- Hermann Levi
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Hermann Levi (* 7. November 1839 in Gießen; † 13. Mai 1900 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Orchesterdirigent und Komponist.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Hermann Levi war der Sohn des hessischen Landesrabbiners Dr. Benedikt Levi und der Henriette Mayer (1807-1842). Seine Mutter entstammte der bekannten Tabakfabrikanten-Familie Mayer in Mannheim. Seine Urgroßväter mütterlicherseits waren der kurpfälzische Hoffaktor Gottschalk Mayer (1761-1835) und der Mannheimer Bankhaus-Gründer Wolf Hajum Ladenburg (1766-1851). Sein Großvater väterlicherseits war der Wormser Rabbiner Samuel Levi, ein Sohn des Rabbiners Wolf Levi in Pfersee bei Augsburg.
Sein Bruder war der Bankprokurist Wilhelm Levi des Bankhauses Ladenburg, der sich später Wilhelm Lindeck nannte und Vermögensverwalter des Komponisten Johannes Brahms wurde.
Leben
Hermann Levi wuchs in Gießen auf. In Mannheim absolvierte er bei Hofkapellmeister Vinzenz Lachner eine Art musikalische Lehre. Von 1855 bis 1858 studierte er am Leipziger Konservatorium. Nach Reisen unter anderem nach Paris übernahm er den Posten des Musikdirektors in Saarbrücken und wechselte 1861 nach Mannheim. Von 1862 bis 1864 war er Chefdirigent der Deutschen Oper in Rotterdam, anschließend bis 1872 am Großherzoglichen Hoftheater Karlsruhe. Dort stand er in freundschaftlicher Verbindung zu Johannes Brahms (die allerdings Mitte der 1870er Jahre zerbrach) und Clara Schumann. Ab 1872 amtierte er als Generalmusikdirektor und Hofkapellmeister am Königlichen Hof- und Nationaltheater in München, bis er sich 1896 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog und in Partenkirchen niederließ.
Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn dirigierte Levi im Juli 1882 die Uraufführung des Parsifal in Bayreuth. Obwohl aus bedeutenden jüdischen Familien stammend, war Levi in die christliche Mythenwelt Wagners hineingewachsen und seit 1871 mit dem Komponisten freundschaftlich verbunden. Wagner selbst wies Kritik, sein „heiligstes“ Werk nicht von einem Juden dirigieren zu lassen, entschieden zurück. Auch nach Wagners Tod 1883 blieb Levi bis 1894 der „Major“ und die rechte Hand der Witwe Cosima Wagner bei der Leitung der Bayreuther Festspiele. Der anhaltende Erfolg der Musik Richard Wagners nach dessen Tod ist eng mit Levis Namen verknüpft. Anfeindungen aus antisemitischen Kreisen belasteten seine ansonsten glanzvolle Karriere.
Levi führte den „Mozart-Zyklus“ in das deutsche Opernrepertoire ein. Er übersetzte selbst die Libretti von Lorenzo da Ponte zu Mozarts Opern Le Nozze di Figaro, Don Giovanni und Così fan tutte ins Deutsche. Diese Übersetzungen erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit und haben sich gegen andere Übersetzungsversuche durchgesetzt; viele Formulierungen daraus wurden geflügelte Worte ("Reich mir die Hand, mein Leben"). Ein Umstand, der die Nationalsozialisten in Verlegenheit bringen sollte: Einerseits sollten Opern nur in deutscher Sprache aufgeführt werden, und andererseits war das Libretto des konvertierten Juden da Ponte auch noch von einem weiteren Juden, nämlich Levi, übersetzt worden.
Levi verfolgte in jungen Jahren zunächst eine Karriere als Komponist: In Paris entstand als sein op. 1 ein an Schumann orientiertes Klavierkonzert in a-Moll, das vom Gewandhausorchester Leipzig uraufgeführt wurde, außerdem eine Symphonie, eine Violinsonate, Klavier- und Kammermusik sowie verschiedene Liedvertonungen. Nach einer harschen Kritik von Brahms an seinen Werken gab Levi jedoch diesen Teil seiner musikalischen Tätigkeit trotz großer Erfolge auf und vernichtete alle Manuskripte. Erhalten geblieben sind lediglich die im Druck erschienenen Werke, zwei Liederzyklen und die Solostimme des Klavierkonzerts.
Bibliografie
- Gedanken aus Goethes Werken, gesammelt von Hermann Levi, Verlagsanstalt F. Bruckmann, München 1901 und öfter
Literatur
- Frithjof Haas: Zwischen Brahms und Wagner. Atlantis, Zürich 1995, ISBN 3-254-00194-X.
- Rolf Schneider: Die Reise zu Richard Wagner. Roman. Paul Zsolnay, Wien 1989, ISBN 3-552-04115-X.
- Imogen Fellinger: Hermann Levi. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 396 f.
- Monika Ryll: Lukas Strauß - Badisches Bürgertum im Kaiserreich. Kleine Schriften des Stadtarchivs Mannheim, Heft Nr.3. Mannheim 1996.
- Josef Stern: Hermann Levi und seine jüdische Welt. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden. Heft 1/1970. Olamenu, Tel Aviv 1970, S. 17-25 (über Levis Judentum und den Antisemitismus Richard Wagners)
- Wendelin Weißheimer: Erlebnisse mit Richard Wagner, Franz Liszt und vielen andern Zeitgenossen. Stuttgart und Leipzig 1898.
Weblinks
Commons: Hermann Levi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Hermann Levi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hermann Levi im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin
- Frithjof Haas: Wer gelitten hat, hat das Recht frei zu sein, Hermann Levi zum 100. Todestag Vortrag Richard-Strauss-Institut Garmisch-Partenkirchen 2000.
- Hermann Levi in den Saarländischen Biografien
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