines vierzigjährigen Priesterjubiläums erkrankte Wenker abermals schwer. Eine Wallfahrt nach Hardenberg im Juli des gleichen Jahres, wurde von der Gestapo verboten.
Am 30. Januar 1940 wurde Wenker von der Gestapo in Münster verhört. Ein weiteres Verhör fand am 30. August in Gelsenkirchen statt, da an der 11 Uhr Messe vom 28. Juli, vier Polen teilgenommen hatten. Am 26. September muss Wenker vor einem Sondergericht in Buer erscheinen, da aber der Hauptbelastungszeuge nicht erscheint, wird die Verhandlung vertagt. Am 12. November 1940 findet erneut eine Verhandlung vor dem Sondergericht statt, Wenker wird jedoch wegen erwiesener Unschuld freigesprochen und die Kosten des Verfahrens gehen zu Lasten der Staatskasse.
Während eines Ferienaufenthaltes im Jahr 1941 erfährt Wenker, dass zwei seiner Gemeindemitglieder, die sich in Anstalten für Geisteskranke befunden haben, getötet und verbrannt wurden.
Am 6. März 1943 wird Wenker zum Propst ehrenhalber ernannt.
Nachkriegszeit
Am 15. Oktober 1945 soll das Hydrierwerk in Horst (Gelsenberg, heute BP) durch englische Besatzungstruppen demontiert werden. Aufgrund der großen Unruhe unter der Belegschaft des Werkes und der Bevölkerung, findet auf dem DJK-Sportplatz Auf dem Schollbruch eine erste Versammlung statt, auf der auch Pfarrer Wenker spricht. In der Folge wird die Demontage zunächst aufgeschoben.
Der Emscherdamm zwischen Gelsenkirchen-Horst und Essen-Karnap bricht in den Abendstunden des 8. Februar 1946. Das Hochwasser reicht bis zur heutigen Gesamtschule Horst. Mit anderen zusammen organisiert Wenker Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung.
Im Jahr 1948 feiert Wilhelm Wenker sein goldenes Priesterjubiläum und wird aus diesem Anlass zum Ehrendomkapitular von Münster ernannt.
Die endgültige Demontage des Hydrierwerkes Gelsenberg soll 1949 dann doch erfolgen. Wenker setzt sich vehement gegen die Demontage ein, schreibt Eingaben an den amerikanischen Präsidenten und die Königin von England. Er bewegt den Bischof von Münster dazu, sich ebenfalls gegen die Demontage einzusetzen. Am 31. Mai 1949 findet erneut eine große Protestversammlung auf dem DJK-Sportplatz statt. Nach etlichen Eingaben und Protesten schafft es Wenker schließlich, die Demontage zu verhindern.
Am 30. November 1950 ist Wilhelm Wenker 40 Jahre Pfarrer der Gemeinde St. Hippolytus in Horst. Aus diesem Anlass wurde er für seinen Einsatz gegen die Demontage von Gelsenberg zum Ehrenbürger der Stadt Gelsenkirchen ernannt. Bei einer Feier im Hans-Sachs-Haus wurde ihm ein Kelch, sowie die Ehrenbürgerurkunde überreicht. Wenker besuchte 1951 noch einmal Lourdes und tritt 1954 als Dechant zurück. Kurz darauf wird er zum Ehrendechant ernannt.
Das Steckkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, wurden Wenker am 30. November 1955 verliehen.
Wilhelm Wenker stirbt am Abend des 16. August 1956 im Alter von 81 Jahren. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in einer Gruft der Kirchengemeinde auf dem Alten Friedhof in Horst.
Auf Bewilligung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Gelsenkirchen, erhält die Straße zwischen der ehemaligen Schloss- und der Industriestraße in Gelsenkirchen-Horst, am 22. Oktober 1956 den Namen Propst-Wenker-Straße.
In der Kapelle des Turms der St. Hippolytus-Kirche in Horst wird am 21. August 1957 eine Gedenktafel zu Ehren Wenkers eingeweiht. 1965 erhält das neue Kinderheim Auf dem Schollbruch den Namen Propst Wenker Kinderheim. Im Jahr 1982 wird das Denkmal für Wilhelm Wenker an der Hippolytus Kirche aufgestellt.
Weblinks
Quellen
- Propst Wenker Chronik
- Chronik 375 Jahre St. Hippolytus, 1965
- Institut für Stadtgeschichte, Jahreschronik 1956 und 1957
- Archiv der Kirchengemeinde St. Hippolytus:
- Kto. 162, Nr. 4, 6, 41
- Kto. 210, Nr. 32, 37, 39, 40
- Kto. 400, Nr. 19
- Kto. 401, Nr. 5
- Kto. 746, Nr. 22
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