Ziehhund

Ziehhund
Berner Sennenhund
Französisches Hundegespann um 1905

Der Hund gilt als ältestes Haustier des Menschen [1]; die archäologischen Funde deuten darauf hin, dass der Hund den steinzeitlichen Menschen primär als Jagdhund begleitete; in nördlichen Regionen wurden Eskimohunde auch als Zugtiere eingesetzt [2]; man spricht von einem Zughund oder Lastenziehhund.

In der Geschichte der Haustierhaltung setzt die Verwendung von Tieren zum Ziehen von Schleife, Pflug, Karre und Wagen (Zugtiere) sowie zum Tragen von Lasten (Tragtiere) ein. In großem Umfang eingesetzt wurden hier Rinder, später dann Pferde eingesetzt. Für einen nennenswerten Einsatz von Hunden gibt es altweltlich keine ärchäozoologischen Belege.

Die Nutzung von Hunden als "Zugtier des armen Mannes" war dagegen zumindest vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert hinein durchaus verbreitet; um 1900 soll es noch rund 150.000 derartige Karrenhunde gegeben haben . Große Hunde sollen sogar anatomisch besser zum Ziehen von Karren und Schlitten geeignet sein als z. B. Pferde, mit Sicherheit war jedoch die Anschaffung und Haltung von Zughunden erschwinglicher. Ein Zughund kann das bis zu drei- bis fünffache seines Körpergewichtes ziehen, so fand er auch bis ins 20. Jahrhundert Verwendung als Wagenzughund. Vorfahren von Hunden wie Rottweiler oder Sennenhund transportierten vor allem Lebensmittel und Waren:

Wer jemals Gelegenheit hatte, am einem Markttag in einem oberösterreichischen Marktflecken zu kommen, oder Tag für Tag die Menge von Boten-, Milch-und Gemüsekarren zur Stadt ziehen sieht, wird nicht so rasch das bunte, prächtige Bild vergessen, zu dem diese Hundegespanne betragen. Es ist eine Freude zu sehen, wie die resolute Marktgeherin in ihrer heimischen Tracht und dem charakterischen Kopftüchl die freudig ziehenden Hunde lenkt“ (Univ.-Prof. Dr. Med. Vet. Joseph Bodingbauer, Wien 1935, zit. in: [1])

Auch das Militär setzt Diensthunde gelegentlich als Zugtiere ein; allein im ersten Weltkrieg sollen 40.000 Hunde als Wach-, Sanitäts-, Telegraphen-, Melde- und Zughunde von den kaiserlichen Streitkräften eingesetzt worden sein.

In nördlichen Ländern und in Sibirien werden Hunde wie der Siberian Husky oder der Samojede auch heute noch als Schlittenhunde eingesetzt. Diese Hunde zeigen im Rudel und im Gespann ein ausgeprägtes Sozialverhalten, das dem innerhalb eines Wolfsrudels ähnelt. Dies wird von den Züchtern ausgenutzt. So gibt es beispielsweise spezielle Hündinnen, die als „Kindergärtnerin“ die Erziehung der Welpen übernehmen. Schlittengespanne mit Hunden waren eine zentrale Grundlage der Kultur im hohen Norden lebender Völker wie den Eskimos in Amerika oder den Tschuktschen in Sibirien.

Im Hundesport werden heute vor allem die nordischen Hunderassen in Hundeschlittenrennen eingesetzt. Beim Mushing angespannt werden typischerweise ein bis acht Hunde (Klassen C, B, A und O), in der offenen Klasse können die Gespanne auch größer sein; mit dem Menschen (Musher) kommuniziert dabei hauptsächlich der Leithund, der meist nicht identisch ist mit dem ranghöchsten Individuum des Rudels. Für sportlich genutzte Hunde gelten eine Reihe von Besonderheiten im Umgang und in der Pflege, die Außenstehenden häufig kurios erscheinen; so werden Hundepfoten von Zugtieren häufig mit Stoffstiefelchen (Bootie) vor Verletzungen geschützt oder das Rudel vor einem Lauf "gewässert", d.h. mit einer wässrigen Suppe gefüttert, um der Gefahr von Dehydrierung vorzubeugen. Für Näheres siehe Hauptartikel Schlittenhund. Im Sommer werden Zughunde mit unterschiedlichsten Ausführungen von Hundewagen trainiert.

Quellen

  1. Vgl. Norbert Benecke: Der Mensch und seine Haustiere. Köln 2001, S. 68 ff.
  2. P. J. Crabtree, D. V. Campana: A new model for the domestication of the dog, in: Mesca Journal 4/1987, S. 98-102

Weblinks

Literatur

  • Susanne Preuß: Der Zughund - einst und jetzt. Kynos Verlag, 2002. ISBN 3933228425.

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