- Gottschalk Mayer
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Gottschalk Moses Elias Mayer (* 5. April 1761 in Mannheim; † 19. November 1835 ebenda) war kurfürstlich pfälzischer Hoffaktor in Mannheim (1779–1835), Inhaber und Gründer der Firma „Gebr. Mayer Zigarrenfabriken“ (erwähnt 1787), Herr auf Gut Ellerstadt, Kr. Bad Dürkheim (ab 1797) und Erster Vorsteher der israelitischen Gemeinde in Mannheim.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Gottschalk Mayer war der Sohn des Mannheimer Oberhoffaktors Elias Mayer aus Stuttgart und der Judle Geseke.
Nach seiner Verlobung 1782 im hessischen Fulda heiratete er (wohl in Dresden) im Sommer 1783 Eva Lehmann (* 1766 in Dresden, † 1828 in Mannheim), die Tochter des Dresdner Kaufmanns Lehmann Josef Nathan und seiner Ehefrau Bele. Seine Ehe wurde durch den kurpfälzischen Gesandten in Dresden, Theodor Freiherr von Hallberg-Broich, angebahnt und führte zu einer Zusammenkunft in Fulda, wo die künftigen Brautleute Gottschalk und Eva im Beisein der Eltern Verlobung feierten. Nach Berichten seines Sohnes Julius Lehmann war der 21-jährige Gottschalk Mayer nach eigenen Worten bei seiner Verlobung noch „sehr jung, sehr unerfahren und in Fulda selbst, bei der Brautschau, sehr schüchtern“.
Sein Urenkel war der bekannte Dirigent Hermann Levi (1839–1900).
Leben
Gottschalk Mayer wird 1779 schon mit 18 Jahren durch Kurfürst Karl Theodor „in Ansehung der von dessen Vater, Unserm Oberhoffaktor Mayer Elias bewiesenen Treue und Eifer“ zum kurfürstlich pfälzischen Hoffaktor ernannt mit einem „einstweiligen“ Jahresgehalt von 200 Gulden. Später in 1818 soll er nur noch der einzige in Mannheim ansässige Hoffaktor gewesen sein. Er behält den Titel „pfälzischer Hoffaktor“ bis zu seinem Tod in 1835, obwohl Mannheim ab 1803 zu Baden gehört.
Die Brüder Gottschalk und Ignaz Mayer betreiben die gemeinsame Firma „Gebr. Mayer Zigarrenfabriken“ bis zum Jahr 1805 zunächst gemeinsam, bis Ignaz nach München zieht. Bereits im Kriegsjahr 1787 übernimmt diese Firma - trotz der väterlichen Abmachung mit dem Kurfürsten, keine Regierungsgeschäfte mehr tätigen zu sollen - wieder eine bedeutende Lieferung für die pfälzischen Truppen. Auf Intervention des Vaters wird dieses Geschäft jedoch sofort wieder rückgängig gemacht und Ignaz' späterer Schwiegervater Selig Leimen übernimmt dieses Regierungsgeschäft. Die „Gebr. Mayer Zigarrenfabriken“ aber verzichten entsprechend dem seinerzeit ihrem Vater durch den Kurfürsten gemachten Versprechen auf weitere Regierungsgeschäfte und verlegen sich stattdessen auf Kreditgeschäfte.
Von Händlern nun auch zu Bankiers geworden, kaufen sie dem verschuldeten Franz Graf von Sickingen 1797 sein Gut Ellerstadt im Bezirk Neustadt bei Bad Dürkheim ab, bauen dort Wein an und werden nun außerdem noch zu Kaufleuten und Likör-Fabrikanten bzw. -Händlern. Gottschalks Sohn Julius Lehmann nennt in seinen Erinnerungen seinen Vater einen „Manschettenbauern“ - wegen seines „agrarischen Spleens“ trotz Fehlens jeglicher praktischer Erfahrung.
Bedingt durch die Auswirkungen der Französischen Revolution und deren Kriegsfolgen geraten einige regionale Herrscherhäuser in Finanznöte, wie z.B. Carl Friedrich Wilhelm Fürst zu Leiningen-Dagsburg-Hartenburg († 1814), denen Gottschalk Mayer großzügige Kredite ohne jegliche Sicherheiten gewährt. Beide Schuldner zeigen sich ihm erkenntlich, indem sie ihm nach Friedensschluss nicht nur ihre Schulden zurückzahlen, sondern zusätzlich eine Pensionszahlung bis Lebensende garantieren. Herzog Wilhelm von Bayern zahlt so nach einer Verfügung von 1790 jährlich 300 Gulden.
Gottschalks Bruder Ignaz verlässt 1805 die gemeinsame Firma und zieht nach München, um dort zu heiraten.
Im Jahr 1809 ist Gottschalk, der in Mannheim noch immer das Haus G2, 20 bewohnt, das sein Großvater Elias Hayum schon 1751 erworben hatte, zusammen mit Wolf Ladenburg, dem Gründer des Bankhauses Ladenburg, - Ladenburgs Tochter Rebekka hatte 1806 Mayers Sohn Hayum geheiratet - einer von nur fünf Mannheimer Vertretern bei der ersten Landesdeputierten-Versammlung der badischen Juden in Karlsruhe.
In den Jahren nach Friedensschluss kommt es in einem Rechtsstreit aufgrund eines Übersetzungs- und Formfehlers fast soweit, dass Gottschalk Mayer gefährdet ist, seinen gesamten Besitz zu verlieren, wenn er nicht doch schließlich 1813 beim Obertribunal sein Recht bekommen hätte und der Vorgang 1827 endlich abgeschlossen worden wäre.
Im Laufe des Baues einer Orts-Synagoge in Ellerstadt stirbt Gottschalk Mayer im Jahr 1835 - „wie ein Gutsherr geachtet“.
Eva Mayer, geb. Lehmann
Seine Ehefrau Eva Lehmann wird in Dresden in einem Internat erzogen und ist bei der Eheschließung mit ihren nur 17 Jahren wissenschaftlich schon derart gebildet, wie es in damaliger Zeit bei jungen Frauen äußerst ungewöhnlich ist: Sie spricht und schreibt nicht nur reines Hochdeutsch, sondern bis ins hohe Alter auch Französisch und Italienisch, sie spielt Klavier, „ist in den feinsten weiblichen Arbeiten tüchtig, in ihrem Auftreten von feinem Anstand“. Sie bringt 1.000 alte Louis d’or als Mitgift in die Ehe sowie teure Seidenstoffe, Kleider, Spitzen und dergleichen, die selbst nach Jahren noch Aufsehen erregt haben sollen. Am 8. August 1796 wird sie zu Besuch bei ihrem Vater in Dresden erwähnt - in Begleitung von sieben Mägden und einem Diener. Im Notjahr 1817 ist sie - wie auch Wolf Ladenburgs Ehefrau Wilhelmine - Vorsteherin des Mannheimer Stadtbezirks F6 im „Wohltätigkeits-Verein zur Linderung der Hungersnot“.
Siehe auch
- Sein Großvater Elias Hayum (Mayer) (1709-1766), Hof- und Milizfaktor in Mannheim
- Sein Vater Elias Mayer (1733/37-1803), Oberhof- und Milizfaktor in Mannheim
- Sein Nachkomme Emil Mayer (1848-1910), Tabakfabrikant und badischer Abgeordneter und dessen Sohn Max Ernst Mayer (1875-1923), Strafrechtler und Rechtsphilosoph.
- Jüdisches Leben in Mannheim
Literatur
- Sigismund von Dobschütz: Die Vorfahren der Elisabeth Goldschmidt aus Kassel und Mannheim. - Erstveröffentlichung: Hessische Familienkunde (HFK), Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen, Band 24, Heft 4/1998, Seite 161f., Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt / Aisch, 1998; ISSN 0018-1064. - Neuveröffentlichung mit Ergänzungen und Korrekturen: „Maajan – Die Quelle“, Heft 76, Schweizerische Vereinigung für jüdische Genealogie, Zürich 2005; ISSN 1011-4009.
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