- Wladimir Zeev Jabotinsky
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Wladimir Zeev Jabotinsky (hebräisch: זאב ולדימיר ז'בוטינסקי, russisch: Владимир (Зеев) Евгеньевич Жаботинский, [vɫɐˈdʲiˑmʲɪr ʒəbɐˈtʲiˑnskʲɪj]; * 5. Oktoberjul./ 17. Oktober 1880greg. in Odessa; † 4. August 1940 in Hunter[1], USA) war ein führender Zionist sowie Schriftsteller, Redner und Gründer der Jüdischen Legion im Ersten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kindheit und Jugend
Jabotinsky wurde als Sohn einer bürgerlichen Familie geboren. Er wurde im traditionellen jüdischen Sinn erzogen und lernte als Kind den Tanach und Hebräisch, entfernte sich aber bald vom orthodoxen Judentum. Seine Universitätsjahre verbrachte er als Jurastudent in Rom, wo er die Ideen des europäischen Liberalismus aufnahm und eine Art Bohemien wurde. Hier wurde er aber auch stark vom Nationalismus Garibaldis, der allerdings zur Vereinigung Italiens geführt hatte, beeinflusst. In Italien sei er Zionist geworden, sagte Jabotinsky später, nachdem er nach Odessa zurückgekehrt war. Nach seinem Studium wurde er Journalist und schrieb unter dem Pseudonym Altalena für verschiedene Zeitungen zunächst auf russisch, dann auf jiddisch und schließlich auf hebräisch.
Aktivitäten für den Zionismus
1903, zur Zeit des Pogroms von Kischinew, nahm Jabotinsky am sechsten Zionistenkongress teil und identifizierte sich bei dieser Gelegenheit völlig mit der Persönlichkeit Theodor Herzls und dessen Programm des politischen Zionismus. Er entwickelte sich zu einem der beredetsten Sprecher der russischen Juden und zu einem der herausragendsten Redner der damaligen Zeit, der seine Ansprachen gleichermaßen in russischer, hebräischer, deutscher, jiddischer, englischer und französischer Sprache halten konnte.
1908 schickte ihn die Zionistische Exekutive in die Türkei, wo er versuchte, die Unterstützung der osmanischen Behörden zu gewinnen. 1909 besuchte er erstmals Palästina.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er als Korrespondent einer Moskauer Zeitung nach Westeuropa geschickt. Bei seinem Zusammentreffen mit Joseph Trumpeldor in Alexandria schlug er die Gründung einer Jüdischen Legion vor, die unter Führung der Briten das Land Israel von der türkischen Herrschaft befreien sollte. Nach der Formierung des „Ersten Jüdischen Regiments“ (mit einer Menora als Feldzeichen) überschritt Jabotinsky als Kommandant der ersten Kompanie den Jordan und erhielt für diese Tat eine Auszeichnung, die von ihm allerdings kurz darauf wieder zurückgegeben wurde.
Jabotinsky hoffte, die Legion auch nach dem Beginn des britischen Mandats erhalten zu können, doch kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit den Briten. Nachdem dann er während der arabischen Unruhen 1920 darüber hinaus geholfen hatte, die Juden der Jerusalemer Altstadt zu verteidigen, wurde er verhaftet und zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Von Hochkommissar Herbert Samuel wurde er begnadigt und nach nur drei Monaten aus dem Gefängnis von Akko entlassen.
Chaim Weizmann empfahl Jabotinsky für eine Position in der Exekutive der WZO („World Zionist Organization“). In dieser Funktion übernahm er mit die Verantwortung für die Annahme von Churchills Weißbuch von 1922, das Transjordanien von den Bedingungen der Balfour-Deklaration ausnahm.
1923 verließ Ze'ev Jabotinsky, enttäuscht über die britische Politik gegenüber dem Zionismus und über die Versöhnungsbereitschaft der zionistischen Führung, die Exekutive. Im selben Jahr gründete er die Jugendbewegung Betar und die Weltunion der Zionistischen Revisionisten, die eine, 1925 begründete, Abspaltung vom offiziellen, durch Chaim Weizmann repräsentierten Zionismus darstellte und die für den Zionistischen Kongress 1927 neun Mandate erhielt. Die großisraelisch orientierten Revisionisten beriefen sich auf die „ursprünglichen“ Ziele der Juden und lehnten jegliche Kompromisse mit den Arabern in der Frage der jüdischen Besiedlung Palästinas und der Gründung eines Judenstaates ab. [2]
Jabotynski als zionistischer Revisionist
Für eine Teilnahme am 16. Zionistenkongress verließ Jabotinsky 1929 Palästina. Aufgrund arabischen Drucks verboten ihm die britischen Behörden, dorthin zurückzukehren. Seine Unzufriedenheit mit der Politik der zionistischen Führung und ihre Betonung des Nationalismus sowie des Sozialismus war einerseits eine Reaktion auf die Haltung der Briten zu dieser Politik. Die Politik der zionistischen Führung stand andererseits aber auch im Gegensatz zu seinem Ziel der Schaffung einer jüdischen Mehrheit in Israel. Nach dem Erscheinen des Weißbuches von 1930 attackierte Jabotinsky die Briten scharf. Er war der Meinung, die Briten würden den zionistischen Standpunkt eher respektieren, wenn die WZO der Mandatsregierung gegenüber ihr Ziel, die Etablierung eines jüdischen Staates in Palästina, mit jüdischer Mehrheit und beschützt durch eine jüdische Armee stärker vertreten würde.
1931 stellte sich Jabotinsky auf dem Zionistenkongress in Basel gegen Chaim Weizmann, warf ihm zu starke Zurückhaltung bei der Durchsetzung der zionistischen Staatsidee vor und forderte die Annahme einer Resolution, die einen jüdischen Staat zu beiden Seiten des Jordan forderte. Weizmann und die Mehrheit der Delegierten wiesen seine Forderungen als unrealistisch zurück, woraufhin Jabotinsky mit seinen Anhängern die Versammlung verließ.[3]
Jabotinskys Beziehung zu Ben Gurion blieb jedoch bestehen: 1934 schlossen die beiden einen Vertrag, das die Histadrut ablehnte, und infolgedessen blieben die Revisionisten dem Zionistischen Kongress 1935 fern. Im gleichen Jahr gründete Jabotinsky in Wien die „Neue Zionistische Organisation“, deren Programm sein Ziel eines jüdischen Staates beiderseits des Jordan wiederholte und eine großangelegte jüdische Einwanderung mit dem Ziel forderte, die Diasporen in Europa aufzulösen und eine starke jüdische Armee zu gründen. Die Kultur dieses neu zu gründenden Staates, so das Programm, solle auf jüdischen Wertvorstellungen basieren und dessen Staatssprache solle Hebräisch sein und die arabische Minderheit werde in ihm dieselben Rechte genießen, die die Juden als Minderheit erwarten würden: Gleichheit und Autonomie in kulturellen und religiösen Angelegenheiten.
Er versuchte, die Unterstützung europäischer Regierungen für die Einwanderung von 1.500.000 osteuropäischen Juden in diesen neuen Staat zu erreichen. „Es gibt keine Zukunft in der Diaspora. Alle Juden werden dort vernichtet werden. Die sogenannten neuen Kräfte, die sich weltweit erheben, werden das jüdische Volk nicht retten. Die einzige sichere Zuflucht ist Eretz Israel, und wenn wir unser Volk retten wollen, müssen sie jetzt auswandern! Wenn wir die Diaspora nicht liquidieren, wird sie uns liquidieren!“
Während der arabischen Aufstände 1936 bis 1939 wurde Jabotinsky 1937 Oberkommandant der radikalen Terrororganisation Irgun, die Attentate auf Palästinenser und Briten ausübte. In seinem Buch Die jüdische Front (1940) beschrieb er seine Vorstellungen über die jüdische Haltung während des Krieges und danach. Im Laufe der 1930er Jahre wurde Menachem Begin zu einem seiner wichtigsten Schüler und Anhänger, der Anfang 1944 die Führung von Irgun übernahm (und später als israelischer Ministerpräsident amtierte).
Im Februar 1940 ging Jabotinsky in die USA, um um Unterstützung für eine jüdische Armee zu werben. Im August des gleichen Jahres starb er in der Nähe von New York in einem Sommerlager von Betar an einem Herzinfarkt. Seine Beerdigung in Israel wurde von Ben Gurion mit der Begründung abgelehnt: „Israel braucht nicht tote, sondern lebende Juden, und ich sehe keinen Segen in der Vermehrung von Gräbern in Israel“ (in einem Brief vom 7. Mai 1958 an Joseph Lamm vom Bezirksgericht Tel-Aviv).
1964 gestattete dann Levi Eschkol die Überführung seiner sterblichen Überreste und die seiner Ehefrau sowie deren Bestattung auf dem Herzlberg in Jerusalem.
Bedeutung als Übersetzer und Autor
Jabotinsky war ein bedeutender Hebraist. Er übersetzte die zehn Gesänge von Dantes „Inferno“. Sein literarisches Werk besteht aus seiner Autobiographie, Liedern, Gedichten, einigen Theaterstücken, Kurzgeschichten und Novellen, darunter sein 1926 erschienenes Hauptwerk „Samson der Nasiräer“. Seine Übersetzung von Chaim Nachman Bialiks Gedicht „In der Stadt des Schlachtens“ aus dem Hebräischen ins Russische, in dem das Pogrom von Kischinew geschildert wird, erschütterte die assimilierten russischen Juden.
Zitat
- „Meine Nähe zum Zionismus und zu Eretz Israel basierte auf pragmatischen Überlegungen. Es ist das einzige Land, das eine Lösung für die jüdische Heimatlosigkeit bietet. In Eretz Israel stand unsere Wiege, dort wurden wir eine Nation. Dort bildeten wir unseren Glauben an Einen Gott, dort wurden die Ideen unserer Propheten entwickelt, dort wurde das Lied der Lieder zum ersten Mal gesungen. Eretz Israel stattete uns mit allem Jüdischen aus. Volk und Land Israel sind eins. Und auch nachdem wir aus den Grenzen unseres Landes vertrieben worden waren, war unser ganzes Leben der Bewahrung dessen gewidmet, das in Eretz Israel geschaffen wurde.“ (Aus der Autobiographie)
Literatur
- Arthur Koestler: Pfeil ins Blaue. Bericht eines Lebens. 1905-1931. Wien, München, Basel 1953, S. 132-8
- Joseph B Schechtman: The Vladimir Jabotinsky Story. New York, T. Yoseloff, 1956-1961.
- Yaacov Shavit: Jabotinsky and the Revisionist Movement, 1925-1948. London, England; Totawa, N.J.:F. Cass, 1988.
- Tom Segev: Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung. übersetzt von Jürgen Peter Krause. Rowohlt, Reinbek 1995. ISBN 3-498-06244-1
- Shmuel Katz: Lone Wolf: a Biography of Vladimir (Ze'ev) Jabotinsky. New York: Barricade Books, 1996.
Einzelnachweise
- ↑ Lexikon des Judentums, Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 317
- ↑ ↑ *Revisionisten, s. Fußnote auf Seite 33: *Von Wladimir Jabotinsky (*1880, gest. 1940) im Jahre 1925 begründete Abspaltung (Weltunion der Zionisten-Revisionisten) vom offiziellen, durch Chaim Weizmann repräsentierten Zionismus./ aus Leah Rabins Biographie: Ich gehe weiter auf seinem Weg
- ↑ Avi Shlaim : Israel and Palestine, London, 2010, S. 236f
Weblinks
Commons: Zeev Jabotinsky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Jabotinsky Institute in Israel, Ze'ev (Vladimir) Jabotinsky, Biography (englisch)
- Lenni Brenner: The Iron Wall (1984), 1. Jabotinsky: the Early Years (englisch)
- Vladimir Ze´ew Jabotinsky (1880 - 1940)
- Paul Gerhard Aring: Wladimir Zeev Jabotinsky. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1397–1398.
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