Belagerung von Dorsten

Belagerung von Dorsten
Belagerung der Stadt Dorsten
Teil von: Dreißigjähriger Krieg (Hessenkrieg)
Die  Stadt Dorsten im Jahre 1641  von Matthäus Merian.
Die Stadt Dorsten im Jahre 1641 von Matthäus Merian.
Datum 16. Juli 1641–19. September 1641
Ort Dorsten
Casus Belli Als Ausgleich für die Abtretung Oberhessens von Hessen-Kassel an Hessen-Darmstadt hatte Gustav Adolf der Landgrafschaft Hessen-Kassel Teile des Hochstiftes Münster und das Vest Recklinghausen versprochen. Am 9. Februar 1633 wurde das kurkölnisch-vestische Dorsten von den Hessen-Kasselern besetzt.
Ausgang Sieg des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Folgen Abzug der Truppen von Hessen-Kassel aus der Festung Dorsten; Verlagerung des Hessenkrieges in die linksrheinischen Gebiete Kurkölns und das neutrale Herzogtum Jülich
Friedensschluss Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde am 18. September 1641 in Dorsten
Konfliktparteien
Hessen-Kassel Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Befehlshaber
Oberkommandant Johann von Geyso,
Stadtkommandant Emmanuel Kotz,
Oberst Carl von Rabenhaupt (1. Entsatz), Ernst Albrecht von Eberstein (2. Entsatz, nicht mehr am Kampf beteiligt)
Melchior Graf von Hatzfeldt,
Alexander II. von Velen
Truppenstärke
2.000 Mann (Infanterie, Kavallerie, Artillerie), 250 Mann hessisches 1. Entsatzheer aus Haltern, 2. Entsatzheer mit u.a. 3000 schwedische Kürassiere abgezogen von Wolfenbüttel (nicht mehr am Kampf beteiligt) 20.000 Mann
(12 Regimenter Infanterie,
10 Regimenter Kavallerie
30 Stück schwere Artillerie)
Verluste
1.350 gefallen oder verwundet unbekannt

Mit Belagerung von Dorsten wird ein militärischer Konflikt zwischen dem 16. Juli 1641 und dem 19. September 1641 während des Dreißigjährigen Krieges bezeichnet. Die Kontrahenten waren die Landgrafschaft Hessen-Kassel und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

Nach einer Entscheidung des Wiener Hofgerichtes hatte Hessen-Kassel Oberhessen mit der Universität Marburg an Hessen-Darmstadt abzutreten. Für diesen erheblichen Verlust versprach König Gustav Adolf von Schweden im Vertrag von Werben am 22. August 1631 dem Land Hessen-Kassel u.a. Gebiete des Hochstiftes Münster und des kurkölnischen Vest Recklinghausen bei einem Sieg im Dreißigjährigen Krieg.

Am 9. Februar 1633 eroberte daraufhin Hessen-Kassel ohne kurkölnisch-vestische Gegenwehr die Stadt Dorsten und baute sie in den folgenden Jahren durch den hessischen Oberst Dalwig und Johann Adriansch zur stärksten Festung in der Region aus. Bereits im Jahre 1636 wurde unter der Führung von Johann von Götz versucht, Dorsten zurückzuerobern, was aber scheiterte.

Belagerung Dorstens 1641

Am 16. Juli 1641 begann eine zweite Belagerung der Stadt Dorsten durch den kaiserlichen Feldmarschall Melchior Graf von Hatzfeldt und dem kaiserlichen Feldzeugmeister Alexander II. von Velen mit insgesamt 20.000 Soldaten. Dieser Angriff wurde gestartet, weil zuvor der hessische Generalleutnant Kaspar Graf von Eberstein mit einem Teil der Truppen zur Belagerung von Wolfenbüttel abgezogen wurde[1][2]. Während die Hauptmacht der Kaiserlichen Truppen ebenfalls in Wolfenbüttel kämpfte, positionierte Hatzfeld seine Truppen südlich von Dorsten und Velen seine Truppen im Norden. Nordöstlich in den Sandbergen lagerte die Kaiserliche Artillerie mit zunächst 14 Kanonen, die später durch Kurköln bis auf 30 verstärkt wurde. In einem Brief des kaiserlichen Generalwachtmeisters Freiherr von Wendt vom 16. Juli an den Bürgermeister und Rat der Stadt Recklinghausen fordert er zur Verpflegung der Soldaten vor Dorsten eine Lieferung von 3000 Pfund Brot, 16 Tonnen Bier, vier Schlachtrinder, 15 Sack Hafer und einige "Küchensachen"[3]. Ebenso musste die Herrlichkeit Lembeck Lebensmittel zur Verfügung stellen[4]. Hatzfeld ließ zusätzlich Anfang August 1641 vier Halbkartaunen und zwei Feuermörser von Kaiserswerth herbeiholen. Die Soldaten verteilten sich auf 12 Regimenter Infanterie und 10 Reiterregimenter, die umfangreiche Belagerungswerke um die Stadt bauten.

Die Hessen verteidigten sich unter der Führung von Oberkommandant Johann von Geyso und Kommandant Emmanuel Kotz mit 2000 Soldaten, wobei 400 davon zuvor aus Kalkar herbeigezogen worden waren. Weitere von der hessen-kasseler Regentin Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg geforderte Entsatztruppen waren entweder sehr klein (250 Mann unter Oberst Carl von Rabenhaupt aus Haltern bzw. Borken) oder kamen zu spät (Truppen unter der Führung Ernst Albrecht von Eberstein aus Wolfenbüttel).

Am 25. August wurde westlich vom Lippetor eine erste Bresche mit 2000 Kanonenkugeln geschossen, sodass die letzte Schutzwehr zerstört war. Nachdem die Bresche durch die Kanonenkugeln immer größer wurde und die Planungen für den Angriff mit zunächst 2000 Musketieren und 1500 Kürassieren anliefen, gingen die Hessischen Kommandanten am 18. September auf die Kapitulationsbedingungen von Feldmarschall von Hatzfeld ein.

Die Belagerung endete am 19. September. Die Hessen-Kasseler erhielten für ihre verbliebene Besatzung von 650 Mann plus Verwaltungsbeamte und Familien sicheren Abzug. Das Theatrum Europaeum berichtet von einem "jämmerlichen Ruin" der Stadt Dorsten durch die Belagerung.

Hessen-Kassel verlor mit dieser Niederlage die wichtigste Festung am rechtsrheinischen Niederrhein und lenkte in der Folgezeit den Hessenkrieg zusammen mit den Franzosen und Sachsen-Weimarianern in den linksrheinischen Teil des Erzstiftes Köln unter Ferdinand von Bayern und in das neutrale Herzogtum Jülich unter Wolfgang Wilhelm[5].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Manfred Wolf: Das 17. Jahrhundert, S.559 in Wilhelm Kohl: Westfälische Geschichte Bd. 1 (1983)
  2. Julius Evelt: Geschichte der Stadt Dorsten, Dritter Abschnitt S. 96 in Westfälische Zeitschrift Band 26 (1866)
  3. Franz Schneider: Stadt und Vest Recklinghausen während des dreißigjährigen Krieges, S.147-223, dort S. 205 in Westfälische Zeitschrift Band 22 (1862)
  4. Ingrid Sönnert: Die Herrlichkeit Lembeck während des Spanisch-Niederländischen und des Dreißigjährigen Krieges, S.7-35, dort S.34 in Vestische Zeitschrift Band 97/98 (1998/99)
  5. Günther Engelbert: Der Hessenkrieg am Niederrhein (1. Teil), S.65-113 in Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein Heft 161 (1959)

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