- Wissenschaftskolleg zu Berlin
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Das Wissenschaftskolleg zu Berlin e. V. (englisch: Institute for Advanced Study, Berlin) ist ein interdisziplinäres Institut für Fortgeschrittene Studien. Es wurde 1981 mit Sitz in Berlin-Grunewald gegründet und beruft jeweils auf ein Jahr 40 „Fellows“ von hohem akademischen Rang aus den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zu von diesen frei gewählten Forschungen – dazu auch stets ein bis zwei Komponisten bzw. Schriftsteller. Es wird von einem Rektor geleitet, bis 2006 von dem Staatsrechtler Dieter Grimm. Zum Nachfolger ab April 2007 wurde für fünf Jahre der Klassische Archäologe Luca Giuliani gewählt. Das Amt wurde ihm am 22. März 2007 – die Festrede hielt der Historiker Jürgen Kocka – übergeben.
Inhaltsverzeichnis
Charakterisierung
Das Wissenschaftskolleg ist das erste und berühmteste Institut seiner Art in Europa. Zahlreiche bedeutende Monografien sind dort entstanden. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es ein „Ritterschlag“, an das Kolleg berufen zu werden.
Die Fellows leben (ggf. mit Familie oder Lebensgefährten) im Kolleg, haben die vorzügliche Bibliothek des Kollegs mit eingespielten Leihdiensten zur Verfügung, treffen sich täglich zu einer Mahlzeit und dienstags zu einem Vortrag eines Fellows. Im Übrigen sind sie in ihrer Arbeitsform frei. Für deren beruflichen Aufgaben bezahlt das Kolleg in diesem Jahr die Stellvertretung.
Es ist überdies Ort zahlreicher wissenschaftlicher Konferenzen, Vorträge und künstlerischer Darbietungen und Mitglied des informellen Netzwerks Some Institutes for Advanced Study.[1]
Rechtsform
Das Wissenschaftskolleg zu Berlin ist rechtlich ein gemeinnütziger eingetragener Verein.
Vereinsgeschichte
1980 wurden die institutionellen Voraussetzungen für die Errichtung des Wissenschaftskollegs geschaffen und der Mediävist und Professor der Literaturwissenschaft Peter Wapnewski zum ersten Rektor des Wissenschaftskollegs berufen. Es zählt damit zu den akademischen Einrichtungen, die ihr Vorbild in einer Institution sehen, deren Name zum Gattungsbegriff wurde: dem 1930 gegründeten Institute for Advanced Study in Princeton, New Jersey. Mit dem Akademischen Jahr 1981/1982 begann die wissenschaftliche Arbeit mit den ersten Fellows. Peter Wapnewski war bis 1986 Rektor, ihm folgten bis 2001 der Soziologe Wolf Lepenies und anschließend der Jurist Dieter Grimm. Seit 2007 ist der Archäologe Luca Giuliani Rektor.
Vereinszweck
Ziel des Wissenschaftskollegs ist es, herausragenden Wissenschaftlern die Chance zu bieten, sich auf ihre selbstgewählten Forschungsarbeiten zu konzentrieren und Anregungen aus anderen Disziplinen und unterschiedlichen nationalen Wissenschaftstraditionen aufzunehmen.
- Es dient der Wissenschaft, indem es anerkannten Gelehrten die Ausführung selbstgewählter Forschungsarbeiten in Berlin ermöglicht. Es fördert die Zusammenarbeit zwischen den Forschern, insbesondere auch zwischen Forschern aus verschiedenen Ländern und Disziplinen, sowie zwischen ihnen und anderen Persönlichkeiten des geistigen Lebens. Es widmet besondere Aufmerksamkeit der Förderung jüngerer Forscher.
- Das Kolleg pflegt die Beziehungen zu den ehemaligen wissenschaftlichen Mitgliedern (Fellows) und fördert zeitlich befristet Projekte, insbesondere wenn sie mit ehemaligen Fellows in Verbindung stehen oder der Gewinnung zukünftiger wissenschaftlicher Mitglieder dienen.
Ordentliche Mitglieder
Ordentliche Mitglieder des Vereins sind die Präsidenten bzw. Vorsitzenden
- der Alexander von Humboldt-Stiftung in Bonn-Bad Godesberg,
- des Deutschen Akademischen Austauschdienstes e. V. in Bonn-Bad Godesberg,
- der Deutschen Forschungsgemeinschaft e. V. in Bonn-Bad Godesberg,
- der Freien Universität Berlin,
- der Humboldt-Universität zu Berlin,
- der Hochschulrektorenkonferenz,
- der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. in Berlin und München,
- der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin,
- der Technischen Universität Berlin,
- des Wissenschaftsrates.
Weitere ordentliche Mitglieder können durch Beschluss der Mitgliederversammlung aufgenommen werden.
Vereinssitz
Der Vereinssitz ist: Wissenschaftskolleg zu Berlin, Wallotstraße 19, 14193 Berlin.
Wissenschaftsstiftung Ernst Reuter
Ebenso wie das Wissenschaftskolleg selbst wurde 1980 die Wissenschaftsstiftung Ernst Reuter errichtet, deren Aufgabe es ist, die für den Betrieb des Wissenschaftskollegs erforderlichen Mittel aufzubringen.
Siehe auch
Literatur
- Dieter Grimm (Hrsg.): 25 Jahre Wissenschaftskolleg zu Berlin 1981–2006. Akademie Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-05-004053-X
- Nicolaus Sombart: Journal intime 1982/83. Rückkehr nach Berlin. Elfenbein, Berlin 2003, ISBN 3-932245-60-1[2]
- Peter Wapnewski: Mit dem anderen Auge, Erinnerungen 1959–2000, Berlin Verlag, Berlin 2006
Weblinks
- Wissenschaftskolleg zu Berlin
- Ein Experiment im Verstehen – Das Wissenschaftskolleg zu Berlin
- Die Gelehrtenrepublik. 25 Jahre Wissenschaftskolleg zu Berlin: Internat der großen Geister. In: Tagesspiegel, 29. September 2006
- Harfensolo aus der Stille. In: Tagesspiegel, 9. September 2009 – Portrait der Kollegs-Bibliothekarin Gesine Bottomley
Einzelnachweise
- ↑ Some Institutes for Advanced Study in der englischsprachigen Wikipedia
- ↑ Richard Schroetter: Herr der Namen. Nicolaus Sombart führt Tagebuch. Deutschlandfunk, 2. Februar 2004, Besprechung von Journal intime 1982/83
Kategorien:- Interdisziplinäres Forschungsinstitut
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