Willy Anker

Willy Anker

Willy Anker (auch: Willi Anker; * 17. Januar 1885 in Kleinbauchlitz; † 4. Juni 1960 in Meißen) war ein deutscher Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anker schloss 1902 eine Drechslerlehre ab. 1907 trat er in die SPD ein, wo er ehrenamtlich tätig wurde. Von 1923 bis 1933 war er Meißner SPD-Ortsvorsitzender und Abteilungsleiter der Meißner Volkszeitung. Öffentlich trat er für den Schutz der Weimarer Republik gegen ihre inneren Feinde auf.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde die Volkszeitung im März von der SA besetzt; Willy Anker wurde am 8. Mai 1933 verhaftet. Bis Ende Juli war er im berüchtigten KZ Hohnstein inhaftiert, danach stand er unter Hausarrest und später unter Polizeiaufsicht. Seine Erwerbsmöglichkeiten waren eingeschränkt. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 war er erneut kurz in Haft.

Schon Ende April 1945 hatte sich der Meißner Superintendent Herbert Böhme beim SS-Standortkommandanten für den Verzicht auf die Verteidigung der Stadt eingesetzt. Er wurde zum Tode verurteilt und zur Hinrichtung in ein Dresdner Gefängnis eingeliefert, aus dem er am 7. Mai, nach dem Einmarsch der Roten Armee, befreit wurde.

Am 6. Mai 1945, als das zur Festung erklärte Meißen von Einwohnern unmittelbar evakuiert und verteidigt werden sollte, verschaffte sich Willy Anker als Sprecher der vor dem Rathaus versammelten Bürger in Begleitung des jungen Antifaschisten Fritz Walther Zugang zur Ratssitzung und forderte die kampflose Übergabe der Stadt. Abgewiesen und mit sofortiger Erschießung bedroht, rief er dennoch die Bürger vom Rathausbalkon dazu auf, in der Stadt zu bleiben und die Rote Armee freundlich zu empfangen.

Am 9. Mai 1945 wurde Anker vom sowjetischen Stadtkommandanten zum 2. (stellvertretenden) Bürgermeister berufen. Ende Mai war er am Beitritt von 30 Sozialdemokraten in die KPD beteiligt und wurde schließlich SED-Mitglied. Von 1948 bis 1950 war er bis zu seiner Verrentung Stadtrat für Handel und Versorgung.

Ehrungen

Zwischen 1975 und 1990 war in Meißen eine Straße nach Willy Anker benannt. In der gleichen Zeit gab es am Rathaus eine Gedenktafel. Außerdem bekam die 6. Oberschule in Meißen den Zusatz „Willy-Anker-Oberschule“.

Zum 65. Jahrestag der Befreiung wurde auf dem Meißner Marktplatz eine Bronzetafel eingelassen zum Andenken an die Meißner Bürger, die 1945 halfen, ihre Stadt vor der Zerstörung zu bewahren. Der Name Willy Anker wird dort aber nicht erwähnt.[1]

Weblinks

Literatur

  • Gerhard Steinecke: Unser Meißen 1929–2004. Meißner Tageblatt Verlags GmbH 2004, Kap. 2 und 3.
  • Gerhard Steinecke: In Erinnerung an das Kriegsende vor 60 Jahren - April/Mai 1945: Kriegsschauplatz Meißner Land. In: Meißner Amtsblatt. 4/2005 vom 22. April 2005, S. 6
  • Gerhard Steinecke: Mitgestalter der Stadtgeschichte: Willy Anker - Verbunden mit der neuen Macht? Meißner Tageblatt 15. Juni 2006.
  • VVN-Akte „Willy Anker“. Sächsisches Staatsarchiv, Hauptarchiv Dresden.
  • Jeanette Michelmann: Die Aktivisten der ersten Stunde. Die Antifa 1945 in der sowjetischen Besatzungszone zwischen Besatzungsmacht und Exil-KPD. Diss., Philos. Fak. der Universität Jena 2001, Abschnitt 3.2.4. (als pdf-Datei hier)
  • Mike Schmeitzner: Willy Anker und andere Meißner Sozialdemokraten unter Hitler und Stalin. Vortrag am 6. November 2006 in Meißen, Friedrich-Ebert-Stiftung.
  • Günter Naumann Stadtlexikon Meißen. Sax-Verlag Beucha 2009, S. 75
  • Tourist-Stadtführer: Meißen. VEB TOURIST Verlag, Berlin und Leipzig 1981, S. 17–19
  • Hans-Joachim Mrusek: Meißen. VEB E.A. Seemann Verlag, Leipzig 1978, S. 88 f

Einzelnachweise

  1. Meißner Stadtrat nennt keine Namen in Neues Deutschland vom 3. April 2010

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