Wunibald Müller

Wunibald Müller
Wunibald Müller (mit Mikro) in München 2010

Wunibald Albert Anton Müller (* 21. September 1950 in Buchen (Odenwald)) ist ein deutscher Autor, katholischer Theologe, Psychologe und Leiter des Recollectio-Hauses der Abtei Münsterschwarzach.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wunibald Müller wurde in Buchen im Odenwald als Sohn von Karl Müller und seiner Gattin Klara (geb. Leuser) geboren. An seinem Geburtsort besuchte er die Grundschule und das Gymnasium, von 1963 bis 1972 die Internate St. Mauritius, St. Benedikt und St. Egbert in der Abtei Münsterschwarzach.

1972 machte er das Abitur an der Spätberufenenschule der Karmeliten in Bamberg. Danach studierte er Theologie und Psychologie in Freiburg im Breisgau, Würzburg und Jerusalem. 1979 erlangte er die Diploma in Psychologie und 1978 in Theologie (Thema der Diplomarbeit: „Priester als Seelsorger für Homosexuelle“). Von 1979 bis 1982 erreichte er an der Graduate Theological Union in Berkeley, Kalifornien den „Master of Arts in Marriage, Family and Child Counseling“. 1984 promovierte er in Würzburg mit dem Thema „Homosexualität – Eine Herausforderung für Theologie und Seelsorge“. Auslöser für Müllers Studienthemen und sein späteres Arbeitsgebiet war das jugendliche Bekenntnis eines seiner ältesten und engsten Freunde.[1]

Von 1983 bis 1990 war Wunibald Müller Leiter der Referendates für Pastoralpsychologie und Praxisbewertung und Referent für Priesterfortbildung am Institut für Pastorale Bildung in Freiburg im Breisgau. Seit 1991 ist er Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach.

Wunibald Müller ist seit 1986 mit Ilse Katharina Müller geb. Häuser verheiratet, sie haben zwei Kinder und leben in Würzburg. Ilse Müller ist Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.[1]

Recollectio-Haus

Wunibald Müller hörte während seines Studiums in Kalifornien, dass es in den USA spezielle Einrichtungen gibt („Houses of Affirmation“), in denen sich Priester wegen psychologischer und psychosexueller Probleme therapieren ließen. Die Vision, ein solches Haus der (Selbst-)Bekräftigung in Deutschland zu begründen, verwirklichte Müller in der Abtei Münsterschwarzach mit dem Recollectio-Haus („Recollectio“ (lateinisch) heißt etwa „Versammlung“). Dabei unterstützten ihn zunächst drei Bistümer, 2010 waren es acht Diözesen. Der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, war anfangs eher zurückhaltend, unterstützte aber nach kurzer Zeit seine Idee.[1]

Die Langzeitkurse dauern acht bis zwölf Wochen.[1] Geistlicher Leiter des Recollectio-Hauses ist Pater Anselm Grün OSB; als Fachteam wirken sieben Personen.[2]

Im Rahmen des Bekanntwerden von zahlreichen Fällen von Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche Anfang 2010, erhielt das Recollectio-Haus höhere Aufmerksamkeit. Gemäß FAZ hat sich «kaum ein anderer seit Jahrzehnten so intensiv mit sexuellem Missbrauch, mit Pädophilie und Ephebophilie beschäftigt wie Müller – auch und gerade im Zusammenhang mit Homosexualität und Zölibat».[1]

Positionen

Am Ökumenischen Kirchentag 2010 in München beteiligte sich Wunibald Müller an einer Podiumsdiskussion mit Bischof Stephan Ackermann (Missbrauchbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz), Pater Klaus Mertes (Rektor des Canisius-Kolleg Berlin), Beate Merk (Bayerische Justizministerin), Gerhard Robbers (Evangelischer Jurist) und Andrea Heim von Bund der Deutschen Katholischen Jugend.[3]

Müller forderte, das Priesteramt für Frauen zu öffnen. «Es muss die Frage erlaubt sein, ob die katholische Kirche mit dem Thema sexueller Missbrauch anders umgegangen wäre, wenn auch Frauen in verantwortlichen Positionen etwas zu sagen hätten.» ... «Wir müssen davon ausgehen, dass der Anteil der sexuell Unreifen unter den schwulen Priestern besonders hoch ist, und diese anfällig dafür sind, sexuellen Missbrauch zu begehen.»

Müller sprach sich dagegen aus, Homosexuelle nicht mehr zu Priestern zu weihen. «Die Kirche müsste dann auf wunderbare homosexuelle Priester verzichten. Wir müssen endlich anerkennen, dass homosexuelle Gefühle nicht weniger wertvoll sind als heterosexuelle.»[4]

Schriften

Quellen

  1. a b c d e Peter-Philipp Schmitt: Seelsorge für Seelsorger faz.net vom 18. Mai 2010
  2. www.abtei-muensterschwarzach.de
  3. Sarina Pfauth: „Das unverschämte Opfer“. In: sueddeutsche.de vom 14. Mai 2010
  4. Meike Fries: „Priesteramt auch für Frauen und Schwule“. In: zeit.de vom 15. Mai 2010

Weblinks


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