- Wolf Ladenburg
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Wolf Hajum Ladenburg (* 25. Januar 1766 in Mannheim; † 9. September 1851 ebenda), Bürger (ab 1809), Händler, Bankier und Gründer (1785) des Bankhauses Ladenburg in Mannheim, Vorsteher der israelitischen Gemeinde zu Mannheim, Mitglied im Oberrat der Israeliten Badens (1825–1845).
Inhaltsverzeichnis
Familie
Ladenburg entstammte einer jüdischen Händlerfamilie aus Neuburg an der Donau und war der Sohn des Hajum Moses Hirsch Ladenburg(er) aus Ladenburg bei Mannheim und dessen Ehefrau Terza Moyses - später nennt sie sich Theresa Grötzinger -, den Stammeltern der Ladenburg-Familie in Mannheim.
Ladenburg heiratete am 22. Juni 1785 in Mannheim Wilhelmine (Mina) Lorch (* 8. Februar 1770 in Mainz; † 9. Februar 1855 in Mannheim), Tochter des Händlers Löw Lorch, Schutzjude in Mainz, und der Riffke Silz.
Sein Enkel Carl Ladenburg (1827–1909), Bankier und Unternehmer, war Mitglied des badischen Landtags und wurde 1907 Ehrenbürger Mannheims.
Sein Urenkel war der bekannte Dirigent Hermann Levi (1839–1900).
Leben
Durch den frühen Tod seines Vaters war Wolf Ladenburg für die Versorgung seiner Mutter und Schwester Deiche verantwortlich und dadurch zur Selbständigkeit gezwungen. So gründet er schon im jugendlichen Alter von nur 20 Jahren, nachdem er 1785 zuvor in Mannheim das Schutzbürgerrecht und die Heiratserlaubnis erhalten hatte, am 21. Juni 1785, genau einen Tag vor seiner Hochzeit mit Wilhelmine Lorch, ohne jegliche kaufmännische Vorbildung ein Juwelen- und Geldhandelsgeschäft, mit dem er später ein Wechselgeschäft verbindet und daraus schließlich das „Bankhaus Ladenburg“ entstehen lässt.
Im Jahr 1803 ist er einer der Vertreter der badischen Juden bei der Huldigungsfeier aus Anlass des Übergangs Mannheims an Baden.
1807 kauft er das Haus Nr.5 im Quadrat F3 für 11.500 Gulden, wovon er 8.000 Gulden bar bezahlt, was seinen Wohlstand dokumentiert, den Rest in bayerischen Staatsobligationen. Das Quadrat F3 gehört zum 4. Stadtviertel, in das zusammen mit dem 3. Stadtviertel die jüdischen Familien verwiesen worden waren. Im selben Jahr ist er beteiligt an der Reorganisation des Lyzeums (später Karl-Friedrich-Gymnasium).
Als Ergebnis des 9. Konstitutionsedikts vom 13. Januar 1809, des sogenannten „Judenedikts“, erwirbt der bisherige „Schutz- und Handelsjude“ Ladenburg das Bürgerrecht und ist in demselben Jahr - zusammen mit dem Hoffaktor Gottschalk Mayer, dessen Sohn Hayum Mayer im Jahr 1806 Ladenburgs Tochter Rebekka geheiratet hatte, - einer der nur fünf Mannheimer Vertreter bei der ersten Landesdeputierten-Versammlung der badischen Juden in Karlsruhe. Wichtigster Beratungspunkt ist die Schul- und Berufsausbildung der Jugend. So ist er auch 1816 Mitbegründer einer israelitischen Privatschule, die 1821 als erste öffentliche Volksschule für Knaben und Mädchen staatlich anerkannt wird.
Im Juni 1816 ist Wolf Ladenburg erstaunlicherweise sogar im Waffenhandel tätig: Er verkauft an König Maximilian I. von Bayern zur Ausrüstung der Frankenthaler Bürgerwehr russische, für das Militär unbrauchbare Gewehre zum Stückpreis von 3 Gulden 20 Kronen, von denen er noch 3.000 Stück besitzt.
1823 kauft er das größere Haus D3, 12 (später D3, 14) und 1832 noch das Nachbarhaus D3, 13 dazu.
Im April 1825 gehört Wolf als „guter Patriot“ zu den Unterzeichnern einer Petition an die 2. Kammer der Ständeversammlung gegen die staatliche Diskriminierung der Juden. Darin heißt es: „Worin liegt der Grund, daß wir in einem Staat, in dem wir schon seit vielen Jahren alle Pflichten als Bürger erfüllen, noch länger der vollen Bürgerrechte entbehren sollen? ..... Freudig erfüllen wir alle Bürgerpflichten und weihen Gut und Leben dem Vaterlande, möchte es nicht länger Fremdlinge, sondern Söhne in uns erkennen und das Gesetz unserer Religionsgemeinschaft nicht mehr mit Verachtung belegen.“ Im Jahr 1832 nimmt Wolf Ladenburg seine Söhne Hermann (1791–1862), Heinrich (1794–1848) und Seligmann (1797–1873) in das Bankhaus auf, das seitdem unter „W. H. Ladenburg und Söhne“ firmiert. Seit Gründung des Eisenbahnkomitees im Jahre 1836 gehört er (oder einer seiner Söhne?) diesem als Mitglied an.
Nach 55 Jahren zieht er sich schließlich 1840 aus dem aktiven Geschäft zurück. Trotz seiner Verdienste um die Stadtgemeinde ist es ihm als Juden verwehrt, sich aktiv in öffentlichen Ämtern betätigen zu dürfen. Die einzige Auszeichnung ist seine Berufung in den Oberrat, die höchste Behörde der israelitischen Landeskirche in Baden. So bleibt ihm nur, sich innerhalb des jüdischen Gemeindewesens als sehr wohltätig und engagiert zu zeigen: An seinem 70. Geburtstag 1836 schenkt er dem Synagogenrat 4000 Gulden in Wertpapieren, jeweils hälftig für das israelitische Krankenhaus und die jüdische Volksschule.
In seinem Testament von 1840 vermacht er 1000 Gulden für den Synagogenbau, 500 für das jüdische Krankenhaus, jeweils 300 Gulden für die israelitischen Armen, für die Marienanstalt und die Kleinkinderschule sowie je 100 Gulden für die protestantischen und katholischen Armen. Gerade hierin zeigt sich Wolfs konfessionelle Liberalität und seine persönlichen Bemühungen um konfessionelle Toleranz. Er gilt auch als Anhänger der Schule des Berliner Philosophen Philip Moses Mendelssohn.
Wolfs letzte Lebensjahre sind überschattet durch den 1845 nach 60-jähriger Ehe eingetretenen Tod seiner Frau Mina und seine Flucht nach Frankfurt am Main im Alter von schon 83 Jahren, als 1849 der badische Aufstand in Mannheim ausbricht. Nur zwei Jahre später stirbt er und wird auf dem neuen jüdischen Friedhof in Mannheim im Familiengrab beigesetzt, das noch heute besteht (Feld C II Fam, Reihe 01, Grab 03).
Wilhelmine Ladenburg, geb. Lorch (1770−1855)
Über Wolf Ladenburgs Ehefrau Wilhelmine Lorch aus Mainz wird berichtet, dass sie eine Mitgift von 8500 Gulden in die Ehe mitgebracht hat. Sie ist klug, fromm und sehr wohltätig: Mit anderen gründet sie den Krankenunterstützungsverein, den sie zeitlebens fördert und dem sie testamentarisch 500 Gulden vermacht. Im Notjahr 1817 wird sie - gemeinsam mit Gottschalk Mayers Ehefrau Eva - als Vorsteherin des Mannheimer Stadtbezirks F3 im „Wohltätigkeitsverein zur Linderung der Hungersnot“ genannt. Auch dem jüdischen Krankenhaus vermacht sie 500 Gulden.
Literatur
- Dr. Leopold Ladenburg: Stammtafel der Familie Ladenburg, Verlag J. Ph. Walther, Mannheim 1882.
- Florian Waldeck: Ladenburg, in: „Alte Mannheimer Familien“, Schriften der Familiengeschichtlichen Vereinigung Mannheim, Selbstverlag, Mannheim 1920 (Neudruck 1986).
- B. Rosenthal: Der Ursprung der Familie Ladenburg, Israelitisches Gemeindeblatt, 13. Jahrgang, Nr. 10, Mannheim 1935.
- Ladenburg, Wolf Hajum. In: Karl Otto Watzinger: Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945. Kohlhammer, Stuttgart 1984, S. 109–110. ISBN 3-17-008696-0.
- Sigismund von Dobschütz: Die Vorfahren der Elisabeth Goldschmidt aus Kassel und Mannheim. - Erstveröffentlichung: Hessische Familienkunde (HFK), Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen, Band 24, Heft 4/1998, Seite 161f., Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt / Aisch, 1998; ISSN 0018-1064. - Neuveröffentlichung mit Ergänzungen und Korrekturen: „Maajan – Die Quelle“, Heft 76, Schweizerische Vereinigung für jüdische Genealogie, Zürich 2005; ISSN 1011-4009.
Weblinks
Commons: Grabtafeln auf dem jüdischen Friedhof in Mannheim – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienSiehe auch
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