Willi Mai

Willi Mai

Willi Mai (* 21. November 1912 in Pirmasens; † 9. März 1945 in Székesfehérvár; eigentlich Friedrich Wilhelm Mai) war ein deutscher Volkskundler in der Zeit des Nationalsozialismus. Als Wissenschaftler lebte er in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Willi Mai legte 1938 die wissenschaftliche Staatsprüfung für das höhere Lehrfach in Deutsch, Geschichte und Erdkunde ab und wurde im selben Jahr aufgrund der Dissertation Die pfälzischen Volkssagen und ihre gestaltenden Kräfte; Teil I: Sagen aus religiösem Erlebnis nach der mündlichen Prüfung summa cum laude promoviert.

Er ging dann auf Empfehlung seines Referenten, Prof. Otto Maußer der Albertus-Universität Königsberg, an das „Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung, Berlin“, um dort den zweiten Teil seiner Doktorarbeit als Vorbereitung auf die Habilitation weiterzuverfolgen.

Nach der Angliederung des Zentralarchivs an die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V.“, welche der Schutzstaffel (SS) unterstellt war, wurde er bereits kurz nach seinem Dienstantritt aufgefordert „pro forma“ der SS beizutreten, was er letztlich auch tat. Hieraus resultierten jedoch auch private Probleme im Zusammenhang mit der geplanten Hochzeit mit Marianne Direder.

Zwischen September 1938 und April 1939 wurde Willi Mai mehrfach aufgefordert, „vormilitärischen Dienst“ in der SS zu tun, was er mit der Begründung ablehnt, er sei erstens Leutnant der Reserve und habe ein Jahr freiwilligen Heeresdienst abgeleistet und zweitens wissenschaftliche Arbeit zugesagt bekommen und gedenke zu arbeiten. Nach weiterer Weigerung und einem schriftlichen Verweis wurde er im Mai 1939 fristlos entlassen und gleichzeitig zum einfachen Soldaten degradiert.

Dennoch wurde er für die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V.“ weiterhin als Mitarbeiter eingesetzt und erhielt hierbei auch den Befehl, unter der Gesamtleitung von Wolfram Sievers bei der im Juli 1940 konstituierten „Kulturkommission Südtirol“ als Leiter der Abteilung „Volkerzählung“ tätig zu werden.

Die „Kulturkommission Südtirol“ wurde von Heinrich Himmler eigens dazu eingerichtet, gemäß dem Hitler-Mussolini-Abkommens die Umsiedlung der Südtiroler im Rahmen der Option in Südtirol zu organisieren und hierzu wichtiges „Volksgut“ zu erhalten.

Seinem Auftrag gemäß sammelte Mai bis Anfang März 1941 ca. 2000 Belege von Volkerzählungen. Er zog hierzu mit Notizblock oder Tonbandaufnahmegerät durch Südtirol, um Erzählungen, wie Sagen, Schwänke, Schnurren und Witze, aus Südtirol und dem Kanaltal aufzunehmen.

Die als Makel empfundene Degradierung und die darauf folgenden Überwachungen (viele seiner Feldpostbriefe kamen geöffnet an) brachten ihn dazu, sich 1941 freiwillig für die Leibstandarte-SS Adolf Hitler für den Fronteinsatz zu melden. Er wurde daher im Dezember 1941 eingezogen und nahm am Krieg gegen die Sowjetunion teil.

Ab September 1942 war Mai im „Germanischen Wissenschaftseinsatz“ für die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V.“ in den Niederlanden tätig, bevor er im Frühjahr 1943 erneut eingezogen wurde.

Mai fiel am 9. März 1945 als Oberleutnant in Székesfehérvár in Ungarn.

Siehe auch

Südtiroler Sagen

Werk

  • Sagen, Märchen und Schwänke aus Südtirol, Band 1: Wipptal, Pustertal, Gadertal, Gesammelt von Willi Mai, herausgegeben mit Anmerkungen und Kommentar von Leander Petzoldt im Auftrag der Gesellschaft für Tiroler Volkskultur, Tyrolia-Verlag Innsbruck, Wien 2000 ISBN 3-7022-2227-8
  • Sagen, Märchen und Schwänke aus Südtirol, Band 2: Bozen, Vinschgau und Etschtal, Gesammelt von Willi Mai, herausgegeben mit Anmerkungen und Kommentar von Leander Petzoldt im Auftrag der Gesellschaft für Tiroler Volkskultur, Tyrolia-Verlag Innsbruck, Wien 2002 ISBN 3-7022-2228-6
  • Die pfälzischen Volkssagen und ihre gestaltenden Kräfte : (Sagen aus religiösem Erlebnis) , Borna : Noske 1940 Zugl.: Königsberg, Phil. Diss.

Literatur

  • Reinhard Olt, FAZ, März 2001: Volksüberlieferung als Politikum – Die Sammlung Willi Mai: Auftrag des „Ahnenerbes der SS“.
  • Leander Petzoldt: Wie politisch sind Sagen? Anmerkungen zur Edition der in der Optionszeit gesammelten Volkserzählungen aus Südtirol. In: Der Schlern, Heft 1/2001
  • Heinz Degle, Erlebte Geschichte : Südtiroler Zeitzeugen erzählen - 1918 - 1945, Bozen : Verl.-Anst. Athesia 2009 ISBN 978-88-8266-334-6

Weblinks


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