Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow

Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow
Porträt Krjutschkows an seinem Grabstein auf dem Moskauer Friedhof Trojekurowo.

Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow (russisch Владимир Александрович Крючков, wiss. Transliteration Vladimir Aleksandrovič Krjučkov; * 29. Februar 1924 in Zarizyn; † 23. November 2007 in Moskau) war vom 1. Oktober 1988 bis zum 22. August 1991 Vorsitzender des sowjetischen Geheimdienstes KGB.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Krjutschkow wuchs als Sohn eines Arbeiters in Stalingrad (bis 1925 Zarizyn, heute Wolgograd) auf. Während des Großen Vaterländischen Krieges, wie der Krieg gegen Deutschland 1941–1945 in Russland genannt wird, trat er dem Komsomol, der Jugendorganisation der KPdSU, bei. 1944 wurde er Erster Sekretär des Kreiskomitees des Komsomol und wechselte 1946 vom Posten des Zweiten Sekretärs in die Stadtverwaltung von Stalingrad, in der er bis 1954 arbeitete.

Krjutschkow studierte bis 1949 Rechtswissenschaften und war kurzzeitig bei der Staatsanwaltschaft tätig. Nach einem Studium an der Diplomatenhochschule des Außenministeriums wechselte er 1954 in den diplomatischen Dienst.

Als Dritter Sekretär der Botschaft in Ungarn traf Krjutschkow mit Juri Andropow, dem sowjetischen Botschafter in Ungarn, zusammen. Während seiner weiteren Karriere innerhalb der Nomenklatura war er ein Gefolgsmann Andropows. 1956 beteiligte er sich aktiv an der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes.

Nachdem Andropow 1957 Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU für die Beziehungen zu den kommunistischen Parteien und Arbeiterparteien Osteuropas wurde, machte er Krjutschkow 1959 zum Leiter der Sektion Ungarn. Zu dieser Zeit beteiligte sich Krjutschkow an mehreren Büchern über Ungarn und das sozialistische System.

Beim KGB

Als Andropow 1967 Vorsitzender des KGB wurde, wechselte Krjutschkow ebenfalls dorthin. Er wurde zunächst Leiter des Sekretariats der I. Hauptverwaltung (Auslandsaufklärung), später stellvertretender Leiter und schließlich von 1974 bis 1988 Vorsitzender der I. Hauptverwaltung. Ab 1978 war er Stellvertretender KGB-Vorsitzender. 1982 wurde er Generaloberst des KGB und 1984 Abgeordneter der Nationalitätenkammer des Obersten Sowjets. 1986 wurde er Vollmitglied des Zentralkomitees der KPdSU und am 1. Oktober 1988 zum Vorsitzenden des KGB und zugleich zum Armeegeneral ernannt. Ab 1989 war er Vollmitglied des Politbüros der KPdSU.

Ab 1989/90 vertrat er zunehmend eine konservative politische Haltung bei dem Reformprozess in der Sowjetunion. Er war deshalb (zusammen mit Vizepräsident Janajew, Verteidigungsminister Jasow, Innenminister Pugo, Ministerpräsident Pawlow, Politbüromitglied Schenin, den ZK-Sekretären Boldin, Baklanow und Lukjanow) vom 19. bis 22. August 1991 Mitinitiator des erfolglosen Putsches gegen Gorbatschow. Krjutschkow wurde daraufhin als KGB-Vorsitzender ersetzt durch Leonid Wladimirowitsch Schebarschin und danach durch Wadim Wiktorowitsch Bakatin. Krjutschkow wurde wegen seiner Beteiligung am Putsch zu einer Haftstrafe verurteilt, wurde aber später amnestiert.

Während der Präsidentschaft Wladimir Putins war Krjutschkow ein häufiger Gast des Präsidenten; er lobte Putins Politik und ermahnte zuletzt Ende Oktober 2007 die russischen Sicherheitsdienste, gemeinsam den Präsidenten zu unterstützen.

Literatur

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
W. M. Tschebrikow Vorsitzender des KGB
1988–1991
L. W. Schebarschin

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wladimir Krjutschkow — Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow (russisch Владимир Александрович Крючков, wiss. Transliteration Vladimir Aleksandrovič Krjučkov; * 29. Februar 1924 in Zarizyn; † 23. November 2007 in Moskau) war vom 1. Oktober 1988 bis zum 22. August 1991… …   Deutsch Wikipedia

  • Krjutschkow — ist der Name folgender Personen: Borys Krjutschkow (* 1988), ukrainischer Handballtorwart, Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow (1924–2007), russischer Politiker und Geheimdienstmitarbeiter. Diese Seite ist eine Begriffsklärun …   Deutsch Wikipedia

  • Auflösung der Sowjetunion — Sowjetunion (russisch Советский Союз/ Transkription Sowjetski Sojus) war der gängige, auch zu offiziellen Anlässen gebräuchliche Ausdruck für die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), deren Geschichte in diesem Artikel behandelt… …   Deutsch Wikipedia

  • Auflösung der UdSSR — Sowjetunion (russisch Советский Союз/ Transkription Sowjetski Sojus) war der gängige, auch zu offiziellen Anlässen gebräuchliche Ausdruck für die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), deren Geschichte in diesem Artikel behandelt… …   Deutsch Wikipedia

  • Sowjetische Geschichte — Sowjetunion (russisch Советский Союз/ Transkription Sowjetski Sojus) war der gängige, auch zu offiziellen Anlässen gebräuchliche Ausdruck für die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), deren Geschichte in diesem Artikel behandelt… …   Deutsch Wikipedia

  • Zerfall der Sowjetunion — Sowjetunion (russisch Советский Союз/ Transkription Sowjetski Sojus) war der gängige, auch zu offiziellen Anlässen gebräuchliche Ausdruck für die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), deren Geschichte in diesem Artikel behandelt… …   Deutsch Wikipedia

  • Zusammenbruch der Sowjetunion — Sowjetunion (russisch Советский Союз/ Transkription Sowjetski Sojus) war der gängige, auch zu offiziellen Anlässen gebräuchliche Ausdruck für die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), deren Geschichte in diesem Artikel behandelt… …   Deutsch Wikipedia

  • Komitee für Staatssicherheit — Emblem des KGB KGB (russisch Комитет государственной безопасности  anhören?/i, Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti, Komitee für Staatssicherheit) war der Name des sowjetischen Geheimdienstes. Das KGB entstand 1954 als eigenständiges Ministerium …   Deutsch Wikipedia

  • Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti — Emblem des KGB KGB (russisch Комитет государственной безопасности  anhören?/i, Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti, Komitee für Staatssicherheit) war der Name des sowjetischen Geheimdienstes. Das KGB entstand 1954 als eigenständiges Ministerium …   Deutsch Wikipedia

  • Komitet Gosudarstvennoy Bezopasnosti — Emblem des KGB KGB (russisch Комитет государственной безопасности  anhören?/i, Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti, Komitee für Staatssicherheit) war der Name des sowjetischen Geheimdienstes. Das KGB entstand 1954 als eigenständiges Ministerium …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”