Yale-Umschrift

Yale-Umschrift

Yale-Romanisierung bezeichnet vier während des Zweiten Weltkriegs zum Gebrauch durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten entwickelte Umschrift-Systeme für die ostasiatischen Sprachen Hochchinesisch, Kantonesisch, Koreanisch und Japanisch.

Die vier Lautumschriften sind jedoch separate sprachbezogene Systeme. Ein Buchstabe kann je nach der transkribierten Sprache für unterschiedliche Laute stehen. Die Yale-Umschriftsysteme wurden in den Vereinigten Staaten zum Teil auch im Unterricht ostasiatischer Sprachen an Schulen und Universitäten genutzt, finden für Chinesisch und Koreanisch heute jedoch kaum noch Verwendung. Für den Chinesisch-Unterricht hat sich beispielsweise die in der Volksrepublik China verwendete standardisierte Umschrift Hanyu Pinyin durchgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Hochchinesisch

Mandarin Yale wurde mit der Absicht entwickelt, die Kommunikation von US-amerikanischem Militärpersonal mit verbündeten chinesischen Streitkräften zu erleichtern. Anstatt das damals gebräuchliche Umschrift-System Wade-Giles zu übernehmen, zog man es vor, ein neues System einzuführen, welches den Bedürfnissen englischsprachiger Leser weiter entgegenkommt.

Hierbei sollten Probleme, welche bei der Verwendung des Wade-Giles-Systems auftraten, vermieden werden. Beispielsweise wurde auf das „Behauchungszeichen“ (in Form eines Apostrophs) verzichtet, mit welchem u. a. zwischen den Lauten [] und [tɕʰ] unterschieden wird. In Wade-Giles wird der erste Laut mit chi, der zweite mit ch'i wiedergegeben. In der Yale-Umschrift wird dagegen ji und chi geschrieben.

Gegenüber Pinyin hat das Yale-System den Vorteil, dass es lateinische Buchstaben und Buchstabenkombinationen in einer Weise verwendet, die der von einem englischsprachigen Leser angenommenen Aussprache näher kommen. Beispielsweise steht in Yale ch sowohl für [tʂʰ] als auch für [tɕʰ], in Pinyin jedoch ch bzw. q. Für xi in Pinyin wird in Yale syi geschrieben und für zh in Pinyin steht jr in Yale.

Kantonesisch

Im Gegensatz zu Mandarin Yale ist die Cantonese Yale Romanisierung für das Kantonesische noch weit verbreitet. Da chinesische Zeichen in der Regel einer Silbe entsprechen, können sie als Kombination von Anlaut und Auslaut mit Markierung des Tones durch diakritische Zeichen oder Zahlen in lateinische Schrift transkribieren.

Anlaut (Shengmu 声母)

b
[p]
p
[pʰ]
m
[m]
f
[f]
d
[t]
t
[tʰ]
n
[n]
l
[l]
g
[k]
k
[kʰ]
ng
[ŋ]
h
[h]
j
[ts]
ch
[tsʰ]
s
[s]
 
gw
[kw]
kw
[kʰw]
y
[j]
w
[w]

Auslaut (Yunmu 韵母)

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a
[a]
aai
[ai]
aau
[au]
aam
[am]
aan
[an]
aang
[aŋ]
aap
[ap]
aat
[at]
aak
[ak]
  ai
[ɐi]
au
[ɐu]
am
[ɐm]
an
[ɐn]
ang
[ɐŋ]
ap
[ɐp]
at
[ɐt]
ak
[ɐk]
e
[ɛ]
ei
[ei]
      eng
[ɛŋ]
    ek
[ɛk]
i
[i]
  iu
[iu]
im
[im]
in
[in]
ing
[ɪŋ]
ip
[ip]
it
[it]
ik
[ɪk]
o
[ɔ]
oi
[ɔi]
ou
[ou]
  on
[ɔn]
ong
[ɔŋ]
  ot
[ɔt]
ok
[ɔk]
u
[u]
ui
[ui]
    un
[un]
ung
[ʊŋ]
  ut
[ut]
uk
[ʊk]
eu
[œ]
  eui
[ɵy]
  eun
[ɵn]
eung
[œŋ]
  eut
[ɵt]
euk
[œk]
yu
[y]
      yun
[yn]
    yut
[yt]
 
      m
[m̩]
  ng
[ŋ̩]
     

Tonformen

Drei der Töne im Kantonesischen sind so genannte ru-Töne (rusheng 入聲), die nur in Silben auftreten, die mit -p, -t oder -k enden. Cantonese Yale verwendet daher zur Beschreibung drei diakritische Zeichen und den Buchstaben h oder alternativ Zahlenwerte von 1 bis 6 nach folgender Tabelle:

Beschreibung Yale-Entsprechung Alternative Tonzahl
Hoher Ton sīn sīk 1
Hoher fallender Ton, 陰平 sìn 1
Mittlerer steigender Ton, 陰上 sín 2
Mittlerer Ton, 陰去 si sin sik 3
Tiefer fallender Ton, 陽平 sìh sìhn 4
Tiefer steigender Ton, 陽上 síh síhn 5
Tiefer Ton, 陽去 sih sihn sihk 6

Im Hongkonger Raum wird von den meisten Sprechern keine Unterscheidung mehr zwischen dem hohen und dem hohen fallenden Ton gemacht. Dies spiegelt sich in der Verwendung der Zahlen als Tonzeichen wieder, wo beide Töne zusammengelegt werden.

Beispiele

Langzeichen Kurzzeichen Romanisierung mit diakritischen Zeichen Romanisierung mit Nummern
廣州話 广州话 gwóng jàu wá gwong2 jau1 wa2
粵語 粤语 yuht yúh yut6 yu5
你好 你好 néih hóu nei5 hou2

Koreanisch

Korean Yale wurde von Samuel Elmo Martin ebenfalls an der Yale University entwickelt und wird auch heute noch verwendet. Allerdings wird sie im offiziellen Gebrauch in Südkorea und auch im Sprachunterricht zunehmend von der auf McCune-Reischauer basierenden Revidierten Romanisierung verdrängt, die von der Nationalen Akademie der koreanischen Sprache entwickelt und vom Ministerium für Kultur und Tourismus im Jahr 2000 veröffentlicht worden ist.

Japanisch

Yale Romanization wird überwiegend von Nicht-Japanern als Eingabesystem für sino-japanische Schriftzeichen am Computer verwendet. Es gibt drei konkurrierende und in Japan anerkannte Transkriptionssysteme zwischen japanisch Schriftzeichen und Rōmaji: das Kunrei-System, das Hepburn-System und das Nippon-System. Das Nippon-System ist eine modifizierte Form des Hepburn-Systems und nach ISO 3602 Strict standardisiert.

Weblinks

Literatur

  • Samuel E. Martin (1992): "Yale Romanization.", A Reference Grammar of Korean, 1st edition, Rutland and Tokyo: Charles E. Tuttle Publishing, 8 ff. ISBN 0-8048-1887-8.

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